Mit Bahn, Bus & Schiff nach Australien usw!

 

Bangkok II

 

Etappe 36 ~ von Sa. 12.04. bis Di. 22.04.2008

 

Bevor ich Bangkok am 07. März Richtung Laos verlassen hatte, musste ich mich noch für einen oder zwei Tage in einem anderen Hostel einquartieren, da das Youth Hostel ~ als erstes Quartier meiner Reise überhaupt ~ für die Aufbewahrung von, für die Weiterreise erst einmal nicht benötigter Dinge im sogen. Luggage Room, Geld sehen wollte. Und zwar 150 Bath (= 3 Euro) pro Tag. Was bei meinem geplanten Trip von mehr als 30 Tagen immerhin über 100 Euro ausgemacht hätte. Ein Betrag, den ich nach meinen bisherigen Erfahrungen gut und gerne sparen und für etwas anderes ausgeben konnte und auch wollte.

Das schärfste aber war, dass ich ~ nachdem ich leider bereits in einem anderen Hostel eingecheckt hatte ~ ganz in dessen Nähe und verkehrstechnisch günstiger gelegen ~ ein anderes Youth Hostel entdeckte, mir natürlich anschaute und auch wegen der Lagerung des überflüssigen Gepäcks nachfragte. Mal abgesehen davon, dass sie sich hier an die allgemeinen Regeln der Backpacker Unterkünfte hielten und diesen Service ebenfalls kostenfrei anboten, hatte diese Internationale Jugendherberge die beste Atmosphäre und das freundlichste Team (eine komplette Familie), die ich bisher erleben konnte. Und so weiß ich genau, wo ich in Bangkok wieder absteigen werde, wenn ich aus Laos zurückkomme oder bevor ich meinen Flug nach Myanmar antrete. Und wenn ich später einmal erneut in diese Stadt käme und eine preiswerte Unterkunft benötigte, wäre für mich ebenfalls klar, wo ich nächtigen würde. Und so hatte ich natürlich mein Bett bereits per E-Mail vorgebucht, weil ich erst am späten Abend in Bangkok ankommen würde.

Da mein dusseliger Zug aus Ubon Ratchatani 9 Minuten zu spät abgefahren war ~ und sie auch nicht wieder reingefahren hatte ~ kam ich genau um diese Minuten zu spät, um noch die letzte Metro zu erwischen. Also hieß es mal wieder zu zeigen, was ich gelernt hatte, wenn es darum geht, beim Taxi- oder Tuk-Tuk-Fahren als
„Farang“ nicht all zu sehr über den Tisch gezogen zu werden. Nachdem mir also die ersten Fahrer direkt am Hua Lumpong Bahnhof ihre unverschämten Preise zwischen 600 und 400 Baht als Schnäppchenpreis angeboten hatten und auch nur minmal runtergehen wollten, marschierte ich einfach wieder ein paar Meter aus diesem kostentreibenden Dunstkreis des Bahnhofs heraus. Und schon das erste Tuk-Tuk war nach einer kleinen Verhandlung bereit, es hier statt der bereits deutlich reduzieren Eingangsforderung von 200 Baht, auch für 100 zu tun. Immer noch 30 Baht mehr, als es normalerweise kosten dürfte. Wobei nachts eh immer mit einem kleinen Aufschlag zu rechnen ist.

Nachdem ich meinem Fahrer die Visitenkarte des Youth Hostels mit dem thailändischen Text unter die Nase gehalten ~ und ihm außerdem die Suhkumvit Road und die Sky Train Station Thon Lo benannt hatte, gab er Gas, als gäbe es ein Tuk-Tuk Rennen zu gewinnen. Heidewitzka, das war mal wieder eine Fahrt durch das nächtliche Bangkok nach meinem Geschmack, auch wenn jeder Reiseführer genau vor diesen Fahrten warnt. Und auch, wenn ich einige Male auf Grund einiger Fahrbahnunebenheiten beinahe mit dem niedrigen Dach des Tuk-Tuks gemacht hätte. Aber die Erfahrungen der beiden Fahrten mit den russischen Geländewagen auf der Insel Olkhon und in der Gobi, kamen mir hier gut zupass. Und ich kann es nun mal nicht ändern ~ will es auch gar nicht ~ aber genau solche Erfahrungen bestätigen mir halt immer wieder aufs Neue, dass ich, und wie weit ich von unserem Vorschriften- und sicherheitsfanatischem Deutschland weg bin. Und mir wird immer mehr klar, dass ich damit doch ähnlich gepolt zu sein scheine, wie freeclimber und andere
„Verrückte“, die das Freiheitsgefühl solcher und ähnlicher Momente mehr schätzen als alles andere. Nur das ich nicht immer wieder aufs Neue losziehe oder gar danach suche, weil ich den nächsten Kick brauche, sondern sie auf mich zu kommen lasse und meistens nicht einmal weiß, dass es jetzt wieder so weit ist.

Als wir uns der Sukhumvit näherten, wollte der Fahrer von mir wissen, ob er sich nun links oder rechts halten müsste, um sich entsprechend einordnen zu können. Was ich aber in diesem Augenblick auch noch nicht wusste, da ich (noch) nicht erkennen konnte, an welcher Stelle dieses langen Jammers wir uns befanden. Dabei hatte ich ihn noch gefragt, ob er wüsste, wo ich hin wolle und bilderbuchmäßig sein Ja bekommen, obwohl er keine genaue Vorstellung hatte. Bevor ich dann erkennen konnte, wo wir uns befanden, schoss mir der Gedanke durch den Kopf, welche Panik diese Frage noch vor gar nicht all zu langer Zeit in mir ausgelöst hätte. Der Horrorgedanke überhaupt, in so einer Riesenstadt einen Fahrer erwischt zu haben, der nicht weiß wo's langgeht. Und das auch noch nachts.

Na ja, jedenfalls trudelte ich dann kurz nach Mitternacht in meinem Youth Hostel ein und konnte auch gleich mein Bett beziehen, und zwar im doppelten Sinne. Zum einen, weil ~ wie in allen Hostels und Guesthouses ~ das Bett von den Gästen selber bezogen und auch abgezogen werden muss und zum anderen, weil ich mein vorgebuchtes Bett beziehen konnte, in einer immerhin schon ein wenig vertrauteren Umgebung. Nach wie vor ein gutes Gefühl.

Am anderen Morgen wollte ich dann meine extra erstandene Reisetasche mit meinem Gepäck aus Big Johns Guesthouse holen, dessen Eigentümer ein wahrlicher Hüne aus Australien ist. Und so fragte ich mich, bevor ich mich auf den Weg machte, was das Wasserfest für Auswirkungen in Bangkok und auf mich haben, bzw. zeigen würde und wusste es bereits nach weniger als 200 Metern. Aber zuerst einmal stellte ich fest, dass fast 90 Prozent aller Geschäfte und alle mehr oder weniger öffentlichen Einrichtungen geschlossen hatten. Und dann sah ich sie, die erste Truppe von
„Wasserwerfern“, um einen großen blauen Kübel gescharrt, mit Schüsseln und Eimern bewaffnet, mit denen sie alles begossen, was an ihnen vorbei wollte. Fußgänger, Mopedfahrer, Tuk-Tuks, halt alles. Ohne auf Rang, Alter oder Nationalität Rücksicht zu nehmen. Falls Kinder dabei waren, hatten die eine dieser Wasserkanonen, mit denen sie schon aus einigen Metern Entfernung loslegten. Zusätzlich wurde jeder, der irgendwie erreichbar war, noch mit einer dünnen weißen Pampe angemalt, d.h. bei Personen die Gesichter und bei Autos die Karosserie, unter dem gleichzeitigem Wunsch „Happy New Year“. Wobei die Pampe natürlich auch immer mal wieder auf den Klamotten landete. Allerdings ließ sie sich dort auch genauso leicht wieder runterwaschen, wie aus dem Gesicht.. Was mich nur wunderte, war, dass das Wasser, entgegengesetzt der Außentemperatur, ziemlich kühl war. Bis ich entdeckte, dass in den Kübeln ganze Eisblöcke für diese angenehme Abkühlung sorgten.

Wohlweislich und vorsorglich hatte ich meine Kamera in eine Plastiktüte gewickelt und schaffte es gerade noch, auch meine Uhr dorthin zu verfrachten, als ich auch schon die erste Ladung ab bekam. Und wenige Meter weiter dann die nächste. Und dann wieder die nächste. Aber nasser konnte ich eh nicht mehr werden. Und irgendwie schien es ihnen den doppelten Spaß zu machen, einen Ausländer zu begießen, der ihren Spaß dann auch noch teilte, statt sauer zu reagieren. Und so kam ich dann triefend und gut gekühlt bei Big John an und fragte mich, wie ich meine Tasche samt Inhalt halbwegs trocken über die ganze Distanz bringen könnte. Und so machte ich aus dem Rückweg dann eine Slalom Strecke, in dem ich jeweils von einer Straßenseite zur anderen wechselte, wenn ich wieder eine dieser Truppen entdeckte. Die hatten sich nämlich zahlenmäßig gut und gerne noch verdoppelt. Das führte zwar zu lautem Geschrei, das, wenn ich es auch nicht verstehen konnte, sicher Feigling oder ähnliches bedeutete. Aber das war mir egal, denn ich wollte unbedingt den Inhalt meiner Tasche trocken ins Hostel bringen. Und das ist mir dann auch gelungen, so dass ich nur das zum Trocknen aufhängen musste, was ich an Zeug auf dem Leib trug.

In der berühmt-berüchtigten
Khao San Road muss es so fetzig zugegangen sein, dass alle, die dort waren, vor lauter Begeisterung kaum wussten wie sie diese riesige Wasserfete denn beschreiben sollten. Allerdings war hier ~ in der alten Backpacker Meile ~ auch Alkohol im Spiel, was dem ganzen natürlich noch einmal einen ganz anderen Anstrich verpasste. Und alle, die dort waren, kamen mehr oder weniger angesäuselt zurück. Wie auch ein Zimmergenosse, der schon im nüchternen Zustand ein äußerst angenehmer junger Man war, aber im angesäuselten Zustand einen Saal hätte unterhalten können. Ich habe nur selten jemanden getroffen, den ich alkoholisiert so gut ertragen konnte, wie ihn. Aber mein Fall war das nicht, da es mir einfach nicht bekommt und so habe ich auch während der beiden Folgetage darauf verzichtet, mich zusammen mit anderen aus unserem Hostel dort ins Gewühl zu stürzen.

Aber nicht nur an allen Straßen standen sie drei Tage lang, viele waren auch mit Pik Ups unterwegs, auf denen sich jede Menge junger Thais ebenfalls diese großen Kübel befanden. Und dann wurde vom fahrenden Auto aus alles begossen, was sich nicht schnell genug in Sicherheit bringen konnte. In Bangkok ~ und wohl nicht nur dort ~ war für drei Tage schon mehr als nur ein Bär los. Und das alles, weil in Thailand das Neujahrsfest nun mal derart ausgelassen gefeiert wird, dass es an etlichen Stellen bereits zu einer regelrechten Touristenattraktion geworden ist.

Aber irgendwann wurde ich des immer wieder Begossenwerdens und Klamottentrocknens überdrüssig und heckte regelrecht Strategien aus, um dem auszuweichen. Umkehren, war eine, die Straßenseite wechseln, eine andere. Einmal haben wir, mein Zimmergenosse Nico und ich, sogar 15 Baht für ein Sky Train Ticket geopfert ~ ohne mit dem Zug zu fahren ~ nur weil sich auf beiden Straßenseiten ein paar Wasserfetischisten befanden und der einzige Weg, trocken ins Hostel zu kommen, über die Sky Train Station verlief. Und somit betraten wir die Station am einen Ende, kauften das Ticket, marschierten durch die Drehkreuze, und verließen sie am anderen Ende wieder. Das waren dann die entscheidenden Meter über nass und trocken. Und wir hatten mindesten so einen Spaß daran, sie ausgetrickst zu haben, wie andersherum sie ihn gehabt hätten, wenn ...

Wenn Thailand seinen Jahreswechsel begeht, sind die Menschen hier unserem Kalender übrigens um einiges voraus.

Nach dieser dreitägigen Wasserschlacht konnte ich mich dann aber wieder überall ohne Nässegefahr bewegen. Und so machte ich mich schon ziemlich früh auf den Weg zum Flughafen, um Michel, den pensionierten französischen Deutschlehrer abzuholen. Ich hatte ihn im Zug von Irkutzk nach Peking getroffen, und wir hatten uns vorgenommen, den Kontakt nicht abreißen zu lassen. In einer E-Mail hatte ich dann von ihm erfahren, dass er zwei oder drei Tage in Bangkok sein würde, um weiter nach Laos usw. zu reisen. Und da ich zum gleichen Zeitpunkt auch wieder in B. sein würde, war natürlich klar, dass wir unsere Bekanntschaft erneuern würden. Außerdem konnte ich so schon mal nach allem Ausschau halten, was ich demnächst über den Flughafen für meinen Flug nach Myanmar wissen musste. Wie ich hinkomme, wo ich ankomme, wo ich bei Air Aisia einzuchecken habe und was es an Wissenswertem sonst noch so geben mochte. Das würde es mir erleichtern, wenn ich dann am 21. Mai, dem Tag meines Abflugs, in aller Herrgottsfrühe wieder hierher kommen würde. Und da Michel nicht wusste, dass ich ihn abholen würde, hatte ich den Überraschungseffekt auf meiner Seite und konnte ihm dann auch gleich die ersten Bangkoker Lektionen vermitteln und später dann noch etliche über die Länder, in denen ich schon war. So ganz nach dem Motto:
„Traveller unter sich.“ Und so bin ich mal gespannt, wann ich wieder etwas von ihm höre oder gar sehe.

Als er sich dann vom Acker machte, taten das gleichzeitig oder wenig später auch noch andere, wie Nico aus Berlin, Chris von den Philippinen, Maya, die Schweitzerin, Hui Mei aus Taiwan, Miko aus Finnland, ein paar weitere Deutsche usw. usf. Und auch für mich wurde es Zeit, endlich meinen wohlverdienten Urlaub anzutreten. Hihi, wie sich das anhört, geil, nicht wahr? Also hieß es mal wieder, mich um ein Ticket zu kümmern, und zwar nach Cha Am, einer kleinen Stadt am Golf von Thailand, ca. 140 Kilometer südlich von Bangkok. Ich hatte mir sagen lassen und auch gelesen, dass das ein Ort am Meer sei, der von Thais besonders gern an den Wochenenden besucht wird, da er halt nicht weit von Bangkok entfernt ist und relativ schnell erreicht werden kann. Und dass es dort relativ wenige Ausländer geben sollte. Also war die Entscheidung schnell gefällt, und ich gespannt darauf, was mich dort erwarten würde.

Zuvor gab es aber noch die Ticket-Hürde, die ich aber am Huam Lampong Bahnhof direkt und wieder selber zu nehmen gedachte. Also nix wie hin und unverrichteter Dinge wieder zurück, denn ich konnte kein Ticket bekommen, da es für diesen Zug am Morgen nur am gleichen Tag, also am Reisetag welche zu kaufen gab. Das bedeutete im Klartext, dass ich früh genug dort sein müsste, um eins zu bekommen, und dass ich mit einem sogen.
„Ordinary Train“ fahren würde. Einem Zug, mit dem nur Einheimische oder vielleicht einige wenige „Farangs“ fahren würden und dessen Klimaanlage aus offenen Fenstern bestünde und evtl. aus ein paar Ventilatoren unter der Decke, die vielleicht funktionieren würden oder auch nicht. Und ein Zug, der so voll gestopft sein könnte, dass die Menschen draußen auf den Trittbrettern mitfahren, weil sie drinnen nicht einmal einen Stehplatz bekommen haben. Es bedeutete aber auch, dass ich an dem Morgen wohl meine preiswerteste Zugfahrkarte kaufte, für die ich 40 Baht, also 40 Eurocent hinblätterte.

Was soll ich sagen, ein bisschen Muffe hatte ich vor dieser Fahrt schon, denn die Bilder der Züge, die ich bisher gesehen hatte, waren mich nun nicht gerade sehr einladend vorgekommen. Die Alternative wäre gewesen, am späten Nachmittag den sogen. Rapid Train zu nehmen, für den es Karten im Vorverkauf gab. Aber auch der wäre nur wenig besser gewesen. Außerdem wäre er erst im Dunkeln in Cha Am angekommen. Etwas, was mir in unbekanntem Terrain ohne Vorbuchung ~ die hier nicht möglich war ~ immer noch nicht behagt. Also hieß es, auf zu einem neuen Erlebnis.

 

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