Penang, Medan & mehr
Etappe 50 ~ von Do. 28.08. bis Di. 09.09.2008
Tja, gebraucht ist gebraucht. Und so wurde es nix mit dem „Wie-Neu“ auf die Fähre
klettern. Denn der Durchmarsch hielt an, und dann landete ich nach einem
anstrengenden Tag zum zweiten Mal auf der Insel Penang, in Malaysia. Und auch wenn
Penang erst einmal wie ein Rückschritt nach Malaysia aussehen mag, gehörte dieser Schritt für mich doch zu Indonesien, da ich ja nur in Malaysia (oder Singapur) ein neues 60 Tage Visum bekommen
konnte. Dieser Abstecher war also zwingend erforderlich, auch wenn sich der Tag wirklich grauslig entwickelte. Ich sollte um 8 Uhr 30 am Ticket Office sein, wo der Bus mich und auch andere Fahrgäste um 9 Uhr abholen und zum Hafen bringen würde. Der rollte dann
glücklich um 9 Uhr 30 vor's Office und brauchte ~ um alle weiteren Fahrgäste einzusammeln und zum Hafen zu fahren ~ etwas mehr als 1,5 Stunden durch die verstopften Straßen Medans. Busspuren oder
Vorfahrt für Busse kennt man hier nicht, und so bewegten wir uns mehr als gemächlich durch den „traffic jam”.
Die Klimaanlage war im Eimer und der Bus hatte gerade mal vorne beim Fahrer je 1 ca. 30 x 50 cm großes
Schiebefenster auf der linken und rechten Seite. Und das war's. Das beim Fahrer war zur Hälfte geschlossen, und obwohl ich vorne auf dem ersten Sitz in Nähe des anderen Fensters saß, küsste mich
nur hin und wieder ein laues Lüftchen. Meine Laune sank mit jeder aussichtslosen Minute, die ich ohne etwas ändern zu können, in diesem Bus verbringen musste.
Die Expressfähre sollte um 11 Uhr starten und 4 Stunden bei 32 Knoten quer über die Straße von Melaka benötigen, hatte man mir gesagt. Es stand auch in dicken Lettern auf der Scheibe des Büros.
Und obwohl wir nun schon 20 Minuten zu spät kamen, dachte sie gar nicht daran jetzt los zu fahren. Erst um 12 Uhr wurde der Anker gelichtet und die Leinen losgemacht. Und dann wurde aus dem
Express-Boat ein Slow-Boat ~ aus welchem Grund auch immer ~ und dieses Boot ließ sich 2 Stunden länger Zeit, so dass wir dann etwas mehr als 6 Stunden unterwegs waren. Tja, und dann kam noch der
Zoll und das ganze Einreisegedöhns, und der Weg zum Guesthouse (zumindest klappte der gut), so dass ich die Nase ziemlich voll hatte und nur noch 'ne Kleinigkeit essen, Duschen und schlafen
wollte. Mein Guesthouse war jetzt jedoch nicht das Stardust vom ersten Mal in der Lebuh Chulia, sondern das SD Guesthouse in einer Seitenstraße, der Love Lane, die früher mal die Transvestiten
Straße gewesen sein soll. Wovon allerdings nichts mehr spürbar ist. Meine Entscheidung für eine andere Bleibe war klar, denn trotz aller Schnuckeligkeit des Stardust wollte ich auf keinen Fall
wieder jeden Morgen und den ganzen Tag von den Lautsprechern der Moschee vollgedröhnt werden, die dem Stardust nun mal unwiderruflich schräg gegenüber lag. Seit diesem ersten fast-traumatischen
Erlebnis suchte ich meine Unterkünfte ~ so gut es ging ~ in moscheefreien Bereichen zu finden oder zumindest einem gewissen Sicherheitsabstand einzuhalten. Allerdings gab es dann hier am ersten
Abend um 22 Uhr einen fleißigen Hand- oder Heimwerker, der eine geschlagene Stunde lang mit einem Elektrohammer die Wände seines Hauses bearbeitete. Aber dank Ohropax und meiner Müdigkeit konnte
ich dieses Geräusch fast wie ein Schlaflied werten. Allerdings übte dann am anderen Morgen in aller Herrgottsfrühe ~ wie an jedem Morgen ~ die Pauken- und Blasgruppe der gegenüberliegenden Schule
ihre Stücke. Womit ich also kaum besser dran war. Aber ich konnte mein Zimmer dann mit einem im hinteren Bereich tauschen, und so waren die nächsten Nächte dann still und friedlich. Allah sei
Dank.
DieStraßen Georgetown's kamen mir ~ als ich mit der Rickshaw zum Guesthouse fuhr und dann später etwas essen ging ~ richtig vertraut vor. Als wäre ich nach Hause gekommen. Hier gab es auch
nichts „hardcore-mäßiges” mehr, alles lief wieder easy. Ich bekam, auch wenn es schon später war, noch an jeder Ecke problemlos etwas zu essen (wozu hier wieder
Stäbchen unabdingbar waren, auf Sumatra habe ich keine Stäbchen zu sehen bekommen), während in Medan und den anderen Städten abends und mittags ab einem bestimmten Zeitpunkt an den kleinen
Garküchen die Bürgersteige hochgeklappt wurden und nichts mehr ging. Und das selbst dann noch, als auch auf Penang am 1. September Ramadan, der Fastenmonat der Moslems eingeläutet wurde. In
Georgetown war Ramadan zwar auch zu spüren ~ etliche Geschäfte, Garküchen usw. hatten geschlossen und würden es auch den ganzen Monat bleiben, aber es gab genügend Chinesen und Inder, die sich
alle keinen Deut darum scherten und geöffnet hatten. In den Islam Hochburgen, wie Banda Aceh o.ä. hat man als Ungläubiger ~ wie Bobby mir erzählte ~ seine liebe Not sich tagsüber zu versorgen.
Dort müssen sich sogar Chinesen und Inder dem Diktat dieser Glaubensrichtung beugen. Obwohl es ~ wie er mir ebenfalls erzählte ~ es Garküchen und Läden moslemischer Besitzer gibt, die man durch
die Hintertür betreten kann und dort all die verbotenen Dinge, wie Essen und Zigaretten, dann doch bekommt. Man muss diese Hintertür als Ausländer nur finden, die Moslems, die es mit ihrem
Glauben nicht so tierisch ernst nehmen, kennen ihre Hintertürchen und treffen sich dort, um zwischen 5 Uhr morgens und 6 Uhr abends ihren körperlichen Gelüsten zu frönen. Und bis heute hat sie
kein Blitz erschlagen oder ist sonst etwas Schreckliches mit ihnen passiert. Auch Allah ist auf diesem Auge blind, wie auch Gott es war, als in katholischen Gegenden damals der fleischlose
Freitag oder die österliche Fastenzeit mehr und mehr aus dem Glaubensalltag verschwand. Menschen finden nun mal Auswege aus Situationen, die ihnen nicht behagen. Und so finde ich es zum Piepen,
wie diese Menschen hier den ganzen Tag (wahrscheinlich) Kohldampf schieben und sich zu Verzicht auf der ganzen Ebene zwingen und im Gegenzug für einen Monat ganze Straßenzüge absperren und mit
Fressbuden ausstaffieren. Die sind dann zwar tagsüber gespenstisch leer, aber ab 18 Uhr absolut überfüllt. Und dort wird dann gefressen, was der Bauch hält. So gesehen und erlebt in Medan, nach
meiner Rückkehr von Penang. Na ja, jedem das Seine.
Nachdem ich dann auch noch meinen ersten Internet Durchgang hinter mir hatte ~ mit einer Leistung, die es problemlos ermöglichte mein AntiVir Programm upzudaten, ohne dafür 30 Minuten zu
benötigen oder es gar nicht zu können und zu skypen ~ war die Welt wieder in Ordnung. Und morgens marschierte ich natürlich zum Frühstücken zur Rainforest Bakery, die trotz Ramadan dunkles und
helles Vollkornbrot, Brötchen, Baguette und Kuchen für westliche Gaumen backte und auch ansonsten Leckeres im Programm hatte. Mir lief das Wasser allein schon bei dem Gedanken daran im Mund
zusammen, diese Dinge mal wieder essen zu können. Eine malaysische Bäckerei mit Vollkornbrot ist schon ungewöhnlich, aber der junge Bäcker hatte diese Art zu Backen u.a. in Deutschland gelernt,
und ein reisender deutscher Rentner-Tischler hatte ihm die Ladeneinrichtung gebaut. Er selber hatte hier wohl seine Marktnische entdeckt, bzw. gefunden. Jedenfalls brummte der Laden und das nicht
nur, weil westliche Touris dort saßen oder Brot und Kuchen kauften.
Nach meinen ersten 2 Scheiben dunklem Brot mit Käse und Marmelade, einem „local
coffee”und einem „fruit juice”machte ich mich dann auf zum Hospital und zur
Indonesian Embassy, die beide ~ ach wie fein ~ nebeneinander an der Burma Road lagen. In langer Hose, in Erinnerung an die Pingeligkeit die Indonesier auf dem Gebiet in Singapur. Leider kam ich
etwas zu spät, es war schon dicht. Also begab ich mich ins Hospital, denn heute, Freitag, war bereits der fünfte Durchfall-Tag, und ich dachte, dass ich mich mal einem Arzt zeigen sollte, da
meine Mittelchen ja wohl dieses Mal nicht so richtig wirkten. Dort sollte es dann auch gleich einen Zahnarzt geben, der ggfls. die provisorische Krone bzw. Füllung ersetzen könnte, die ich in
Bangkok aus Zeitgründen nur hatte machen lassen. Die alte Dame im JJ's Guetshouse in Medan hatte mir dieses Hospital empfohlen, weil sie bei Bedarf auch dort hin geht. Außerdem hatte sie erzählt,
dass alles, was auf Sumatra Rang und Namen hat, nach Malaysia fliegt, weil es dort günstiger und besser sei, als in Indonesien oder Singapur. Also musste es eine gute Empfehlung sein, und der
Laden machte tatsächlich einen guten Eindruck.
Das war vielleicht ein putziger Durchmarsch, wie ich ihn in dieser Form noch nie hatte. So richtig ~ mit kaum aus der Nähe des Klos weggehen zu können ~ hatte ich in meinem ganzen Leben eh bisher
nur 2 oder 3-mal so eine Geschichte. Und so war es auch meiner Fahrt nach Penang wieder möglich, dass ich einen 12 Stunden Tag überstanden habe ~ wie zuvor schon die Busfahrt von Banda Aceh nach
Medan ~ ohne volle Hose oder ein Klo zu benötigen. Na ja, ich will hier nicht in die Details gehen, aber es war einfach lästig und auch energieraubend, wie mir das Schwächegefühl zeigte. Mal war
es stärker, mal schwächer. Leider hatte der Arztbesuch und die verschriebenen Medikamente auch bis zum Sonntag noch nicht den gewünschten Erfolg gebracht, obwohl es morgens erst fast so aussah.
Aber am frühen Abend war die Sch ... dann wieder im Gange. Und so entschloss ich mich, das andere Lager der TCM aufsuchen. Ich hatte nämlich eine TCM Praxis entdeckt und vielleicht hatte der
China-Doktor ja etwas auf Lager, das mir weiterhelfen würde. So konnte es jedenfalls nicht bleiben, 11 oder 12 Tage Durchfall waren einfach zu viel.
Und er hatte, weil er natürlich völlig anders an die Sache heran ging, als sein westlich ausgebildeter Kollege. Beide waren gleich jung ~ meine jüngsten Ärzte bisher ~ wobei mich der TCM-ler in
seiner Vorgehensweise stärker beeindruckte und überzeugte. Was natürlich bei jemandem nicht schwer ist, der eh schon seit Jahren mehr den alternativen Richtungen und den eigenen
Selbstheilungskräften vertraut, als der Schulmedizin. Und so lächelte er nur etwas müde über meine Theorie, mir beim Schnorcheln über das geschluckte Meerwasser ein Bakterium eingefangen zu haben
und malte mir auf einem Blatt Papier seine Überlegungen auf. Und hier tauchte natürlich der Gedanke des Chi auf, sowie die Überlegung, dass mein Körper als Ganzes zu sehen ist, bei dem alle Teile
/ Organe ihre Rolle spielen und vor allem zusammenspielen. Angefangen beim Kopf mit seinen Gedanken, die alle beeinflussen können (der psychosomatische Aspekt), über die einzelnen Organe, von
denen er erst einmal ~ neben dem Kopf ~ die Galle, einschließlich Leber und putzigerweise den Blinddarm in Verdacht hatte.Aber auch die ~ wie er meinte und Recht damit hatte ~ leicht
verstopften Nebenhöhlen, die ihren Schleim über den Magen an den Darm abgeben, was dann dort für entsprechende Turbolenzen sorgt. Er tendierte aber mehr zur Galle, als zum Blinddarm ~ was mir eh
mehr zusagte, wenn auch nicht besser gefiel.
Bis hier war es erst einmal gut fundierte Theorie, die er nur aus der zuvor durchgeführten Pulsdiagnostik und meinen Beschreibungen entwickelt hatte. Wobei schon allein das interessant ist, so
eine Diagnose mal am eigenen Leib erlebt zu haben. Aber es ging ja noch weiter. Denn danach musste ich auf die Liege und er begann meinen Bauch- und Darmbereich abzutasten und abzuklopfen. Das
Ganze machte er nicht gerade zimperlich, wollte er doch wissen, ob es irgendwo schmerzhaft war. Was es aber nicht war. Anschließend musste ich meine Hände auf den Bauch legen und auf diese legte
er zwei kleine ziemlich schwere, ca. DIN A5 große Wildlederkissen ~ die mit einem speziellen Sand gefüllt waren ~ und ich musste gegen diesen Druck tief in den Bauch hinein atmen. Eine Atmung,
die wir nur als Baby und allenfalls noch als Kleinkind beherrscht und dann verlernt haben. Wir atmen alle zu flach und allenfalls noch in den Oberbauch, aber auch diese Erklärungen waren nicht
neu für mich. Und anschließend ging es wieder ans Abtasten und Abklopfen. Und nun fühlte sich alles interessanterweise völlig anders an, weicher, gelöster, nicht mehr angespannt, angenehmer,
obwohl der Druck gleich stark war. Anschließend malte er sein Anamnese Blatt noch elegant mit chinesischen Schriftzeichen voll ~ die ein Rezept darstellten ~ und damit entließ er mich dann in die
ebenfalls chinesische Apotheke, wo mein Rezept dann vor meinen Augen aus den unterschiedlichen Kräutern hergestellt wurde. Es war eine Art Tee, den ich 2 Tage lang 4 mal täglich vor den
Mahlzeiten trinken sollte.
Nun ist eine chinesische Apotheke deutlich interessanter als eine „normale” in Deutschland oder sonst wo in
Europa. Zuerst einmal riecht es nicht so chemisch künstlich wie in unseren Apotheken, sondern nach Kräutern und anderen Ingredenzien. Und hier wird an diversen Stellen im Beisein des Patienten
aus ebenso diversen Behälnissen etwas herausgenommen, abgewogen, gemörsert, zusammen gemischt und in Tüten, Papierbögen oder andere Behältnisse gefüllt, dass man kaum weiß, wo man zuerst
hinschauen soll. Dabei bekommt jeder seine Medizin, die auf ihn abgestimmt ist, und nicht irgendein Pharmazeutikum, das allen gleichermaßen helfen soll. Mein Pülverchen wurde in eine
Kunststoffdose gefüllt, die mit einem Computerausdruck versehen war, auf der mein Name, das Datum und die Art der Einnahme, sowie die Häufigkeit und einige Interna standen. Da ich aber
normalerweise nur 3 mal am Tag esse, habe ich mir als vierte Mahlzeit ein leckeres Stückchen Kuchen in meiner Bäckerei gegönnt. Tja, muss ich noch hinzufügen, dass sich meine Beschwerden bereits
am Abend nach meinem Besuch weitgehendst verflüchtigt hatten und auch nicht wieder auftauchten? Der Besuch dieses Arztes hat mich dann, incl. des Tees, gut 2 Euro gekostet. Und ich hatte keine
Hammermedizin schlucken müssen. Es hatte also funktioniert.
Nicht funktionieren wollte dahingegen das mit dem Zahnarzt, weil ich dann die nächsten 5 bis 6 Wochen hätte hier bleiben müssen. Der frühest mögliche Termin wäre erst am 16. September möglich
gewesen, und alles weitere (Labor usw.) hätte dann noch 4 bis 5 Wochen Zeit gebraucht. Von den zu erwartenden Kosten mal ganz abgesehen, die ich mit mindestens 500 Euro für ein Beißerchen nicht
als niedrig ansehen konnte. Und so werde ich das Thema wohl noch etwas vor mir herschieben. In Down Under soll es ja auch gute Zahnärzte geben.
Auf der Fähre traf ich übrigens einen Ami, der in Medan an einer islamischen Elite Schule Englisch unterrichtet, mit einer Indonesierin verheiratet ist, einen kleinen Sohn hat und Moslem auf dem
Papier wurde ~ wie Freund Torsten. Er sprach recht gut Indonesisch und auch Deutsch, weil er lange Zeit auch in D unterrichtet und gelebt hat, und zwar in Nürnberg. Er erzählte mir, dass er hier
zwar deutlich weniger Geld als in D bekommt ~ nur um die 800 Euro ~ aber damit seinen gesamten Lebensunterhalt prima bestreiten könne. Die Miete eines 2-geschossigen Hauses mit Garten und großen
schattigen Bäumen in einer etwas besseren Wohngegend (neben ihm wohnt ein Politiker), die Ausbildung / Schule seines Sohnes, usw. usf. Und dafür gibt er nur einen Teil seines Gehaltes aus, so
dass noch genug für anderes übrig bleibt. Ist schon verrückt. Und er kannte diesen deutschen Rentner (Willi), den ich in Bukit Lawang getroffen hatte. Man, man, das hat mich vielleicht wieder ins
Grübeln gebracht, nur leider könnte ich nicht dauernd in dieser Affenhitze leben, das ist mir inzwischen deutlich klar geworden. Und eine Indonesierin zu heiraten ~ die genau wie eine Thaifrau eh
nur die finanzielle Absicherung sucht, wie er noch einmal bestätigte ~ und gar zu konvertieren, wäre so ziemlich das Letzte, was mir nicht in den Sinn käme. Also heißt es, weiter die Augen offen
zu halten.
Neben den Dingen, wie Durchfall mit Hospital und Visum, habe ich dieses Mal auf Penang, bzw. In Malaysia wenig bis gar nichts unternommen, obwohl mich die Cameron Highlands schon gelockt hätten.
Aber so richtig stand mir der Sinn in meinem Zustand nicht nach irgendwelchen Unternehmungen. Aber um eines habe ich mich hier doch gekümmert, nämlich darum, meinen Rucksack endlich abzuspecken
und wieder auf Vordermann zu bringen, ihn quasi überholen zu lassen. Ich hatte nämlich einen Laden entdeckt, der ähnlich wie unsere Autosattlereien arbeitete. Und dort traute man sich zu, die
abgerissene Lasche wieder anzunähen, an die sich zuvor niemand ran getraut hatte und auch die anderen Blessuren auszubessern, die er im Laufe der Zeit davon getragen hatte. Das Ergebnis konnte
sich sehen lassen. Und auch der Preis, 10 Ringit, nicht ganz 1 Euro, da kann man doch nicht meckern. Was das Abspecken betraf, konnte und wollte ich nicht länger mit knapp 30 Kilo durch die
Weltgeschichte gondeln. Mein Jüngster hatte sich halb schlapp gelacht, als ich ihn um Rat bat und ihm eine Liste der Dinge mailte, die ich mit mir herumschleppe und rigoros nahezu die Hälfte
gestrichen. So konsequent habe ich es dann doch nicht umsetzen mögen, aber immerhin 5 Kilo zusammen bekommen, die nun per Seefracht gen Heimat schippern. Und das für nur rund 9 Euro, weniger, als
ich damals in Peking für ein kleines Päckchen zu blechen hatte. Und weitere Dinge, die ich in diesem Jahr wenig oder gar nicht gebraucht habe, werde ich Stück für Stück entsorgen oder
weitergeben, bzw. erst einmal nicht nachkaufen, wenn sich z.B. eines meiner Hemden oder Unterwäsche oder Socken in ihre Bestandteile auflösen. Ich hatte zuvor in Medan schon mit dem Aussortieren
begonnen und viiiiielleicht ist ja der Durchfall ein äußeres Zeichen dafür, auch hier loszulasssen ~ ging mir so durch den Sinn.
Und so habe ich dann ~ wie seinerzeit schon in Laos, als ich einen Teil meines Gepäcks in Bangkok deponiert hatte ~ Penang leichter wieder verlassen, als die Insel betreten hatte. Aber nicht ohne
den Bäcker noch mit dem Brotbackrezept, unserem Hausbrot, beglückt zu haben, das meine Ex-Lebensgefährtin und ich über Jahre hinweg gebacken hatten. Aber als ich ihm davon erzählte, war er so
sehr davon angetan, dass ich mir die Mühe machte und es ins Englische übersetzte. Dank www.leo.org klappte das dann sogar bei solchen Worten wie
Sauerteig und anderen spezifischen Back-Ausdrücken. Er war begeistert, als wir das Rezept auf seinen Laptop übertrugen und war dafür sogar extra noch einmal nach Feierabend zurück in den Laden
gekommen. Ich müsste glatt noch ein drittes Mal auf diese Insel kommen, um seiner Einladung zu folgen, das Brot dann probieren und begutachten zu können. Wobei er in dem Zusammenhang erzählte,
dass sich die Getreidesorten ~ wenn er sie nicht aus Deutschland beziehen kann, selbst wenn sie aus Australien kommen ~ in ihrem Backverhalten und im Geschmack von unserem unterscheiden, so dass
das Ergebnis ein anderes ist. Roggen müsse er eh importieren, da man den hier gar nicht kennt. Und Sauerteig, der das Brot ja säuerlich schmecken lässt, ist für Einheimische total
gewöhnungsbedürftig, da sie dieser Geschmack an angegammeltes Brot erinnert, das ebenfalls säuerlich schmecken soll. Keine Ahnung, ich habe noch nie angegammeltes Brot probiert, sondern es gleich
entsorgt. Mal schaun, was der Rückweg so hergibt. Vielleicht ist Penang ja ein weiteres Mal einen Abstecher wert.
Und nun bin ich wieder genauso langsam nach Medan zurückgeschippert, wie zuvor nach Penang. Irgendwie sollten sie ihre Werbesprüche mal den Tatsachen anpassen, zumal die 4 Stunden Überfahrt
eine Illusion zu sein scheint, wie mir mehrere Passagiere versicherten, die diese Fahrt des öfteren machen. Um die 6 Stunden waren es immer, meinten sie, nie weniger. Aber immerhin ist die Fähre
von Penang pünktlich abgefahren, obwohl ich nach Pass- und Zollabfertigung, sowie nervig langer Busfahrt in die Stadt, dann doch erst am frühen Abend direkt im
„TOBALI Guesthouse“ an der Busstation eincheckte, weil ich absolut keine Lust hatte, noch lange zu suchen. Beides liegt direkt an der langen und vor allem
lebhaften Jalan SM Raja, an der sich viele Hotels (auch die teuren) befinden. Es war zwar okay, aber nicht das, was ich mir für die meine letzten Tage hier in Medan gewünscht hatte. Denn leider
war ja mein schnuckeliges JJ's Guesthouse ausgebucht, wie mir meine alte Dame und bisherige Gastgeberin mitteilte, als ich 3 Tage zuvor von Georgetown aus anrief. Außerdem war mir mal wieder nach
einer Bleibe mit mehr Komfort und Ausstrahlung, als es nun mal ein Zimmer mit Gemeinschaftsklo auf dem Flur zu bieten hat, selbst wenn ein Mini-Bad zum Zimmer gehörte, nur leider ohne Toilette.
Außerdem befand sich die große dicke fette Moschee in der Nähe. Und so war es auch für eine Nacht mal wieder wichtig, aus den bekannten Gründen auf Abstand zu gehen und auch auf ein Zimmer mit
Fenster zu verzichten, weil die halt zur Straßenseite lagen. Also war gleich klar, dass ich baldmöglichst nach einer anderen Bleibe schauen würde.
Und so machte ich mich wieder einmal auf die Suche,
was hier auf der Jalan SM Raja, kein Problem darstellte, war sie doch ~ wie schon angedeutet ~ gesäumt von den teuersten Hotels (und auch preiswerteren) der Stadt. Und so landete ich im Hotel
Antares, einem etwas älteren Hotel mit Charme, dem ich nicht widerstehen konnte. Ich schaute mir zwei Zimmer an, den "Standard Room" und die nächste Preisklasse, den "Exclusive
Room". Wobei mir beim Blick auf die Preisliste klar war,
dass ich mir beide eigentlich nicht hätte leisten können wollen, da die normalen Preise jenseits von Gut und Böse für meine Reisekasse waren. ABER, sie hatten auf Grund des Ramadan ~ der hier,
wie überall ja vom 01.09. bis zum 30.9. tobt ~ Sonderpreise, die nur die Hälfte betrugen. Und so sollte der "Standard Room" nur 250.000 (ca. 17 Euro) und der andere nur 350.000Rupia (ca. 25 Euro) kosten. Und während ich noch zögerte, bot mir der Manager den teureren Raum für 300.000 und den anderen für 220.000 an, incl. „Breakfast and Dinner“. Und damit hatte er einen neuen Gast für die nächsten Tage. Das Sahnehäubchen war mal wieder Wifi, denn es war
„included“ und als Hotspot sowieso kostenlos. Ich hätte es auch kostenfrei nutzen können, wenn ich wo anders gewohnt hätte. Leider reichte es nicht bis
aufs Zimmer, sondern stand nur in der Lobby und im Restaurant zur Verfügung. Aber bei einem leckeren Kaffee aus der Maschine, der genauso vorzüglich wie bei uns in D schmeckte, ließ es sich doch
gut aushalten. Zumal mein Verlangen nach mehr Komfort hier ansonsten gut gestillt wurde.
Da ich aber an meinem Ankunftsabend in Medan eh nicht mehr einchecken konnte, bin ich am anderen Morgen wieder hin und habe mir beide Zimmer noch einmal angeschaut und entschied mich dann für das
teurere Zimmer, weil die „Standard
Rooms“ in jeder Etage neben dem Aufzug lagen, und bin
umgezogen. Und dann genoss ich es, die 3 Nächte (und natürlich auch die Tage) hier zu verbringen, meine neue Umgebung zu erkunden und mich um mein Ticket für das Schiff nach Jakarta zu kümmern.
Als ich dort nachfragte, fragte mich die junge Dame nach meinem Alter und teilte mir dann mit, dass ich als über 60-jähriger einen 20%-igen Discount bekäme, was mich irgendwie ans Baltikum
erinnerte, wo man mir etwas ähnliches ebenfalls ohne nachzufragen angeboten hatte. Leider machte mir ihr männlicher Kollege ~ der wenig später dazu kam ~ einen Strich durch die Rechnung. Er
redete auf sie ein und danach hieß es plötzlich, dass diese Vergünstigung nur für indonesische Senioren gelte. Und obwohl das durchaus stimmen mochte, wurde ich den Verdacht nicht los, dass er
ihr klar gemacht hatte, dass selbst ein einfacher Rentner aus Deutschland immer noch so reich ist, dass er gefälligst den vollen Ticketpreis zu zahlen hat. Basta. Zu wortreich war das Gespräch
zwischen den beiden. Dabei waren diese Tickets bei weitem nicht so günstig wie bisher. Das teuerste sollte immerhin einiges mehr als 1.8 Millionen Rupia (= ca. 75 Euro) kosten und das billigste,
in einem Saal für 100 Personen, noch um die 30 Euro. Und dazwischen lagen ~ je nach Kabinenart ~ weitere Abstufungen. Ich entschied mich dann für ein Bett in einer 6-Bett Kabine und achtete
pingelig darauf, dass mein Bett dieses Mal auch wirklich eine Nummer hatte.
Und damit konnte ich meinen letzten Stunden auf Sumatra relaxt entgegensehen und mich darauf freuen, dass es weiterging. Dennoch habe ich mich hier im Antares so gut aufgehoben gefühlt, dass ich
an meinem letzten Tag das Wechselgeld im Restaurant in der Mappe als Trinkgeld zurück ließ, um mein Dankeschön für die äußerst freundliche und zuvorkommende Bedienung damit zum Ausdruck zu
bringen, obwohl „man“
hier in diesen Ländern ja „eigentlich“ kein Trinkgeld gibt. Aber mir war danach, auch wenn es wohl tatsächlich eine Geste war, die in Indonesien, selbst in einem besseren Hotel, nicht üblich zu sein scheint. Ich baue aber
darauf, dass ich damit nicht ~ wie es vielen Touris immer wieder vorgeworfen wird ~ die Preise oder die Mitarbeiter des Hotels versaut habe. Aber weil wohl unüblich, kam mir die Bedienung mit der
Mappe in der Hand zum Aufzug nach gelaufen, um mir zu sagen, dass ich mein Geld liegen gelassen hätte. Na ja, da hatte ich den Salat, aber ich mochte keinen Rückzieher machen und es zurücknehmen
und machte ihm klar, dass es mein Dankeschön an ihn und das Team für die ausgezeichnete Bedienung sei. Worauf er mich mit völlig erstauntem Gesichtsausdruck fragte,
„Where are you from?“ und sich in einer Form bedankte, die mir für ein Trinkgeld, das etwas mehr als einen Euro betrug, kaum angemessen erschien. Jaaa, vielleicht
war ich zu großzügig, und wenn ich an den Betrag von 2 Euro denke, den ich meinem TCM Arzt bezahlt hatte, ganz bestimmt, aber es fühlte sich gut an, anders als seinerzeit bei dem Knaben in dem
Restaurant in Padang, der das Trinkgeld einfordern wollte. Tja, wie war doch noch das Motto bei den Pfadfindern? Jeden Tag mindestens eine gute Tat tun. Mein Soll habe ich damit für heute
erfüllt. Und die nächste folgt dann auf dem Schiff nach Jakarta oder erst dort.
Fotos