Mit Bus, Bahn & Schiff nach Australien usw!

 

Darwin I

 

Etappe 57 ~ von Do. 04.12. bis Fr. 19.12.2008

 

Das Hintertürchen-Wunder blieb allerdings auch in Darwin aus. Na ja, vielleicht auch nicht. Auf jeden Fall aber anders als erhofft. Denn schon in Dili fühlte es sich Wunder-samer-Weise verdammt gut an, als ich die erforderlichen US Dollar aus dem Automaten zupfte und sie im Reisebüro auf den Tisch des Hauses blätterte. Und hinterher fragte ich mich dann, ob ich nun traurig sei, nur um fest zu stellen, dass da keinerlei Gefühle oder Empfindungen in dieser Richtung vorhanden waren. Denn ich hatte ja nun wirklich seit Wochen alles mögliche probiert und versucht, was überhaupt für mich machbar war. So intensiv und so lange habe ich mich wohl selten um etwas, was ich haben wollte, bemüht. Normalerweise hätte ich schon viel eher aufgegeben. Zumal ich ja schon lange der Meinung war, das etwas, was sich nicht leicht gestaltet ~ wenn ich die erforderlichen Dinge tue ~ nicht sein soll oder zumindest zu dem Zeitpunkt noch nicht. Allerdings konnte ich keinen gescheiten Grund finden, warum es nicht sein sollte. Es sei denn, dass mir auf diese Weise die elende Kotzerei auf einem kleinen Boot erspart geblieben ist. Schließlich kenne ich ja meine Seetüchtigkeit nicht wirklich. Aber dieses Gedankengut hatte ich in diesem besonderen Fall völlig vergessen und räumte fleißig alle Knüppel weg, die man mir immer wieder zwischen die Beine schob. Und so freute ich mich riesig darauf, am Abflugtag nachmittags endlich meine Füße auf diesen Kontinent setzen zu können, den ich seit Kindertagen sehen wollte. Das war schon ein beachtlich schönes Gefühl, das alles andere überstrahlte. Yapadapaduh.

Das Ticket hatte ich für 261 USD bekommen. Ein guter Preis, wie ich fand, zumal mir jeder zu erzählten versuchte, dass ich wohl zwischen 400 und 600 bezahlen müsste. Aber in Harvey's Travel Agencie ~ die Henry mir empfohlen hatte ~ gab es halt die Möglichkeit, nach billigeren Tagen und Abflugzeiten zu suchen. So kosteten putzigerweise die Nachmittagsflüge weniger, als die Flüge am Morgen. Am Tag vorher oder nachher, hätte der Flug 337 USD gekostet, usw. usf. Und es waren sogar schon die Gebühren drin, bis auf die 10 Dollar für den Flughafen. Da ich Glück hatte, brauchte ich für mein Übergepäck auch nichts zu zahlen, da der Flieger nicht voll war. Rucksack plus Koffer plus Inhalt sprengten halt die erlaubten 13 Kilo locker.

Und damit war es dann auch schon fast vollbracht. Eine ziemlich langwierige Passkontrolle (ich habe fast ½ Stunde in
Dilli / Timor Leste = Ost Timor auf die Rückgabe meines Passes gewartet), dann noch das Warten bis zum Boarding, bis die zweimotorige Propellermaschine abhob. Und dann war es soweit, dass ich am Do. dem 04. Dezember ~ 2 Tage vor Nikolaus, quasi als leicht verfrühtes Geschenk eines rot gekleideten älteren Herrn mit Rauschebart ~ nun endlich nach 16 Monaten, 3 Tagen und 16 Stunden nach einem gut eineinhalbstündigen Flug kurz nach 16 Uhr in Darwin im Northern Territory landete. Frei von dem normalerweise üblichen Jetlag und sonstigen Beeinträchtigungen eines langen, langen Fluges. Das war vielleicht ein Gefühl, zuerst die Küstenlinie, dann die Stadt und schließlich den Flughafen und das Rollfeld ins Blickfeld zu bekommen und dann nach der Zoll Prozedur außerhalb des Airports meine ersten Schritte zu tun. Der Zoll ging völlig harmlos über die Bühne, keine Hunde, kein gar nix, nur Koffer eben öffnen, die Dinge zeigen, bei denen ich mir im Unklaren war und gut wars. So, wie wir anscheinend auch zuvor während des Fluges nicht mit irgendwelchen Vertilgungsmittelchen besprüht worden waren. Jedenfalls habe ich nichts gerochen. Manoman, das war ja schon fast ergreifend oder so etwas in der Richtung. Ich musste glatt an Columbus denken und wie dem damals wohl zumute gewesen sein mochte, auch wenn er auf der anderen Seite der Erdkugel landete. Und dass ich nun doch fliegen musste, war bereits vergessen. Ja, es war mir inzwischen so was von egal, dass ich es selber kaum glauben konnte. Ich war in Down Under angekommen und nur das zählte noch. Dennoch, ein Teil in mir freute sich riesig und ein anderer war etwas traurig, weil ich nun, nach mehr als 46.000 zurückgelegten Kilometern über Land und Wasser nun die letzten läppischen 738 doch noch fliegen musste. Und so heißt es nun nicht mehr heißen: Mit Bahn, Bus und Schiff nach Australien, sondern nur noch: Mit Bahn, Bus und Schiff fast bis nach Australien. Was ja auch schon was ist. Gelle?

Als ich mir dann in Darwin auf meinen ersten Erkundungsgängen einen Überblick verschaffte, stellte ich fest, dass es hier zwar auch verteufelt heiß war, aber dass die Hitze sich anders anfühlte. Sie erzeugte keine dieser elenden Schweißattacken, die mich immer völlig aufweichten. Okay, ich schwitze auch hier, aber lange nicht so, wie zuvor. Was ich als sehr angenehm empfand. Als ich beim Sonnenuntergang oberhalb der Bucht entlang spazierte, saßen in bestimmten großen und alt aussehenden Bäumen hunderte, gar tausende dieser kleinen grünen Papageien mit den roten Köpfen und machten einen Radau, der ohrenbetäubend war. Wie ich später erfuhr, bevorzugen sie Mahagonibäume, und dass es diese Vögel nur hier gibt, so dass diese Bäume mitsamt der Vögel selbst im Stadtbild absoluten Schutz genießen. Und hin und wieder segelte einer dieser riesigen fliegenden Hunde über meinem Kopf hin weg. Wobei die Biester ja groß und dunkel wie eine Krähe sind. All diese neuen und ersten Eindrücke nahm ich auf und genoss sie, wie lange nicht mehr. Indonesien war nach 5 Monaten ja schon fast ein wenig langweilig geworden. Aber das meine ich jetzt nicht ernst. Es war hier einfach nur völlig anders. So anders, was ich u.a. deutlich und unangenehm an den Preisen bemerkte. Mein Bett im Chilli's Backpacker lag mit 21 Dollar (10,50 Euro) für australische Verhältnisse so ziemlich an der unteren Grenze ~ wenn auch nicht für meine Vor-Australien Zeit ~ und mein erstes Abendessen gehörte mit 35 Dollar (etwas mehr als 17 Euro) zu den teuersten meiner Reise. Jedenfalls nachdem ich Europa den Rücken gekehrt hatte. Da musste ich mir wohl etwas einfallen lassen und auch wieder auf Selbstversorgung umschalten. Obwohl ich mich an die Einzelzimmer gewöhnt und mir das Essen-Gehen in den kleinen Straßenküchen besser gefallen hatte, als mich mit Einkaufen usw. zu befassen.

Tja, und dann verbrachte ich meine erste Nacht im Känguru Land, auch wenn ich noch keines dieser Hüpfer zu Gesicht bekommen hatte. Aber Darwin ist da evtl. noch nicht so ganz der richtige Ort, hier dürften wohl eher die Krokodile von Interesse sein. Ich schlief in einem 4-Bett mixed dorm, wie zuvor schon in Dili, und konnte erneut feststellen, dass ich noch nichts vergessen hatte, was diese Räume auszeichnet. Dass andere sich z.B. genau dann im Zimmer unterhalten wollen, und zwar nachts, wenn ich gerne ein Ründchen geschlafen hätte, und vor allem, dass die Nachtschwärmer bis 10, 11, mittags oder auch noch länger zu schlafen pflegten ~ Zeiten, in denen ich mich im kühlen Zimmer mit meinen Dingen hätte befassen wollen ~ dass Türen sich nicht leise schließen lassen und was es sonst noch so gab. Dieses Mal teilte ich mir das Zimmer mit 3 jungen Travellerinnen und das hatte ich doch auch noch nicht. Einer Irin und zwei Däninnen. Die Bude sah aus, wie ein Mann, der nur Vater von 2 Söhnen ist, sich das Zimmer von solch jungen Dingern vorstellt. Überall lag irgend etwas herum, angefangen bei Schminkuralien, über BH's, Höschen und Röckchen, Lockenstab, Föhn, T-Shirts, Tops und Schuhe für jeden Zweck etc. Bei den vielen Schuhen musste jede von ihnen einen eigenen Rucksack nur dafür haben. Aber die Geschichten über den imensen weiblichen Schuhbedarf sind ja allgemein bekannt. Da man mir meine Treter nicht moppste, kamen wir prima zurecht. So gut, dass ich an einem Wochenende sogar gefragt wurde, ob ich nicht mit ihnen um die Häuser ziehen wolle, was ich dann ohne lange zu fackeln auch tat. Wohl zu ihrer Verwunderung, denn damit hatten sie anscheinend nicht gerechnet. Und wie später herauskam, hatte es ihnen gefallen, als ich ihre Frage ohne zu zögern mit einem
„why not” beantwortete und mit gemeinsam mit ihnen und einem jungen Australier aus Brisbane auf den Zwitsch ging. Später, als sich unsere Wege trennten, wurde gar der Wunsch geäußert, mir irgendwo in DU wieder zu begegnen zu wollen und wir tauschten gar die Handy Nummern aus. Nur schade, dass die Zeiten vorbei sind, in denen aus so etwas mehr werden konnte. Das wurde mir wieder einmal deutlich bewusst. Wie dem auch sei, die drei Mädchen waren schon eine Weile länger in Darwin und hatten, wie fast alle jungen Traveller, das „Working and Travelling Visa“. Sie jobbten halt an den unterschiedlichsten Stellen, house sitting, Frieseurin, im Supermarkt und was es an Jobs so gab.

Interessant an diesem Ausgeh-Abend war aber auch, das Australien das Jugendschutz Gesetz in einer Form wahrnimmt, die ich bei uns, wo sie alle immer so laut danach schreien, noch nicht erlebt habe. Hier musste jeder Jugendliche mit seinem Ausweis oder dem Führerschein nachweisen, dass er 18 war, selbst wenn er aussah, als gehe er bereits auf die dreißig zu. Und so war ich der einzige, der nie gefragt wurde. Aber ohne diesen Nachweis hatte ein Jugendlicher keine Chance, am Türsteher vorbei zu kommen. Und unser junger Australier hätte fast von einem der Cerberusse Prügel bezogen, weil er unbedingt ohne gültigen Frei-Fahrschein in ein Lokal wollte.

Auf jeden Fall war für mich in Darwin und damit in Australien die Zeit der preiswerten Einzelzimmer incl. Privat Bathroom erst einmal vorbei, denn ein Einzelzimmer war schon hier im Chilli's nicht unter 50 Dollar zu haben. Aber die Frage nach einem Dorm hatte sich in den meisten asiatischen Ländern ja auch gar nicht erst gestellt, da es kaum oder gar keine Mehrbettzimmer gab und schon gar keine gemischten. Und ein Zimmer für mich alleine, war ~ wenn mir nicht gerade nach einer noch besseren Bleibe war ~ in Asien fast überall unter 10 Euro zu haben. Nun denn, der Umstieg ins Mehrbettzimmer fiel mir nicht schwer, schließlich hatte ich diese Art zu nächtigen, ja bereits vom ersten Hostel an in Leipzig, dem Central Globetrotter, ausgiebig geübt. Aber der Umstieg auf dieses lange nicht mehr gehabte teurere Preisgefüge machte mir mächtig zu schaffen. Wie ich schon gesagt. Wobei ich erst einmal, außer dem Umstieg auf Selbstversorgung, noch keine Idee hatte, wie ich damit umgehen könnte / sollte / müsste.

Wo war hier bloß gelandet? Ich hatte doch glatt vergessen, wie es war, in einem hochpreisigen Land zu leben und mich daran gewöhnt, mit meinen paar Kröten problemlos über die Runden zu kommen. Und so schön das Ankommen und das Hiersein auch war, aber bei diesen Preisen würde ich noch 'nen Knall kriegen. Hinzu kam, dass ich mich zum allerersten Mal so etwas wie allein fühlte, obwohl es vor Menschen und Backpackern nur so wimmelte. Zumindest das änderte sich nach einer Weile wieder. Aber erst einmal waren alle sooo fürchterlich weit weg, als wären sie irgendwelche Satelliten, die irgendwo und irgendwie um mich herum kreisten. Die Zeiten waren wohl nun endgültig vorbei, wo mir auf 3 Meter Wegstrecke mindestens 2 äußerst freundliche und neugierige Einheimische begegneten oder sich auch der Kontakt zu anderen Backpackern im Nu ergab.

Aber der stärkere Faktor ~ meine Befürchtung, dass meine Taler nicht ausreichen könnten ~ war der Hauptstörfaktor meines Befindens, zumal er wohl verhinderte, dass ich offen auf andere zugehen konnte. Die Aussi Dollars zerrannen mir nur so zwischen den Fingern, so schnell konnte ich gar nicht zum Automaten flitzen. Zweimal hatte ich ihn nun schon in den ersten drei Tagen bemühen müssen, und dabei wusste ich kaum, wofür ich die unkaputtbaren australischen bunten Plastikscheine ausgegeben hatte. Das heißt in einem Fall wusste ich es konkret schon, nämlich für Eis, dass hier ähnlich teuer ist, wie bei uns. Zwei Kugeln kosteten incl. Waffel ca. 1,80 Euro. Wobei das Hörnchen extra bezahlt werden musste, und die Eisdielen so raffiniert arbeiteten, dass sie grundsätzlich nur zwei Kugeln verkauften. Nur eine, wie bei uns, gab es nicht. Was mir aber am meisten zu schaffen machte ~ und das war natürlich mit den Talern eng verwoben ~ war das, was ich hier gerne unternehmen, mir anschauen möchte. Und das ging nur mit einer Tour oder dem eigenen Auto, das auch gemietet sein konnte. Die Touren kosteten alle ein Heidengeld, so dass ich mir das ein oder andere einfach abschminken musste, bzw. nur die Kurzvariante in Frage kam. Um z.B. vom Kakadu Nationalpark ~ der ein riesiges Gebiet von über 20.000 Quadratkilometern umfasst ~ ein bisschen mehr zu sehen, waren für eine 2 Tagestour 300 und für eine 3 Tagestour 400 Dollar hin zu blättern (ca. 150, bzw. 200 Euro). Wobei es je nach Anbieter auch noch ¼ Pfund mehr sein konnte. Und dann gab es ja auch noch den Litchfield Park, die Katherine Gorge und das Arnhemland der Aborigines. Wobei letzteres sogar noch teurer war.

Leider existierte hier nicht die Möglichkeit ~ wie zuvor in Asien überall ~ mit dem öffentlichen Bus durch die Gegend zu fahren. Es hieß also, entweder so eine Tour oder einen Mietwagen zu buchen, der aber leider auch nicht preiswert zu haben war. Und da man zu diesen Zielen nicht mit einem kleinen Stadtflitzer o.ä. fahren kann, da die Straßen diesen ab einem Punkt langsam aber sicher zerlegt hätten, waren für ein passendes Auto, in dem man auch schlafen kann, pro Tag (selbst bei den Billiganbietern) um die 80 / 90 Dollar oder mehr fällig plus Benzin plus Campingplatz Gebühr usw.

Der bei vielen Backpackern beliebte Autokauf war nicht drin, weil ich nicht über zusätzliche 2 oder 3000 Dollar verfügte. Aber selbst Autos in dieser Preisklasse hatten mindestens 250.000 Kilometer auf dem Tacho. Ich habe Angebote gesehen, da wurden für einen Geländewagen, der 460.000 runter hatte, irgendwas über 6000 verlangt. Diese Autos stammen dann meistens aus den 80-ern, bei denen man mit dem Sprit aufpassen und irgendwelche Additive benutzen muss, weil die heutigen Sorten nicht mehr ohne weiteres gefahren werden können.

Ein Ticket für Bus oder Bahn, z.B. Richtung Westküste nach Broome, würde ein 250 Dollar großes Loch in mein Portemonnaie reißen. Nach Perth würde es sogar über 700 Dollar groß sein, nach Adelaide ähnlich groß. Genauso sah es in die andere Richtung nach Sydney usw. aus. Und Buspässe, die man für ein halbes oder ein ganzes Jahr kaufen kann, sind ebenfalls, je nach Strecke, um die 600 bis über 1500 Dollar teuer. Es gibt sogar sogen. Kilometer Pässe, bei denen man eine bestimmte Anzahl an Kilometern kauft, und die können locker 2000 und mehr Dollar kosten. wahrscheinlich ist das für diese riesigen Strecken nicht zu teuer, aber meine Reisekasse war dafür einfach nicht genügend gepolstert. Und so hatte ich nicht die leiseste Ahnung, wie ich das stanzen sollte, denn ein Bett brauchte ich ja ebenfalls überall und zu futtern auch. Und meine Taler wurden weniger und weniger, was mich schon ziemlich kribbelig machte, panisch sogar. Sollte das ~ trotz des momentanen günstigen Wechselkurses ~ nun schon das Ende meiner Verzauberung sein? Schließlich würde sich mein Australien Aufenthalt nicht gut mittels roter Zahlen finanzieren lassen. Allerdings hatte ich immer noch keine brauchbare Idee, zu neu waren all die Eindrücke dieses Landes. Zumal außerdem auch noch die Schauergeschichten über die Wet Season hinzu kamen, die ja hier offiziell schon begonnen haben sollte, auch wenn es in Darwin seit meiner Ankunft noch nicht wirklich heftig geregnet hatte. Aber wenn es das denn dann tun sollte, dann könnte es sein, dass man hier festsitzt und nicht mehr wegkommt, weil kein Bus und keine Bahn mehr fahren kann. Sagte man mir.

Ab Weihnachten, bis Neujahr, sollen sich hier mehr als 100.000 Menschen abseilen, um der Regenzeit zu entgehen. Und obwohl sie noch nicht wirklich eingesetzt hatte, ging manches schon bereits nicht mehr, weil es aus dem Programm gestrichen wurde und erst später, ca. ab April 2009 wieder aufgenommen werden würde. Ein Kroate, der seit 30 Jahren in Australien lebt riet mir dringlichst: Mach dich vom Acker und komm im April, wenn alles vorbei ist, wieder zurück. Dabei müsste auch die nasse Jahreszeit durchaus auch ihren Reiz haben, und ich überlegte, ob ich die Regenmassen und die heftigen Gewitter, von denen immer wieder die Rede war, nicht über mich ergehen lassen sollte, um endlich einmal eine wirkliche Regenzeit zu erleben. Vielleicht im warmen Regen zu tanzen oder nackt hindurch zu laufen. Was ich mir immer schon mal gewünscht hatte.

Bzgl. meines Visums hatte ich mich auch bereits erkundigt. Hier verlangten sie keine Arzt- und Röntgenuntersuchungen, die würden erst fällig, wenn ich länger als ein Jahr bleiben möchte. Ich könnte also auch länger bleiben, was ich trotz meiner momentanen Situation und Verfassung schon interessant fand. Aber die Kontoauszüge wollen sie auch hier sehen, wobei sie mir immerhin verraten haben, dass ich ca. 1000 AUS Dollar pro Monat zur Verfügung haben müsste. Und das würde ja mit meiner Rente usw. ganz gut klappen. Allerdings muss auch der Betrag da sein, den ein Rückflugticket kosten würde, obwohl ich ja den Riesenhüpfer auch dann nicht machen will und entsprechend verhandeln müsste. Für das Long Stay Visum wären 250 Dollar fällig. Ich brauchte also ~ wie es schien ~ dringend 'ne Druckerpresse oder den alten Dukatenesel. Aber um diese Dinge würde ich mich erst Ende Februar 2009 kümmern, da mein eVisa ja bis zum dritten oder gar fünften März galt. Den genauen Ablauf-Tag galt es eh noch herauszufinden.

Tja, so sah es in den ersten Tagen in mir und mit mir aus. Und es hat sich auch noch nicht wirklich verändert, weil das Damokles Schwert meiner Finanzen permanent über mir schwebt. Dabei hätte ich gerne so fröhlich weiter in die Gegend geschaut, wie bei meiner Ankunft. Nur so richtig wollte das noch nicht wieder klappen. So'n Schiet aber auch. Aber wie heißt es doch so schön, kommt Zeit kommt Rat. Obwohl der erst einmal ausblieb, auch wenn ich allen möglichen Leuten ein Loch in den Bauch fragte. Ich erfuhr einfach keine angenehmeren Dinge und verharrte halt in diesem Loch, in das ich so unverhofft gepurzelt war, lernte eine Travel Agencie nach der anderen kennen, um Preise zu vergleichen, und das Greyhound Office, sowie die Verkaufsstelle für die Tickets für den Ghan. Das ist der Zug, der Australien von Norden nach Süden über Alice Springs durchquert. Aber auch hier stolperte ich immer und überall über die Monopolstellungen der einzelnen Verkehrsbetriebe, mit der ich mich wohl oder übel abzufinden hatte. Und auch das Internet, dass hier in Darwin wider Erwarten fast noch beschissener als in Indonesien war, hatte nicht besseres zu bieten. Zumal es andauernd abstürzte. An einem Abend habe ich eine ganze Stunde gebraucht, bis ich von 5 Mails, dann glücklich ganze 3 verschickt hatte.

Wenigstens bekam ich von anderen Backpackern den einen oder anderen Tip, wie sie ihr Weiterkommen von A nach B gestaltet hatten. Nichts grundsätzlich Neues, aber dennoch war es Mut machend, auch wenn die ersten Gehversuche, z.B. einen
„lift” von Darwin, über Katherine, Kununurra, Broome nach Perth zu finden, noch nicht klappten. Aber es holte mich est einmal aus meinem Tief, weil ich wieder aktiv mit der Situation umging und nicht mehr wie das Kaninchen vor der Schlange hockte. Und dazu gehörten auch meine kleinen anderen Aktivitäten, wie z.B. der Besuch der „Fish Feeding Station”, in der sich seit Jahrzehnten bei Flut zig hunderte von Fischen einfinden, um sich das menschliche Fast Food in Form von Toast Scheiben, bzw. Brocken ~ wenn auch ungetoastet ~ schmecken zu lassen. Und genau wie intensive McDonnald User, sahen sie äußerst wohlgenährt und rund aus. Plattfische, Welse, kleine Haie, ausgebüxte Kois und andere unbekannte größere Fische brachten hier das Wasser zum Brodeln. Besonders ein Fisch sah zum Piepen aus. Er war relativ groß, ca. 60 cm lang und fast genauso hoch und ca. 8 cm dick. Dieser Fisch schwamm normalerweise senkrecht, nur wenn er an die Oberfläche kam, um auch etwas von dem Toastbrot zu erwischen, legte er sich komplett auf die Seite, so dass man ihn in voller Größe bewundern konnte und sein ca. 10 Eurostück großes Auge. Er musste das wahrscheinlich so machen, weil sich sein Maul am unteren Ende seines fast quadratischen Körpers befand und er bei dieser Anordnung nie eine Chance auf ein Stück Brot gehabt hätte. Alle anderen hatten es da einfacher, und Kinder, wie Erwachsene ließen sich das Brot von den quirligen Fischen aus den Fingern nehmen. Aber es gab nicht nur diese Fische in Darwin. Ich fand auch ein paar schöne ältere Gebäude, die Tracy, den Wirbelsturm vom Heiligen Abend und dem ersten Weihnachtstag 1974 überstanden hatten und große Vögel ~ Ibisse, wie ich später erfuhr ~ die würdevoll über die Rasenflächen in den Parks stolzierten und mit ihren langen Krummschnäbeln unvorsichtige Würmer und Krabbeltiere aufspießten. Dieser Sturm hatte damals fast ganz Darwin plattgemacht und man hat ihm im Museum des Northern Territory eine eigene eindrucksvolle Abteilung gewidmet. Bis hin zu einem Schallraum, in dem man im Dunkeln die damaligen Tonaufnahmen des Sturms hören kann. Ich fast das Gefühl, gleich von einem durch die Luft fliegenden Gegenstand getroffen zu werden und war schneller wieder draußen, als gedacht, denn es klang schon ganz schön unheimlich. Aber auch der Rest des Museums war absolut sehenswert, so dass ich es mit in die kleine Reihe der für mich interessanten Gebäude dieser Art einreihen konnte. Mehr als 3 Stunden habe ich dort an einem regnerischen Morgen verbracht und über alles Mögliche mehr erfahren. Angefangen bei den giftigen Viechern an Land und im Wasser und die ungiftigen natürlich auch. Und über „Sweetheart“ das wohl größte Salzwasser Krokodil, das man ausgestopft und hier ausgestellt hat, sowie Mineralien, alte und neue Aborigines Kunst, Boote der Inseln, die früher einmal Australien anliefen und was es sonst noch gab. „Sweetheart“ ist ~ wenn ich das richtig verstanden habe ~ seinerzeit ums Leben gekommen, als man ihn umsiedeln wollte, weil er den Siedlungen zu dicht auf die Pelle gerückt und damit zur Gefahr geworden war. Ein beachtlicher Brocken, dem ich nicht unverhofft begegnen möchte.

Ich entdeckte aber auch die ersten betrunkenen und bettelnden Aborigines, die besonders abends das Stadtbild auf die übliche unschöne Art ergänzten, die Betrunkene nun mal bieten. Aber nicht nur das, diese Menschen kamen mir wie Fremdkörper zwischen den Herren des Landes vor. Das waren Bilder, die mich an all das erinnerten, was ich vor meinem Start zuhause an Literatur und Filmen zu diesem Thema gesehen / gelesen hatte. Nur dass die Wirklichkeit vor Ort eine noch eindringlicherer war. Wie mir ein Neuseeländer erzählte, sei der (heute versteckte) Rassismus der Australier immer noch riesig und viele wünschten sich die Zeit zurück ~ die noch gar nicht lange zurück liegt (Anfang des letzten Jahrhunderts) ~ in der Treibjagden auf Aborigines zum Vergnügen gehörten oder dass ein Farmer eher einen Aborigine erschoss, als eine Kuh, um Futter für seine Hunde zu haben, weil das der billigere Weg war. Wenn es nicht all die Belege dieser und anderer Gräueltaten gäbe, könnte ich kaum glauben, dass Menschen anderen Menschen nur auf Grund ihrer Hautfarbe so etwas antun können und es auch noch richtig finden. Und so kann ich den Hass, den hier viele Schwarze auf die Weißen empfinden, gut nachvollziehen. Ich selber hätte nur zu gerne in der gleichen leichten Art und Weise Kontakt zu diesen Menschen aufgenommen, wie zuvor in den anderen Ländern. Aber hier, in der Stadt und auf den Straßen, machten sie einen derart abweisenden Eindruck, dass weder ein Lächeln oder ein Hallo zu ihnen durchdrang. Und wenn doch, dann nur um Geld für Alkohol zu fordern, und entsprechend gezeichnet sahen all diese Menschen auch aus. Ich wünschte mir und hoffte auf andere Bilder und Eindrücke, wenn ich den Aborigines in ihren Communities begegnen würde. Wobei das wahrscheinlich erst später, ab April oder gar erst im Juni nächsten Jahres über die Bühne gehen können würde, weil z.Z. halt nichts mehr ging. Und wie für das Arnhemland galt halt auch für Darwin, dass manches ~ wie der Mindil Beach Market ~ auf Grund der Wetterlage bereits nicht mehr geöffnet war. Auch Didgeridoo Konzerte fanden nicht mehr statt. Und das, obwohl das Northern Territory als Ursprungsland dieses Instruments gilt.

Um mich noch weiter vom Taler-Thema abzulenken, buchte ich dann erst einmal jeweils eine Ein-Tages-Tour zum Kakadu und zum Litchfield Nationalpark, wohl wissend, dass auch solche Touren ihren Preis haben und ein weiteres Loch in mein Budget reißen. Wenn auch ein nicht ganz so großes. Mir war dabei natürlich auch klar, dass sie nur sehr rudimentär sein können und keine Lösung für mein Problem darstellten. Aber mal abgesehen davon, dass interessante Teile beider Parks in dieser Jahreszeit eh nicht mehr angefahren werden konnten, hatte ich ja im Hinterkopf, dass ich es nachholen könnte, wenn ich wieder hier her käme und dann auch Genaueres darüber wüsste, wie und ob ich es mit meinen Mitteln hinkriegen würde. Und trotz der Sparversion waren die beiden Fahrten zu den Parks schon interessant, weil bereits der Stuart und der Arnhem Highway durch eine interessante Landschaft führte, und ich meine ersten kleineren Kängurus am Straßenrand und später noch ein Bergkänguru im Park im Bereich der Felsmalereien zu sehen bekam. Aber auch immer wieder Lizards, Echsen, deren Vorderbeine länger zu sein scheinen, als die hinteren Extremitäten. Auf diese Weise sahen sie aus, wie ein überspannter Bogen, der in senkrechter Stellung über die Straße flitzt. Und jede Menge Vögel, von denen die Kakadus erst einmal am interessantesten waren, insbes. ein Schwarz-Kakadu Pärchen mit orange und rot gemusterten Schwanzfedern. Später kamen dann noch jede Menge grauweiße Seeadler dazu, schwarze und graue Störche und riesige Mengen anderer Wasservögel. Und natürlich die ersten Krokodile beider Arten, das kleinere und normalerweise ungefährliche Süßwasser Krokodil ~ wenn man es nicht gerade stört ~ und das größere Saltie, das Salzwasser Krokodil, das auch Menschen auf dem Speiseplan stehen hat, wenn denn mal ein Unvorsichtiger als Sonderangebot auftaucht und es ihn erwischen kann. Bon appetite.

Die Landschaft hatte für mich etwas leichtes, fast etwas magisches. Entweder war sie flach, wie der Norden unseres Landes oder leicht hügelig mit hin und wieder eingestreuten Felsformationen. Und fast immer war sie ~ abgesehen von den Weideflächen ~ mit lichtem Wald aus kleineren, im oberen Baumbereich silbrig weißen und unten dunklstämmigen Eukalyptusbäumen und unterschiedlichen Palmenarten und Büschen bedeckt. Oft waren die Gräser noch trocken und von der Sonne verbrannt. Aber genauso oft war schon alles leuchtend Grün. Und dazwischen befanden sich kleinere und größere unterschiedlich gefärbte Termitenhügel, die teilweise mehrere Meter hoch waren. Sie konnten das typische Rot haben, wie der Farbton der roten Erde, für die Australien bekannt ist, aber auch ein helles Terrakotta, Grau, Braunrot, Antrazith oder ein tiefdunkles rötliche Violett, Ich entdeckte aber auch immer wieder Flächen, die leise vor sich hinbrannten, weil sie dem uralten Brauch der Aborigines entsprechend angezündet worden waren, um die alte vertrocknete Vegetation abzufackeln. Und zwar ohne jeden Aufpasser, so dass ich mich immer wieder fragte, wieso aus einer unachtsam weggeworfenen Zigarette ein kaum beherrschbares Buschfeuer werden kann, und diese Feuer anscheinend nicht daran dachten, sich auszubreiten. Es muss wohl daran liegen ~ hatte ich mal gehört ~ dass sie regelmäßig jedes Jahr gelegt werden und sich so nie eine zu große Menge an brennbaren Materialien bildet.

Der Name Kakadu Park hat übrigens ~ wie Australien-Kenner wissen ~ nichts mit den Vögeln zu tun, sondern ist abgeleitet von einer Sprache der hiesigen Aborigine
s, die „Gagudju” heißt. Der Park gehört zum größten Teil den Aborigines, die das Gelände an die Regierung verpachteten, damit der Park eingerichtet werden konnte. Er gehört sogar zum Weltkultur- und Weltnaturerbe, weil er halt auf Grund der verschiedenen Lebensräume und Tiere, sowie einigen der bedeutendsten Felsmalereien des Kontinents etwas Besonderes darstellt. Allerdings sind in den Park auch ein paar Uran Minen integriert, die Vater Staat natürlich für sich behalten hat, als das Land an die Ureinwohner zurück gegeben wurde. Wie könnte es auch anders sein. Denn wnn es nach ihnen ginge, gäbe es diese Minen nicht, weil sie ihre heiligen Plätze und Orte zerstören.

Die Aborigines teilen übrigens das Jahr nicht in zwei oder vier, sondern in sechs Jahreszeite
n ein:
Gunumeleng
~ die Vormonsunzeit, die im Oktober beginnt. In der Zeit klettern die Temperaturen auf über 34 Grad, die Moskitos werden zur Plage. Im November kommen dann die ersten Stürme, und der ausgiebige Regen füllt alles wieder auf, was trocken gefallen war.
Gudjeuk
~ ist die Regenzeit, die sich im Januar, Februar und März mit gewaltigen Stürmen fortsetzt, wobei Flora und Fauna in der Hitze und Feuchtigkeit prächtig gedeihen.
Babggereeng
~ ist die Zeit im April, in der weitere Stürme die auf üppige 2 Meter hochgewachsenen Grashalme umknicken.
Yekke ~ ist die Jahreszeit des Nebels von Mai bis Mitte Juni, in der die Luft langsam wieder trockener wird. Die Sumpfgebiete und Wasserfälle sind immer noch voller Wasser, aber die meisten Wege sind wieder passierbar.
Wurrgeng & Gurrung
~ ist das Ende der Trockenzeit im Juli und August. Sie ist vom Wetter her die angenehmste Zeit. Die Tiere und vor allem die Vögel scharen sich um die wieder kleiner werdenden Billabongs (Wasserlöcher), und diese Zeit ist zugleich auch die Zeit der meisten Besucher.

Es war schon äußerst interessant, was alles selbst in dieser Kurzform zu erfahren möglich war. Und so sah ich mir auch die
“jumping crocodiles” an, die als zusätzliche Möglich- und Sehenswürdigkeit auf dem Programm standen. Von Zirkusnummern mit Wildtieren halte ich nämlich nicht viel, aber es machte schon Laune, diesen urzeitlichen Tieren zuzusehen, wenn sie senkrecht meterhoch aus dem Wasser hüpften, um ein Stück Knochen mit Fleisch zu erwischen, den man ihnen vor die Nase hielt, nachdem sie zuvor gemächlich ans Boot heran geschwommen kamen. Allein dieses Herankommen machte einem schon klar, wie es sein würde, wenn man sich aus Versehen oder aus Unkenntnis über die Anwesenheit dieser Viecher ins Wasser begeben würde. Sie strahlten Gefährlichkeit pur aus. Brrrrr. Und nicht umsonst hatte der Skipper davor gewarnt, sich mit irgendein einem Körperteil auch nur um ein paar Zentimeter über die Reling zu wagen, die immerhin auch schon mehr als einen Meter über der Wasseroberfläche lag. Schließlich können sich Krokodile auch völlig unsichtbar unter Wasser anpirschen und dann fehlt einem, wenn man Glück hat, plötzlich nur ein Arm, und kein Crocodile Dundee ist da, der einem das mit seinem großen Messer ersparen kann. Vor diesen Biestern hatte ich auf jeden Fall deutlich mehr Respekt, als zuvor vor den Komodo Dragons. Und an nahezu allen Wasserlöchern, Bächen und Flüssen waren daher Schilder ausgestellt, die davor warnten, mal eben zur Abkühlung hinein zu hüpfen, weil es der letzte Hüpfer gewesen sein könnte. Selbst an den angeblich sicheren Wasserstellen, wie den Wangi Falls, befand sich so ein Schild, obwohl man hier baden durfte und wir uns bei der Hitze dort auch ins kühle Nass stürzten. John, der Busfahrer hatte extra für jeden ein Handtuch dabei. Er konnte sich beim Austeilen seine Späßchen über diese Möglichkeit nicht verkneifen ~ die ich aber auf Grund seines gewöhnungsbedürftigen Aussi Akzents nicht komplett verstand ~ denn theoretisch, wie auch praktisch könnte sich so ein Saltie auf den Weg über Land machen, um nach einem neuen Revier zu suchen und sich dort über Nacht häuslich einrichten. Und irgendwie habe ich dann beim Schwimmen immer mit einem Auge die Wasseroberfläche nach verräterischen Kräuselungen überprüft, wie ich sie zuvor beim Heranschwimmen der Krokodile ans Boot beobachten konnte. Aber es kräuselte sich nichts, wobei es dann wahrscheinlich eh zu spät gewesen wäre. Und so war es schon ein wenig unheimlich, zumal das Wasser an vielen Stellen auch noch dunkel und unergründlich aussah.

John war übrigens nicht nur Fahrer, sondern auch ziemlich gut über die Gegebenheiten informiert. Er konnte zu allem und jedem etwas sagen, kannte die Symbolik der Zeichnungen an den Felswänden und wusste über die Giftigkeit der Planzen bescheid, die er uns auf unseren Wegen zeigte. So warnte er uns z.B. davor, eine kugelrunde schokoladenbraune, recht einladend aussehende Baumfrucht auch nur anzufassen, da ihr Gift zu Blindheit führen könne. Ganz schön spannend, was es in Australien alles an Möglichkeiten gibt, um sich in Gefahr zu bringen. Angefangen bei den Viechern, über die Pflanzen oder auf eventuellen Trips zu wenig Wasser dabei zu haben.

Aber selbst hier an den Wangi Falls, wo es z.Z. eher einen Mangel an westlichen Touristen gab, hörte ich dann plötzlich vertraute Laute. Ein Pärchen aus Deutschland, das gemeinsam in Australien studierte, Ferien hatte und in diesen durchs Land zog. Die Zeiten der Exklusivität, als einziger unter Einheimischen zu sein, sind hier endgültig vorbei. Zumal sich ja auch die Aussis rein äußerlich erst einmal nicht von Europäern unterscheiden. Und den
wahren „locals” bin ich ja bisher nur sporadisch und nicht in den besten Situationen begegnet.

Nach dem ganzen Hin und Her, meinen ersten Exkursen in die beiden National Parks und meinen Überlegungen, wie es weiter gehen könnte, fasste ich dann den Entschluss ~ um nicht noch länger in Darwin kleben zu bleiben ~ mir als erstes ein Greyhound Ticket nach Broome zu kaufen, das mir erlauben würde, unterwegs aus zu steigen und und im Ort meiner Wahl zu bleiben. Das wäre dann mein erster Schritt Richtung Westküste und Perth gewesen. Ich musste diese Strecke nur innerhalb 7 Tagen hinter mich bringen. Auf diese Weise hatte ich vor, mir z.B. in Katherine die Katherine Gorges anzuschauen. Das sind Schluchten, die mit einem Boot oder in der Dry Season auch mit dem Kanu befahren werden können. Und das halt deutlich preiswerter, als es von Darwin aus möglich war. Die Kimberleys waren leider nicht mehr möglich, da bereits gesperrt. Bevor ich aber mein Ticket kaufen konnte, traf ich Jürgen, der mich mit seinem Auto nach Katherine mitnehmen wollte, wenn er es nicht in Darwin verkauft bekäme. Für mich leider, für ihn erfreulicher Weise, ging der Deal dann aber doch über die Bühne, so dass ich schon auf mein Vorhaben des Ticketkaufs zurück kommen wollte. Doch nun tauchte eine völlig andere Perspektive durch Lars auf. Einen weiteren Deutschen, der anbot, gemeinsam mit ihm und seiner Freundin Maria in einem Wohnmobil nach Sydney zu fahren, das er für Apollo, eine Auto Vermietung, dorthin bringen sollte. Auch Jürgen wollte anfangs mit von der Partie sein. Allerdings hätte er dafür seinen bereits gebuchten Flug von Darwin nach Sydney in den Sand setzten müssen, was ihm dann doch zu teuer war. Und so fuhr er nur bis Katherine mit, um seine Wartetage bis zum Abflug zu überbrücken. Für mich aber war das natürlich wieder etwas, dem ich beim besten Willen nicht widerstehen konnte, obwohl ich eigentlich jetzt noch gar nicht an die Ost-, sondern an die Westküste wollte. Aber diesem Prickeln musste ich einfach folgen. Zumal sich die Kostenseite traumhaft günstig darstellte. Pro Tag sollte das Unternehmen 1 Dollar kosten, also 7 insgesamt + einer kleinen Zusatzversicherung i.H.v. 30 Dollar, die die übliche sehr hohe Selbstbeteiligung im Falle eines Unfalls auf 100 oder 200 Dollar reduzierte. Von der Firma wurden 500 Dollar für Sprit beigesteuert, so dass bei fast 4000 Kilometern evtl. noch ein paar Dollar ein zu kalkulieren waren, je nach Fahrweise. Und natürlich Verpflegung und Gebühren für einen Stellplatz auf dem Campingplatz, falls wir nicht die koste
nlosen „rest areas” ansteuern könnten. Als Besonderheit kam hinzu, dass die beiden zusätzlich 2 Extra-Tage gebucht hatten, die bei so einem großen Wohnmobil, das 6 Schlafplätze bot, mit 70 Dollar pro Tag gnadenlos günstig waren. Und all diese Kosten würden durch drei geteilt. Das war doch genau das, was mir aus der Patsche helfen würde und mir war klar, dass ich das gut auch in meine Planung einbeziehen könnte, wenn es darum ging, weiter zu ziehen. Dann würde halt meine Reiseroute eher in einem unverhofften Zickzack verlaufen und nicht den Konturen des Kontinents folgen. Aber war das nicht egal, wenn ich auf diese Weise die teuren Bus- und Bahntickets vermeiden konnte? Ich sagte ja, kommt Zeit kommt Rat.

 

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Darwin Fotos