Rumänien (Moldavien) ~ Tag 12

Mi. 23. Mai 2012

 

Das war nun das erste Mal, dass Dolly nicht auch in unmittelbarer Nähe unserer Bleibe ihr Quartier hatte, aber wir sollten sie ja anderntags um 8 Uhr wiedersehen, auch wenn letztendlich 10 Uhr daraus wurde, da sich deutsche Pünktlichkeit noch nicht bis hier her durchgesetzt hatte. Es war aber nicht verkehrt, wieder einmal zu erleben, dass es auch anders geht, auch wenn wir langsam nervös wurden. Aber dann befanden wir uns in der Werkstatt in Bicaz, wo sich zuerst einmal das gesamte Team mit viel Spaß um den seltenen Vogel kümmerte.
Es gab nichts, was nicht gemacht, eingestellt und durchgemessen wurde. Alles, was auszubauen war, lag um die Ente verteilt herum, wurde ~ wenn möglich ~ weiter auseinander gebaut, gereinigt, wieder zusammen- und eingebaut und erneut durchgemessen. Dolly blieb sprachlos.
Aber schon bald stand fest, dass die niegelnagelneue Batterie und die Zündspule hin waren. Bei ersterem tauchte die Ein-Millionen-Euro Frage auf, WIESO? Beim zweiten Punkt hatten wir ja einen Verdacht, den wir aber nicht äußerten.
Der jüngste und pfiffigste im Team entdeckte schließlich den Grund für das Versagen dieses wichtigen Teils in Dollys Innenleben. Er erklärte uns, dass die Lichtmaschine zu viel Strom erzeugt, weshalb ein Ladeunterbrecher vorgeschaltet sein muss. Hatte ich nicht davon in der Vergangenheit schon mal gehört? Denn dieses Gerät verhindert eine Überladung der Batterie. Es ist nur ein Kästchen, halb so groß wie eine Zigarettenschachtel und frei sichtbar, aber völlig unscheinbar an der Bordwand montiert. Und bei diesem Teil war ein Stecker falsch eingesteckt worden, so dass es einen permanenten Ladevorgang gab. Passiert sein musste das, als Hartmut vor unserer Abfahrt noch schnell einen Zigarettenanzünder einbauen ließ, damit das Navi angeschlossen werden konnte.
Als dieser Stecker dann wieder richtig steckte, eine Ersatzbatterie und Ersatz-Zündspulen angeschlossen waren, brabbelte Dolly zum ersten Mal wieder fröhlich vor sich hin. Damit stand fest, dass wir eine neue Stromquelle plus Zündspulen brauchen würden.
Eine passende Batterie war kein Problem, eine original Entenzündspule schon, denn Citroen hatte die ganze Technik in einer einzigen Spule zusammen gefasst. Aber Hartmut erinnerte sich, dass Dolly auch schon mal Zündspulen in doppelter Anordnung vom Trabant akzeptiert hatte. Zündspulen, wie sie auch in den hier zuhauf laufenden Dacias zum Einsatz kommen. Solche Teile lagen dann auch in den Regalen der Werkstatt und waren schnell eingebaut.
Nachdem also die Jungs ca. 7 Stunden gewerkelt hatten, und Hartmut 142 € (aufgerundet 150) für alles gelöhnt hatte, konnten wir kurz vor 17 Uhr unseren weiteren Weg Richtung Husi und damit zur Grenze der Republik Moldau unter die Räder nehmen. Mit den 50 €, die er unseren beiden rumänischen gelben Engeln vom Vortag in die Hand gedrückt hatte, war er mit 200 € dabei und freute sich über diesen günstigen Kurs. Hatte er doch in Chemnitz einige Tage zuvor nur für die Batterie schon 140 € berappen müssen. Und wieder tauchte eine Frage ganz automatisch auf: Wieso ist eine Markenbatterie bei uns soooo teuer und hier so günstig?

Das rumänische Moldavien weinte Regenschauer um Regenschauer auf dem Großteil unserer 5-stündigen und 428 Kilometer langen Fahrt nach Husi. Aber Dolly war wieder gut in Form, auch wenn Torsten bei jedem neuen Anlassen in leichte Panik geriet, wenn der Motor nicht sofort ansprang. Es dauerte eine ganze Weile, bis sein Vertrauen wieder hergestellt war. Dabei wusste er noch nicht, dass die Ente noch etwas in petto hatte, das ihn und uns noch weit mehr schocken sollte, als diese elektrischen Ungereimtheiten.
Aber erst einmal standen wir im nassen Dunkel vor einem ziemlich großen Hotel, dass mitten in die Pampa gesetzt schien. Der Parkplatz, der Speisesaal und alles andere, konzipiert für Bauernhochzeiten oder sonstige Großveranstaltungen. Nachdem wir eingecheckt hatten, verloren wir uns neben 2 weiteren Gästen in diesem Saal an einem der Tische, die alle für mindestens 8 Personen gut waren. Kleinere gab es nicht, aber das Essen, was wir dann gewürzt mit ein paar Sprachproblemen serviert bekamen, entsprach unserem Wunsch, da einheimisch.
Torsten bekam sogar sein Bries im Original, was zuvor in der Pension Alexandra noch als gebratener Camembert aus der Küche gekommen war, obwohl auf der Karte von Brain die Rede war. Übersetzungspannen, wie seinerzeit bei meinen Wunsch-Bratkartoffeln, die sich dann doch nur als simple Pommes Frites erwiesen.
Dabei wären echt rumänische Bratkartoffeln der Hammer gewesen, für mich, den Bratkartoffel-Fan und Möglichst-Pommes-Verweigerer. Das mich ~ der sich die Zunge bereits im Vorfeld leckte, und der seltsamerweise nicht in der Lage ist, selber gescheite Bratkartoffeln herzustellen ~ diese vertrackte Pommes Lieferung mit einer Art Kleine-Jungen-Enttäuschung traf, war für T.&H. nicht nachvollziehbar.
Aber waren nicht sogar Baked Potatoes und Pommes Frites auf der Speisekarte gesondert aufgeführt und von der Bedienung auf mein Nachfragen jeweils als solche bestätigt worden? Sie waren es, aber allerhöchstwahrscheinlich habe ich dann, wie ein enttäuschter kleiner Junge halt, etwas überreagiert, habe mich aber auch dafür entschuldigt. Am liebsten hätte ich die Bedienung sogar tröstend in den Arm nehmen wollen.
Da ist Torsten mit dem gebackenen Käse lockerer umgegangen. Mir tut mein Höflichkeitspatzer heute noch leid, da ich mit weitaus „schlimmeren“ Dingen schon viel relaxter umgegangen bin.

 

Anfang