Krakatau & mehr
Etappe 52 ~ von Fr. 19.09. bis Fr. 26.09.2008
Nach meinem Probelauf konnte ich mich dann ganz relaxt am anderen Morgen erneut zum
„Kalideres Bis Terminal“ begeben. Und so latschte ich gar nicht erst nach hinten, wo sich die Busse in Wartestellung befanden, sondern nach vorne, wo die abfahrtbereiten Busse standen. Und kaum hatte
ich mich und mein Gepäck verstaut, ging's auch schon los. Leider hatte ich es unterlassen, auf Grund der Eile, die plötzlich erforderlich war, noch einmal nach dem Preis zu fragen. Und so konnte
genau wieder das passieren, was halt in Indonesien immer abläuft. Der „Schaffner“ verlangte nun plötzlich 100.000, statt der gestern
erfragten 30.000 / 40.000 / 50.000 Rupia und weigerte sich Englisch zu sprechen oder zu verstehen. Wir einigten uns dann schließlich auf 60.000 Rp, weil er bei den anderen Beträgen absolut stur
blieb. Nun denn, er saß halt am längeren Hebel.
Die Fahrt erfolgte so, wie sie in einem „Ekonomi“
Bus nun mal abläuft. Es war heiß, weil es keine Klimaanlage gab, und die Fenster fast alle geschlossen waren, weil die
sonnenverwöhnten Einheimischen anscheinend im Fahrtwind froren oder ~ wie die Leute bei uns glaubten ~ dass sie sich erkälten könnten / würden. An den Haltestellen stiegen Musiker, Händler,
fromme Geldeintreiber und Bettler zu und an der nächsten wieder aus. Wobei die letzten beiden Fraktionen nicht einfach ihre Mütze oder etwas anderes zum Geld einsammeln hinhielten, sondern kleine
Kuverts verteilten, die dann wieder eingesammelt wurden, nachdem jeder seinen Obulus hinein gelegt hatte oder auch nicht. Die fromme Fraktion betete zuvor noch irgendetwas lautstark daher und
begründete so wohl ihre Forderung. Ich hatte keinen blassen Dunst um was es da ging und dachte auch nicht im Geringsten daran, etwas in das Kuvert zu tun. Und was da nicht alles verscherbelt
wurde. Essbares in jeder Form, von kleinen Gerichten, über Obst und Süßigkeiten, alles mögliche zu Trinken, Zeitungen und Magazine, Massagekissen, Kugelschreiber, Flourid Zahnpasta aus China und,
und, und. Aber auch die Guide Nummer lief wieder. Allerdings in neuer Form. Mein unnachgiebiger Ticketverkäufer wollte mir plötzlich sein Handy in die Hand drücken und versuchte mir mit Händen
und Füßen klar zu machen, dass mich jemand sprechen möchte. Wer mochte das wohl sein? Nun, der Typ am anderen Ende erzählte mir, er sei der Bruder und hätte sowohl ein Boot zum Krakatau, als auch
ein preiswertes Hotel an der Hand, und er würde mich gerne persönlich kennen lernen um mir alles weitere zu erzählen. Und das gleich an der nächsten Haltestelle. Na prima, warum auch nicht, denn
auf diese Weise erfuhr ich doch gleich Näheres über die Preise und was es sonst noch zu wissen galt. Allerdings ~ das mag jetzt nicht ganz fair gewesen sein ~ war für mich klar, dass ein Bruder,
dessen Bruder mich gelinkt hatte, wohl kaum eine Chance haben würde, von mir für eine Bootstour oder anderes gebucht zu werden, auch wenn er mir seine Handy Nummer da ließ. Wer weiß, wobei er
mich zu betuppen versuchen würde. Ansonsten lief es auch hier wie gehabt, er stellte sich als den besten und ehrlichsten Guide hin und die Mitbewerber als unzumutbar. Und dann hüpfte er an der
nächsten Haltestelle wieder raus, weil er seine Schwester dort auf ihn warten würde. Na fein, wozu Schwestern nicht alles git sind.
Dass dieser Mann an Bord kam, war aber auch noch aus einem anderen Grund interessant, bedeutete es doch, dass es nun nicht mehr all zu weit sein konnte. Und eine Weile später kam dann auch die
Endstation. Wieder weit draußen vor den Toren der Stadt, obwohl es sich im Lonely Planet anders las. Und anders las sich auch das, was ich dann vor fand, nachdem ich mich von einem Mopedtaxi
zum „Rakata“
Hotel hatte bringen lassen. Laut LP sollte es mitten in dem kleinen Ort Carita liegen. Tatsächlich lag es aber an einem
langen Jammer von Straße, die stark befahren war und den Ort zwar durchquert, aber auf der ich einen 15 minütigen Fußmarsch bis in den Ort zu bewältigen hatte. Selbst der indonesische LP scheint
von der Landesunsitte infiziert und sagt nicht die Wahrheit. Aber dass der LP nicht immer so gaaaanz zuverlässig ist, was Asien angeht, hatte ich ja schon früher erwähnt. Trotzdem schaute ich
ganz schön erstaunt aus der Wäsche, weil es ringsherum so gut wie nichts gab. Und erst recht auch kein Internet. Nur die Monopol Stellung des Hotels, der ich mich nicht beugen wollte, weil sie an
Wochenenden ~ wohl auf Grund der Strandnähe ~ die Preise deutlich erhöhten. Und ich war ja passend angekommen, um in den Genuss dieser einseitigen Aufwertung zu kommen. Da mich der Typ vom Hotel
aber nicht einfach so ziehen lassen wollte, brachte er einen Freund ins Spiel, der in einer schräg gegenüberliegenden Anlage mit Ferienwohnungen eine Wohnung hätte, die er mir sicher vermieten
würde. Ich sollte sie mir doch wenigstens mal anschauen. Was ich dann auch tat. Und siehe da, diese FeWo im dritten Stock im sogen. „Kondominium Pantai“ ~ warum
muss ich bei diesem Wort seit Thailand, wo es zum ersten Mal auftauchte, wenn auch mit C geschrieben, nur immer an ein ganz anderes, ähnlich klingendes Wort denken ~ war ähnlich gestrickt, wie
bei uns auch. Sie war relativ groß und mit allem möbliert und ausgestattet, was man für einen Urlaub am Meer so braucht, einer Kitchenette mit Kühlschrank, diversen Schränken, einem Tisch mit
Stühlen, einem Badezimmer und einem Balkon (ebenfalls mit Tisch und Stühlen), von dem man durch schöne große Bäume ~ Teak Bäume, wie ich später erfuhr ~ auf den peinlich sauber gehaltenen Strand
und aufs Meer schaute. Entzückend. Und da wir einen Preis fanden, der deutlich unter dem des Hotels lag und vor allem keine Wochenenderhöhung hatte, nahm ich diese Butze, auch wenn es weiter halt
nix gab und die Vermietung garantiert ohne Wissens des wirklichen Besitzers erfolgte, denn der Freund und angebliche Besitzer der Wohnung, der im gleichen Outfit der anderen Jungs herumlief, die
sich um die Anlage kümmerten und sich auch in deren jugendlichem Alter befand, war es ganz bestimmt nicht. Zumal er zu einem späteren Zeitpunkt, als ich meinen Schlüssel für das zusätzliche
Vorhängeschloss im Zimmer hatte liegen lassen, nicht mein Schlößchen knackte, sondern ohne einen Moment zu zögern, den Beschlag aufhebelte und ihn dabei völlig ruinierte. Ich bezahlte den neuen
Beschlag, sowie ein Trinkgeld für seine Bemühungen und gut wars. Aber was soll's, alle Anwesenden waren mit der gesamten Situation zufrieden ~ der Typ vom Hotel, der mir bei allem hilfreich zur
Seite stand, mein kleiner angeblicher Besitzer, und ich selbstverständlich auch..
Allerdings gab es auf Grund des Ramadan noch weniger im Umfeld, denn hier hatten die wenigen kleinen Straßenlokale tatsächlich alle geschlossen und blieben es sogar am Abend, mangels Gäste. Ich
war fast immer der einzige Gast und auch den Strand hatte ich nahezu für mich. Abends hatten dann aber immerhin doch zwei Restaurants geöffnet, so dass ich nicht mit knurrendem Magen ins Bett
musste. Mein Frühstück und das Mittagessen konnte auch ich mir ~ wie schon beschrieben ~ durch die Hintertür eines dieser Restaurants holen, säuberlich in Styropor und Plastiktüte verpackt, mit
aufs Zimmer nehmen und dort verspeisen. Selbst der Kaffee befand sich in so einem Beutel, wie meistens bei solchen Take-away Transaktionen. Ich bin immer wieder erstaunt, wie diese Menschen es
schaffen, den Beutel mit einem Getränk nur mit einem Gummiband so zu verschließen, dass nichts ausläuft. Aber es ist für mich einfach eine wenig stilvolle Art mein Frühstück oder mein Mittagessen
so essen zu müssen und den Kaffee zu trinken, aber ich hatte ja die Möglichkeit alles um zu füllen, schließlich kann man nicht immer alles haben. Wie z.B. auch weitere Krakatau Interessenten
nicht zu haben oder auf zu treiben waren. Weder ich, noch der Typ vom Hotel, der zugleich auch Guide war und Ajun hieß, konnten jemanden finden. Und so entschloss ich mich dann ~ nachdem er mir
preislich noch etwas entgegen kam ~ sein Angebot mit dem Expressboat anzunehmen. Allerdings wurde
meine Krakatau Tour nicht ganz der erhoffte Hit. Aber ich wollte sie ja unbedingt machen und musste dann das nehmen, was sich anbot.
Freund Torsten hatte seine Tour einige Monate zuvor so ganz
anders durchgeführt und beschrieben. Allerdings hatte ich dummerweise seine damalige Mail nicht bis zum Ende gelesen und konnte so seinen Empfehlungen nicht folgen. Er hatte sie äußerst preiswert
von Sumatra aus mit einem einheimischen Auslegerboot gemacht, mit dem die Fischer unterwegs sind ~ etwas, vor dem natürlich alle anderen warnen, weil zu gefährlich und so, um Kunden für ihre
teureren Schiffe zu bekommen. Er vertritt jedoch die Meinung, dass diese Fischer seit Jahrhunderten genau das tun und wissen, was sie da machen. Und Recht hat er, ich hätte mich seiner Meinung
gut anschließen können ~ stattdessen machte ich die Tour alleine auf einem teuren Expressboat, weil niemand und nix anderes zu finden war. Und das, obwohl ich wusste, dass so ein Boot nicht das
Wahre ist, weil es auf Grund seiner Schnelligkeit so hart auf die Wellen klatscht, dass man hinterher jede Gräte spürt und klatschnass ist. Wobei die Nässe allerdings bei der Wärme recht angenehm
war. Und die Hinfahrt war ja noch ganz lustig, aber die Rückfahrt kostete richtig Kraft, um diese Schläge immer wieder abzufedern, so dass ich froh war, als wir endlich wieder am Ausgangspunkt
vor meinem „Kondominium Pantai“
angelangt waren, wenn auch jetzt auf der Seeseite.
Und nicht einmal geraucht hat dieser Vulkan, wahrscheinlich aus reiner Höflichkeit, weil ich doch mit rauchenden Indonesiern andauernd meine Probleme hatte und habe.
:-)) Dabei soll eine Woche zuvor noch ein kleiner Ausbruch
gewesen sein. Sei's drum. Ganz hoch kraxeln wollte / konnte ich auch nicht. Ich bin
nur bis zur seismologischen Station marschiert, an deren Einzäunung und Solarzellen noch die Spuren der letzten Einschläge zu sehen waren. Ein Trümmerstück hing fest verkeilt im mehrere
Millimeter starken Eisengitter des Zaunes und zwei Solarzellen hatte es entschärft. Höher, oder einmal drumherum ging nicht, weil es mir einfach zu heiß war. Wobei die Hitze ja durch den dunklen
Untergrund noch potenziert wurde. Ich kam mir vor wie in einem Backofen und habe meine Grenzen deutlich gespürt, von denen ich seit meiner Bundeswehrzeit dachte, dass es sie nicht gäbe, bzw. dass
ich immer noch irgendwelche Reserven mobilisieren könnte. Nicht hier in Indonesien am Krakatau in dieser Hitze. Und dann traf ich beim Runtergehen so ein paar sportlich durchtrainierte
Leutchen, die fast im Laufschritt an mir vorbei sausten und natürlich ganz hoch wollten. Wobei ich allerdings nicht weiß, ob man überhaupt zum Gipfel hoch durfte. Was mir
aber in dem Moment auch völlig egal war.
Zu guter Letzt fragte mich dann auch noch an meinem Abreisetag ein recht nettes, gerade eingetroffenenes deutsches Pärchen, ob ich nicht mit ihnen zum Krakatau wolle. Hätten die nicht eher
aufkreuzen können oder ich später? Irgendwie dumm gelaufen. Trotzdem, im Großen und Ganzen war es ja ganz nett, aber halt
nicht soooo beeindruckend, wie ich es mir vorgestellt und gewünscht hatte. Aber so ist das halt manchmal. Die beiden ließen sich an dem Tag zum Vulkan bringen, und ich fuhr mit dem Moped, einem
Angkot ~ dem privaten preiswerten Mini Bus ~ und erneut mit einem „Ekonomi Bis“ zuerst nach Bogor und später weiter mit einem Mini Bus
nach Bandung ~ zwei weiteren, für mich relativ unbedeutenden Zwischenstation auf meinem Weg gen Süden. Unbedeutend deshalb, weil mich beide Städte nicht anlachten und daher nicht zu einem
längeren Verweilen einluden. In beiden blieb ich nur 2 Nächte. Und das, obwohl ich in Bogor erneut bei einer entzückenden älteren Dame namens Cäcilie gelandet war und in Bandung ein recht
schnuckeliges Guesthouse hatte. Mit dieser alten Dame konnte ich mich, da sie nicht dem islamischen Glaubens angehörte, vortrefflich über die Unverschämtheit des Lautsprecher Einsatzes
austauschen. Denn in ihrem Wisma Kaurunia konnte ich feststellen, dass Moslems, wenn es um ihren Glauben geht, wirklich keine Rücksicht zu kennen scheinen. Denn gleich in der ersten Nacht wurde
ich um kurz nach 2 durch lautes Trommeln + Geschrei, und dann zum zweiten Mal, 2 Stunden später, um 4:12 Uhr ~ ich hatte das Gefühl, gerade erst wieder eingeschlafen zu sein ~ erneut aus dem
Schlaf gerissen. Dieses Mal allerdings durch das allmorgendliche Lautsprecher Getöse, das hier anscheinend noch früher zum Einsatz kam, als anderenorts. Ohne dabei allerdings darauf zu
verzichten, das Ganze um kurz nach 6 dann noch einmal zu wiederholen.
Um vier Uhr zwölf, das muss man sich mal reinziehen, das ist in etwa die Zeit, zu der bei uns die Bäcker loslegen ~ und dann im Zwei-Stunden Rythmus ~ machten sie einen Radau, der vor allem bei
den ersten beiden frühen Zeiten für keinen freundlichen Gedanken mehr Raum liess. Wobei mich ja diese Lautsprecher ja nun seit über 2 Monaten, fast jeden Tag um kurz nach 6 brutal aus Morpheus
Armen holten, je nachdem ob ich es geschafft hatte, den Abstand meiner Unterkunft zur nächsten Moschee groß genug zu gestalten oder nicht. Der Krach um kurz nach 4 sorgte allerdings erst ab Bogor
und Bandung für neuen Unmut. Denn wirklich weit genug entfernt war ich nur selten, da manchmal jedes fünfte oder sechste Haus eine kleine oder auch größere Moschee war. Jede Tankstelle, jedes
Kaufhaus oder jeder etwas größere Laden hatte so ein Teil und überall wurden fleißig noch weitere dazu gebaut. Ich konnte es manchmal kaum glauben, wie flächendeckend sich hier der Grund und
Boden Stück für Stück mit Moscheen bedeckte. Litauen mit seinen vielen kleinen und großen Kirchen hatte mich ja schon staunen lassen, aber das hier toppte das Ganze. Kein Wunder also, dass es
nicht leicht war, für mein müdes Haupt einen wirklichen Ruheplatz zu finden. Dabei könnte ich sicher damit klar kommen, wenn es nur das Wachwerden wäre, aber dummerweise kann ich nach dem ersten
Lautsprecher Einsatz ~ der mich meistens aus dem Tiefschlaf riss ~ nicht wieder einschlafen, bzw. dusselte ich in den 2 Stunden bis zum nächsten Zapfenstreich nur leicht weg, um dann kurz vorher
doch noch wieder tief wegzutreten. Und dann stand ich natürlich erneut senkrecht im Bett. Himmihergottsakra, was bin ich froh, wenn ich auf Bali lande und dort ~ so weit ich weiß ~ nur mit dem
herrlich ruhigen Hinduismus zu tun haben werde. Leider aber wird danach, auf den weiteren Inseln, das Getöse wohl wieder losgehen. Was für ein Jammer. Im Übrigen habe mich ich dann doch mal
getraut, einen Muslim zu fragen, warum morgens gegen 4 und überhaupt den ganzen Tag über die Lautsprecher alles im Umkreis von mindestens 100 Metern in dieser lauten Form beschallen müssen. Er
schien sich das noch nie gefragt zu haben, denn eine wirkliche Antwort hatte er nicht. Er eierte herum mit Begründungen wie: „Es müsse halt so laut sein, weil sonst niemand hinhören würde.“ Na klasse, morgens um 4. Oder: „Der
Verkehr in der Stadt ist so laut, dass die Lautsprecher ihn übertönen müssen.“ Ebenfalls
sehr einleuchtend. Und dann erfuhr ich noch ~ weil ich die Vor-Lautsprecher-Zeit ansprach und zurückwünschte ~ dass die Muedzins oder Mullahs, wie immer diese Jungs auch genannt werden ~ früher
Flüstertüten, also Sprachrohre, und zwar ziemlich große benutzt hätten. Okay, aber einen Lautsprecher werden sie damit nicht überboten haben. Und hin und wieder war der Typ ja vielleicht auch mal
indisponiert und konnte mangels Stimme nur krächzen, dann war halt Ruhe im Karton. Hah, das erinnert mich an den Hund einer Kundin in meiner Bremer Zeit. Dieses nette Tier konnte nicht mehr
bellen, weil es durch eine Erkältung seine Stimme nahezu verloren hatte und nur noch ein sehr schönes, weil leise gehauchtes, heiser klingendes Wau, Wau heraus brachte. Seine Stimmbänder hatten
sich gründlichst verabschiedet. Und so konnte dieser Hund keinem Nachbarn mehr ~ oder wem auch immer ~ auf den Keks gehen. Nur schade, das diese Lautsprecher immun gegen jegliche Erkältung sind.
Sorry, irgendwie kann ich das Lästern ~ oder vornehmer ausgedrückt, das Kommentieren ~ nicht sein lassen. Ich weiß gaaaar nicht, was da mit mir los ist.
Das wusste ich (beinahe) auch nicht, als ich in Bogor bei
meiner Suche nach einem Wifi Hotspot über einen jungen Mann stolperte, der all das wieder glattbügelte, was ein paar seiner Landsleute (Welli & Co.) zuvor so kraus hatten werden lassen. Den
Hotspot hatte ich schon von dem Angkot aus entdeckt, das mich zu Cäcilie brachte. Ich musste ihn nur noch wieder finden. Er gehörte leider zu einer Hotelfachschule und war nur für deren Studenten
zugänglich. Und besagter Jungmann war einer von ihnen. Er verfrachtete mich nach der Absage kurzer Hand auf sein Moped, um mich 'ne ganze Ecke entfernt zu einer Shopping Mall zu bringen, die im
obersten Stockwerk in einem Teenie Foodcourt einen Hotspot hatte. Er blieb die ganze Zeit in meiner Nähe und brachte mich später dann wieder zu meinem Hotel zurück, ohne in gewohnter Weise auch
nur andeutungsweise etwas dafür haben zu wollen. Ich durfte weder das Parkticket bezahlen, noch mich mit einen kleinen Obulus am Sprit beteiligen. Ja, ich schaffte es sogar nur mit Ach und Krach,
wenigstens seinen „fresh fruit juice“
zu übernehmen. Ich erwischte ihn dabei, wie er gerade dabei war, auch meinen zu übernehmen. Tja, vielleicht hatte der Knabe
betuchte Eltern, keine Ahnung, auf jeden Fall verhielt er sich so atypisch zu den anderen zuvor, und denen, die mit dem Ausnehm-Strickmuster sicher noch folgen werden. Wobei mir diese Erfahrung
in Bogor natürlich weitaus besser gefallen hat.
In Bandung hatte ich mich dann auf Ginny's Anraten ~ eine meiner singapurer Servas Gastgeber ~ im Guesthouse „By Moritz“ einquartiert, und das trotz der ziemlich abwertenden
Meinung meiner Backpacker Bibel. Es gehörte einem Deutschen, ähnlich dem damals in Irkutzk. Nur glänzte auch er durch Abwesenheit, so dass ich auch hier nicht mit ihm reden konnte. Dabei hätte
ich doch zu gerne mal mit so einem Menschen geschnackt. Laut LP sollte sein Guesthouse schmuddelig sein und nur Zimmer mit „shared bathroom“ haben,
was beides nicht stimmte. Es gab die ganze Palette von nicht all zu großen Räumen, bis hin zum Einzel- und Doppelzimmer mit Decken Fan und eigenem Bad. Letzteres je nach Größe für 80.000 bzw.
90.000 Rp, ca. 6 Euro oder noch darunter. Und, es war eine der saubersten und auch recht anheimelnden Unterkünfte, in denen ich in letzter Zeit genächtigt hatte. Schmuddeligkeit wäre bei einem
deutschen Besitzer auch schon fast ein Widerspruch in sich gewesen, wenn natürlich nicht unmöglich. Von so etwas konnte hier wirklich nicht die Rede sein. Sogar Bilder hingen auch in den Zimmern
an den Wänden, eine absolute Seltenheit in dieser Preisklasse. Außerdem war „Breakfast included“ und es hatte total freundliche Mitarbeiter. Nach meinem
Dafürhalten also ein durchaus empfehlenswertes Guesthouse. Das einzige Manko in meinen Augen war, dass die Beleuchtung dem üblichen Funzelstatus entsprach, und dass die Zimmer bis auf die Betten
keinerlei weitere Einrichtungsgegenstände hatten Wie so oft, gab es keinerlei Ablagefläche oder Haken ~ auch nicht im Badezimmer ~ und es hatte natürlich, dem indonesischen Standard entsprechend,
kein Internet. Aber mit all dem hatte ich zu leben gelernt und das zweite Bett bot Ablagefläche genug. Und um meine Sucht bedienen zu können, musste ich halt mal wieder einen etwas längeren
Fussmarsch zu einem Hotspot in einem Restaurant in Kauf nehmen, weil das Internet Café in der Nähe mein Notebook ebenfalls mal wieder nicht akzeptierte. No problem also.
In diesem Restaurant habe ich dann gleich am ersten Abend gemerkt, dass ich Deutschland zwar immer noch nicht vermisse, aber doch das eine oder andere, was es zu bieten hat. Denn als ich Hunger
bekam und mir die Speisekarte anschaute, blieben meine hungrigen Augen gegen alle Gewohnheiten des letzten Jahres auf der Seite mit „Western Food“ hängen.
Dort waren solche Gemeinheiten, wie Steaks, Kartoffeln usw. mit Fotos aufgeführt. Tja, bei diesem Anblick konnte ich nicht anders, als mir so ein westlich zubereitetes Stück Fleisch mit
Kartoffeln und Soße zu bestellen. Und dann lief der Countdown bis zu dem Zeitpunkt, an dem mein Essen serviert wurde. Muss ich noch sagen, wie sehr ich es genossen habe? So sehr, dass ich es am
nächsten Tag zum Wiederholungstäter wurde und erneut ein Steak mit entsprechender Beilage bestellte, wenn auch in einer anderen Zubereitungsart. Die Kartoffeln waren
zwar „nur“ dickere Fritten ~ ähnlich der Wedges ~ aber obwohl ich zuhause überhaupt kein Pommes Fan bin, hier waren sie mir lieber, als wenn es ganze
Kartoffeln gewesen wären. Denn ich konnte sie genüsslich in die Soße stippen und ließ mir eigens noch eine Portion bringen, weil reichlich Soße übrig war. Das war ein vielleicht ein Fresschen,
lecker, lecker, kann ich da nur sagen. Und so ein Abendessen war dann genauso teuer oder preiswert, wie mein Zimmer und habe also zwei Nächte verfressen. Aber damit reichte es dann erst auch mal,
mein Jab war gestillt. Was ich aber nach wie vor gerne und bei jeder Gelegenheit zu bekommen versuche, das sind frisch gepresste Fruchtsäfte aus allen möglichen Früchten, wobei die in Bangkok
bisher unschlagbar waren und dort fast an jeder Ecke zu bekommen waren. Nicht so in den Folge-Ländern. Und das war etwas, worüber ich mich immer wieder nur wundern konnte, dass es in in den
Tropen an manchen Orten zwar Cola, Sprite und Co. en masse zu kaufen gab, aber keine frischen Fruchtsäfte. Oder dass diese Säfte nach nichts schmeckten und mit Zucker aufgepeppt werden mussten,
damit sie wenigstens süß waren. Oder dass es nur eine äußerst bescheidene Auswahl in Form von Orangen-, Karotten- und Tomatensaft gab. Und außer in Bangkok schien man noch nichts davon gehört zu
haben, dass auch ein Frucht-Milch-Shake etwas feines ist, und das, obwohl Milch hier längst zum Allgemeingut geworden ist. Ausnahmen waren oft die Inder mit ihrem Frucht-Lassi, der natürlich
köstlich schmeckte, aber auch eine andere Basis hat. Ebenso erstaunlich war aber auch immer wieder die Preisgestaltung. So kostete ein Fruchtsaft am Straßenrand meistens um die 3000 Rp,
Zuckerrohrsaft 2000 Rp. Wenn ich aber versuchte so einen Saft in einem Restaurant zu bestellen, dann stieg der Preis gar bis auf 14.000 Rp zu denen dann noch 10 Prozent Tax und manchmal
zusätzlich noch 10 Prozent Service kamen. Wobei es Lokale gibt, die das dürfen und andere, in denen einem Gast das erspart bleibt. Keine Ahnung warum. Tückischerweise erscheint das nur im
Kleingedruckten, denn die Preise auf den Speisekarten sind immer netto, so dass man erst beim Bezahlen die Mogelpackung erkennt, denn wer achtet schon auf's Kleingedruckte einer Speisekarte? Eine
satte Preiserhöhung gab es auch bei allen möglichen anderen Dingen auf Grund des Ramadan. Viele Hotels hatten einen Monat lang höhere Preise, und sogar die Bahntickets waren deutlich teurer, als
normal, weil diese Tage genutzt werden, um die entfernter wohnenden Familienmitglieder per Bahn zu besuchen. Und das führt dann sogar zu Engpässen sowohl in den Hotels, als auch in den Zügen,
ähnlich wie zum chinesischen Neujahrsfest in andern Ländern. Ich habe an ganz vielen Hotels die „Full“ Schilder gesehen, weil die lieben Verwandten ja irgendwo
bleiben müssen. Jaaa, dieser Fastenmonat hat schon etwas, was manchmal kaum nachvollziehbar ist. So hatte ich mir in Bandung einmal an einem Verkaufsstand eine Dose mit Plätzchen gekauft, die
unserem Spritzgebäck ähnelten und auch ähnlich schmeckten. Und dabei standen neben mir drei Kinder, die das Ganze interessiert verfolgten, vor allem, als ich diese Dose dann auch noch öffnete.
Für mich sah das so aus, wenn sie liebend gern zugegriffen hätten. Aber als ich aufforderte zuzugreifen, wollten weder sie noch der Junge vom Stand, auch nur ein Stück annehmen, weil Ramadan war.
Selbst mein Argument, dass sie es doch abends essen könnten, ließ sie nicht schwach werden. Damit hatte ich ja nun nicht gerechnet. Aber früh übt sich, wer auch als Erwachsener diese Tage
überstehen will.
Als ich mir dann am Bahnhof von Bandung mein Ticket nach Yogyakarta kaufte, fand ich auf dem Vorplatz etwas, was deutscher kaum sein konnte, wenn auch schon etwas betagt. Dort hatte man eine aufs
beste restaurierte relativ kleine Lokomotive, eine TC.10.08 aus dem Jahr 1914 aufgestellt, die von der Sachsischen Maschinen Fabrik Virm. Rich. Hartmann A.G. in Chemnitz gebaut worden und wohl
über die Holländer hier her gekommen war. Was der holländische Text „GROOTSTE STOOMDRUKKING 12.KG / CM“ auf dem gleichen Schild verriet.
Wahrscheinlich der höchstmögliche Dampfdruck. Auf dem „A“
bei Sachsischen fehlten die Pünktchen, da die indonesische Sprache ja auch keine Umlaute kennt. (Die fehlen übrigens auf
dem „Ü“ bei meinem zweiten Vornamen auch jedes Mal.) Die Lock trug die Fabrikationsnummer 3821 und glänzte in sattem Schwarz und Rot, mit goldenen
und silbernen Verzierungen, so, wie das bei diesen Dampfrössern halt früher der Fall war. Sie stand da, wie aus dem Ei gepellt. Auch etwas, was eher selten zu sehen war, denn das, was ich bisher
an alten fahr- und fliegbaren Untersätzen gesehen hatte, gammelte stets still vor sich hin. Mein Zug war dann aber einer der heute üblichen Diesellocks, die mich am anderen Morgen nach etwa 8
Stunden Fahrzeit dann in Yogyakarta ablieferte.
Fotos Krakatau