Ach ja, und noch etwas. Das, der oder den Riad, in dem ich hier gelandet bin, fand ich ganz niedlich, jedenfalls so lange kein anderer zum Vergleich anstand. Nun aber war hier ein paar Türen
weiter in einem anderen Riad Tag der offenen Tür, und natürlich bin ich da rein marschiert, weil es interessant aussah. Manoman, ich war vielleicht von den Socken. Ein Schwiezer führte mich durch
die heiligen Hallen, da es von einer Schweizer Firma betrieben wird, die auch in anderen Städten der Welt im Hostel Betrieb tätig ist.
Das Teil besteht 2 Riads, die zusammengelegt wurden, einem älteren und einem frisch renovierten. Alles recht großzügig und geräumig. Allein im Eingangsbereich ließe sich mein Riad fast komplett
unterbringen. Das 8-Bett-Zimmer allein war so groß, dass man woanders dort mindestens 20 oder gar 30 Betten hineingestellt hätte. Groß wie ein Tanzsaal und recht hübsch eingerichtet. Ein Teil der
Einzelbetten war Berberzelt-ähnlich gestaltet, will heißen, dass je 2 Betten paarweise unter einem Zeltdach standen. Hier befand sich ein Waschbecken im Zimmer, während Bad und WC außerhalb
lagen. In die anderen Zimmer war es integriert. Soweit ich sehen konnte, haben sie auch Doppelzimmer, 4-Bett- und 6-Bett-Zimmer. Und wahrscheinlich auch Einzelzimmer. Es gibt einen kleinen
Swimmingpool, eine Dachterrasse, eine Küche, in der man selber kochen konnte und ein Restaurant. Das Bett im 8-Bett-Zimmer sollte im Moment als „special offer“ nur 16 Euro ~ also 6 mehr als hier
~ kosten. Und überall gab es versteckte Ecken mit Lümmelsofas, in und auf die man sich zurückziehen konnte, wenn man wollte. Free WIFI gab es nahezu in jeder Ecke und das Frühstück war auch hier
incl.
Fast war ich ein wenig bedröppelt, dass ich mich nicht dort einquartiert hatte und beschloss, mir dieses Riad Amazigh ~ wie es heißt ~ noch für ein oder 2 Nächte zu gönnen, bevor ich Marrakesch
dann in Richtung Atlasgebirge und Wüste verlassen würde.
Bevor es jedoch so weit sein würde, hatte ich noch einiges auf dem Schirm, so war ich immer noch nicht im Jardin Majorelle gewesen, im Menara Garten, dem Cyber Park und musste mir auch noch
dringend darüber klar werden, wie es denn nun weitergehen sollte und was ich dafür zu tun hatte.
Nun denn, zum Menara Garten zu kommen, musste ich meine Füße ordentlich unter die Arme klemmen, denn es sah auf der Karte mal wieder näher aus, als es dann war. Die Straße zog sich und zog sich
und nirgends Schatten. Wie gut, dass ich mich eingecremt und meinen australischen Sonnenhut dabei hatte. Dennoch wollte ich den Rückweg per Bus oder Taxi machen. Und da ich auch hier nur die
Busse erkennen konnte, aber keine Haltestelle, rauschten sie an mir trotz Handzeichen vorbei, so dass mir nur das Taxi blieb. Und da ich inzwischen ein wenig mehr an Taxi-Erfahrung aufzuweisen
hatte, fand ich dann nach 3 Versuchen auch eins, das mich für 10 Dirham zum Place de Foucauld brachte. Ich hatte einfach keinen Bock, den den heißen und schattenlosen langen Weg auf Schusters
Rappen auch zurück zu laufen. Zumal ich mir diesen Park, wie auch den Cyber Park ~ bis auf die kleine Ausstellung Marokkos Telefon Geschichte ~ eigentlich hätte schenken können. Vielleicht bin
ich zu verwöhnt worden, was schöne Parks angeht.
Und so gefiel mir zwar der Jardin Majorelle auf eine gewisse Weise ~ wahrscheinlich, weil der ursprüngliche Garten von Yves Saint Lauraine etwas eigenwilliger umgestaltet worden war, bevor er ihn
wieder der Stadt vermachte. Aber in die Reihe der Gärten am anderen Ende des Globus konnte auch er sich nur irgendwo einreihen. Da gab es weitaus interessantere und schönere. Zumal ich die
meisten Pflanzen und Bäume in ihrem eigentlichen Umfeld hatte wachsen und blühen sehen. Selbst hier war es nicht ganz einfach, trotz Karte, den Weg zum Park zu Fuß zu finden. Zumal ich auf dem
Weg dorthin auch noch einen kleinen Abstecher zum „Gare Routiere“ machen wollte ~ dem großen Busbahnhof, wo man sein Ticket nach Agadir, Casablanca usw. und sogar bis nach Paris kaufen konnte ~
um mir einige Infos für meine Weiterreise zu holen.
Selbst hier, außerhalb der kleinen Souks, auf den eher „normalen“ Straßen, waren Straßennamen nicht immer zu finden und so habe ich mir den einen oder anderen kleinen Umweg geleistet. Zurück habe
ich mir dann wieder ein Taxi für 10 Dirham gegönnt, da ich zu Fuß doch fast eine Stunde unterwegs gewesen war und mich das Wetter auch diese Mal nicht lockte, den Weg zweimal zu laufen. Dieses
Taxi war zu dem Preis aber auch nicht direkt am Garten zu bekommen, sondern erst einige Ecken weiter. Direkt am Garten ging nichts unter 30 Dirham. Auch hier die gleichen Tricks wie
anderswo.
Das eben über die Gärten Gesagte mag sich vielleicht großkotzig o.ä. anhören, aber es ging mir damals ja schon mehr als einmal so, dass eine Schlucht, ein Wasserfall, ein Tempel oder was immer es
war ~ bei allen Superlativen, mit denen es angepriesen wurde ~ einfach kaum noch durch etwas anderes getoppt werden konnte. Und es ging ja nicht nur mir so, ich hörte es auch immer wieder von
anderen Travellern. Dennoch ist der Jardin Majorelle eine Oase in dieser riesigen Stadt und ein wunderschöner Garten, dem man die Liebe ansieht, mit der er gestaltet wurde und betreut wird.
Leider war das kleine, von außen sehr schnuckelig anzusehende YSL Museum z.Z. „under construction“ und die Preise des Cafés im Garten und für das, was draußen vorm Garten geboten wurde, waren für
alles, was geboten wurde, recht überzogen, wenn man die ansonsten üblichen Preise kannte. Aber so ist es nun mal überall, gelle?
Verdammte Scheiße hoch drei ~ sorry ~ nun ist etwas
passiert, von dem ich angenommen hatte, dass es bei XP und den automatischen Abspeicherungs- und Wiederherstellungsroutinen im Falle eines Absturzes nicht passieren würde und bisher auch nie
passiert ist. Mein gesamtes Geschreibsel der letzten mindestens 2 Stunden ist futsch, weil ich Döspaddel auf Grund der scheinbar so sicheren Gegebenheiten mir das Zwischenspeichern abgewöhnt
hatte. Und dann verabschiedete sich OpenOffice und zeigte diese Daten nach der Wiederherstellung nicht mehr an. Und da ich nun mal nicht der Freak bin, kenne ich auch keine Methode, um evtl. doch
noch an die Daten zu gelangen. Falls es die überhaupt gibt. Shit aber auch. Jetzt werde ich erst mal mein O-Saft Ritual am „grande place“ abhalten und zu Mittag essen. Vielleicht habe ich ja
danach wieder Lust, mich erneut an die Tastatur zu setzen und viiiiielleicht fallen mir die Dinge ja wieder annähernd so ein, wie ich sie vorhin ge- und beschrieben habe. Aber erst einmal werde
ich jetzt noch auf Speichern drücken.
Nach einem lecker O-Saft und ebensolchem Fresschen konnte ich mich tatsächlich aufraffen und die Tastatur wieder unter meine Finger nehmen. Obwohl ich schon einen ziemlichen Rochus hatte. Da ich
aber alles, was ich hier hatte sehen wollen, bereits gesehen hatte, stellte sich nicht mehr die Frage nach einer weiteren Runde durch die Souks. Und so konnte ich mich wieder an meine „Arbeit“
machen. Das Zwischenspeichern wurde ab da wieder zur Routine.
Nun, was die Infos am großen Busbahnhof angingen, waren die Infos des Lonely Planets von 2009 nicht mehr auf dem Laufenden. Denn den „local bus“ nach Asni, einer kleinen Stadt vor dem Dorf Imlil
am Fuße des 4167 m hohen Jbel Toubkal gab es nicht mehr und so wollte man mir dort eines der 240er Mercedes Taxis aufs Auge drücken. Aua, das tat weh, denn das „private taxi“ sollte 400 Dirham
kosten, eine „shared“ Version, bei der sich bis zu 6 Leute das Taxi teilen, gab es angeblich nicht. Na ja, das zumindest das wusste ich schon mal besser um als Nächstes erst mal an einer anderen
Taxi Station nachzufragen, die ich in der Nähe der großen Koutoubia Moschee beim Herumstromern gesehen hatte.
Dort standen bestimmt 100 oder gar mehr dieser Autos. Alle noch im original Taxi-Beige-Ton, aber oft 35 Jahre alt oder älter. Es muss von ihnen tausende oder mehr geben, die überall in Marokko
noch zuverlässig ihren Dienst tun.
Mein Fragen hier ergab, dass ich, wenn sich besagte 6 Personen finden, für 100 Dirham an mein Ziel kommen würde. Was ja immerhin schon eine Ersparnis von 300 MDH bedeutete und sogar noch am
selben Nachmittag möglich gewesen wäre.
Es sollte aber noch besser kommen, denn als ich Kamal im Riad von meinen Ergebnissen erzählte, zauberte er mit dem Begriff „Bab er Rob“ eine weitere Taxi Station am Stadtrand in der Nähe des
Menara Gartens aus dem Hut. Dort koste ein Fahrt im Gemeinschaftstaxi nur zwischen 25 und 50 Dirham, meinte er. Und so war es dann auch, als ich meine Fahrt nach Imlil antrat. Für 30 Dirham bekam
ich meinen Zuschlag und konnte sogar sehen, dass auch die Einheimischen der gleiche Betrag abgeknöpft wurde. Okay, zuerst haben sie natürlich wieder versucht, den doppelten Betrag zu bekommen ~
jedenfalls von mir ~ aber da fehlten noch die restlichen Fahrgäste. Das Angenehmste war, dass ich mir die Rückbank mit einem jungen Paar und ihrer kleinen Tochter teilte, die eh die meiste Zeit
auf Papas Schoß saß und mich groß anschaute, aber durch nichts zu bewegen war, mein Lächeln zu erwidern. Aber das war nicht mehr neu. Fast alle Kinder hier scheinen diese Hemmung zu besitzen,
ähnlich wie bei uns, wo es heute auch sehr schwer ist, einem fremden Kind ein Lächeln abzugewinnen. Der böse Mann könnte ja hinter diesem Lächeln stecken. Nur hier dürfte es andere Gründe haben,
die im religiösen Bereich liegen werden, wie ich vermute. Obwohl ich später an anderen Orten schon noch die offenen Kinder gefunden habe.
Bevor es aber wirklich losgehen sollte, entschied ich mich ganz kurzfristig, noch eine weitere Nacht in Marrakesch zu verbringen, und zwar in dem Riad Amazigh, das ich mir angeschaut und weiter
vorne beschrieben hatte. Ohne dieses Erlebnis wollte ich nicht in den Hohen Atlas fahren.
Was soll ich sagen, es hat sich nicht wirklich gelohnt, denn jetzt, wo ich hier bin, fühlt es sich genauso unpersönlich an, wie in einem Hotel. Die Menschen gehen aneinander vorbei ohne sich
wahrzunehmen, jeder ist halt (s)eine Insel. Hier scheinen auch keine Backpacker zu sein, sondern eher die Normal-Touristen. Obwohl später noch ein paar auftauchten. Aber ich saß erst mal hier auf
meinem Bett im 6 Bettzimmer mit eigenem Bad und hatte es (noch) für mich alleine. Vorhin bin ich aus dem riesigen 8 Bettzimmer wieder ausgezogen, weil nur ein Waschbecken hatte. Um das Klo zu
finden, musste quer durchs ganze Riad in die nächste Etage tapern, um dann neben der Küche des Restaurants fündig zu werden. Obwohl, es gab auch noch 2 Klos am Schwimmbad. Das einzige Bad, was
ich finden konnte, glich eher einem Hamam, hatte keinen Spiegel, dafür aber gemauerte Sitzbänke und befand sich auch neben dem Küchenbereich. Außerdem galt der Sonderpreis nur für das 6er Zimmer,
da hatte ich wohl etwas falsch verstanden. Der riesige Raum gefiel mir zwar besser, aber in meinem Sechser-Zimmer freute ich mich einfach übe das Duschbad mit WC. Und als ich das sah, war klar,
dass ich wechseln würde. Auch wenn es dann abends mit meiner privaten Atmosphäre schon wieder vorbei war, als nämlich ein deutsches Pärchen aus Stuttgart eintraf. Immerhin waren es Backpacker.
Die beiden hatten unterwegs eine Chinesin aus Chengdou getroffen, die in Stuttgart studierte und die sich ihnen angeschlossen hatte. Das halte ich doch auch eine schöne Art, neue Leute aus der
eigenen Stadt kennenzulernen.
Was mir aber auch in diesem etwas unpersönlicheren Riad fehlte, das war der Kontakt mit den anderen, wie Christian aus Österreich, Nirmal aus Indien, dem Knaben mit dem für mich unausprechlichen
Namen von der Insel Mauritius, den beiden Freunden Louis und Conrado aus Brasilien und den anderen Brasilianern jungen Frauen zuvor. Einschließlich des Personals. Das war in meinem ersten Riad
einfach Spitze, halt genauso, wie ich es mag. Falls ich später noch einmal nach Marrakesch zurück kommen sollte, werde ich dort wieder meine Zelte aufschlagen. Interessant fand ich dort auch, als
ich beim Abschied nach einer Donationbox fragte, dass sie keine hätten, und dass ich doch den Betrag an die Bettler auf dem großen Platz verteilen solle. Oder dass sie mir, wenn sie sich
irgendetwas zu essen geholt hatten, was ich noch nicht kannte, unbedingt davon ein Stück zum Probieren abgaben, Fladenbrot mit Leber gefüllt zum Beispiel oder einheimisches Bier. Auch das ist
Marokko.
Und Marokko ist auch, dass es, zumindest zur Zeit ~ wieder gegen 18 Uhr ~ fast täglich zu donnern, blitzen und regnen beginnt, wie auch schon an zwei Tagen zuvor. Bei einem Mal ging zuerst noch
ein kleiner Sturm voraus, der einem den grobkörnigen und feinen Staub des Platzes so richtig um die Ohren und in die Augen fegte. Es fehlte nur der Hagel, wie beim allerersten Mal. Na ja, wie
sagte einer meiner Seminarleiter mal: „Seid doch froh, dass es regnet, dann ist es nicht so staubig.“ Was hier sicher auch zutrifft, wie die staubige Erfahrung zeigte. Und sprühen die Besitzer
der kleinen Shops in den Souks nicht auch aus diesem Grund den ganzen Tag immer mal wieder den Weg vor ihren Geschäften mit Wasser ein? Wobei sie aber darauf achten, nicht zugleich auch einen der
Passanten zu begießen. Wenn ich sie wäre, würde ich mir ja 'nen Spaß daraus machen und die Touris hüpfen lassen.
Wie dem auch sei, selbst auf dem Wüstentrip der drei Stuttgarter hat es geregnet. Jedenfalls erzählten sie davon. Würde mich der Regen auch in Imlil begleiten? Schließlich gelten die Bergtäler in
diesen Monaten noch als die wasserreichsten Gebiete.