Bangkok I
Etappe 29 ~ vom Fr. 22.02. bis 07.03.2008
Der Wechsel von K nach T, also von Kambodscha nach Thailand war genauso easy, wie seinerzeit das Betreten dieses Landes ~
jedenfalls für uns Ausländer. Am längsten hatte das Ausfüllen des Einreiseformulars gedauert, alles andere war ein Spaziergang, der mich zum Abschluss noch einmal mit der Sorte Menschen in
Berührung brachte, wie ich sie immer wieder ~ auch in Kambodscha getroffen habe. Sie stellen so etwas wie das Rückgrad meiner Reise dar und werden wohl für mich immer das sein und bleiben, als
dass sie sich mir gezeigt haben: einfach(e), großartige Menschen.
Ich stellte im Grenzbereich fest, dass ich noch etliche Riel ~ für etwas mehr als 2 Dollar ~ in der Tasche hatte, die ich nicht mit ins Nachbarland nehmen wollte, da dort nicht einsetzbar.
Genauso wenig wie der Dollar. Thailand steht halt zu seiner Währung. Aber für was sollte ich sie ausgeben, war die Frage, an diesen Krimskramsbuden, die den Grenzübergang säumten? Und dann fiel
mir ein, dass ich ja Torsten, bzw. seinen Eltern als Dankeschön für die aus Deutschland mitgebrachten Dinge eine Kleinigkeit mitbringen könnte und blieb vor einer asbachuralten Frau stehen, die
Zigaretten, Kaugummi und so'n Zeug verkaufte. Denn was bringt man Rauchern mit? Natürlich Nikotinpflaster. Nur das gab es hier natürlich nicht. Also sollten es vielleicht doch eher Zigaretten
werden.
Die gute Frau versuchte mir mit vom Betelkauen rot-braun verfärbtem Mund und Zähnen zu vermitteln, was die einzelnen Sorten kosteten. Aber ich verstand mal wieder nix, außer, dass ich die
teuerste Sorte erwischt hatte und meine Riel dafür nicht reichten. Also grabschte ich mir 'ne Schachtel von der Sorte, die Torsten in Vietnam geraucht hatte, die, wie ich wusste, nicht zu den
teuersten gehörten und gab ihr meine Riel. Und jetzt passierte das, was ich meine. Sie steckte die Scheine nicht einfach ein, sondern drückte mir noch eine zweite Schachtel und eine Packung
Kaugummi in die Hand und versuchte mir irgendwie klarzumachen dass das Geschäft erst so für sie in Ordnung war und strahlte dabei über das ganze alte runzelige Gesicht. Wieder ein Frauengesicht,
das ich sicher nicht so schnell vergessen werde. Sie hätte mich schließlich ~ wie es jedes der anderen Schlitzohren, denen ich ja auch zur Genüge begegnet war ~ mit einer Schachtel laufen lassen
können, und ich, ich hätte es nicht einmal gemerkt. Irgendwie besänftigte das dann auch gleich den anderen, unzufriedenen Teil in mir, und dann atmete ich / atmeten wir auch schon thailändische
Luft. Sie erschien mir noch einmal wärmer und schwüler zu sein, was auch später dann für Bangkok galt, den Moloch, in den unser Bus nach mehr als 5 Stunden Fahrt über meistens sehr gut ausgebaute
Straßen dann langsam eintauchte. Es wurde dichter und dichter, bis uns schließlich der Busbahnhof schluckte, mit all seinen unermüdlich gefräßigen Hotel-, Taxi- und sonstigen Schleppern. Da wir
zu viert waren, konnten drei von uns, ohne den schweren Rucksack auf dem Buckel, sich um all die Dinge kümmern, wie Toilette, Taxistand usw. finden, während einer auf die Klamotten aufpasste.
Dann kam das unausweichliche Goodbey, nachdem jeder erst einmal per Taxi in seine Richtung / sein Hostel weiter zog. Mich lieferte eines der vielen quietschlila Autos mit Taxi Meter dann auch
bald in meinem HI Center Bangkok Youth Hostel in der Sukhumvit Road in der Nähe der Sky Train Station ab. Wo ich dann Mangels genügend anderer Traveller mein vorgebuchtes 6-Bettzimmer erst einmal
wieder als Einzelzimmer bezog und anschließend zu meinem ersten Erkundungstripp loszog. Dieser „Himmelszug“ ist hier in Bangkok so etwas ähnliches, wie in
Wuppertal die Schwebebahn, nur dass sie nicht angehängt an einer Konstruktion über einem Fluss fährt, sondern auf Stelzen oberhalb der Straße und genauso dem Linksverkehr-Prinzip folgt, so dass
ich mich auch hier daran erst gewöhnen musste, auf der „falschen“ Seite den Bahnsteig zu betreten usw. Aber es übte sich
ungemein, wie die nächsten Tage zeigen sollten.
Wie hatten mir meine drei Mitreisenden doch zuvor schon im Bus erzählt? Mit Bangkok ~ der Stadt der Engel ~ rückt einem Europa selbst in Asien wieder so dicht auf die Pelle, wie lange nicht mehr.
Und sie hatten recht, denn hier, auf der Sukhumvit Road (und nicht nur dort) gab es alles, was ich schon seit Monaten hinter mit gelassen und bisher nie vermisst hatte. Ja, die ganze Straße hätte
sich auch irgendwo in Europa in einer Stadt mit hohem Ausländeranteil befinden können. Vielleicht in London, zumal es dort ja auch den Linksverkehr hat. Hin und wieder erschien es mir, als wenn
die Hälfte aller Passanten ~ oder gar mehr ~ aus dem Westen stammte. Und manchmal sah ich mehrere Meter lang kein einziges asiatisches Gesicht. Dafür aber sämtliche Fast Food und sonstige Ketten,
wie auch alle anderen mehr oder weniger bekannte Namen, die wir heute in all unseren Städten finden können.
Ich will damit nicht sagen, dass mir damit unwohl war. Im Gegenteil, in Bangkok fühlte ich mich von der ersten Sekunde an wieder heimisch, genau wie schon in anderen Städten zuvor. Und das
ebenfalls mit dem Gedanken, hier mal eine Weile leben zu können, trotz der Schwüle. Aber es war fast so etwas wie ein Schritt rückwärts zu den Anfängen meiner Reise, als sich langsam aber sicher
alles Vertraute aufzulösen begann, nur dass es sich jetzt halt in die andere, umgekehrte Richtung entwickelte, und zwar von jetzt auf gleich, von einem Moment zum anderen, als ich nach meiner
Taxifahrt vom Busbahnhof in der Subkhumvit Road und schließlich vor meinem HI-Center Youth Hostel landete. Kann mir jemand folgen?
Und genauso gewöhnungsbedürftig, wie vor Jahren bei meinem Englandbesuch, war auch hier der Linksverkehr und die dazugehörenden Autos. Schon in den Bus wollte ich auf
der „falschen“ Seite einsteigen und dann später ins Taxi ebenfalls. Und bei jeder Straßenüberquerung schaute ich anfangs erst einmal in die Richtung, aus
der hier ganz bestimmt kein Fahrzeug kommt, es sei denn als „Geisterfahrer“, die mir in den bisherigen Ländern so vertraut wurden, dass
sie schon zur Normalität gehörten. Die gab es zumindest hier, an dieser Stelle in Bangkok nicht, dort fuhr niemand aus praktischen Gründen einfach mal so gegen den Strich. Allenfalls hin und
wieder die Mopeds auf dem Bürgersteig.
Europäisch ~ oder vielleicht eher deutsch ~ war denn dann auch wieder der Kaffee, den es morgens zum Frühstück nebenan beim Italiener gab. Wobei ich immer gedacht hatte, dass es in einem
italienischen Restaurant einen guten Kaffee gäbe. Nicht hier, es sei denn, man bestellte einen Cappuccino o.ä. gegen entsprechenden Aufpreis. Der „normale“ Kaffee wurde
gar mit Kaffeeweißer serviert, etwas, was ich immer nur als Notlösung angesehen und zu vermeiden versucht habe. Aber „mein Italiener“ umme Ecke hatte sich auf die praktische Weise
mit dem Problem Frischmilch, Kondensmilch arrangiert, und wenn ich keinen Tee trinken wollte ~ was mir definitiv nicht in den Sinn kam ~ konnte ich diesem Arrangement nur folgen. Auf jeden Fall
aber, musste ich mich leider auch von meinem heiß geliebten „Vietnamese Coffee with sweet milk“ ~ den es ja immerhin in Kambodscha noch recht
ordentlich gegeben hatte ~ komplett verabschieden, ohne zu wissen, wann ich denn diese kleine Köstlichkeit mal wieder genießen können würde.
Und hier in Bangkok traf ich dann neben meinem nun schon alten Freund ~ gemessen an der Zeit, die wir uns nun schon kennen ~ und zeitweiligem Reisegefährten Torsten, auch noch einmal meinen noch
älteren Schulfreund, seine Frau und ihre ganze Truppe wieder, da sie von hier aus gen Deutschland fliegen wollten, eher mussten. Eine ähnlich schöne Begegnung, wie zuvor die in Siem Reap / Angkor
Wat, auch wenn sie kürzer war. Aber immerhin hatten wir noch einen Nachmittag für uns und einen Abend gemeinsam mit den anderen, an dem wir außer zum Essen in einem wirklich schnuckeligen
Restaurant ~ das von zwei äußerst interessanten älteren Ladies geführt wurde ~ auch auf das Dach eines 6-Sterne Hotels wollten, um vom 64-sten Stock aus einen Blick auf das nächtliche Bangkok zu
werfen und dabei einen Drink zu schlürfen.
Mal abgesehen davon, dass mein Unbehagen und auch mein Portemonnaie mir schon immer gesagt hatten: „Bleib solchen Etablissements fern“, bekam ich
nun gezeigt, dass ich dort tatsächlich nichts verloren hatte, denn das Reglement dieses Hauses verbot mir den Zugang zur Dachterrasse. Aber nicht, weil ich drei Meilen gegen den Wind gestunken,
eine Fahne gehabt, unflätige Lieder gesungen, eines dieser entzückenden Hawai Hemden getragen oder mich sonst wie auffällig oder daneben benommen hätte. Nein, ich durfte nicht auf diese exklusive
Terrasse, weil ich meine guten Teva Sandalen trug ~ immerhin mit Socken ~ und nicht meine geschlossenen Treter, sprich, Wanderschuhe, die ohne weiteres akzeptiert worden wären. Nicht aber
Sandalen, die sind für Herren der Upperclass auch im 21-sten Jahrhundert in so einem Hotel nicht gesellschaftsfähig, Hawai Hemden der aufdringlichsten Art dahingegen schon, wie ich sehen konnte.
Da hatte ich's nun, wurde aber immerhin zusammen mit den anderen von den Aufzug-Damen in perfektesten Outfit mit dem Expresslift gnädigst bis zu dem Flur geleitet, der der Tür in das hochgelegene
und vornehme Draußen vorgelagert war.
Tja, tröstlicherweise konnte ich auch von hier aus die nächtliche Skyline Bangkoks sehen, wenn auch nicht den Wind dieser luftigen Höhe spüren. Und natürlich auch keinen der teuren Drinks
schlürfen ~ ein Glas Champagner kostete dort oben immerhin schlappe 45 US Dollar. Ich durfte gar nichts schlürfen oder sonst etwas tun, außer in diesem Flur auf und ab tigern und auf die anderen
warten. Schon mein kleiner Versuch, in die offen gestaltete Bar zu wechseln, wurde von einem Aufpasser vereitelt, der mir erneut klar machte, dass auch dort Sandalenträger nicht erwünscht sind.
Ob ich wohl mit meinen Sandalen auf's 6-Sterne Klo gedurft hätte? Leider habe ich nicht daran gedacht, es zu probieren, ich musste ja auch nicht. Aber für einen kurzen Moment hatte ich dann einen
jungen Mann als Leidensgenossen. Der arme Kerl trug zwar geschlossene Schuhe, aber dummerweise eine Hose mit dünnen weißen Biesen, die, weil sie an eine Jogginghose erinnerte, ebenfalls nicht
akzeptiert wurde. Und so passierte seine Freundin die VIP Tür nur kurz, um dann schnell mit ihm das ungastliche Haus wieder zu verlassen. Wundersamerweise durften dahingegen alle Herren und Damen
in Sneakers ~ den modischen Turnschuhen der jüngsten Generation, selbst wenn sie schon 1000 Meilen hinter sich hatten und etwas zerfleddert aussahen ~ ohne Beanstandung passieren. Was ich nicht
so ganz nach zu vollziehen vermochte. Aber nun denn, als ich Freund Torsten davon erzählte ~ schließlich hatten wir gemeinsam vorgehabt, uns die Stadt von oben anzuschauen ~ war schnell klar,
dass auch er keine Chance haben würde, hatte er doch auch nur seine Tevas dabei, die er zudem grundsätzlich auch noch ohne Socken trug. So was aber auch. Und extra Schuhe zu kaufen, das war beim
besten Willen nicht drin.
Und so schmiss Torsten seinen Rechner an und fand heraus, dass es ein weiteres Hotelgebäude in Bangkok gibt, dessen Dachterrasse ebenfalls einen oder mehrere Blicke auf die Stadt der Engel
erlaubt, und das noch weit aus mehr aus ihrer Warte, da dieser Blick immerhin aus dem 84-sten Stockwerk möglich ist und sich sogar langsam dreht. In der Werbung wiesen sie sogar daraufhin, dass
die Besucher da oben dem Himmel ganz nah seien. Immerhin 20 Stockwerke. Und das war dann doch gleich ein ganz anderer Schnack als der zuvor, nicht wahr? Allerdings wurde hier ein Obulus von 200
Bath (rund 5€) verlangt, der dann aber wieder in der Hotelbar durch ein Mixgetränk nach Wahl relativiert wurde. Tja, vielleicht war es nicht ganz so stilvoll, wie bei dem anderen Hotel, aber
Bangkok sah von hier aus auch kaum anders aus, als vom 6-Sterne Turm. Und ich weiß, wovon ich rede, hatte ich doch beides gesehen.
Wir wohnten zwar in unterschiedlichen Hostels, waren aber nicht allzu weit von einander entfernt. Und so haben wir uns natürlich nicht nur für den Besuch dieses Hochhauses getroffen, sondern auch
für andere Dinge verabredet. Z.B. für eine Fahrt auf einem der Kanäle, den Klongs, auf denen ziemlich lange Boote gegen ein kleines Entgelt Passagiere mit einem Affenzahn von einer Haltestelle
zur nächsten transportieren. Durch ihre Geschwindigkeit erzeugen sie natürlich eine Bugwelle, die nicht von schlechten Eltern ist, und die dann auch schon mal ins offene Boot schwappt, besonders
bei Gegenverkehr. Als Schutz vor der Kanalbrühe ~ in die ich wirklich nicht fallen möchte ~ gibt es links und recht eine Persenning, die bei Bedarf hochgezogen werden kann. Und da fast immer
Bedarf bestand, war sie fast permanent oben. Was natürlich den Nachteil hatte, dass von den fotogenen Ecken links und rechts des Kanals wenig zu sehen, bzw. zu fotografieren war. Schade.
Aber mit so einem Boot sind wir mit einmal Umsteigen, fast bis an Bangkoks großen Fluss, den Mae Nam Chao Phraya heran gekommen und hatten dann nur noch ein Stück zu Fuß zu bewältigen, um
ungefähr zum Sonnenuntergang am Wat Pho zu landen, einer der wahrscheinlich großartigsten Gebäude dieser Art hier in Bangkok. Wenn ich mir einen auf Grund der Thematik vielleicht hinkenden
Vergleich erlauben darf ~ ich erinnere daran, dass ich ein Kulturbanause bin und die Dinge gerne anders sehe ~ hat dieser Prachtbau viel von dem Zuckerbäcker Baustil, wie es ihn auch bei uns
gibt, wenn auch auf reizvolle asiatische Art.
Auf Grund unseres eher späteren Besuchstermins zum Sonnenuntergang, kamen wir dann auch gar nicht in die Verlegenheit, hineingehen zu müssen, da bereits geschlossen war. Was aber unserer
Begeisterung keinen Abbruch tat, zumal es dunkler und dunkler wurde ~ der Sonnenuntergang war an diesem Tag nicht sonderlich spektakulär ~ die Gebäude aber (Gott sei Dank neutral) angestrahlt
wurden, was einiges rausriß und uns für den entgangenen Sonnenuntergang entschädigte. Und da es ja nun schon von Anfang an etwas später war, und wir unser Übriges dazu taten, dass es durch einige
Abstecher an den Fluss noch später wurde, verpassten wir das letzte Boot, mit dem wir auf dem Fluss in unsere Richtung hätten fahren können. Wie also zurückkommen, schließlich waren wir 'ne
ziemliche Ecke von unseren Domizilen entfernt? Ein Taxi würde ewig brauchen, bei dem Verkehr, und die Tuk-Tuk Fahrer würden versuchen, uns 'ne unfreiwillige Sightseeing Runde durch Juwelier
Geschäfte und ähnliches zu verpassen oder sonst wie übers Ohr zu hauen. Und so stand nach einigen Blicken auf den Stadtplan fest, dass wir „nur“ durch China
Town bis zum Hualamphong Bahnhof laufen müssten, um dort in die Metro zu klettern, die uns wiederum zum Sky Train bringen würde und damit zu unseren Hostels. Ein
schönes und vor allem abendfüllendes Programm. Aber wie seinerzeit schon in Peking bei unserer Radtour, landeten wir auch hier im nächtlichen Bangkok punktgenau dort, wo wir hin wollten, nämlich
an besagtem Bahnhof, den ich auf diese praktische Weise gleich kennen lernte und von Torsten erfuhr, wie und wo ich hier später mein Ticket gen Norden, nach Chiang Mai kaufen müsste und von
welchem Bahnsteig es losgeht und was es sonst noch an Wichtigem dort zu erfahren gab.
Ich war ganz froh, selber nicht irgendwie in Aktion treten zu müssen, sprich, meinen Lonley Planet zu wälzen, um mir irgendwelche Sehenswürdigkeiten rauszupicken. Eine gewissen Lethargie, (m)eine
Art „Bangkok-Blues“,
hatte sich in mir breit gemacht, so dass mich gar nicht gut zu etwas aufraffen konnte. Und schon mal überhaupt nicht, mir
irgendwelche Heiligtümer, Königspaläste und sonstiges anzuschauen. Und so kamen mir die gemeinsam unternommenen Dinge gerade recht, weil von Torsten angeregt, wie auch ein Ausflug der profanen
Art, der als Ziel das größte Elektronik Kaufhaus Bangkoks, das Pantip Plaza hatte. Einem Mekka für jeden, der sich auch nur ein wenig für solche Dinge interessiert und vielleicht auch das ein
oder andere kaufen möchte. Es gab hier alles, was das Technik-Herz begehrt. Und das sowohl in neuer, als auch in gebrauchter Form. Jede Software ~ gekrackt natürlich ~ jeden Computer, jedes Note-
und Subnotebook, Platinen, Chips, Festplatten, Web cams, mp3 Player, Ipods, Telefone, Fotoapparate und, und, und. Und das zu Preisen, die schier unmöglich erscheinen, wenn man an unsere Preise in
D denkt. Als Beispiel möchte ich nur mal das Kameragehäuse der neuen Nikon D300 erwähnen. Es war dort nach etwas Handeln für 791 Euro zu bekommen. Bei uns legt man dafür locker um die 1600 bis
1700 Euro auf den Ladentisch. Und man hat immer noch kein Objektiv. Ich hätte glatt schwach werden können, wenn es denn einen brauchbaren Weg zur Realisierung gegeben hätte.
Ein weiteres Gutes, weil praktisch, hatte dieser Kaufhausbesuch, Torsten zeigte mir quasi im Vorbeigehen auf dem Weg dorthin die Botschaft für Indonesien ~ einem seiner nächsten, sowie eines
meiner baldigen Reiseziele ~ bei der er sich just sein 60-Tage Visum on Apply (sozusagen auf Abruf) geholt hatte. Hier in Bangkok besteht die einzige Möglichkeit dazu, an allen anderen Stellen
rücken sie nur 30 Tage raus, was für Indonesia mit all seinen Möglichkeiten etwas knapp sein könnte. Und so weiß ich doch schon, wohin ich mich bei einem meiner nächsten Bangkok Aufenthalte
begeben werde.
Hört sich das nicht klasse an, „bei einem meiner nächsten Bangkok
Aufenthalte“? Der Reise Snob pur, hihi, und so etwas lässt man nicht auf
die Dachterrasse. Aber diese Mehrfachaufenthalte wird es nun mal geben, wenn ich demnächst aus Laos und dann später aus Myanmar hierher zurückkomme. Die Stadt der Engel avanciert damit quasi zu
(m)einer zweiten Heimatstadt, zumal ich damit mindestens zwei Chancen haben werde, das noch nicht erledigte auf meinem Sightseeing Programm zu einem der späteren Zeitpunkte nachzuholen. Und so
einiges möchte ich mir dann schon noch anschauen, zumal ich davon ausgehe, dass sich mein „Bangkok-Blues“ dann wieder gelegt haben wird.
Und wo ich schon bei einem Visum gelandet bin, das ich erst später benötigen werde, musste ich mich jetzt schon um das für Myanmar kümmern, zumal ich ja ~ darauf abgestimmt ~ auch noch einen der
frühen preiswerten Flug nach Yangon (dem früheren Rangun, als das Land noch Burma oder auch Birma hieß) buchen musste. Also hieß es erst einmal herauszufinden, wo sich denn in dieser Riesenstadt
die „Embassy of the Union of
Myanmar“ befand. Natürlich wieder am Arsch der Welt, sprich, in der
Nähe der vorletzten Sky Train Station, des Sky Train 2, der zweiten Linie dieses aufgestelzten Zuges. Aber so lernte ich dann doch auch gleich noch ein paar andere Ecken dieser Stadt kennen, z.B.
die Stellen, an denen sich weitere, als interessant bezeichnete Kaufhäuser, wie das MBK (Mahboonkrong), Siam Center & Siam Discovery Center und der sogen. Wochenend-
oder Chatuchak Markt befanden. Wobei um diese Kaufhäuser reichlich viel Aufhebens gemacht wird, denn sie sind nun mal
„nur“ dass, was sie
immer sind, Tempel des Kommerz, nicht mehr und nicht weniger. Wenn auch hier mit der Möglichkeit, die heiß begehrten Klamotten und was es sonst noch so sein mag, deutlich unter dem Preis erstehen
zu können, der bei uns im Land fällig wäre. Und so tauchte dann in mir manchmal das Gefühl in diesen heiligen Hallen auf, mich während des Sommerschlussverkaufs in Hannover, Hamburg oder einer
x-beliebigen anderen Stadt, in einem der dortigen Superkaufhäuser zu befinden. Aber interessant war es schon.
Der Wochenendmarkt hingegen war da schon wieder eine andere Hausnummer, obwohl es hier natürlich auch nur ums Kaufen und Verkaufen ging. Nur hatte es dort mehr oder weniger den typischen Basar
Charakter, der auf uns Westler so anziehend wirkt. Hier musste ich dann auch feststellen, dass ich hier für meine Ersatzuhr, die ich im Pantip Plaza mit Handeln gekauft hatte, ohne Handeln nur
die Hälfte bezahlt hätte. Ironie eines im Handeln inzwischen durchaus geübten Reisenden. Aber dennoch habe ich es hier Stunde um Stunde ausgehalten, trotz der immer weiter steigenden Hitze +
Schwüle. Zu interessant war es, durch all die kleinen Gänge und Gassen zu streifen und ein Riesenangebot von allem möglichen zu begutachten. Ob es jungen Hunde, Katzen, Vögel, Schnuck, Klamotten,
Kunstblumen, Ballermann Artikel, DvD's, etwas zu essen war, es gab anscheinend nichts, was es nicht gab. Diesen Markt werde ich mir daher wohl noch ein weiteres Mal antun.
Meine Visa Beschaffung war dahingegen weniger interessant. War sie doch leider wieder eine von denen, die reichlich Wartezeit in einem heißen und stickigen Bau erforderten. So machte z.B. (neben
der sowieso schon langsamen Art) einer der beiden Beamten plötzlich seinen Schalter dicht und verschwand auf unbestimmte Zeit. Und das trotz der Menge Leute, die alle sein Land besuchen wollten,
obwohl von bestimmten (westlichen) Seiten immer wieder zum Boykott aufgerufen wird. Während von der Opposition dringlichst darum gebeten wird, genau das Gegenteil zu tun, um sich im Land selber
(s)ein Bild zu machen. Na ja, nach etwas mehr als zwei Stunden konnte ich das Gebäude nach Antrag- und Passabgabe dann völlig verschwitzt wieder verlassen, mit dem Wissen, in drei Tagen wieder
hier zu stehen, um meinen Pass + Visum abzuholen. Erst dann, mit den genauen Angaben, konnte es ans Flugbuchen via Internet gehen. Etwas, was ich bisher noch nicht gemacht hatte, aber von Torsten
noch kurz vor seiner Abreise eine Einweisung bekam, so dass es dann ~ wenn auch mit der Schwierigkeit, dass meine Kreditkarte zuerst nicht akzeptiert wurde ~ doch schließlich klappte. Und damit
stand dann fest, dass ich am 16. April von B. nach Y. fliegen werde, um am 14. Mai dann zurückzukommen. Fliegen deshalb, weil es z.Z. Mal wieder (und das schon seit längerem) keine Möglichkeit
gibt, anders nach Myanmar zu kommen, jedenfalls nicht für 28 Tage.
Parallel dazu musste ich mich aber auch um meine Weiterfahrt in den Norden von Thailand und die Weiterfahrt nach Laos kümmern, schließlich hatte ich dazu so etwas wie eine Deadline zu beachten.
Denn dadurch, dass ich mir das Visum für Laos bereits in Hanoi geholt hatte ~ an den Grund dafür kann ich mich heute ums Verrecken nicht mehr erinnern ~ wurde dort festgeschrieben, dass meine
Einreise nach Laos spätestens am 10. März zu erfolgen hatte. Also musste ich mal so langsam munter werden. Wie ich aber inzwischen weiß, ist es kein Problem später zu kommen. Es hätte pro Tag
allerdings 500 Baht (ca. 11 oder 12 €) Strafgeld gekostet. Und das muss ja ohne zwingenden Grund nicht sein, gelle?
Was aber sein musste ~ diese Idee habe ich von Torsten übernommen, der sie bereits bei seiner Myanmar Tour umgesetzt hatte ~ war eine Gepäckreduzierung um all die Dinge, die ich hier in diesem
Klima nicht brauchen würde, aber gewichtsmäßig ziemlich zu Buche schlagen. Als da waren, mein Schlafsack + selbstaufblasender Isomatte, meine dicke Fleecejacke und vieles vieles mehr. Nur wohin
mit dem ganzen Zeug? Ich wusste, dass andere Backpacker, wie auch Torsten, ihre überflüssigen Klamotten in dem jeweiligen Hostel deponiert hatten, in dem sie gerade waren, um dann später dorthin
zurückzukommen, wenn sie in eine neue oder andere Richtung weiterzogen. Warum sollte ich das nicht genauso machen, bevor ich nach Laos ging? Dazu musste ich aber erst noch in sein oder ein
anderes Hostel ziehen, da meine Juhe für diesen Dienst rund 60 Euro sehen wollte. Etwas, was mir bisher noch nirgends untergekommen war und was ich in dieser Höhe nicht löhnen wollte.
Aber so oder so würde ich dafür zusätzlichen Stauraum benötigen. Und so suchte und fand ich dann eine Reisetasche für umgerechnet ca. 6 Euro, in der ich meine überflüssigen Habseligkeiten
verstauen konnte. Manoman, was hatte ich plötzlich für ein Leichtgewicht an Rucksack. Ich sollte mir doch glatt überlegen, ob ich mich nicht komplett von all den Dingen trenne, die ich bisher so
gut wie nie gebraucht hatte. So wurde das Tragen meines Rucksacks ja fast zum Vergnügen. Wobei mir Torsten verklickerte, dass ich mein Gepäck für den Flug nach Myanmar wahrscheinlich noch weiter
reduzieren müsste, da bei Air Asia nur 15 Kilo + ein wenig Handgepäck erlaubt seien und jedes Kilo mehr ins Geld geht.
Um ein wenig Gepäck wurde ich sowieso schon in dieser Jugendherberge erleichtert, nämlich um meine Armbanduhr, die man mir gleich in der zweiten Nacht klaute. Okay, das ist zwar nicht viel an
materiellem Gewicht, was da unfreiwillig eingespart wurde ~ zumal ja Ersatz her musste ~ aber idelles, da diese Uhr ein Geburtstagsgeschenk von einer guten Freundin war. Außerdem hatte ich gerade
in Phnom Penh noch das Armband austauschen lassen. Auf diese Weise erhöhte sich dann der unfreiwillige Schwund von bisher zwei gemopsten Poloshirts um meine Uhr auf drei Stück.
Tja, und dann kam er auch schon wieder, der Countdown und Start in die nächste Etappe. Und das bedeutete, Ticket Kauf für die Fahrt nach Chiang Mai im nun schon
bekannten Hualamphong Bahnhof, die letzte Nacht im Big Johns Pie Guesthouse mit Anketten meiner Reisetasche mittels eines ebenfalls erstandenen Fahrradschlosses
an das Luggage Regal und der Aufbruch am späten Nachmiitag zum besagten Bahnhof. Und das bei einem Himmel, der so schwarz war, dass es an und für sich gleich das Gewitter des Jahres hätte geben
müssen, jedenfalls bei uns. Hier nicht. Hier wurde es nur mit jeder Minute schwüler und schwüler ~ auch wenn es später, als ich mich schon im Bahnhof befand, noch ein wenig zu regnen begann, zum
dritten Mal in Bangkok ~ so dass bei jeder noch so kleinen Bewegung die Schweißproduktion um weitere 100% gesteigert wurde. Der Rucksack auf dem Rücken (wenn auch deutlich leichter als je zuvor)
und mein Daypack vorne auf der Brust unterstützten das natürlich vortrefflich. Es erinnerte mich ein wenig daran, wie ich in dem heißen Sommer meiner Grundausbildung beim Bund, mit voller
Ausrüstung durchs Gelände getobt bin.
Manomanoman, war ich froh, mein Gepäck dann endlich im Zug wieder ablegen und unter der Aircondition platznehmen zu können ~ in einem Zug, der sich von den zuvor benutzten doch um einiges
unterschied. So hatten die Konstrukteure hier bei den Schlafwagen die Liegen nicht quer, sondern in Fahrtrichtung angeordnet. Damit entfiel die Optik von nebeneinander angeordneten
Gefängniszellen mit davor angeordnetem Gang, Käfighaltung oder ähnlichem. Ich konnte also beim Betreten den ganzen Wagon überblicken und sah jeweils paarweise gegenüber angeordnete Einzelsitze,
die breiter als normal waren, aber nicht so breit, dass zwei Personen bequem darauf hätten sitzen können. Darüber angeordnet war etwas, was mich an die größeren Boxen erinnerte, die sich manche
Autofahrer aufs Autodach packen. Und davor waren jeweils paarweise Leitern, mit dazwischen gespannten Gepäckablagen befestigt, um in diese Boxen klettern zu können, wenn sie denn im geöffneten
Zustand das Bett freigaben. Das Ganze sah durch die vielen verchromten Gestänge recht technisch und nüchtern aus, was aber durch den rehbraunen Bezug der Sitze wieder angenehm gemildert
wurde.
Als weniger angenehm stellte sich dann für mich die nächtliche Schlafensfahrt in Längsrichtung dar, mir behagte das seitliche Schuckeln des Zuges nämlich deutlich weniger, als das zuvor in
Querrichtung. Da hatte ich mich nun mühsam an das eine gewöhnt und konnte es fast genießen, und nun das. Es war also mal wieder einer der Zugfahrten mit gaaaanz wenig Schlaf. Dabei gefiel mir die
Anordnung und alles, was damit zusammenhing. Schon die Prozedur, mit der sich in diesem Zug alles gestaltete, hatte was. Wenn die zwei, die sich so ein Zweisitzerabteil teilten einig waren, wurde
dem Zugbegleiter ein Zeichen gegeben, und der baute das Ganze dann um. Bezog das Bett und das Kopfkissen, montierte die Vorhänge ~ jawohl, hier hatte jedes Bett einen Vorhang, um so etwas wie
Privatsphäre zu vermitteln ~ und wünschte eine gute Nacht. Und das war's. Wobei es dass dann auch mit dieser Sphäre schon war, denn die Waschgelegenheit, die mit 2 Waschbecken + Spiegel und
Waschlotion ausgestattet war, war dahingegen komplett offen und für jedermann einsichtig, was aber für niemanden ein Problem war. Für mich natürlich auch nicht. In den chinesischen und
vietnamesichen Zügen sah es schon ähnlich aus, wenn auch nicht ganz so öffentlich, während zuvor die Waschräume ja immer abschließbar waren.
Die Liegeflächen in diesem Zug dürften ähnlich breit sein, wie in den anderen Zügen. Wobei ich vermute, dass die untere Liege etwas breiter ist, als die obere, die ich dieses Mal auf Grund der
späten Buchung nur noch bekommen konnte. Aber sie schien mir über diese Leitern besser zu erreichen zu sein, als über die teilweise recht raffinierten Klettermechanismen zuvor. Und auch das
Gepäckproblem mit meinem ganzen Kram ~ dem ich ja immer ausgewichen war, bis auf das eine Mal im Hard Sleeper Bett ~ war hier so gut gelöst, dass es keins mehr war. Ich hatte mein Gepäck direkt
in Griff- und Sichtnähe und hätte es bei Bedarf auch gut anleinen können, zumal unser Zugbegleiter extra für jeden „Farang“ (das sind wir Ausländer) einen laminierten Infotext mit
Verhaltensregeln zur Sicherung der eigenen Person + Gepäck hatte.
Tja, und nach einer nicht besonders gut verbrachten Nacht und einem ganz leckeren Thai-Zug-Frühstück ~ ich hatte Obst, Reissuppe mit Huhn und Kaffee mit Kaffeeweißer gewählt ~ fuhren wir dann mit
einer halben Stunde Verspätung im Bahnhof von Chiang Mai ein. Und da ich so lange drömelte, dass ich fast als Letzter den Bahnsteig verließ, blieb mir auch die Schlacht um das Abschleppen der
Touris erspart, zumal ich ja eh gleich weiter zur Grenze nach Chiang Khong wollte.
Bevor ich aber nun erst einmal Thailand den Rücken kehre, möchte ich gerne noch an dieser Stelle den Text einer E-Mail von Klaus und Waltraud einbauen ~ mit ihrer Genehmigung natürlich ~ die ich
von ihnen nach ihrem Rückflug in die Heimat aus D bekommen habe. Sie beschreibt mit anderen / ihren Worten noch einmal das, was ich zuvor schon in meinem Bericht über unsere Begegnung
angesprochen und auszudrücken versucht habe.
Hallo, lieber Hans-Jürgen,
ich bin nicht Jemand, der große Worte bzw. kluge Sprüche von sich gibt. Ich möchte Dir nur ganz einfach sagen, dass es mich und auch Waltraud ganz riesig gefreut hat, Dich nach so vielen
unglaublichen Jahrzehnten wiederzusehen. Das war schon ein ganz bewegender Moment für mich, auch wenn das nicht in großen Emotionen zum Ausdruck kam. Das Gefühl der Vertrautheit aus
Kinder-Jugendzeit hat sich sofort wieder eingestellt. Das war ein schönes Gefühl. Ich weiß nicht, wo Du gerade bist, aber glaube mir, meine-unsere Gedanken begleiten Dich bis wir uns
irgendwann, wo auch immer wiedersehen werden.
Mache Dir bitte keine Gedanken, wenn wir nur selten mit Dir über Skype oder über Volker in Verbindung treten. Telefonieren usw. ist nicht gerade das, was ich mir zum Plaudern wünsche. Es ist nur
ein schlechter Ersatz für den persönlichen Kontakt. Volker hat sich inzwischen daran gewöhnt, dass wir nicht so oft auf diesem Weg miteinander in Kontakt treten.
Ich denke aber, dass auch Du damit keine Probleme haben wirst und wir das bleiben, was wir wiedergefunden haben – Freunde auf Lebenszeit –
viele liebe Grüße von
Waltraud & Klaus
Pass gut auf Dich auf!!!
Und genau das werde ich weiterhin tun.