Chiang Khong
Etappe 30 ~ von Sa. 08. bis Mo. 10.03.2008
Leider war der Bus in Chiang Mai auf Grund unserer Verspätung schon losgefahren, und so vergnügte ich mir halt die Wartestunden ~ nachdem ich mein Gepäck auf der
Toilette abgegeben hatte, die auch als Aufbewahrungsraum für Gepäckstücke fungierte ~ auf dem Busbahnhof mit Ticket Kauf, Rumsitzen, Rumlaufen, etwas essen + trinken, noch ein paar Baht aus dem
Automaten zupfen, da sie auch in Laos genommen werden und Leute bekucken. Halt alles Dinge, die sich in so einer Situation anbieten.
Aber dann ging's endlich los. Fünf Stunden sollte die Fahrt dauern, in einem klimatisierte Bus mit so schmalen Sitzen und einem so schmalen Mittelgang, wie ich es bisher noch nicht gehabt hatte.
Na ja, bei zwei Sitzen auf der linken Seite und dreien auf der rechten, war das kaum anders möglich. Es kam auf Grund dieser Anordnung sogar ein gewisses Flugzeuggefühl auf. Aber so wurde halt
immer wieder für unfreiwilligen Kontakt mit dem Nachbarn oder anderen Reisenden gesorgt, wenn sie zu ihren Sitzen oder aussteigen wollten. Dafür aber gab es zwischen den Sitzen den bisher größten
Zwischenraum in einem asiatischen Bus, der sogar dann noch moderat blieb, wenn der Vor-mir-sitzende seine Lehne nach hinten klappte. Aber alles das half nichts, um über die sich immer unbequemer
anfühlende Busfahrt hinwegzutrösten, als wir nicht, wie erwartet um 18 Uhr unseren Zielort erreichten, sondern erst 3 Stunden später, nämlich um Neun. Wieder im Stockdunkeln und ohne eine
Unterkunft zu haben. Hatte ich doch angenommen, dass ich mich noch so halbwegs im Hellen darum kümmern konnte, mir ein möglichst direkt am Mekong liegendes schnuckeliges Guesthouse
auszusuchen.
Na ja, wie ich ja inzwischen gelernt hatte, gibt es Schlimmeres. Zumal hier in dem kleinen Grenzort zu meinem Erstaunen die Anmache von Tuk-Tuk und sonstigen Fahrern völlig entfiel. Einzig und
allein boten eine Frau und ein Mann sehr zurückhaltend ihre Dienste an, so dass sich die kleine Gruppe der Traveller schnell halbe halbe auf beide verteilte. Ich verteilte mich mit einem Pärchen
auf dem Pick Up der Frau, weil mich Ihr Argument überzeugte, dass es nur 400 Meter seien, und ich somit endlich mal wieder eine überschaubare Distanz vor Augen hatte. Ich war's nämlich leid wie's
Steinetragen, dieses stundenlange Rumkutschieren und wollte nur noch Duschen, etwas zu Essen, einen Mango oder sonstigen Shake, ein bisschen Internet und mein Bett. Aber nach diesen 400 Metern
stellte ich fest, dass ich wohl den bisher besten Griff mit einer Unterkunft gemacht hatte. Ich war in einem aus Holz gebauten, offenen Thai Haus gelandet, das direkt am Mekong lag und den Ufer
hinunter gebaut worden war. Mein Zimmer war eines der unteren und hatte ein Fenster und einen Balkon, von dem ich auf den Fluss schauen konnte. Ein Fluss, der hier völlig anders aussah, als der
meiner Mekong Tour. Schmaler, ursprünglicher, irgendwie romantischer. Und von der anderen Seite leuchteten die Lichter Laos' rüber, während mich unter mir vom Ufer aus die dunklen Stimmen eines
Froschkonzerts begrüßten. Ich habe noch nie so dunkle Froschstimmen gehört, wurde aber so auch noch nie empfangen. Und als ich dann endlich im Restaurant des Hauses saß, war es ja noch nicht zu
Ende. Ich musste zwei Etagen wieder hochsteigen, aber auch hier war es so gestaltet, dass man überall auf den Fluss schauen konnte. Und es gab eine Küche, die Vorzügliches aus Thailands
Nahrungsangebot zu liefern wusste. Natürlich auch Westliches, um das ich aber nach wie vor gut einen Bogen machen konnte. Die Krönung des Ganzen aber war, dass dieses Guesthouse ein
Familienbetrieb mit einer Familie zum Knuddeln war. Die Frau, die mich hierher gebracht hatte, war die Inhaberin, die das Haus zusammen mit ihren Kindern bewirtschaftete und hier zusammen mit
ihren Eltern wohnte. Mamachen war eine bezaubernde alte Dame, die herrlich lachen und sich freuen konnte und das ihrer Tochter und die wiederum ihren Kindern vererbt hatte. Von ihrem Vater sah
und hörte ich nur wenig. Und wie mir seine Frau erzählte, sei er nun mal ein stiller und zurückhaltender Mann, immer schon gewesen. Gegensätze ziehen sich nun mal an, auch wenn die beiden sicher
noch nach altem Brauch verheiratet wurden.
Mehr hingegen waren ihr Hund und ihre beiden Katzen zu spüren, zumal eine noch 'ne Babykatze war. Wenn ich etwas essen wollte, bzw. es auf dem Tisch stehen hatte, gab es jedes Mal ein Konzert,
das den Bremer Stadtmusikanten zur Ehre gereicht hätte, auch wenn der Hahn und der Esel fehlten. Das heßt, den Hahn gab es schon, aber als Solo am frühen Morgen. Ein Zeitpunkt, an dem ich diesem
Untier liebend gern den Hals umgedreht hätte. Aber bei so vielen verbleibenden Wohlfühlanteilen war es dann auch kein Wunder, dass ich meine Zeit bis zum letzten Tag, dem 10-ten März hier
verbrachte. Und gerne wäre ich auch noch länger geblieben. So etwas müsste ich später nach Myanmar in Thailand irgendwo am Meer finden.
Auch wenn der Fluss in seiner ganzen Breite seinerzeit im oberen Mekong Bereich sehr faszinierend war, war er es hier auf seine andere Art nicht minder. Zumal es hier noch den Riesenwels, den
Mekong Wels (Plaa Bèuk), den vielleicht ~ wie es heißt ~ größten Süßwasserfisch der Welt gibt. Er wird zwischen 2 und 3 Metern lang und wiegt bis zu 300 Kilo. Leider werden die Fische nur
zwischen Mitte April und Mai gefangen, so dass ich allenfalls nach meiner Rückkehr nach Bangkok dort eine Chance hätte, ihn zu probieren. Allerdings ist es kein preiswertes Vergnügen, denn ein
Kilo dieses Fisches liegt bei ca. 15 Euro. Da aber auch dieser Fisch nicht mehr, sondern immer weniger wird, gibt es selbst hier in diesen Ländern bereits Schutzmaßnahmen und Zuchtstationen ~ wie
auch hier in Chiang Khong, wie ich bei meiner kleinen Radtour am Mekong entlang sehen konnte ~ aus denen jährlich ca. dreihundertausend Jungfische in den Fluss entlassen werden.
Und dann brachte mich die entzückende Hausherrin ~ besser uns, denn inzwischen hatten sich zwei weitere Deutsche eingefunden, einer von ihnen sogar aus Lippe, also aus der Nähe von Hameln ~
auch schon zu dem Anleger, von dem die kleinen Personenfährboote nach Laos, nach Huay Xai starteten. Das hörte sich schon wieder sehr chinesisch an, wie ich auch später immer mal wieder bei den
Ortsnamen denken musste, vor allem im Norden. Vielleicht, weil China eines der nördlichen Nachbarländer ist und in der Vergangenheit auch einiges an Einfluss auf dieses Land gehabt
hat.
Fotos