Mit Bahn, Bus & Schiff nach Australien usw!

 

Ubon Rachathani

 

Etappe 35 ~ von Di. 08.04. bis Sa. 12.04.2008

 

Nach einer endlich mal wieder nicht so endlos langen Busfahrt ~ allerdings mit einer kleinen Panne ~ trudelte ich dann gemütlich in dieser, im östlichen Thailand, am Moon River gelegenen Stadt ein, in der mich für zwei Tage ein gewaltiges Thema beschäftigen sollte. Und da hinein rutschte ich ~ ohne allerdings das Geringste zu ahnen ~ bereits beim Einchecken im Tokyo Hotel, das mich auf Grund seines Namens und der gedanklichen Verbindung zu unserer gleichnamigen Boy Group anlachte. Aber es war auch im LP aufgeführt und lag recht zentral.

Ich erlebte eine Stadt, in der es außer mir kaum Ausländer zu geben schien. Obwohl es sie natürlich gab, aber gesehen habe ich die ganze Zeit nur sechs. Immerhin sah ich eine ganze Ausländer Siedlung, in der sich ein gleich aussehendes Häuschen ans andere reihte. In denen ~ wie man mir erzählte ~ die älteren Ausländer mit ihren blutjungen Thai Frauen wohnten. Schätzungsweise waren es 100 an der Zahl. Fein säuberlich mit einer hohen Mauer umgeben und mit Wachdienst versehen. Wie ich weiterhin erfuhr, geht es auch hier nur um die finanzielle Absicherung der Thai Frauen und ihrer Familien, was so eine Ehe für mich wieder ~ wie es früher mal ein Kritiker dieser Institution in Deutschland ausdrückte ~ zur legalisierten Prostitution werden lässt. Und nicht wenige dieser Frauen halten sich ihre einheimischen Liebhaber, was das Ganze in so einem Ghetto (und nicht nur dort) natürlich recht pikant erscheinen lässt. Aber jeder nach seinem Gusto, gelle?

Aber zurück zu meinem Einchecken ~ sorry fürs Abschweifen.

Das Hotel bestand aus zwei Teilen, dem alten, preiswerteren und dem neueren, teureren. Und so schaute ich mir erst einmal die erste Variante an, wild entschlossen, sie auch zu nehmen, zumal auch diese Zimmer Aircon hatte. Denn auch die Zimmerpreise in Thailand gehören nicht mehr zu den Schnäppchenpreisen. Aber dann sah ich, dass das Bad nur eine Hocktoilette hatte, was (noch) nicht das Problem war, denn mit denen komme ich zwar klar, schätze sie aber dennoch nicht sonderlich. Aber unangenehmer war, dass es keinen Spiegel gab, um mein in der Hitze verlaufenes Makeup zu reparieren, meine Bart zu trimmen und mir die Haare zu schneiden. Jawohl, das habe ich nach meinem Reinfall in China recht gut gelernt und war seit dem noch nicht einmal wieder beim Frisör. Bisher hat mich auch noch niemand gefragt:
„Wie siehst du denn aus?“, im Gegensatz zu damals, als ich mit meinen appen Haaren schon Aufsehen erregte. Also sauste ich zurück zur Rezeption, um nach einem Zimmer mit Spiegel zu fragen, die es seltsamerweise im alten Teil aber grundsätzlich nicht gab. Außerdem fragte ich nach einer Möglichkeit ins Internet zu gehen und erfuhr, dass im neuen Teil auf jedem Zimmer WLAN zur Verfügung stünde. Womit meine Entscheidung ruckzuck klar war, dass ich mir den neueren Teil des Hotels gönnen würde, trotz des noch höheren Preises.

Also holte ich fix meine Klamotten, um endlich unter die Dusche zu können und anschließend im Dank Aircon wohl temperierten Zimmer zum ersten Mal wieder Internet satt auf dem Zimmer haben zu können.

Nach dieser Aktion fiel mir ein, mich zu fragen, wo ich denn wohl in der Eile meines Umzuges meinen Pass vergraben haben könnte, fand ihn aber nicht. Das veranlasste mich dann, an der Rezeption nachzufragen, wo er aber auch nicht war. Ich war mir aber sicher, dass ich ihn aus dem ersten Zimmer mit genommen hatte. Denn dort hatte ich ihn neben dem Fernseher auf den Tisch gelegt und meinte, diesen dunkelroten Farbklecks beim Einpacken nicht übersehen zu haben. Aber noch hatte ich keine Lust, die Suche auf mein gesamtes Gepäck auszudehnen und verschob diese Aktion auf den nächsten Morgen und erzeugte damit dann einen mittleren Panikanfall in mir, weil er sich einfach nicht finden ließ.

Nachdem ich wieder etwas ruhiger geworden war, tauchte der Hoffnungsfunke in mir auf, dass ich ihn doch in dem anderen Zimmer liegen lassen hatte, und dass er dort nun friedlich auf dem Tisch darauf wartete, dass sein Herrchen ihn schon wiederholen würde. Und mit diesem Gedanken marschierte ich zum Hotelmanager, der sich auch gleich den Schlüssel schnappte, um zusammen mit mir nachzusehen. Leider gähnte mich eine leere Tischplatte gelangweilt an, und ich konnte nun nur noch darum bitten, das Personal zu fragen, ob einer von ihnen vielleicht mein wichtigstes Dokument gefunden hätte. Aber auch das erwies sich als Fehlanzeige. Verfluchte Scheiße, wo war mein Pass? Schließlich hatte ich ihn beim Einchecken noch gehabt. Und nun purzelten mir all diese Horrorgedanken durch die Hirnwindungen, die ein Passverlust so zu erzeugen vermag. Angefangen bei dem Aufwand, den das Ganze bedeuten würde, meinem Myanmar Visum, dass ich damit neu beantragen müsste und der schlimmsten Möglichkeit, dass ich mit meinem Ersatzpass ~ wenn überhaupt ~ dann nur noch für ein halbes Jahr weiterreisen könnte und nach Deutschland zurück müsste, um einen der neuen biometrischen Pässe zu beantragen, gegen den sich bei mir sowieso alles sträubte. Wobei ich nicht weiß, woher ich diese Info mit dem Zurückmüssen habe und ob sie in dieser Form überhaupt stimmt. Das müsste ich mal bei Gelegenheit recherchieren.

Es war klar, dass ich zur Polizei musste. Die Frage war nur, zu welcher? Zur Touristen Polizei ~ was mir am sinnvollsten erschien ~ oder zur richtigen? Mein Hotelmanager meinte, dass ich zum Imigration Office müsste, und dass er mich dort hin fahren würde. Dann holte ich schnell noch die Kopie meines Passes und losgings. Ungefrühstückt zwar, aber das war im Moment überhaupt nicht wichtig.

Beim Imigration Office machte man uns klar, dass ich zuerst zur Touristen Polizei müsse, wohin mich mein Chauffeur dann auch noch brachte. Dort hieß es dann, dass ich, wenn alles aufgenommen wäre, anschließend noch zur richtigen Polizei müsse, wohin mich aber jemand von ihnen bringen und auch begleiten würde. Damit konnte mein Manager dann sein Hotel weiter managen, während ich endlich mal eine thailändische Touristen Polizeistation und ihre genauso schicken wie smarten Polizisten und Polizistinnen kennen lernte. Richtig fesch sahen sie aus in ihren langärmeligen antrazithfarbigen Uniformen. Komplett bestückt mit Handschellen, Handy, Pistole, und was ein Polizist sonst noch so braucht. Antrazith bei dieser Hitze und dieser Sonne. Das muss sich ein Sadist ausgedacht haben, denn Thailändern ist und wird ebenfalls warm, und sie schwitzen wie unsereins in dieser Affenhitze.

Bevor es aber losging, redete Männlein und Weiblein erst einmal im Chor auf mich ein und wollten das übliche wissen, woher, wohin, wieso allein, wo meine Frau sei und meine Kinder, warum ausgerechnet Thailand, und ob ich auf der Suche nach einer jungen Thai Frau sei. Als ich diese Frage verneinte, versuchte man mir klar zu machen, dass ich ganz schön blöd, und für mich in diesem Land ganz leicht sei, eine neue Frau zu finden. Und dann kam der Klopfer, denn ein Kollege meinte~ anscheinend allen Ernstes ~ dass seine, zugegebenermaßen hübsche Kollegin noch Singel sei und das gerne ändern möchte. Worauf sie mir ~ nicht im geringsten verlegen werdend oder abwinkend ~ flugs einen Stapel Fotos in Zivil von sich zeigte, auf denen sie noch hübscher aussah. Es war für mich kaum nachvollziehbar, wieso sie nicht zumindest einen festen Freund hatte.

Puuuuhhh, wo war ich hier gelandet? Auf einem staatlichen Hochzeitsbasar? Aber lustig war das Ganze schon. Zumal es immer wieder aufflackerte, als ich alles mit eigener Hand protokollieren und immer wieder eine Pause einlegen musste, um irgendetwas zu beantworten oder zu erklären, wie ich so ein verlockendes Angebot ausschlagen könne. Und ich hatte verdammtjuche den Eindruck, dass sie alle ~ auch die junge Polizistin ~ es tatsächlich ernst meinten.

Zwischendurch machte man mir aber auch klar, dass ich, wenn ich gelogen haben und den Pass z.B. verscherbelt haben sollte, mit 30.000 Baht Strafe und einigen Tagen Gefängnis rechnen müsse. Allerdings glaube man, dass ich die Wahrheit sage. Tja, selbst als Backpacker ~ der ich ja nun mal bin ~ noch seriös zu wirken, dass ist doch schon mal die halbe Miete.

Als alles besprochen und erledigt war, forderte mich einer der Beamten auf, mit ihm zur Polizeistation zu fahren. Jetzt aber nicht mehr ~ wie zuvor ~ im klimatisierten Mercedes des Hotelmanagers, sondern auf dem Moped, mit Luftkühlung. Nun, mir konnte es recht sein, die Hauptsache war, nicht durch diesen heißen Backofen von Stadt laufen zu müssen. Warum sie mich jetzt wohl nicht mit der Süßen losgeschickt hatten? Sie und ich auf dem Moped, mich eng und fest an sie klammernd, das wäre doch nur folgerichtig gewesen, oder? Na ja, vielleicht war es ja doch nicht soooo ernst gemeint gewesen.

Aber bevor wir zur Polizeistation fuhren, wollte mein Begleiter erst noch ins Hotel, um selber auch noch einmal nachzuschauen. Aber auch er fand nichts, und als wir dann auf der Wache angekommen waren, wurde mir klar, warum man mich hier her begleitete, denn hier sprach seltsamerweise kein Schwanz Englisch. Das, was dort nun noch einmal notiert wurde, wurde komplett in Thai Schrift verfasst, wobei mein Polizist dolmetschte. Und dabei erfuhr ich nun so ganz nebenbei, dass von meiner Passkopie noch ein paar Kopien gemacht werden müssten ~ natürlich nicht auf dem Amt, sondern irgendwo in einem Copy Shop. Und dass mein englischer Text noch übersetzt werden müsste, die Seite zu 700 Baht. Außerdem hätte ich für die Protokollaufnahme ~ obwohl ich sie selber geschrieben hatte ~ 200 Baht zu berappen. Summasummarum 1600 Baht. Ob ich die bei mir hätte oder die Taler erst noch besorgen müsse, fragte mich mein Polizist. Und da ich es hatte, war ich die Mäuse in der nächsten Sekunde auch schon los. Ohne Quittung ohne alles.

Etwas seltsam kam mir das alles schon vor, zumal mein Polizist das Protokoll erst am Abend zum Übersetzer bringen wollte, es dann am anderen Morgen abholen, um es mir dann ins Hotel zu bringen. Und heute, wie auch morgen, würde er mir ~ wenn ich Lust hätte ~ die Stadt und ein paar Tempel zeigen,
„for free“, versteht sich. Schließlich sei es seine Aufgabe, sich um solche bedauernswerten Touristen wie mich zu kümmern und sie ein wenig aufzumuntern. Ein netter Zug, nicht wahr? Allerdings kam dann einige Zeit später eine Art Nachtrag, dass er sich über ein wenig Benzingeld jedoch würde freuen, da der Sprit in Thailand doch so teuer sei. Na ja, das war natürlich kein Thema, obwohl es DAS Argument aller Tuk-Tuk Fahrer ist. Und als er mich dann später am Hotel ablieferte, fragte ich noch mal nach und bekam die Antwort, dass es 200 Baht (4 €) sein sollten. Allerdings konnte ich auf seiner Tankuhr erkennen, dass der Zeiger nur minimal unter voll stand, er also wohl mit vollem Tank losgefahren war und man für 200 Baht ca. 6 Liter Sprit bekommt. Soviel passt aber in keinen Tank dieser Mopeds, die fassen nur um die 4 Liter. Aber irgendwie fühlte ich mich ihm gegenüber schon ganz schön verpflichtet. Und das, obwohl in mir kurz (m)eine kleine Warnleuchte aufblinkte. Was aber machte ich mit dieser Leuchte? Ich bappte etwas drüber, um sie nicht mehr zu sehen. Und so konnte alles weitere nun seinen Lauf nehmen.

Und das
ging folgendermaßen: Ich wollte gerne etwas essen, weil ich immer noch nicht gefrühstückt hatte und lud ihn zum Mittagessen ein. Worauf er erst einmal fragte, ob ich nicht Lust hätte, abends an einem See essen zu gehen und auf mein Ja, dann meinte, dann sollte es jetzt aber nur etwas kleines, preiswertes sein. Und dann fuhr er mit mir zu einem Supermarkt, in dem es diverse Essensstände, wie auf einem Markt gab. Zuvor musste man an einer Kasse eine Karte kaufen, mit der man dann bei diesen Ständen sein Essen aussuchen konnte. Ich kannte dieses Verfahren schon von Bangkok und fand es ganz praktisch, zumal man den nicht verzehrten Betrag zurück bekommen oder beim nächsten Mal dafür essen konnte. Auf meine Frage, wie hoch denn diese Karte sein sollte, empfahl er 200 Baht, was an und für sich schon nicht mehr unter preiswert fällt. Aber ich gab ihm das Geld und dann suchten wir unser Essen aus. Jedes kostete 30 Baht. Er hatte die Karte eingesteckt und machte keinerlei Anstalten, sie zurück zu tauschen. Und ich dachte, na ja, ist doch okay, er hat dir geholfen, und dann kann er noch mal mit seinen Kiddis dahin fahren (6 + 9 Jahre alt, er ist allein erziehend, wie er mir erzählte). Und so blieb in mir immer noch alles still, ich hatte meine Warnleuchte wirklich gut überklebt.

Im Hotel geschah dann etwas, was alles in ein anderes Licht tauchen sollte. Ich fand nämlich meinen Pass wieder, und zwar kurz nachdem er mich dort abgeliefert hatte. Ich musste nämlich noch einmal ins Nachbarzimmer umziehen, da die Aircon streikte, klemmte mir meine Klamotten unter den Arm und schmiss alles auf's Bett. Dabei kam eine Plastiktüte (in der ich mein Notebook Zubehör aufbewahrte) umgedreht zu liegen, so dass ich durch die halbtransparente Tüte dieses bekannte Pass-Rot sehen konnte und im gleichen Moment wusste, das ist er. Und so rief ich ihn bereits 20 Minuten später auf seinem Handy an, dessen Nummer er mir gegeben hatte. Er freute sich für mich und meinte, dass es so doch besser sei, und dass der weitere Aufwand noch ziemlich teuer geworden wäre, und dass ich so nur ein bisschen Geld verloren hätte. Worauf ich ihn fragte, wie das gemeint sei. Aber dazu wollte er mir erst abends am See mehr erzählen. Und dorthin sind wir dann auch gefahren, zu dritt, denn er brachte seinen Sohn mit. Seine Tochter wollte nicht mitkommen, wie er meinte.

Auch das war immer noch okay für mich, da ich ~als der See akut wurde ~ noch vorgehabt hatte, ihm zu sagen, dass er seine Kinder doch mitbringen solle. Aber dann hatte ich es doch zu sagen vergessen. Mir war schon bei unserer Verabredung klar, dass ich das Abendessen übernehmen würde. Somit war klar, dass ich seinen Sohn mit einbeziehen würde. Und wir landeten dann nach einer Mopedfahrt zu dritt in einem Lokal, nur eine Speisekarte in Thai hatte, und ich ihn um das aussuchen und die Bestellung bitten musste. Er bestellte für sich nichts und trank nur 'ne Cola. Für seinen Sohnemann bestellte er in Teich gebackene Schrimps, wahrscheinlich ~ so, wie ich das von anderen Speisekarten kannte ~ eines der teureren Gerichte. Außerdem sah ich, wie dem Jungen eine Styropor Packung zugesteckt wurde, in einer Weise die ein bisschen nach heimlich aussah. In diesen Packungen wird Essen zum Mitnehmen verkauft, und ich denke mal, dass es für die Tochter gedacht war. Bezahlt habe ich dann 350 Baht (7 €), ein Betrag, für den wir in China zu fünft gegessen und getrunken haben.

Da er nicht vom Geldthema anfing, fragte ich dann, was er denn mit seinem Satz am Handy gemeint hätte. Und erfuhr nun, dass ich ihn zu spät angerufen hätte, weil er nun doch schon früher bei dem Übersetzer gewesen sei und ihm das Geld hätte geben müssen und es nicht zurückfordern könne. Und da bin ich dann hochgegangen und habe ihm klar gemacht, dass es nicht okay ist, wenn jemand ohne irgendeine Gegenleistung einfach mal eben so 1400 Baht behalten könne. Wie er denn das als Polizist wohl fände? Jaaa, das wäre alles nicht so einfach, ich würde das nicht verstehen und mir zu liebe wolle er noch mal mit ihm reden, aber es sei schwierig. Am nächsten Morgen könne er mir mehr sagen. Töne wie in einer drittklassigen Komödie. Und so kam dann natürlich wieder nichts. Und ich, ich habe es dann erst einmal dabei belassen, um mir nicht wieder die gleichen dummen Argumente anhören zu müssen. Allerdings wollte ich ihn beim Essen ~ wieder in diesem Supermarkt ~ darauf anzusprechen. Aber auch das gestaltete sich anders, als gedacht, und so wollte ich es später tun, wenn er mich zurück gebracht haben würde.

Als ich noch darauf wartete, dass er die Essenskarte vom Vortag zückte ~ ich war inzwischen nicht mehr soooo sehr in Spenderlaune ~ sollte ich erneut eine kaufen. Worauf ich ihm klar machte, dass von der gestrigen noch 140 Baht übrig wären, die wir doch erst mal verfressen sollten. Diese Karte hatte er aber nicht dabei, weil sie ~ wie er sagte ~ in seiner Uniformjacke stecke, und heute, an seinem freien Tag, war er in Zivil. Dann hatte er plötzlich Magenprobleme und wollte nichts mehr essen. Wahrscheinlich
spürte er ja, dass ich wegen der ganzen Geschichte nicht mehr ganz so gut drauf war. Hatte ich doch zuvor schon seine Einladung abgelehnt, bei ihm „for free“ wohnen zu können und auch sein Angebot, mich an meinem Abreisetag ebenfalls „for free“zum Bahnhof bringen zu wollen, nicht angenommen. Wer weiß, was mich das alles letztlich gekostet hätte. Von seinem Angebot, mich am nächsten, seinem zweiten freien Tag, erneut durch die Gegend fahren zu wollen, war auch nichts mehr übrig geblieben. Aber immerhin hatte er mich noch zum Bahnhof gefahren, um mein Ticket kaufen zu ~ was natürlich mit seiner Hilfe so leicht war wie noch nie ~ und er fuhr mich jetzt auch noch zur Touristen Info, weil ich einen Stadtplan und ein paar Info Broschüren haben wollte. Aber dort jammerte er wieder, wie schlecht es ihm ginge, so dass ich ihm anbot, zu Fuß zum Hotel zu laufen, da es nicht sehr weit weg war, und ich in meinem Brast eh gerne ein Stück laufen wollte. Tja, und in diesem Kuddelmuddel habe ich dann vergessen, ihn noch einmal auf das Geld anzusprechen, wobei es nur um die 1400 Baht (ca. 28 €) für den Übersetzer ging. Die 200 Baht für das Protokoll ~ an deren Korrektheit ich auch nicht mehr so recht glauben mochte ~ hatte ich bereits abgeschrieben. Alles in allem mal wieder unnötig gezahltes Lehrgeld, für das ich sehr gut einige Nächte mein Bett hätte bezahlen können. Meine selbst kreierte Passgeschichte hat mich, alle Ausgaben zusammen gerechnet, übrigens knapp 50 € gekostet und mir erneut gezeigt, dass auch die nettesten Asiaten / Thailänder ~ selbst wenn sie Touristen Polizist sind ~ auf jeden Fall versuchen, auf die freundliche, aber nicht minder geschickte Tour, ein paar Taler in die eigene Tasche zu wirtschaften. Und wenn sie dort einmal sind, rückt sie niemand aus diesem Kulturkreis freiwillig wieder raus. Dabei hatte sich Nat ~ so hieß er ~ ja an und für sich zuerst wirklich von der allernettesten Seite gezeigt, so dass mein inneres Warnlämpchen am Anfang unserer Begegnung erst einmal keine Chance hatte.

Der Tag meines Verschwindens aus Ubon Ratchathani ~ dem 12. April ~ warf dann bereits die Schatten der kommenden drei Tage voraus, nämlich dem des
„Wasserfestes“, bzw. dem thailändischen Neujahrsfest. Und somit sollte ich in diesem Jahr meinen dritten Jahreswechsel erleben, unseren in Hanoi, das chinesische Neujahrsfest in Sihanoukville und nun das thailändische in Bangkok. Bei diesem Fest wird mit Wasser um sich geschüttet und gespritzt, dass kaum jemand trocken bleibt. Und an und für sich sind die drei „Tollen Tage“ der 13. / 14. und 15. April. Aber hier ging es ~ wie ich an einigen Stellen sehen konnte ~ schon am 12. los. Und so war ich jetzt schon gespannt, was mich in Bangkok diesbezüglich erwartete.

 

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