Tschechien & Ungarn ~ Tag 2

 

So. 13. Mai 2012

 

Nachdem uns nicht das Schnarchen, sondern das Quietschen eines hin & wieder vorbei rauschenden Zuges endgültig und vor allem schön früh geweckt hatte, mümmelten wir genüsslich unsere am Vorabend fürs Frühstück gekauften Fressalien, wenn auch ohne Kaffee ~ in der Pension gab es leider kein Frühstück ~ und machten uns auf den Weg, um vor unserer Weiterreise noch die Schädel in ihrem besagten Gewölbe, dem Sedlec-Ossarium oder Beinhaus, zu zählen, was dann bei der Faszination und der Menge an Knochen dann doch unterblieb. Zumal es auch noch reichlich prächtige Oberschenkelknochen und andere gab, die haufenweise und sehr dekorativ gestapelt oder zu Mustern miteinander verbunden waren.
In einer mittelalterlichen Performance hatte nämlich ein „Künstler“ der damaligen Zeit mit entsprechendem religiösen Hintergrund alles an Schädeln und Knochen zu allerlei Wandverzierungen, Skulpturen, usw. verarbeitet, was er aus Kriegen und Pest-Zeiten in die Finger kriegen konnte. Wahrscheinlich weil die Gräber die Mengen nicht mehr aufzunehmen vermochten. An den Schädeln, die aus Kriegen stammten, war noch gut zu erkennen, wie ihre Besitzer zu Tode gekommen waren. Schwerter hatten Teile der Schädeldecke sauber abgetrennt, als wenn jemand sich mit einem scharfen Messer von einer Apfelsine mit Schale einen Teil abschneidet. Äxte hatten breite, tiefe, Einsicht schaffende Kerben geschlagen, Pfeile und Morgensterne kleinere Löcher gestanzt. Kurzum ein sehr beeindruckendes Zeugnis von dem, was Menschen sich antun können.
Nachdem wir so unsere ersten Bekanntschaften mit dem einen oder anderen Schädel und sonstigem gekonnt arrangiertem Gebein gemacht hatten, tauchten weitere Interessierte, sprich Touristen auf, deren Menge unseren Entdeckungsdrang etwas einschränkte. Ein Bus war eingetrudelt, obwohl von Hauptsaison noch lange nicht die Rede sein konnte. Und so überließen wir den Neuankömmlingen das Feld.
Noch schnell ein Käffchen in einem nahegelegenen Café und dann gehörten wir wieder der Landstraße, die uns ein kurzes Stück durch Österreich, an Wien vorbei zur ungarischen Grenze führte. Die überquerten wir bei Eisenstadt, um dann, Györ linksliegen lassend, nach insgesamt 418 Kilometern zum ersten Kloster unserer Reise zu gelangen, dem auf einem Berg gelegenen Benediktiner Kloster, der Erzabtei Martinsberg in Pannonhalma. Welch ein Name?
Es lag zwar traumhaft, weit sichtbar, auf seinem Berg, war aber trotz Straße, die bis vor die Klostertore führte, für uns unzugänglich. Es hielt dieselben entweder grundsätzlich für die Öffentlichkeit geschlossen oder wir hatten die Öffnungszeit verpasst, da wir erst nach 17 Uhr dort ankamen. Drumherum laufen ging auch nicht, da der Rundweg auf Grund einer Baustelle in der Mitte gesperrt war. Alles in Allem ~ bis auf den Blick aus dem Tal auf das Kloster ~ also eher ein langweiliger Besuch (wie ich fand), was sich auf den ganzen Abend ausweiten sollte. Denn nachdem wir im Hotel Panno (ohne Halma) eingecheckt hatten und für unser 3-Bettzimmer 15 € incl. Frühstücksbuffet pro Person (4530 Forint) gelöhnt hatten, hofften wir in dem kleinen Ort ein Lokal zu finden, in dem wir unseren Mägen möglichst landestypisches Essen anbieten konnten. Aber leider ging es uns damit wie mit dem Kloster. Es schien wohl eine Art ungarischer Ruhetag zu herrschen, denn bis auf einen äußerst feudalen Schuppen unterhalb des Klosters ~ in dem die Bedienung gelangweilt auf Gäste wartete ~ hatte nur eine Pizzeria geöffnet, in der die Pizza genauso schmeckte, wie überall. Nix mit ungarischem Gulasch oder ähnlichem. Und so blieb nur unser CWR = Cola-Weinbrand-Ritual, das später auch mal zu einem Cola-Rum-Ritual werden sollte, und am anderen Morgen ein sehr brauchbares Panno Frühstücksbuffet.