Mit Bahn, Bus & Schiff nach Australien usw!

 

Jakarta

 

Etappe 51 ~ von Do. 11.09. bis Fr. 19.09.2008

 

Den unterschiedlichen Aussagen nach konnte das Schiff um 14, 17 oder 21 Uhr in Jakarta einlaufen. 14 Uhr war Welli's Prognose und 17 Uhr die von Cornelius. Aber die dritte Möglichkeit ~ die von vom dem Schiffsoffizier stammte, der mir auch die Seemeilen benannt hatte ~ erwies sich als die richtige. Der Mann musste es ja schließlich auch wissen. Und so konnten die Menschenmasse ~ von der ich ein Teil war ~ das Schiff kurz nach neun verlassen. Ich fand sogar in dem Durcheinander Steve und Anita, bzw. sie mich wieder, so dass wir uns gemeinsam auf den Weg machen konnten. Zuerst einmal aus dem Hexenkessel der Taxifahrer, die samt und sonders wieder ihre Mondpreise verlangten. 50.000, maximal 60.000 Rupia sollte lt. Cornelius die Fahrt zur Jalan Jaksa kosten dürfen, aber die waren in dem Trubel nicht durchsetzbar. Dann aber kam mir Welli, der dritte und übrig gebliebene junge Mann vom Schiff zur Hilfe, der ja auch nach Jakarta wollte. Er meldete sich plötzlich übers Handy und bot mir / uns an, dass sein Onkel, der ihn mit seinem Taxi abholen wollte, uns zur Jalan Jaksa bringen würde, was dann auch endlich zum genannten Preis funktionierte. Und so trudelten wir dann nach einer ca. 1-stündigen Fahrt durchs nächtliche chaotische Jakarta gegen 22:30 Uhr in der schmalen, aber quirligen Jalan Jaksa ein. Kleine Fress- und andere Buden säumten sie, so dass sie noch enger wurde, womit aber die Versorgung auf einer einfachen Ebene schon mal gesichert war. Die andere Ebene, die Restaurants, befanden sich mehr im Hintergrund. Das Bloom Steen Homestay (die preisgünstigste Unterkunft) aus dem Lonely Planet ~ wie alle anderen dort benannten Hotels und einige mehr ~ war schnell gefunden. Sie lagen dicht an dicht. Wobei für mich schnell klar war, das es eine Eintagsfliege, besser eine Eine-Nacht-Fliege sein würde, da zu viele Kleinigkeiten nicht stimmten. Jedenfalls nicht, wenn ich dort ein paar Tage bleiben wollte.

Nach einer nun mehr als einjährigen Testphase aller möglichen und unmöglichen Unterkünfte wollte ich solche Dinge, wie eine total zerlegene rosshaarähnliche Matratze, nur eine einzige Steckdose im Raum, die mit dem Stecker des Ventilators belegt war und so für nichts anderes genutzt werden konnte, wenn ich nicht total in Schweiß zerfließen wollte, einer Tranfunzel mit 10 Watt als Raumbeleuchtung, einem einzigen schmuddeligen Waschbecken auf der Etage, aus dessen Wasserhahn das Wasser nur tropfte statt lief, und das über keinerlei Ablage Möglichkeiten verfügte, kein Handtuch und Toilettenpapier gestellt zu bekommen, die Schuhe unten am Eingang ausziehen zu müssen, kein Internet zu haben und was es sonst noch so gab, einfach nicht mehr haben. Jedenfalls nicht bei einem Preis von immerhin 70.000 Rupia (ca. 5 Euro), auch wenn Jakarta mal wieder ein teureres Pflaster sein sollte und war. Und wie meine Suche am anderen Morgen zeigte, konnte ich für nur 45.000 Rupia (ca. 3 Euro) mehr 3 Häuser weiter im Hotel Tator alle o. gen. Minuspunkte in Pluspunkte verwandeln und bekam außerdem noch ein brauchbares Frühstück. Und im Wisma Delim ~ das sogar als Youth Hotel ausgewiesen war ~ hätte ich eine ähnlich spartanische Unterkunft, wie im Bloom Steen Homestay, schon für 40.000 bekommen können. Aber wie gesagt, für eine Nacht okay, nicht für mehrere. Und im Tator habe ich es gut aushalten können, auch wenn ich hier ebenfalls meine Droge Internet nur außerhalb bekommen konnte. Aber die gab es hier nicht einmal in den doppelt so teuren Etablissements. Dabei hatte ich mir von Jakarta auf diesem Gebiet mehr erhofft. Na ja, vielleicht an anderen Stellen, die es ggfls. noch zu finden galt.

Gefunden hatte ich aber bei meinem weitläufigen Bummel durchs Viertel am nächsten Morgen die Tourist Information und
„Gambier Train Station“einen der wichtigeren Bahnhöfe Jakartas, von dem eine Menge der besseren und schnelleren Fernreisezüge abfuhren. Leider fuhr von hier aus nichts in meine Wunschrichtung „Gunung Krakatua“ (National Park Krakatau), also Richtung Merak, bzw. Carita / Labuan. Züge in diese Richtung fuhren von der Kota Station ab, aber nur als „Ekonomi Train“ und nur zweimal am Tag, morgens früh um 7 Uhr und mittags um eins. Das hatte zu bedeuten, dass das Ticket nicht vorher gekauft werden konnte, sondern nur am Tag der Fahrt, da es ein Bummelzug war, und dass die Sitz- und Gepäckplätze im Zug nur zu Ergattern waren, wenn man seinen ganzen Körper als Rammbock einsetzte. Und vielleicht dann nicht einmal, wenn die Tür des Waggons nicht genau vor einem hielt. Das gefiel mir nun überhaupt nicht, zumal der morgendliche Anmarschweg durch das Verkehrschaos mit mindestens einer Stunde zu veranschlagen war. Also suchte ich nach einem Bus, der mich möglichst bis nach Carita bringen würde, dem Ort an der Westküste Javas, von dem die Boote zum Krakatau rüberfahren und der außerdem schöne Strände haben sollte. Und hier stieß ich wieder auf die schon zur Genüge bekannten indonesischen Schwierigkeiten, wenn es darum geht, brauchbare Auskünfte zu bekommen. Ich brauchte etliche Anläufe über zwei Tage verteilt, bis ich wusste, was ich wissen wollte. Und es war wieder alles dabei, von: da gibt es keine Busse, du musst mit dem ersten Bus bis dahin fahren und dann mit dem nächsten dorthin usw., bis zu der Travel Agencie, die mir ein Busticket für schlappe 200.000 Rupia verkaufen wollten, für eine Busfahrt, die etwa 160 Kilometer langsein und drei / vier Stunden dauern würde. Für weniger oder den gleichen Preis war ich auf Sumatra 12, 14 Stunden oder länger und vor allem entfernungsmäßig weiter unterwegs. Erst ein Typ in dem letzten kleinen Reisebüro, das ich ansteuerte, erzählte mir, wie es ging. Und das sogar, obwohl er mir auf diese Weise weder ein Ticket, noch sonst etwas verkaufen konnte. Da ich aber nach den vielen Sprüchen auch ihm noch nicht uneingeschränkt trauen mochte, marschierte ich noch zur Tourist Information, um mir das bestätigen zu lassen. Und nach diesen beiden Auskünften könnte ich ganz in der Nähe an der Jalan Thamrin den roten „transjakarta“Bus ~ der in die linke Richtung führe ~ 3 Stationen weiter bis zur Umsteigestation „Harmoni“ nehmen und dort mit dem blauen Bus weiter bis zur Endstation „Kalideres“ fahren, an der sich dann auch die große Busstation für die Überlandbusse befinden sollte. Was ich dann auch umgehend ausprobierte. Und richtig genug, auch hier war dann doch noch ein kleines Böckchen drin, aber nur ein klitzekleines. Denn, es musste die rechte Richtung sein und nicht die linke, wie ich drei Haltestellen weiter erfuhr. Aber Umwege erhöhen ja bekanntlich die Ortskenntnis, und so klappte es dann auch problemlos, als ich in die entgegengesetzte Richtung umgestiegen war. Allerdings dauerte die Fahrt da raus auch eine Stunde, wobei es sicher ein großer Vorteil war, dass diese Buslinie eine eigene Spur hat und so vom „traffic jam“ nicht oder kaum betroffen ist, falls nicht gerade so ein Pfiffikus ~ oder auch mehrere ~ diese Spur ebenfalls benutzt, um demselben wenigstens ein Stück weit zu entkommen.

Dieses Bus Terminal war das grösste, das mir bisher untergekommen war. Unzählige große und kleinere Busse standen hier, kamen an oder fuhren gerade ab. Und ebenso unzählige Menschen wuselten hier herum, die alle irgendwo hin wollten oder von irgendwo her kamen. Aber ein anderes Terminal hier in Jakarta soll noch größer und verrückter sein. Jedenfalls hatte ich hier schon meine liebe Not, mich all der vielen Aufreißer zu erwehren, die mich in ihre Busse nach Irgendwo zerren wollten und das wurde auch nicht besser, als ich endlich die Busse fand, die in meine Richtung gingen. Die Jungs sprachen nämlich durch die Bank so wenig Englisch, dass ich ihnen nicht klarmachen konnte, dass ich nicht schon an diesem Tag, sondern erst am nächsten fahren möchte. Und so auch nicht erfahren konnte, zu welchen Zeiten die Busse den fahren würden. Selbst am Info Center hatten sie außer
„where are you from“ und „how are you“ nicht mehr drauf. So dass ich schließlich aufgab und aufs Geratewohl hierher kommen würde. Es würde mich schon ein Bus dahin bringen, wohin ich wollte. Was er denn auch tat.

Zwischendurch
war ich übrigens auch noch mit Welli, einem der Jungs vom Schiff unterwegs, der in der Nachbarstadt Bekasi wohnt. Er hatte sich angeboten, mir Jakarta ein wenig zu zeigen, und so sind wir mit dem „transjakarta“ Bus und einem „bajaj = bajai“ zum alten Hafen „Sunda Kelapa“ gefahren. Hier liegen jede Menge von Indonesiens „Bugis phinisi shoners“, das sind beachtlich große Segelschiffe aus Holz, die auch heute noch nur mit Windkraft unterwegs sind. Das Viertel ist das alte holländische Batavia, in dem es sogar noch die einzige hölzerne Hebebrücke, die sogen. „Chicken Market Bridge“ oder „Kota Intan Bridge“ aus dem 17-ten Jahrhundert gibt. In gleicher Form ist so etwas auch heute noch in holländischen Städten zu finden.

Zum Schluss bin ich dann mit ihm noch mit dem Zug zu seiner family nach Bekasi gefahren ~ daher wusste ich, wie hart der Kampf um die Plätze in den
„Ekonomi Trains“ ist ~ um seine Frau und seine beiden Kinder kennen zu lernen. Sie wohnten dort in einem klitzekleinen Reihenhäuschen, das aus 2 Zimmern bestand, von denen jedes um die 3 x 3 m groß war. Ich wüsste nicht, wann ich jemals so ein winziges Reihenhaus gesehen hätte, in dem dann auch noch eine 4-köpfige Familie wohnt. Ich glaube, dass sich das bei uns auch kaum jemand vorzustellen vermag, aber hier ist das schon ein Luxus, den viele sich einfach nicht leisten können. So ein Haus, das er da bewohnte, sei für 2000 Euro käuflich zu erwerben hatte er mir zuvor erzählt und sein großer Wunsch war, so etwas eines Tages einmal selber zu besitzen. Er hätte einen kleinen Auto- und Mopedwaschplatz und würde außerdem Leute mit den Armaturen beliefern, die sich auf einer Propangas Flasche befinden. Wenn er 2 oder 3 von den Dingen am Tag an den Mann oder die Frau gebracht hätte, wäre das ein guter Tag, meinte er. Aber es sei ein harter Job.

Der schöne Tag nahm dann allerdings ein Ende, das mir nicht besonders gefiel. Denn als wir in seinem Domizil auf dem Fußboden saßen (Sitzmöbel gab es nicht) fragte er mich, ob ich ihm 200 Euro (knapp 3.000.000 Rp) leihen könne. Er wisse nicht, wie er diesen Monat die Miete zahlen solle, und wie er an dem Hauptfeiertag der Muslims Ende September ~ der wohl unserem Weihnachten ähnelt ~ seinem Sohn und seiner Frau die erwarteten Geschenke kaufen solle. Man, das hat mich vielleicht abgetörnt, aber ich habe ihm natürlich klar machen müssen, dass ich ihm das Geld nicht geben kann. Allerdings habe ich ihm dann beim Abschied 100.000 Rupia, ca. 7 Euro in die Hand gedrückt, das war der halbe Betrag, den ein Guide zuvor für so eine Begleitung verlangt hatte. Gefallen hat mir diese Schenk-Situation aber nicht die Bohne, und damit war es das dann auch wohl. Aber es war verdammtjuchhee nicht leicht für mich zu akzeptieren, dass diese so bezaubernd daher kommenden Menschen in einem Europäer ~ und vor allem anscheinend in einem Deutschen ~ in erster Linie immer wieder nur reiche Leute sehen können, die man doch irgendwie mit den wildesten Geschichten ~ die natürlich auch wahr sein können ~ melken können muss. Wenn ich denn wenigstens zu diesem Personenkreis der Betuchten gehören würde. Aber sie haben es drauf, einem mit einem Dackelblick und Augen, die aussehen, als wenn sie jeden Moment in Tränen ausbrechen würden, ihre Geschichten zum besten zu geben. Wie z.B. auch einer der Verkäufer von
„original“ Blasrohren mit Pfeilen von Kalimantan, dem indonesischen Teil Borneos. Der arme Kerl darbte hier ganz mutterseelenallein in dem großen, teuren und unfreundlichen Jakarta, während seine Familie ~ Frau + 3 Kinder, die alle mit Foto nachgewiesen wurden ~ auf Kalimantan darbt und sehnlichst auf seine Rückkehr mit ein bisschen Geld wartet. Aber er bekommt einfach die 30 Euro (ca. 430.000 Rp) für das Ticket nicht zusammen. Dabei rauchte er aber, wie das hier so üblich ist, wie ein Schlot. Und auch er rechnete, wie Welli, für den doofen Deutschen gleich seine Währung in meine um. Er belatscherte mich immer wieder, bis ich ihm klar machte, dass ich dieses Gerät auf gar keinen Fall kaufen würde, weder für mich, noch für meine Kinder oder Freunde als Mitbringsel. Aber leid tat er mir bei dem gekonnten Gejaumel schon ein wenig, und ich überlegte allen Ernstes, ob ich nicht wenigstens einen Teil zu seinem Ticket beisteuern sollte. Allerdings fragte ich zuvor noch meinen neuen einheimischen Freund Welli (das war noch vor seiner eigenen Gretchenfrage an mich). Und oh Wunder aber auch, er machte mir klar, dass das reine Schauspielerei und alles erfunden sei. Hätte es doch evtl. bedeuten können, dass er weniger bekommen hätte, wenn seine eigene Rechnung denn aufgegangen wäre. Tja, und in der Form könnte ich noch die eine oder andere Geschichte zum Besten geben. „Same same“.

In Jakarta habe ich es aber trotz der Hitze mal wieder geschafft, stundenlang durch die Gegend und sogar durch das auch für mich recht interessante National Museum zu laufen und außerdem zum
„Monumen Nasional“ oder kurz „Monas“ genannt, der „Istiqlal“ Moschee, der größten Südostasiens, und der genau gegenüberliegenden „Catholic cathedral“. Hier ist so eine Nachbarschaft anscheinend noch möglich, ohne dass sie sich gegenseitig Brandbomben in die Hütte werfen. Aber danach war ich dann auch leicht geschafft. Und das, obwohl ich ja anfangs dachte, dass ich mich an das Affenwetter hier gewöhnen würde. Aber inzwischen kann ich nur sagen, dass dem nicht so ist. Vielleicht müsste ich dazu auf alles, was Air Con heißt, komplett verzichten. Aber schaff das mal, wo jeder bessere Bus, jeder kleine Supermarkt, die Räume mit den Geldautomaten usw. damit bestückt sind. Okay, ich habe bisher nie einen Sonnenstich oder ähnliches bekommen, auch wenn ich hier in Asien stundenrund ohne Kopfbedeckung durch die Sonne gelaufen bin, aber diese schwüle Hitze Tag für Tag setzt mir manchmal ~ nicht immer ~ ganz schön zu. Und dann bin ich froh, wenn ich dann in die Air-Con-Oase meines Zimmers oder anderen genannten Möglichkeiten eintauchen kann. Und so freue ich mich jetzt schon darauf, auch hier auf Java schon bald mal wieder in höher gelegene Gefilde zu gelangen, in denen es etwas kühler sein soll, wie seinerzeit in Bukittinggi oder am Lake Toba.

Aber noch war es ja nicht soweit, denn der Krakatau sollte ja mein nächstes Ziel sein. Und um das zu erreichen, hatte ich ja den Probelauf zum Kalideres Busterminal gestartet.

 

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