Pakse & mehr
Tat Lo, und der Grenzübergang
Etappe 34 ~ von Do. 03.04. bis Di. 08.04.2008
Als ich noch so darauf wartete, meinen Sleep Bus betreten zu können, quatschte mich ein junger Mann mit strahlendem Lächeln
und den üblichen Worten an: „Where are you from, what are you doing
here?“ usw. usf. an. Um dann gleich zur Sache zu
kommen. „How much money you
have?“ Meine Antwort: „Not enough.“ Schien er
nicht verstehen zu wollen oder zu können, denn er bestand nun darauf, „You pay
a bottle Beer Lao.“ Und als das auch nicht
funktionierte, „Buy cigarettes.“
Nach meinem erneuten „No“, gab er dann auf, und ich marschierte zu meinem Sleep Bus
und fand etwas vor, dass ich so nicht erwartet hatte und in dieser Form auch nicht wieder vorfinden möchte.
Der ganze Bus war statt mit Sitzen, die man zu Liegen hätte verstellen können, auf beiden Seiten mit hintereinander aufgereihten Etagenbetten, die ungefähr einen Meter breit und durch einen sehr
schmalen Gang getrennt waren. So schmal, dass, wenn zwei Personen aneinander vorbei wollten, eine von ihnen auf ein Bett ausweichen musste, die mit zwei Mini-Kopfkissen und zwei Bettdecken
ausgestattet waren. Alles unbezogen, versteht sich. Und diese ein Meter breite Schlafstatt hatten sich jeweils zwei Reisende zu teilen. Wohl dem, der mit seinem Partner oder seiner Partnerin hier
war. Und da das auf mich ja nicht zutraf, hatte ich einen Heidenschiss, dass eine der beiden unförmigen Personen ~ die an und für sich ein Bett für sich allen gebraucht hätten ~ das Bett mit mir
teilen könnten. Aber das blieb mir Gott sei Dank erspart, denn mein Mitschläfer entpuppte sich als normalgewachsener Mann, der seine Hälfte aber dennoch mindestens so gut ausfüllte, wie
ich.
Als bequem möchte ich das Ganze dennoch nicht bezeichnen, wobei wir es immerhin geschafft haben, nicht irgendwann im Schlaf die in solchen Situationen ~ und nicht nur dann ~ beliebte Löffelchen
Stellung einzunehmen. Was mir aber bei dieser besch ... Schlafmöglichkeit mit Sicherheit soooofort aufgefallen wäre, denn ich kann mich nicht erinnern, jemals schlechter geschlafen zu haben, als
in diesem Bett, das nicht nur zu schmal, sondern auch zu kurz war. Ich passte mit meinen 172 mal gerade so rein und stieß dabei mit den Füßen und dem Kopf an meine Grenzen, bzw. die des Bettes.
Ausstrecken war also nicht. Außerdem hatten sie über dem Fußbereich die Ablage für das kleine Gepäck montiert, was es mir fast unmöglich machte, ohne mich wie ein Schlangenmensch zu verdrehen,
meine Füße in diesen Verschlag zu zwängen. Außerdem gab es wieder den Einen im Bus ~ genau wie früher in den Jugendherbergen ~ der aus welchen Gründen auch immer, einen Sleep Bus gebucht hatte,
um sich mit lauter Stimme mit einem anderen die halbe Nacht zu unterhalten. Und dieser Vogel hatte nun auch noch ausgerechnet schräg über mir seine Schlafstange, die er mit seinem Sohn oder
Schwiegersohn und seiner kleinen Enkelin teilte. Zweieinhalb Personen in so einem Bett? Kein Wunder, dass er sabbeln wollte, an schlafen wäre zu dritt wahrscheinlich noch weniger zu denken
gewesen, als zu zweit.
Auch wenn ich sowieso nicht richtig schlafen konnte, ging mir dieses permanente Gebrabbel nach einer Stunde so was von auf den Keks ~ zumal ich ja kein Wort davon verstand ~ dass ich ihn fragte,
ob es nicht ein paar Dezibel leiser ginge. Gott sei Dank sprach und verstand er Englisch, was aber leider nur dazu führte, dass es nun Dank Ohropax etwas weniger auf-, besser eindringlich war.
Einen Knopf zum Leiserdehen besaß der Typ anscheinend nicht. Und als ich dann irgendwann doch so weit abgetreten war, dass ich sagen würde, ich sei eingeschlafen, da hält doch dieser blöde Bus um
kurz nach 1 Uhr, zwecks Pinkelpause. Und das, obwohl man mich beim Kauf meiner Fahrkarte darauf hingewiesen hatte, dass er nicht halten würde, da eine Toilette an Bord sei. Na prima, und ich
musste nicht einmal. Wenn ich das alles im Vorfeld auch nur geahnt hätte, wäre mir wohl der local Bus, mit seinen 14 bis 16 Stunden doch lieber gewesen, in der Hoffnung, dann einen ganzen Sitz
für mich allein zu haben und es mir dort mehr oder weniger bequem machen zu können. Außerdem hätte ich die Zaunpfosten zählen können, was dem Schäfchenzählen gleichzusetzen gewesen wäre und damit
das Einschlafen erleichtert hätte. Na ja, Erfahrungen sind halt dazu da, dass man sie macht, gelle? Aber diese habe ich nicht vor zu wiederholen. Dann lieber eine neue, die ich noch nicht hatte.
Immerhin war ich dann am frühen Morgen dort, wo ich ja nun mal hin wollte, nämlich in Pakse.
Das ist ansonsten eine Stadt, in der es sich nicht groß lohnt Halt zu machen. Und so wird sie auch nur genutzt, um von dort aus zu lohnenderen Zielen weiter zu fahren. Also eine Übernachtung und
nix wie wech. Richtung thailändischer Grenze, ins Hinterland, nach Süden oder nach Kambodscha. Auf meinem Weg zum Guesthouse erlebte ich zum ersten Mal, dass ein Rucksack ~ so schwer er auch sein
mag ~ dennoch fliegen kann. Und zwar nicht mit dem Flieger, sondern vom Dach des Tuk-Tuks, wenn der Fahrer ihn nicht richtig festzurrt, was eh nur selten der Fall ist. Gott sei Dank traf er weder
ein anderes Fahrzeug, noch fuhr eins in ihn hinein oder drauf. Und Gott sei Dank war es nicht meiner. Aber Fahrer und Besitzer liefen schon etwas außer Contance hinter dem Ausreißer
hinterher.
Am Gästehaus angekommen erfuhr ich dann, dass vor 9:30 nichts in Erfahrung zu bringen sei, über ein mögliches freies Zimmer. Ich war mal wieder auf Grund der Nachtfahrt relativ früh eingetrudelt
und so dachte noch niemand ans auschecken. Als ich noch überlegte, ob ich warten oder ein anderes Haus ansteuern sollte, hörte ich eine mir irgendwie bekannt vorkommende Stimme, die das gleiche
Ansinnen äußerte, wie ich zuvor. Es war ein Holländer, den ich bereits in Oudomxai getroffen hatte, als es mir wieder besser ging. Wir überlegten dann, ob wir uns nicht ein Doppelzimmer und damit
die Kosten teilen sollten, denn selbst in diesem Kaff hatte es die schon zuvor beschriebenen laotischen Preise. Und da auch er nicht so recht bis 9:30 warten wollte, marschierten wir zum nächsten
und zum übernächsten, da das zweite für diesen Tag ausgebucht war. Aber im dritten hatten wir dann sogar noch die Wahl zwischen drei Zimmern und wählten dann das größte.
Erschossen wie wir waren ~ denn auch mein Holländer hatte die gleiche Tour, wenn auch in einem anderen Bus mit Schlafsitzen hinter sich gebracht ~ horchten wir erst einmal 'ne Weile an der
Matratze. Was ihm nicht so gut bekam, da er ein paar Mückenstiche aufwies, ich hingegen nicht. Seine Erklärung, dass das bei ihm immer so sei, erfreute mich ungemein, da normalerweise immer ich
diese Mücken-Arschkarte ziehe.
Nur leider waren es keine Moskitos ~ wie sich später am Abend herausstellen sollte, als er sich noch einmal aufs Bett legte und er dann bald darauf an diversen Stellen wie ein Streuselkuchen
ausschaute. Wir vermuteten zuerst Bed Bugs, also Wanzen. Aber warum hatte es dann nur ihn erwischt und mich nicht? Sollte sein Blut für die lieben Tierchen tatsächlich interessanter sein als
meins? Mich konnte es weiterhin nur freuen.
Nachdem der arme Kerl, bzw. seine Haut sich derartig entwickelt hatte, bekam er leichte Panik und machte dem Menschen an der Rezeption klar, dass er auf gar keinen Fall in diesem, unseren Zimmer
bleiben würde. Und da keins mehr frei war, bekam er eine Matratze, die er draußen im Flur in eine Ecke legte, um dann drumherum sein Moskitonetz aufzubauen, damit ihm diese Plagegeister nicht
auch noch zu schaffen machten. Tja, und ich, ich ließ es darauf ankommen und blieb im Zimmer. Allerdings rückte ich die Betten 30 cm auseinander, wobei ich keine Ahnung hatte ~ wenn es denn
Wanzen sein sollten ~ wie die sich fortbewegen, ob sie Hüpfen, an meinem Bett hochklettern, oder mich wie immer ebenfalls attackieren könnten. Was sie aber nicht taten. Ich erwachte am anderen
Morgen ungebissen und ungestochen ohne eine einzige Brutsche, von welchem Viech auch immer. Was mich natürlich ein weiteres Mal freute.
Mein Holländer hatte inzwischen eine andere Ursachenmöglichkeit ins Auge gefasst, nämlich die klitzekleinen Miniameisen, die es bisher fast in jedem Guesthouse oder Hostel gegeben hatte. Nur
warum hatten die Biester mich noch nie gepiesakt? Auch eine eventuelle, bisher nicht erkannte Allergie gegen irgendwas, kam ins Gespräch. Was aber alles nicht weiter half, denn so oder so juckte
und brannte es und entwickelte sich weiter von der Streußelkuchen Oberfläche zu kleinen flachen, leicht rötlichen Hügeln, denen wir mit allen möglichen Mittelchen, die ich im Gepäck hatte, bei zu
kommen versuchten. Aber so richtig half wohl nur der Zeitfaktor unter dem es sich von Tag zu Tag dann bessert. Jedenfalls verfolgten wir unseren Plan weiter, an diesem Morgen gemeinsam einen
Abstecher nach Tat Lo zu machen, einem Ort in der Pampa, in der es schöne Wasserfälle und eine ebensolch schöne Natur geben sollte. Anschließend sollte es in den Süden, zu den 4000 Islands gehen.
Es hat halt ~ wie schon angedeutet ~ gewisse Vorteile, wenn man solche Dinge gemeinsam machen kann. So halbieren sich z.B. die Übernachtungskosten, was der Reisekasse natürlich gut bekommt.
Tat Lo bedeutete aber erst einmal ~laut Lonely Planet ~ 1,5 Stunden im absoluten local Bus. Was überall in Asien bedeuten kann, dass in ihnen nicht nur Menschen transportiert werden, sondern auch
Waren aller Art, oder auch einem Schwein und Hühnern oder anderes Geflügel. Ein Schwein hat bis zum heutigen Tage noch nicht neben mir oder auf einem anderen Sitz gehockt, aber diverse Hühner
oder eine Art Papagei fuhren dieses Mal in unserem Bus schon mit. Incl. der Geräusche, die sie nun mal so hin und wieder von sich zu geben pflegen. Der Papageienvogel befand sich in einem
Mini-Käfig, während die kleinen Hühnchen sich angeleint auf dem Schoß ihrer Besitzer der Reise in ein ungewisses, wenn wahrscheinlich auch immer gleiches Schicksal erfreuen durften. Die größeren,
ausgewachsenen Hühner befanden sich in Säcken, in die man ein kleines Loch geschnitten hatte, durch das sie ihre Köpfe stecken konnten und somit am Geschehen teilhatten.
Dass wir nach 1,5 Stunden noch nicht am Ziel waren, sondern erst nach 2 Stunden, lag wohl daran, dass dieser klapprige alte Bus einfach nicht schneller konnte, weniger an der Anzahl der
Zaunpfähle, an denen Leute ein- oder ausstiegen. Die hielten sich nämlich in Grenzen. Wobei wir den Rekord erst auf der Rückfahrt erleben sollten, da brauchten wir nämlich knapp 3 Stunden. Eine
Steigerung ist also immer noch möglich.
Aber erst einmal sollten wir ja mal irgendwo im Nirgendwo ankommen, diesem kleinen Flecken Tat Loh, der zu einem Großteil aus wahllos in der Gegend verstreuter Hütten und Häusern bestand. So weit
verstreut, dass unser Guesthouse ~ zusammen mit anderen Häusern ~ sogar 1800 Meter von der Bushaltestelle entfernt lag. Was deutlich auf einem Wegweiser vermerkt war. Und da niemand von uns Lust
hatte ~ es waren noch 2 weitere Backpacker im Bus gewesen ~ bei den Temperaturen mit voller Ausrüstung diese Strecke zu laufen, gönnten wir uns ein Tuk-Tuk, dass selbst hier im Nirgendwo für kaum
weniger zu haben war, als in den größeren Städten. Auch unser Guesthouse war kaum günstiger, aber um einiges ansprechender. Hatten wir doch einen Bungalow mit Riesen-Terrasse + Hängematten, der
etwas abseits von der Straße, schon fast im Wald lag. Hier ließ es sich aushalten. Um uns herum wuselten diverse Schweinemütter mit ihren bis zu 8 Frischlingen, und Hühnermütter, die ihre Küken
spazieren führten. Ländlicher, ruhiger, beschaulicher ging es kaum. Und so wurde aus unserer einen geplanten Übernachtung drei, die es uns ermöglichten, die Wasserfälle nicht nur zu sehen,
sondern auch unterhalb von ihnen ~ zusammen mit den Einheimischen ~ im Fluss zu planschen und Spaziergänge in der heißen Sonne durch die Gegend zu unternehmen. Dabei verlor ich völlig aus den
Augen, dass mir mit dieser Entscheidung länger zu bleiben, die Zeit für den Süden, für 4000 Islands fehlen würde, denn mein Visum war ja im Begriff abzulaufen. So konnte ich mich dann ~
zurückgekehrt nach Pakse ~ nur noch für meine Weiterfahrt zur Grenze und nach Thailand interessieren. Und musste dabei ein weiteres Mal feststellen, dass gewisse Laoten ~ oder vielleicht Chaoten,
denn alle sind sie ja nicht so ~ wirklich davon überzeugt zu sein scheinen, dass Touristen nur blöd sind und gerade mal dazu taugen, ausgenommen zu werden. Spürbar wurde das, als ich zuerst in
einer Travel Agencie und dann im höchst offiziellen Touristen Informations Center den preiswertesten Weg zur Grenze zu finden, wobei ich den im Lonely Planet genannten Preis für ein Sammeltaxi
natürlich im Hinterkopf hatte.
Schon der äußerst freundliche Typ im Reisebüro verblüffte mich über alle Maßen, wollte er doch glatt für die bei ihm gebuchte Fahrt im Sammeltaxi 30 Dollar sehen. Darauf konnte ich ihn nur stehen
lassen, ich war ob dieser Dreistigkeit nicht in der Lage, mich mit ihm auf eine Diskussion einzulassen, Und das, obwohl er mich nach meiner Preisvorstellung fragte.
Dieses ~ wie ich dachte ~ unschlagbare Angebot sei nicht mehr zu toppen, wurde aber im besagten Touristen Center dann doch noch überboten, denn der junge Mann wollte für sein Sammeltaxi gar 40
Dollar sehen. Auch ihn konnte ich nur müde lächelnd stehen lassen, um noch einmal in meinen Reisführer zu schauen, ob ich da vielleicht etwas falsch interpretiert hatte. Und dort machte ich dann
eine Entdeckung, über die zuvor hinweg gelesen hatte. Dass es nämlich ~ statt der Prozedur, zuerst in Pakse ein Sammeltaxi zur Grenze zu finden, um dann dort ca. einen halben Kilometer durch die
Hitze zur Passkontrolle zu laufen und auf der anderen Seite erneut ein Tuk-Tuk o.ä. zum Busbahnhof finden zu müssen ~ einen Bus mit Aircon gäbe, der zur Grenze und die ersten 44 Kilometer weiter
rein nach Thailand, nach Ubon Ratchathani fährt. Und das zu einem angemessenen Preis.
Da ich mit dieser neuen Info natürlich nicht zu diesen geldgeilen Typen marschieren wollte, suchte ich nach einer anderen Travel Agencie. Und siehe da, für achtzigtausend Kip ~ incl. der Fahrt
mit dem Tuk-Tuk vom Guesthouse zum Busbahnhof ~ konnte ich dort diese Fahrt buchen. Und das waren dann nur knapp 8 Dollar, bzw. knapp 6 Euro. Ein ganz anderer Schnack, nicht wahr? Ich musste
diesen Bus an der Grenzstation zwar auch verlassen und den halben Kilometer laufen, aber das tat ich dann doch mit einem völlig anderen Gefühl.
Fotos