Bukit Lawang ~ Banda Aceh & mehr
Etappe 49 ~ von Fr. 15.08. bis Do. 28.08.2008
Die Überraschung gliederte sich in zwei Bereiche, wobei der erste sich auf meine Empfindungen bezog, und
der zweite auf den Ablauf des Geschehens. Als ich mich nämlich morgens, noch in Medan, mit einem "becak" ~ das ist ein Moped mit einem Beiwagen, ähnlich einer Rikshaw ~ zum Busbahnhof bringen ließ, verspürte ich plötzlich eine ganz leichte sanfte Freude ~ nicht diese Euphorie, die mich lange
und oft auf meiner Reise begleitete aber in letzter Zeit eher der Reiseroutine gewichen war. Und es ging mir durch den Kopf "Ich habe es bis hier her geschafft, und auch diese Weiterfahrt Richtung Bukit Lawang ge-neu-meistert, trotz aller Hardcore Bedingungen
in Indonesien." Ein schönes Gefühl, das mich begrüßte wie ein neuer
Freund, bei dem ich spüre, dass die Chemie stimmt. Aber während ich noch in diesem Gefühl badete, sah ich aus den Augenwinkeln, dass wir am Busbahnhof vorbeibrausten. Und trotz meines Protestes
lieferte mich mein guter Fahrer nicht am Busbahnhof ab, sondern 'ne Ecke weiter, wo die Mini Busse abfuhren, wie ich am Tag zuvor schon gesehen hatte.
„Na gut, dann nimmste halt doch den Mini
Bus“ war mein innerer Kommentar. Aber das war's dann
doch nicht, er brachte mich nämlich zu einem der absoluten „local busses“, die hier auch ihren Standplatz hatten. Am
Busbahnhof fuhren wohl nur die „normalen“
Überlandbusse zu den festgesetzten Zeiten ab, die ich gestern erfahren hatte, während der hier wenig
später abfuhr, als der Fahrer der Meinung war, dass er nun genügend Fahrgäste hätte und sein Beifahrer sich unterwegs aus der Tür hängte ~ so wie jemand am Straßenrand stand ~ und laut schreiend
nachfragte, ob er oder sie nicht Richtung Bukit Lawang wollten. Das klappte auch oft genug. Natürlich gehörte dieser Bus zu denen, die nach unserem Verständnis eigentlich längst ausrangiert
gehört hätten. Er war eng und ungemütlich, wie schon seinerzeit der erste von Dumai nach Pekanbaru und die meisten Sitze und Lehnen waren aufgerissen und das Schaumgummi von vielen fleißigen
Fingern mehr oder weniger heraus gepuhlt. Es sah zum Schießen aus und die Leute brachten sich irgendetwas mit, was sie darauf legen konnten, um etwas besser zu sitzen. Mich erinnerte das Ganze an
das Auto meiner Eltern, als sie ihren Dackel mal eine Stunde unbeaufsichtigt im Auto ließen und er seinen Frust über diese unwürdige Art mit ihm umzugehen, an der Polsterung der Rückbank ausließ.
Ansonsten war es wieder eine Fahrt über teilweise gute Straßenabschnitte und andere, die direkt vom Mond hierher gebracht worden sein könnten. Wenn wir solche Abschnitte im ersten Gang
passierten, dachte ich jedes Mal, dass es den alten Bus gleich in seine Einzelteile zerlegen würde, und wir alle auf der nicht mehr vorhandenen Straße säßen. Aber er schlug sich tapfer.
Vielleicht deshalb, weil ab und zu ein junger Mann mitsamt seiner Mini Gitarre einstieg ~ eine große hätte auch kaum Platz gehabt ~ und ganz brauchbar auf ihr eine flotte einheimische Weise
klimperte. Gott sei Dank waren es nur zwei, da sonst evtl. mein Vorrat an Kleingeld für die Darbietungen nicht gereicht hätte. Wobei der erste mit einem Beutel einsammelte, der einem
Klingelbeutel in der Kirche nicht unähnlich war, und der zweite weniger professionell, eine leere Bonbontüte zum Einsammeln seiner Gage benutzte.
Während der zweite, gerade eingestiegene, noch spielte, gesellte sich ein anderer junger Mann auf den Sitz neben mir und zögerte keine Sekunde, mit seinem Kontaktgespräch zu beginnen. Auf
Englisch, versteht sich. Er war der erste in diesem Bus, der mehr als drei Worte kannte. Und ich ahnte schon, was es mit diesen Sprachkenntnissen auf sich hatte. Es war der erste Guide, der schon
in Binjai, lange vor Bukit Lawang, in den Bus gestiegen war, um das neue Touristenfleisch für eine Trecking Tour gar zu klopfen. Da ich nicht anbeißen wollte, versicherte er mir, dass er abends
in Bukit Lawang sein würde, um mich dort noch einmal zu fragen und bat mich zugleich, bei allen weiteren Guides vorsichtig sein, da sie das blaue vom Himmel lügen würden. Und dann verschwand er
beim nächsten Halt. Na, wenn das nicht ein überzeugendes Argument war?!?
Ich ließ mich dann, als der Bus in B. L. eingetroffen war, von einem „becak“ in den kleinen Ort bringen und hatte sofort einen
Beifahrer der mein nächster Guide sein wollte. Er versuchte mir aber erst einmal klar zu machen, dass meine Idee, im „Jungle Inn“ nächtigen zu wollen, eine Schnapsidee sei, weil es zu weit entfernt, zu teuer und wahrscheinlich voll sei. Alles Sprüche, die mich ~ ohne es gesehen zu haben ~ nicht überzeugen konnten.
Das änderte sich jedoch, als das „becak“
plötzlich hielt, weil der Weg zu Ende war und nur noch ein schmaler Pfad weiterführte. Von diesem Punkt
aus sollte es noch ein rund 20-minütiger Spaziergang bis zu meiner Wahl-Unterkunft sein, die ich deshalb ausgesucht hatte, weil sie am dichtesten an der Orang Utan Station lag. Das aber
relativierte sich in diesem Moment, denn mit meinem Gepäck 20 Minuten dem ansteigenden Pfad zu folgen, das wollte mir doch gar nicht gefallen. Und so folgte ich seiner Einladung, mir das auf der
anderen Seite des Flusses liegende Wisma Bukit Lawang Indah anzuschauen, das nur über eine schaukelige Hängebrücke erreichbar war. Zur Hängebrücke führten typische indonesische oder auch
asiatische Stufen, die allerdings an dieser Stelle rekordverdächtig waren. Sie hatten ein immer mal wechselndes Steigungsverhältnis zwischen 30 und ca. 50 Zentimetern. Immerhin kam man so mit
wenigen Stufen aus und außerdem war das ein gutes Trainingsfeld für eine mögliche Bergbesteigung. Mir taten die Jungens leid, die diese Stufen und die gesamte Länge der Brücke mit einer Kiste
Bier, Cola oder sonstiger Getränke an jedem Arm machten. Allerdings sahen sie auf diese Weise alle gut trainiert aus und erst nach dem zweiten Gang konnte ich so etwas wie Schweißperlen auf ihrer
Haut entdecken. Alle Achtung, ich war von meinem einen Gang schon wieder reif für die Dusche, bzw. die Schöpfkelle.
An der Unterkunft angekommen, war schnell klar, dass ich hier bleiben würde, da es ganz brauchbar war, das Fresschen recht lecker und sich etliche andere Traveller ebenfalls dort aufhielten. Mein
Möchte-gern-Guide versuchte mir ~ nachdem ich deutlich gemacht hatte, keine erneute Tour in den Dschungel machen zu wollen ~ dennoch klar zu machen, dass es zu beschwerlich sei, wenn ich mich auf
eigene Faust unseren behaarten Brüdern und Schwestern zu nähern versuchte. Ich brauchte ein „Permit“ und es wäre nicht sicher, dass sie kämen und
blahblahblah. Da das aber nach meinen Informationen nicht stimmte ~ der Besuch der „Orang Utan Feeding Station“ war die einzige Möglichkeit ohne
Erlaubnis in den Park zu gelangen und es sei nahezu unmöglich, dass sie nicht kämen ~ beendete ich erst einmal unser Gespräch und bezog mein Zimmer. Tja, und dann machte ich mich langsam auf den
Weg zur Station, da die nachmittägliche Fütterungszeit näher rückte. Auf diesem Weg kam ich natürlich am „Jungle Inn“ vorbei und war froh ~ obwohl es wirklich sehr schön lag und auch ansonsten einen guten Eindruck machte, mich für die andere Bleibe entschieden zu haben, denn mit Gepäck hätte ich sicher
mehr auf diesem permanent ansteigenden Pfad, als die angegebenen 20 Minuten gebraucht. Wenig später stand ich dann auch an dem schnell dahin schießenden Fluss, der mich nun nur noch von den Affen
trennte und nur mit einer kleinen Einbaum Seilfähre zu überqueren war. Und drüben traf ich dann einen weiteren Guide der besonderen Art ~ aber nicht, weil auch der mich vollquatschte ~ sondern
weil dieser Typ fast so gut Deutsch sprach, als hätte er lange Jahre in unserem Land gelebt und sich sehr viel Mühe mit dem Erlernen gegeben hatte. Er hatte es aber nur in der Schule gelernt und
war einmal 4 Wochen in Deutschland gewesen.
Tja, und dann habe ich sie tatsächlich gesehen, die großen orangefarbigen Orang Utans ~ wobei das Wort Orang Mensch und Utan Wald bedeutet ~ 4 Stück an der Zahl und später noch einmal einen
einzigen, der alleine im Wald herumturnte. Auch wenn es wahrscheinlich "nur" die ausgewilderten Kameraden waren, war es schon
recht beeindruckend, ihnen auf wenige Meter nahe zu kommen, ähnlich wie damals bei den Pandas. Aber das hatte dann dschungelmäßig auch gereicht, auf mehr kann ich (noch) nicht wieder, falls ich
überhaupt so einen Trip wiederholen möchte. Denn ein Stück mussten wir schon durch den gemäßigten, für die Besucher aufbereiteten Dschungel kraxeln, und alle Erinnerungen an Siberut waren wieder
da, genauso, wie ich nach 5 Minuten schon wieder komplett vor Schweiß triefte. Dabei hatte ich doch glatt schon überlegt, ob ich mir nicht doch 2 Tage und 1 Nacht gönnen sollte, zumal es hier
angeblich etwas anders laufen und sein sollte. Schließlich soll der Gunung Leuser National Park einer der schönsten und bekanntesten sein. Aber es ging nicht, trotz der landschaftlich äußerst
reizvollen Kulisse und der Infos, die ich von Freund Torsten und anderen hatte. Und so entschied ich mich, am nächsten Morgen schon ganz früh mit dem Bus nach Banda Aceh hochzufahren, etwas, was
mich eh gereizt hatte, aber, wie ich bisher dachte, aus Zeitgründen wegen des Visums nicht mehr schaffen würde. Aber nun stellte sich heraus, dass es doch zu schaffen war, zumal mir zwei Deutsche
Jungs erzählt hatten, dass ich nicht komplett nach Medan zurück müsse, sondern nur bis Binjai und dort einen Bus nach Banda Aceh nehmen könnte. Fein, auch wenn ich keine Ahnung hatte, was mich
dort erwarten würde.
In Indonesien war, wie ich erfuhr, an meinem Ankunftstag in Bukit Lawang "Independend Day". Es wimmelte nur so von
Einheimischen, die diesen freien Montag, bzw. das ganze Wochenende als kleinen Urlaub genutzt hatten und hierher gekommen waren, um mal auszuspannen. Und so saßen sie komplett angezogen im Fluss
und wuschen und badeten sich. Oder mieteten sich einen großen LKW Reifen, den sie den Fluss hoch schleppten, um sich dann genauso komplett angezogen wieder runter sausen zu lassen.
In Bukit Lawang habe ich auch Willi getroffen, einen deutschen Rentner, der eine Indonesierin geheiratet hat und hier seit 2000 mit ihr im eigenen Häuschen lebt. Von einer Rückkehr nach
Deutschland will auch er nichts mehr wissen und schaut sich aus der Ferne über Deutschlandfunk im TV an, was bei uns so passiert ~ oder auch nicht ~ und seinen Entschluss nur noch weiter festigt.
Wie gut ich ihn verstehen konnte.
Meinen Guide aus dem Bus habe ich dann tatsächlich am Abend wieder getroffen und konnte ihm nur meine Entscheidung verklickern, dass ich am nächsten Morgen nach Banda Aceh fahren wolle. Das
gefiel ihm zwar nicht, aber auch dafür hatte er etwas parat, nachdem er mir einige Tips gegeben hatte, wie den, möglichst einen frühen Bus zu nehmen, damit ich in Binjai den Bus um 10 Uhr bekäme,
um noch am gleichen Tag in Banda Aceh anzukommen. Und damit das alles auch klappte, bot er mir die Hilfe seines Freundes an, der am Nachbartisch saß. Der solte mich dann früh um 7 Uhr am Hotel
abholen, zum Busbahnhof und weiter nach Binjai begleiten und zum richtigen Busbahnhof und dem richtigen Bus bringen, sich um alles kümmern. Ich bräuchte dafür auch
keine „Comission“
o.ä. zu zahlen, da sein Freund sowieso dorthin fahren müsse. Und da er selber
ein „honest man“
sei, könnte ich darauf vertrauen. Na gut, dachte ich so bei mich bei, warten wir es ab.
Da mein neuer Freund am anderen Morgen auch um 5 nach 7 noch nicht da war ~ und die Zeit, wie man mir am Abend zuvor erzählt hatte, etwas knapp sei ~ machte ich mich allein auf die Socken zum
Busbahnhof und sah ihn dann dort gemütlich mit dem Moped auf der anderen Straßenseite vorbeifahren. Es waren inzwischen nur noch wenige Minuten bis zur Abfahrtszeit und meinen frühen Bus hätte
ich also mit seiner Hilfe elegant verpasst, denn der fuhr ~ kaum dass ich drin saß ~ auch schon ab, obwohl ich mutterseelenallein auf meinem Sitz hockte. Was sich allerdings nach dem ersten Halt
änderte, denn plötzlich fand ich mich in einer Art Schulbus wieder, der sci fast komplett mit Schulkindern füllte, ja, überfüllte. Aber der Bus wurde gerade von einem Pickup überholt, der auf der
Ladefläche noch voller gequetscht mit Schulkindern war, so dass auch das Dach noch herhalten musste. Außer mir gab es in meinem Bus nur noch zwei oder drei Erwachsene, der Rest bestand aus
Schülern jeglicher Altersklasse, die an unterschiedlichen Schulen ausstiegen. Und an einer Schule sah ich etwas Interessantes. Die Schüler hatten vorm Schulbeginn Fegedienst und säuberten brav
ihren Schulhof von all dem Müll, den sie am Tag zuvor produziert hatten, und zwar Jungen und Mädchen gemeinsam. Irgendwie gefiel mir das, denn bei uns hätte man diese Arbeit höchstwahrscheinlich
dem Hausmeister übertragen.
Leider fand ich im ganzen Bus niemanden, der mir meine Fragen ~ wie es denn ab Binjai weiter gehen würde und wohin ich dort müsse ~ beantworten konnte. Denn selbst unter den Schülern fand sich
niemand, der Englisch sprach oder traute, was mich an meine Schulzeit erinnerte. Auch später, als sie Stück für Stück alle ausgestiegen waren, war unter den Neuzugängen der Erwachsenen Liga nicht
einer darunter, der mit mir reden konnte. Ich hätte nun gut die Hilfe gebrauchen können, die man mir angeboten hatte, denn selbst mit meinem Phrasebook kam ich nicht weiter, weil ich die
Antworten nicht verstand. Also stellte ich mich innerlich schon mal langsam darauf ein, doch ganz bis Medan zurückfahren zu müssen und am anderen Tag einen neuen Anlauf zu starten. Aber dann
hielt der Bus irgendwo in Binjai und man machte mir deutlich, dass ich an meinem Zwischenziel angelangt sei und raus müsse. Man schrie den Leuten in den Verkaufsbuden auf der anderen Straßenseite
noch etwas zu und ein paar von ihnen nahmen mich dann ins Schlepptau. Meine Fahrkarte bekam ich dann an einer dieser Buden, und ich konnte wieder einmal nur staunen, wie gut das Ganze getarnt
war, denn ohne es zu wissen, hätte ich hier weder so etwas wie eine Bushaltestelle noch so einen lustigen Ticketverkauf vermutet. Denn natürlich hatten sie ihren Spaß an
dem „Dscherman“, der ihnen da vor die Füße geschneit war. Ich
wurde Solo mit ihren Handys fotografiert und dann abwechselnd mit jedem einzelnen, denn ein paar Beweisfotos mussten schon sein.
Lachen musste ich jedoch, als es an den Ticketverkauf ging, denn nun entpuppte sich mein „honest man“ doch als der, den ich in ihm vermutet hatte, den
kleinen Betrüger mit den ehrlichen Dackel Augen, der mir treuherzig erzählt hatte, dass ein Ticket nach Banda Aceh 200 oder 250.000 Rp kosten würde, mir aber nur 150.000 abverlangt wurden. Und
selbst das war noch der Touristenpreis, denn offiziell kostet das Ticket nur 100.000 Rupia, wie ich später von Ruth, einer Irin aus Dublin erfuhr, die ~ weil sie diesen Preis kannte ~ ihr Ticket
dann auf 130.000 herunterhandeln konnte. Nun wurde mir auch klar, warum sich alle so über den Ausländer freuen konnten, hihi. Nein, die Freude und der Spaß kamen nicht durch die paar zusätzlichen
Kröten, den Eindruck hatte nun wirklich nicht. Da war sie wieder, die indonesische Freundlichkeit und das Interesse am Anderen. Und so konnte ich meine Odyssee nach B.A. einige Zeit später
fortsetzen. Und einer Odyssee kam das Ganze schon recht nahe, konnte mir doch immer noch niemand wirklich erzählen, wie sich die Weiterfahrt gestalten würde. Und so vertraute ich meiner einzigen
vagen Information, dass ich ca. 8 Stunden später ~ also gegen 19 Uhr ~ in B.A. eintreffen würde. Und darauf baute ich, bis der Bus mitten in einem wunderschönen Sonnenuntergang am Bus Terminal in
Bireuen hielt und man mir mit Händen und Füßen klar machte, dass hier für diesen Bus Endstation sei, und ich in einen anderen Bus umsteigen müsse. Welche Überraschung, hatte ich doch in stiller
Hoffnung gedacht, dass das nun endlich Banda Aceh sei. Oh man, wie unterschiedlich können lange Busfahrten sein. Diese hatte mich mehr geschlaucht, als die 20-stündige zuvor von Padang nach
Medan. Und nun sollte sie noch nicht einmal zu Ende sein, obwohl das mit den 8 Stunden prima gepasst hätte.
Aber nun endlich, endlich, endlich, tauchte jemand auf, der mit meine Fragen wenigstens halbwegs beantworten konnte. Und demnach würden wir irgendwann gleich abfahren und würden in 4 oder 5
Stunden B.A. erreichen, je nachdem, wie gut wir auf der Super-Motocross-Piste durch kämen. Na, wenn das keine Neuigkeit war. Ich konnte es nicht glauben, aber in diesem Fall stimmte gleich die
erste Aussage, wobei sich leider die 5 Stunden als reale Fahrzeit herausstellten, denn es fing an zu regnen, was das Fahren auf der Querfeldeinstrecke nicht gerade beschleunigte.
Da selbst für meinen einheimischen Mitfahrer die genaue Abfahrtzeit nicht herauszufinden war ~ der Fahrer glänzte durch Abwesenheit ~ und niemand wusste genaues. Denn es hieß nur, dass es jeden
Moment los gehen könne, und so konnten wir den Bus nicht verlassen, um schnell noch 'ne Kleinigkeit zu essen, denn mein und sein Magen verlangte um 19 Uhr so langsam sein Recht. Und so teilte er
dann das mit mir, was er zuvor ~ genau wie ich in Bireuen ~ gekauft hatte, wenn auch in größerer Menge als ich. Das war eine schwarze klebrige Masse, die aus dem Saft der Palmen durch langsames
Einkochen hergestellt wird und lakritzmäßig aussieht, aber nicht so schmeckt. Recht lecker, hatte ich als kleiner Süßer gemeint und meine Ration natürlich längst vertilgt. Und so kam mir dieser
Snack gerade recht. Ich konnte mich aber später, während eines Stops an einer der typischen Ansammlungen kleiner Restaurants links oder rechts der Straße mit einem leckeren Omlett revanchieren.
Aber bis es soweit war, mussten erst mal noch ein paar andere äußerst wichtige Dinge geklärt werden. Wo würde ich in Banda Aceh bei einer Ankunftszeit, die irgendwo um Mitternacht liegen würde,
noch ein Hotel finden, in dem ich mein müdes Traveller-Haupt betten könnte? Denn gleich die ersten Anrufe zeigten, dass zumindest die preiswerteren Hotels voll waren. Und nun schaltete sich mein
neuer Freund erneut ein, nachdem er seinerseits einen Anruf getätigt hatte und gab mich dann an seinen Kumpel weiter, der mir hilfsbereit, wie alle Indonesier, gleich noch 2 Hotels benannte.
Obwohl ich ja erst einmal wieder den Braten zu riechen glaubte. Aber auch hier Fehlanzeige, so dass ich dann das teuerste im LP benannte Hotel Medan anbimmelte, denn irgendwo musste ich ja
bleiben. Hier gab es dann auch noch ein Bett, das man mir auch freihalten wollte und freigehalten hat. Und so konnte ich beruhigt gen B.A. fahren. Obwohl bei meiner Ankunft erst einmal weder mein
Name, noch ein freies Zimmer zu finden war. Ausgebucht. Aber dann tauchte gut versteckt noch ein Schlüsel auf, an dem mein Name hing. Puuuhhhh. Tja, das Handy, von dem ich früher nie viel wissen
wollte, ist in solchen Situationen schon genial.
Umhalbieins lag ich dann glücklich und endlich im Bett, nicht ohne zuvor noch einen Gute Nacht Wunsch übers Handy von meinem hilfsbereiten unbekannten Telefonpartner bekommen zu haben und
das Angebot, mir am nächsten Tag Banda Aceh ein wenig näher zu bringen. „Nachtigall ik hör dir doch schon wieder trapsen.“ Aber dieses Mal hatte ich mich wohl getäuscht, denn der Typ, der mir dann am anderen Morgen in der Hotelhalle begegnete, schien anders zu sein. Zuerst einmal stand da eine Art
indonesischer Lausbub vor mir, dem der Schalk aus den Augen und allen Poren zu blitzen schien, und der auf (s)eine Art und Weise einen Eindruck hinterließ, dem ich mich nicht entziehen konnte.
Wie war das doch noch gleich mit der Chemie? Sie stimmte wieder einmal, ähnlich damals mit Kevin in China. Er schien tatsächlich nur einen Fremden kennen lernen und ihm seine Stadt und die
Umgebung zeigen, mir behilflich sein zu wollen, wenn es irgendwo klemmte und nichts mehr. Er war somit wohl tatsächlich etwas anders gestrickt, arbeitete selbstständig, ebenfalls im Bereich
Gestaltung, machte Yoga, wusste ein wenig über Feng Shui, kannte sich in naturheilkundlichen Dingen aus, ist fischessender Vegetarier, hat eine Frau und seit kurzem ein Baby, und war für drei
Tage mein angenehmer Begleiter, der mich mit seinem Moped überall hin kutschierte. Er bat mich sogar ~ als er von meiner Homepage erfuhr ~ dort seine Telefonnummer und seine E-Mail anzugeben, da
er sich über jeden freuen würde, für den er das Gleiche tun könnte. Hier sind sie: 06281263230015 + bobby_agam@yahoo.com Falls also jemals jemand nach Banda Aceh kommen sollte, besteht so die Chance, sich bei ihm zu melden. Zumal ich im Nachhinein erfahren habe, als ich schon wieder in Medan war, dass er an
der Westküste in Lampuuk ein Guesthouse besitzt. Er wagte es wohl nicht mehr davon zu berichten, weil ich von meinen vorherigen Erfahrungen mit den Guides erzählt hatte. Tja, dumm gelaufen, denn
an die Westküste wäre ich auch noch gerne gefahren, wenn die Zeit gereicht hätte. Und vielleicht hätte ich Sabang dafür sausen lassen. Aber so ganz hatte ich mit meiner trapsenden Nachtigall dann
doch nicht daneben gelegen. Immerhin war sie gut getarnt und bis zum Schluss nicht zu erkennen, was mir in diesem Fall sogar Leid tat. Und so lasse ich die Promotion für ihn auch drin in meinem
Text.
Mit ihm habe ich auch meine erste Mahlzeit komplett mit Fingern gegessen,natürlich mit der rechten Hand und dabei die Technik erlernt. Und zwar in einem Restaurant, in dem auf keinem Tisch der
fast obligatorische Behälter mit Gabeln und Löffeln stand. Ich hätte zwar Besteck bekommen können, wollte aber nicht. Und so probierte ich erst einmal etwas ungeschickt, mir meine ersten Bissen
unter die Nase zu schieben. Dabei ist es ganz einfach, wenn man's weiß. Man muss nur 4, statt 3 Finger benutzen, sich ein wenig Fleisch oder Gemüse schnappen, es auf einen Happen Reis legen und
mit allen 4 Fingern leicht zusammenpressen und zum Mund führen. Dann klappt es gut. Nur mit 3 Fingern und ohne es zusammenzupressen ~ wie ich es anfangs ohne seine Belehrung versuchte ~ wäre ich
wahrscheinlich am vollen Teller verhungert, denn mir rieselte immer alles wieder durch die Finger. Durch ihn habe ich sogar ~ als schwerst kirchengeschädigtes Individuum meine ~ Scheu vor dem
Isalm zwar nicht verloren, aber immerhin so weit aufgeweicht, dass ich mit ihm zusammen die große Moschee von Banda Aceh besuchen und sogar betreten wollte. Etwas, was zuvor in Bukkittinggi oder
an anderen Stellen, an denen es ähnliche Einladungen gegeben hatte, noch nicht möglich war. Na ja, besucht haben wir das gute Stück, und ich durfte auch auf das Gelände. Aber dann kam das Aus,
denn ich als Ungläubiger durfte ich diese feine Moschee nicht betreten. Dabei glaube ich ebenfalls an eine höhere Instanz (Gott), wenn auch nicht mit dem verdammten Anspruch, der schon so viel
Leid in die Welt gebracht hat und immer noch bringt, dass er der einzige und wahre ist. Dabei hatte ich mir extra 'ne lange Hose angezogen und hätte mir die Hände, die Füße, das Gesicht und was
weiß ich gewaschen, um den Anforderungen zu genügen. Tja, mein langes Gesicht muss man mir wohl angesehen haben, denn Bobby fragte mehrmals, ob ich jetzt „angry“ sei. Wobei das Wort es nicht trifft, da war einfach nur Unverständnis. Und anschließend war bei mir auch von unserem kleinen Brückenschlag nicht mehr allzuviel übrig geblieben. Sollen sie
scih doch weiter abschotten und bleiben, wo der Pfeffer wächst. Manoman, schlimmer als ein alter englischer Club. Dabei hätte ich diesen Bau zu gerne betreten, denn er hatte eine Energie, die
weit bis nach draußen spürbar war. Nicht umsonst hat diese Moschee als einziges Gebäude im gesamten Umkreis den Tsunami unbeschadet überstanden. Und das will schon was heißen. Wenn man die Fotos
hier von diesem Geschehen sieht, kann einem schon ganz anders werden, selbst wenn man damals die Berichte im Fernsehen gesehen hatte. So hing auch in meinem Hotel ein Foto in DIN A 1 Größe, auf
dem das Hotel zu sehen ist, mit einem nicht gerade kleinen Kutter und diversen anderen Dingen, die das Wasser vorm Eingang abgelegt hatte. Oder an anderer Stelle liegt ein ganzes völlig intaktes
Pontonschiff, in dem sich ein Kraftwerk befindet, das mal vor der Küste lag. Das steht da jetzt irgendwo in B.A. auf dem Trockenen und erzeugt weiter Energie. Ein riesiges Teil, hoch wie
dreigeschossiges Haus und endlos lang. Es wurde wohl so etwas wie ein Denkmal ~ mit Wegweisern dort hin ~ an dem gerade ein kleiner Park angelegt wurde. Auch der Bau eines Tsunami Museums ist im
Werden. Auch sonst ist zwar viel gebaut worden worden ~ wie Bobby sagte, viel zu wenig für die kleinen Leute ~ denn es gibt immer noch große Flächen, auf denen als einziges nur ein paar
Mauerstummel oder eine Steintreppe, die mal in das Obergeschoß führte, stehen geblieben sind, und nur die Trümmer weggeräumt wurden. Ein gespenstiger Eindruck. Und Bobby konnte außer
Allgemeinplätzen auch nach fast 4 Jahren kaum etwas über seine Erlebnisse erzählen. Er mus es wohl hautnah mitbekommen haben und zeigte mir fast mit einer Art Stolz diese Dinge.
Ich folgte dann auch seiner Empfehlung, auf die Banda Ace vorgelagerte Insel Sabang zu fahren ~ auch wenn es heißt, dass sich hier das ganze Jahr über fast täglich Sonne und Regen abwechseln, was
ich zumindest für meine 3 Tage bestätigen kann. Aus heiterem Himmel begann es immer mal wieder zu schütten, um dann wieder der Sonne Platz zu machen. Am Ticketschalter traf ich dann Bruno, einen
61-jährigen Australier, der sich schon eine Zeit in seinem persönlichen Ruhestand befindet, in Australien alles aufgegeben hat und durch die Weltgeschichte gondelt. Er sprach sogar Deutsch, da er
u.a. auch für deutsche Firmen gearbeitet und lange Zeit in D gelebt hatte und dort sogar mal verlobt war. Da es keinen extra Gepäckraum auf diesem Schiff gab, hatten wir unsere Rucksäcke im Gang
platziert, wo dann plötzlich auch eine Trage mit einer gut verhüllten Leiche deponiert wurde, zwecks Transport auf die Insel. Wie wir erfuhren, war der Tote am Tag zuvor am Festland gestorben und
man brachte ihn nun auf diese Weise in sein Heimatdorf zurück und wir fragten uns, als was er wohl galt. Hatte für ihn ~ oder sie ~ ein Ticket gelöst werden müssen, ging er als Frachtgut durch,
oder gab es für solche Fälle ein Freiticket? Beeindruckend war für mich wieder die Leichtigkeit, mit der die Menschen hier die Dinge des Lebens gestalten. Etwas, was für unser Land, in dem Segler
sogar eine Kenter-Erlaubnis brauchen ~ wie ich von einem Sportstudenten erfuhr, der einen Anranzer + Verwarnung vom Segelwart bekommen hatte, weil er ohne Erlaubnis gekentert war. Manoman, ich
bin sooooo froh, dass ich diesem Kenter-Erlaubnis-Land wenigstens für eine Weile entronnen bin und mir Leichen im Gang einer Fähre (fast) wie selbstverständlich erscheinen. Aber ich kann mich
erinnern, dass es vor zig, zig Jahren auch bei uns noch möglich war, einen Verstorbenen ganz einfach im eigenen Gefährt von A nach B zu bringen, um z.B. die teuren Überführungskosten zu
vermeiden. Was ist auch schon dabei?
Sabang ist ein Inselkleinod und Taucherparadies, das allerdings damals auch einiges abbekommen hatte. Von den Korallenbänken war nicht viel übrig geblieben, aber es ging inzwischen alles wieder
seinen normalen Gang. Es gab verschiedene Tourismusecken, in denen es sich direkt am Meer in diversen Bungalows unterschiedlicher Güte recht gut hausen ließ; so richtig was zum Relaxen,
Schwimmen, Schnorcheln, Tauchen, in der Sonne liegen. Und da ich leider keinen Tauchschein habe, langte es bei mir halt nur fürs Schnorcheln, das hier natürlich, auch wenn die Korallen meistens
fehlten ~ es gab sie nur noch an einigen Stellen, zu denen man mit dem Boot hinausfahren musste ~ trotzdem recht interessant war. Die schönen bunten Fische, die ich sonst nur in den Aquarien
gesehen hatte, schwammen hier in allen Gößen und Farben vor meiner Brille durch das klare Wasser. Besonders beeindrucken fand ich einen Fisch ~ mein bisher größter in freiem Gewässer ~ der sich
genüsslich die elendlangen Stacheln der hiesigen Seeigel reinzog. Die hatten eine Länge von ca. 20 cm und dieser Fisch knabberte sie ihnen mit seinen großen Zähnen und seinem großen Maul einfach
ab. Was muss der bei seiner Größe schon an Seeigelstachel verputzt haben? Wenn Gesteins- oder Korallenbrocken im Weg lagen, packte er diese ebenfalls mit seinen Zähnen, hob sie an und ließ sie
ein Stück entfernt wieder fallen. Beachtlich, dieses Tier.
Der Tsunami hatte für diese Gegend aber nicht nur Zerstörung, sondern auch noch etwas anderes gebracht, nämlich endlich den Frieden. Vor dem Desaster wurde geschossen und getötet, weil ein
Politiker der Provinz Aceh sie vom Mutterland lösen wollte. Und so war es kaum möglich hier her zu reisen, weil zu unsicher. Außerdem benötigte man ein spezielles
„Permit“. Heute ist alles ganz einfach, soweit man in Indonesien von einfach reden kann. Aber selbst ich habe es ja geschafft und irgendwie war es
mein Wunsch, diese Region zu besuchen. Außer mir müssen diesen Wunsch auch noch viele andere gehabt haben, denn neben Australiern wimmelte es hier vor allem von Deutschen. Ich habe auf meiner
ganzen Reise noch nie so viele Deutsche in so kurzer Zeit am Stück getroffen, wie hier auf Sabang. Als wäre keiner mehr im Land. Sinnigerweise waren sie aber fast alle so gut wie auf dem Rückweg,
da die Ferien, der Urlaub usw. sich dem Ende neigten. So, wie sich ja auch die Zeit meiner ersten Visa-Runde langsam, aber unaufhaltsam dem Ende näherte. Nicht ohne nun doch noch für 3 Tage von
einem Durchmarsch behelligt zu werden. Gott sei Dank nur so leicht, dass ich nicht permanent in der Nähe eines Klos bleiben musste, aber trotzdem lästig. Außerdem war er an leichte Temperatur und
ein Schwächegefühl gekoppelt, das mich wie ein Murmeltier schlafen ließ. So habe ich am ersten Tag von 14 bis 20 Uhr wie ein Stein gepennt, wurde dann kurz wach, um mir das alte Hausrezept meiner
Mutter, eine Hühnersuppe an einer kleinen Küche am Straßenrand zu gönnen und dann bis zum anderen Morgen um 7 weiter zu ratzen. Mit ein paar Unterbrechungen, die mir mein Darm auferlegte. Aber
dann ging's langsam wieder, dank meiner Mittelchen. Interessanterweise hatte ich ähnliches seinerzeit für 1 Tag in Thailand schon mal erlebt, nachdem ich dort im Meer schwimmen war. Auch hier
fing das Theater an, nach dem ich meine Schnorcheltour gemacht hatte. Damals hatte ich nur meine Lippen mit Meerwasser benetzt, während ich beim Schnorcheln unfreiwillig schon mal den einen oder
anderen Schluck zu mir genommen hatte. Und so vermute ich mal ob der Parallelität, dass es mich auf diese erwischt hat. Wenn auch zum falschen Zeitpunkt, denn das hätte mir gerade noch gefehlt,
wenn ich in diesem Zustand eine Nachtfahrt im Bus zurück nach Medan hätte überstehen und bei dem Geschaukel die enge Hocktoilette benutzen müssen. Aber es ging die ganzen 12 Stunden gut und erst
in meiner Bleibe begann es dann zu drängeln. Ein gutes Timing. Aber dort konnte ich mich dann auch in Ruhe weiter auskurieren, um dann hoffentlich wieder wie neu, am Do., den 28-sten August, für
ca. 6 Stunden die Express-Fähre nach Penang in Malaysia zu besteigen.
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Fotos
Lake Maninjau