Huay Xai & mehr
Luang Nam Tha und Muang Sing
Etappe 31 ~ von Mo. 10.03. bis Di. 18.03.2008
Nach wenigen Schraubenumdrehungen des Personen Fährboots stiefelten wir bereits über laotisches oder (noch) vor-laotisches Land. So genau das war nicht zu erkennen, ob das andere Mekong Ufer nun
direkt schon Laos war oder nicht. Zumal sich der Schlagbaum erst jenseits der direkt am Fluss installierten Grenzstation, der Wechselstube, sowie eines Duty Free Shops befand. Vielleicht verläuft
die Grenze ja mitten im Fluss. Auf jeden Fall lernte ich hier dann gleich wieder etwas Neues kennen, und zwar von einem der Einheimischen, die sich um die Ankommenden kümmerten. Als wir ins
Gespräch kamen, erzählte er mir, wenn man es nicht furchtbar eilig mit dem Weiterkommen hat, sollte man mit einem späteren Boot fahren, bzw. erst zu einem späteren Zeitpunkt über die Grenze
wechseln, da dann der ganze Touristenpulk bereits durch ist und an der Abfertigung allenfalls noch ein oder zwei Typen stehen, die es begriffen oder zu lange geschlafen haben. Und er hatte Recht,
nachdem sich die Massen verlaufen hatten ~ die Boot für Boot, wie in Wellen an Land gespült wurden ~ puhlten sich die Beamten in der Nase, tranken Kaffee und freuten sich über jeden späten
Grenzüberschreitenden.
Da ich aber weder verpennt, noch zu den bereits Wissenden gehörte, musste ich mich wohl oder übel in eine der beiden Schlangen einreihen. Wobei ich immerhin den Vorteil hatte, dass ich kein Visum
mehr brauchte ~ weil seinerzeit bereits in Hanoi beantragt ~ und mich somit in die kürzere Reihe eingliedern konnte. Dann gab's am hochgezogenen Schlagbaum eine letzte Passkontrolle durch einen
Beamten, der seinen Schreibtisch auf der Straße aufgebaut hatte, und ich konnte nach Huay Xai einmarschieren. Ein kleines Örtchen, dem das Touristendrehkreuz zu einiger Bedeutung und natürlich
schon längst zu Kopf gestiegen und zu entsprechenden Preisen verholfen hat. Aber trotz seiner Popularität, hatte es hier noch keinen Geldautomaten ~ wenn auch zwei Banken ~ so dass ich Bares zwar
über meine Kreditkarte bekommen konnte, aber nur über den Weg am Schalter + der entsprechenden Gebühren (mit 5 € war ich dabei) oder gegen Dollar, die in die Landeswährung Kip getauscht werden
konnten. Wieder eine neue inflationäre Währung, in der ich ganz fix zum Millionär avancierte, und an die ich mich erst mal gewöhnen musste.
Aber nicht nur das war gewöhnungsbedürftig, auch die Menschen, die hier ~ bis auf wenige Ausnahmen ~ ähnlich muffelig drauf waren, wie zuvor schon teilweise in Kambodscha. Als hätten sie sich
abgesprochen oder es voneinander abgekuckt.
Echt gewöhnungsbedürftig war auch das Internet Café Angebot. So gab es z.B. kein einziges Guesthouse oder Hotel, das den Gästen die Möglichkeiten dieses Mediums angeboten, bzw. zur Verfügung
hätte stellen können. Und im ersten Durchgang durch den Ort fand ich ganze zwei I-Cafés, von denen eines so mini war, dass es gerade mal zwei Plätze anzubieten hatte, aber kein freies Kabel für
mein Notebook. Später fand ich dann noch ein drittes und ein viertes. Wobei das letzte nur über einen einzigen PC verfügte und damit auch nicht infrage kam. Aber auch die beiden anderen hatten
ihre Tücken. Bei dem einen bekam ich zwar den Kontakt, konnte aber trotzdem weder eine Website aufrufen, noch ein Update für meinen Virenscanner runterladen, noch meine E-Mails checken oder gar
beantworten. Und bei dem einzigen, in dem es keine Probleme gab, konnte ich immer dann nichts ausrichten, wenn die Inhaberin nicht da war, weil die jungen Mädchen, die dann den Laden
beaufsichtigten, weder genug Englisch sprachen, noch wussten, welches Kabel sie mir denn zur Verfügung stellen könnten. Aber es selber ausprobieren durfte ich auch nicht. Es war mal wieder so
richtig zum Mäusemelken, wobei ich mich auf solche Dinge wohl wirklich langsam aber sicher einstellen muss. Vor allem, wenn ich dann auch noch höre, dass es im Landesinneren noch Gästehäuser
gibt, die ihren Strom nur aus Generatoren beziehen und der dann nur von morgens 6 bis abends 22 Uhr fließt. Und diese Generatoren will ich ja sehen. Na ja, nicht die Generatoren. Ich werde also
auch das erleben und genauso überleben, bzw. irgendwie damit klarkommen. Gelle?
Klarkommen musste ich auch damit, dass ich ~ obwohl ich nun schon so weit gekommen bin und so viel gemacht und getan habe, um irgendwelche Situationen zu meistern ~ anscheinend immer noch nicht
der Traveller bin, der ich gerne wäre. Nämlich einer, der auch in scheinbar unlösbaren Situationen genau das findet und bekommt, nachdem er gesucht hat. Vielleicht gebe ich aber auch einfach nur
zu schnell auf, bzw. lasse mich überzeugen, dass es so, wie ich es mir vorstelle, nicht geht. Und das gefällt mir jedes Mal weniger, wenn ich wieder einmal vor so einer Erkenntnis stehe. Wobei
ich aber (noch) keine wirkliche Ahnung habe, wie ich das ändern könnte. So hatte mich z.B. in meinem Lonley Planet etwas angelacht, was ich gerne machen wollte, zumal mir Torsten begeistert
erzählt hatte, dass er einen Teil dieser Dinge seinerzeit ebenfalls gemacht hatte. Und zwar war es war nicht das, was alle Touris machen ~ klar doch ~ nämlich von Huay Xai mit dem Boot den Mekong
runter nach Luang Prabang zu schippern, sondern den Fluss aufwärts bis nach Xieng Kok zu fahren. Von dort aus dann mit dem Bus nach Muang Sing und weiter nach Luang Nam Tha dann entweder von dort
aus mit einem Boot zum Mekong zurück fahren, um auf ihm dann Luang Prabang zu erreichen. Oder, nach Oudomxai (Muang Xai, dem Herzen des östlichen Zentrums, wie es heißt) weiterzufahren, um auch
etwas vom Osten und ggfls. vom Norden zu sehen und dann von dort aus auf dem Nam Ou River nach Luang Prabang zu fahren.
Tja, spätestens jetzt müsste 'ne Landkarte von Laos her, denn ohne sie hört sich das ein bisschen an, wie von hinten durch die Brust o.ä. aber es liest sich klasse im LP und hört sich noch besser
an, wenn es jemand erzählt, der es bereits gemacht hat. Bezaubernde Landschaften, Kontakte mit ethnischen Minoritäten und was diese Fahrt alles zu bieten gehabt hätte. Aber nein, ich hörte immer
und überall nur, dass es „now to difficult“
sei, dass mangels Interessenten keine Slow Boats mehr fahren, es sei denn, man bucht eins für sich allein und versucht dann,
oder bereits im Vorfeld, Mitreisende zu finden, mit denen man sich den Preis teilt. Für das Boot müssen nämlich knapp 200 € hingeblättert werden, die für einen Einzelreisenden mit Rucksack zu
Low-Budget Bedingungen nicht machbar sind. Zumal die Chance, Mitreisende gegen den Strom zu finden, ziemlich gering war. Aaaaber, sie bieten einem stattdessen das Speed Boat an, das aber auch
noch mit 150 Dollar zu Buche schlägt. Und mal abgesehen davon, dass dieser Preis auch heftig genug ist, weil sich mangels Masse auch bei dem Gerät kaum jemand beteiligen würde, rät jeder davon
ab, der schon mal mit so einem Teil gefahren ist oder eins in Aktion gesehen und gehört hat. Und gehört und in Aktion gesehen hatte ich bereits eins. Wenn man dann auch noch den Reiseführer zu
diesem Punkt aufmerksam gelesen hat, kann man nur noch die Finger davon lassen. Die Dinger sind schmal, schnittig, relativ klein und schnell. Sie haben einen Automotor als Antrieb, der nicht oder
kaum schallgedämmt ist und daher so laut dröhnt, dass die Fahrt nur mit Ohrstöpseln ohne Gehörbeeinträchtigung für die nächsten Tage überstanden werden kann. Wenn der Skipper Gas gibt, hebt sich
das Teil so richtig aus dem Wasser, was schon recht beeindruckend aussieht und die Standard Position des Bootes ist. Man kann die Dinger zwar gemeinsam mit bis zu 6 Mitpassagieren buchen, aber
dann wird es auf Grund der Bauweise und des Gepäcks, das ja auch mit an Bord muss, qualvoll eng. Hinzu kommt ~ so wird es jedenfalls beschrieben ~ dass die Kapitäne der Speed Boats einen ziemlich
heißen Fahrstil drauf haben, bei dem sie schon mal einen Felsen streifen oder einen Ast übersehen, der sich unverschämterweise einfach im Weg befindet und dabei kaum Rücksicht auf die ungeschützt
im Boot sitzenden nimmt. Und das kann dann ~ ähnlich wie früher bei den Ritterturnieren ~ zu einigen Verletzungen führen und tut es auch immer wieder. Also, so sehr mir auch das rasante
Mopedfahren zuvor in den Städten Spaß gemacht hatte, so wenig turnte mich so eine Speed Boat Fahrt an, und ich beschloss, das Ganze von hinten aufzuzäumen und die einzelnen Orte mit dem Bus
anzusteuern, besser mit dem Minibus, den ich für das erste Stück von Huay Xai bis Luang Nam Tah bei einer der Travell Agencies buchen konnte. Der „local“ Bus fuhr nur
einmal am Tag, und zwar um 11 Uhr und würde an jedem Blumenbeet halten, also entsprechend lange brauchen. Ein Minibus fuhr mehrmals am Tag und der erste startete bereits gegen 8 Uhr dreißig, was
bei einer Fahrzeit von ca. 4 Stunden eine sehr brauchbare Ankunftszeit ergab. Und für genau diesen Minibus habe ich mich dann auch entschieden.
Und dann saß ich zuerst einmal nur mit einem Pärchen in dem Gerät, das sich dann aber bald noch mit Einheimischen, die der Fahrer unterwegs aufgabeln würde, bis auf den letzten Platz füllen
sollte. Und alle zusammen wurden wir dann nach einer Fahrt durch eine spektakuläre Landschaft, leider ohne mal irgendwo anhalten zu können und ohne Vorwarnung durch die Travell Agencie, ziemlich
weit vor den Toren der Stadt Luang Nam Tha an einem einsamen Busbahnhof rausgesetzt. Ende der Reise und seltsam, wo es doch mitten im Ort ebenfalls einen Busbahnhof gibt, von dem ansonsten alles
abfährt und an dem alles ankommt. Und so blieb uns nur die Möglichkeit, mit einem der beiden kleinbusähnlichen,
aber offenen Autos die letzten Kilometer in den Ort zurückzulegen. Diese Dinger ähneln ein bisschen den Tuk-Tuks, sind aber keine, da sie vier Räder haben und
hinten, wie ein Pick Up, eine offene Pritsche mit zwei schmalen, an den Seiten angeordneten Sitzbänken, einem Dach und bei Bedarf seitlich herunter zu rollende Bahnen, um z.B. Regen abzuhalten.
Diese Transporter haben einen für mich bisher unaussprechlichen Namen „Sawngthaew“ mit entsprechenden Betonungszeichen auf den beiden A's. Und
die knatterten dann mit uns in einem ziemlichen Affenzahn durch die Gegend, so dass sich die Festhaltestangen am Dach schon bald als sehr sinnvoll erwiesen, wollte man nicht auf dem Schoß oder in
den Armen des jeweiligen Gegenübers landen.
Die gemeinsame Fahrt + der Anstrengungen weiterzukommen, hatten natürlich bewirkt, dass wir mehr von einander erfuhren. Z.B. wollten sie genau wie ich nach Xieng Kok, aber nicht, um den Mekong
mit einem Boot runter zu fahren, sondern, weil es dort am 14-ten ~ den wir am nächsten Tag hatten ~ und dem 28-sten jeden Monat einen Markt gibt, zu dem die Minoritäten der ganzen Gegend kommen,
sogar aus den Nachbarländern. Und das fand ich natürlich so interessant, dass ich mich den beiden gerne anschloss. Zumal sie sich eh als interessante Mischung darstellten. Neugierig, wie ich bin, würde ich dieses Pulverfass gerne mal 'ne Weile beobachten. Sie,
Französin und er, Libanese oder Pakistani ~ ich bin nicht so ganz dahinter gestiegen ~ aber so einer Art spiritueller Weltbürger, der schon an einigen Ecken besagter Welt gewesen ist und sich als
sufistisch angehauchter Freidenker in ähnlicher Form vom Koran verabschiedet hatte, wie ich mich von der Bibel und allem, was dazu gehört. Und wieder so ein verrückter Typ, den ich immer wieder
nur staunend anschauen konnte und mir dabei wünschte, ein wenig mehr von ihm, von seiner Art zu haben.
Wie ich erfuhr, lebt er, wenn er mal zuhause ist, in Spanien, hat aber auch schon in Frankreich gelebt und kurzfristig auch in Deutschland und anderen Ländern. Wie mir seine Freundin erzählte,
spricht er besser Französisch als die meisten Franzosen. Außerdem Englisch, Arabisch (klar), Spanisch, ein wenig Deutsch und Russisch. Dieser Mann scheint nebenbei auch ein Sprachtalent zu sein,
das sich gerade hier ein wenig ins Laotische hineinfindet. Einmal war er 8 Wochen mit den Tuareg in der Sahara unterwegs, um nur ein Beispiel für das zu nennen, was er so drauf hat, zu dem aber
auch das nächste zählen kann. Am liebsten möchte er nämlich seine Freundin auf ihrer Reise in Malaysia in einem landestypischen Hochzeitsritual heiraten. Ob sie schon ja gesagt hat, entzieht sich
allerdings meiner Kenntnis. Melanie ist übrigens hergekommen, um demnächst in Thailand eine Thai Massage Ausbildung zu machen. D.h. nach dem sich die beiden dann hier im Land und den
Nachbarländern erst einmal genügend umgeschaut haben. Danach geht's wieder zurück nach Thailand, um nach Abschluss ihres Vorhabens dann nach Malaysia usw. zu gehen.
Tja, und so sind wir dann ~ nachdem wir klären konnten, wie es am besten geht ~ gleich in den nächsten Bus geklettert, der weiter nach Muang Sing, Richtung Xieng Kok fuhr. In einem Stück war
leider nicht mehr durch zu kommen, und so wollten wir es am anderen frühen Morgen versuchen, auch noch die verbleibenden 75 Kilometer zu schaffen. Was sich als letztlich auch für diesen
Tausendsassa und den Rest unseres Dreiergespanns als nicht durchführbar herausstellen sollte. Dabei versuchte er wirklich mit seinem gesamten Repertoire das Unmögliche möglich zu machen. Wen er
nicht alles angequatscht hat, es muss das halbe Dorf gewesen sein, aber mit diesen Muffelköppen gestaltete es sich einfach nicht. Die Menschen und Muang Sing waren kein Deut anders als in Huay
Xai, da half selbst Achmeds Charme nicht weiter. Dabei wollte er selber auch versuchen, auf diesem Markt etwas von seinen Klamotten zu verscherbeln. Und ich bin ziemlich sicher, dass er es auch
geschafft hätte.
Aber schon der erste Knackpunkt war, dass es kein Verkehrsmittel gab, das bis nach Xien Kok durch gefahren wäre, sondern nur bis zur Hälfte. Und dort hätten wir ein weiteres Transportmittel
finden müssen. Der zweite war, dass der Markt schon früh begann und gegen 13 oder 14 Uhr bereits zu Ende war. Wir hatten also nicht nur ein Zeitproblem, sondern auch das, ein geeignetes
Transportmittel für die erste Etappe zu finden und die zweite sowieso. Der „local“ Bus fuhr erst um 9 Uhr und benötigte bis ca. Mittag
für die halbe Strecke, so dass dieser Bus für uns nicht infrage kam. Also standen wir früh auf, um einen Minibus oder eines dieser Dinge mit dem unaussprechlichen Namen zu ergattern. Aber niemand
wollte fahren oder nur zu einem Preis, den wir nicht akzeptieren mochten. Also versuchten wir es mit der guten alten Anhalter Methode, mit der die beiden zumindest in Thailand schon gute
Erfahrungen gemacht hatten. Nicht so hier, kein Schwein nahm uns mit. Bis wir dann zur Busabfahrtzeit einsehen mussten, dass wir diesen Markt nicht sehen würden. Punkt, fertig, aus. Anschließend
Klamotten gepackt, ausgecheckt und auf den nächsten Bus zurück nach Luang Nam Tha gewartet, bzw. gehofft, dass noch drei Plätze für uns frei waren. Das Teil hielt nämlich bei Bedarf und wenn noch
Plätze frei waren, auch an unserem Guesthouse. Und dann tauchte er auch schon auf, hielt an und obwohl alle Plätze mit Menschen und Gepäck besetzt / belegt waren, wurden noch exakt drei Plätze
freigeschaufelt, frei nach dem Motto: „Einer geht noch
rein“. Es war auch kein Bus, sondern eines dieser
Unaussprechlichen, womit dann schon mal wieder eine etwas abenteuerlichere Fahrt gesichert war. Aber auf jeden Fall kamen wir auf diese Weise gut ~ wenn auch nicht besonders bequem ~ wieder
zurück nach Luang Nam Tha und sind dann am Tag darauf mit zwei Mopeds durch die Gegend gefahren und Dank Achmed in einem original Hmong-Dorf (einer der Minoritäten hier) gelandet und nach
anfänglicher Skepsis der Kinder dann von ihnen begeistert und dem Rest des Dorfes, den Erwachsenen sehr freundlich aufgenommen worden.
Ich gestehe, dass mich nie getraut hätte, da einfach reinzuspazieren. Aber wir waren mehr als 4 Stunden dort, und das Dorf bestand fast nur aus Kindern, weit über 20, incl. einem schon etwas
älteren Mädchen, das geistig zurückgeblieben war und die Funktion des überall akzeptierten Dorftrottels hatte. Ein Bild, das es genauso auch bei uns früher in den kleinen Dörfern gab. Sie, die
anderen Kinder, und auch die Erwachsenen, freuten sich riesig über diese Abwechslung durch uns. Wir alberten mit den Kiddis rum, durften sie fotografieren und freuten uns über das Gequietsche,
Gelache und Geschrei, wenn sie sich dann auf den kleinen Monitoren unserer Kameras entdeckten oder sonst wie produzierten. Und so manches Mal war der eine oder andere von uns fast unter der
Kinderschar begraben, weil jedes Kind, auch wenn es nicht mit drauf war, unbedingt einen Blick auf die Bilder werfen wollte.
Wir bekamen Hochzeitsfotos in Landestracht gezeigt und erklärt, wer zu wem gehört und sind zum Schluss sogar noch in eine Hütte zu einem Glas heißem Wasser eingeladen worden. Allein dieser
relativ junge Mann und seine Frau, die Besitzer dieser Hütte, hatten bereits 5 Kinder, wobei das jüngste gerade mal 6 Wochen alt war. Hier hieß es noch, jedes Jahr ein Kind. Und in dieser Hütte
befand sich neben den beiden Schlafstellen für alle man, auch eine große, mit allem Möglichen beschriebenen einfache grüne Wandtafel (es sah nach Rechnen und Alphabet aus) ~ die allerdings auf
der Erde stand ~ und ein Sack mit Babynahrung auf Soja Basis (Pulver), auf dem u.a. "German Gift" zu lesen war. Nestle & Co ließen
mal wieder grüßen. Aber dennoch stillte sie ihr Baby, wie auch andere Mütter, wie wir immer mal wieder sehen konnten.
Als wir dann gehen wollten, schnappte sich eine der älteren Frauen Melanie und entführte sie quasi in ihre Hütte. Wir Männer durften nicht mit und auch keinen Blick hinein werfen, so dass wir das
Ergebnis erst sahen, als sich die beiden Frauen wieder zeigten. Beide im besten und schönsten Hmong Outfit gekleidet, wobei das von Melanie ein Hochzeitskleid war, welches dann bald Witzeleien in
der Form auslöste, dass sie nun, wenn jemand den Brautpreis zahlen würde und könnte, hier bleiben und denjenigen heiraten müsse und dann nach zwei Jahren ebenfalls zwei Kinder haben würde. Wobei
die älteren Frauen ~ wie zuvor schon in Muang Sing erlebt, nicht gerade zimperlich ~ Melanie und Achmed mittels eindeutiger Hand- und Fingerzeichen (einem Ring aus Daumen und Zeigefinger, in den
sie den Zeigefinger der anderen Hand steckten und hin und her bewegten) auf ihre sexuelle Funktion als Mann und Frau hinwiesen. Und das unter einem Gelächter, wie es bei Zoten nun mal erklingt.
Hier waren es zwar „nur“
ein paar Handzeichen, mit denen sie den sich im Fall des Falles Melanies wölbenden Bauch darstellten, aber
auch hier mit dem gleichen zotigen Unterton in ihrem Gelächter. Da soll mir noch einer etwas von den angeblich prüden Landessitten erzählen, die es schon für unschicklich halten, wenn sich ein
Paar öffentlich küsst oder auch nur umarmt. Mich erinnerte das an die gleiche bigotte Doppelmoral, wie ich sie immer wieder als Heranwachsender in unseren Breiten erlebt habe. Nun denn.
Am späten Nachmittag und in den Abend hinein, haben wir dann genau das gemacht, was man lt. Reiseführer in solchen Ländern nicht tun sollte, im Dunkeln mit dem Moped durch die Gegend fahren. Ob
die Autoren das jemals ausprobiert haben oder nur den Vorsichts-Zeigefinger heben wollten / mussten? Wo wir nicht überall waren. Wir sind einen ziemlichen Bogen über asphaltierte Straßen und
solche ohne Straßenbelag gefahren und dabei auch in einem weiteren Dörfchen gelandet, in dem die typischen Hängebauchschweine in kleiner, wie in große Ausführung durch die Gegend wuselten ~ ich
wusste gar nicht, wie groß diese Biester werden ~ und die Frauen schwarzblaue Hände vom Färben der Stoffe mit Indigo hatten. Fast alle trugen sie ihre ebenfalls indigoblaue, mit Knöpfen, Fransen
und Bändern verzierte Tracht, die in gleicher Form auch gekauft werden konnte. An einer anderen Stelle wurde Bambuspapier hergestellt, von dem ich gerne etwas mitgenommen hätte, es aber mangels
Platz und aus Gewichtsgründen wieder einmal sein lassen musste. Und so sah ich hinterher zwar nicht indigoblau aus, aber vom roten Staub der Wege abseits der Straße wie 'ne Rothaut. Eine Dusche +
Klamotten waschen, war also dringend angesagt. Aber es hat einen Heidenspaß gemacht, gerade im Dunkeln zu fahren, zu wissen, dass jeden Moment womöglich 'ne Kuh, ein Hund oder auch ein Mensch,
sowie unbeleuchtete Fahrzeuge auftauen konnten (und bis auf die Kuh auch sind). Ich möchte mal wissen, warum mir so etwas selbst oder gerade heute noch so viel Laune macht? Und so habe ich
zeitweilig lautschreiend ~ ähnlich wie in der Achterbahn vorne im ersten Wagen, wenn er in die Tiefe stürzt ~ auf meinem Moped gesessen oder in den Rasten gestanden und wusste, so etwas gibt es
in Deutschland nicht und du kannst es auch nie machen. Einmal hätte ich sogar fast das Licht ausgeschaltet, wie wir es früher als Jungen beim Fahrradfahren im Dunkeln immer mal wieder getan
haben, habe es dann aber doch gelassen. Und wenn ich gewusst hätte wie, wären auch noch ein oder mehrere Wheeles, sowohl auf dem Hinter-, als auch auf dem Vorderrad fällig gewesen. Na ja, ob das
mit 'ner 125'er überhaupt geht? Wahrscheinlich nicht. Tja, aber all so etwas war hier möglich oder wäre es gewesen. Und das ohne Internationalen Führerschein ~ den ich eh nicht habe ~ oder
meiner „Driving
Licence“, die mich zum Führen eines Motorrades berechtigt.
Hier krähte kein Hahn nach einem dieser Lappen. Raumschiff Orion an Erde: „Kann mich jemand verstehen?“
Und nu sindse wieda wech, weiter gereist, noch weiter in den Norden das Landes, als ich es tun möchte, und ich kann mich wieder einmal meinem „Trennungs-Blues“ widmen, wie immer, wenn ich ein wenig Zeit mit angenehmen Menschen verbringen durfte. Aber wer weiß, die Chancen, sie wieder zu treffen, stehen ganz gut, zumal sie auch nach Down Under wollen. In Kontakt bleiben wollen wir auf
jeden Fall und so kann ja ~ wie bei Freund Torsten ~ hin und wieder ja auch ein bisschen nachgeholfen werden. Nicht wahr?
Eigentlich wollte ich mir ja an diesem Tag das Moped noch einmal holen, war dann aber froh es nicht getan zu haben, weil ich tüchtig was auf die Jacke bekommen hätte. Morgen ist ja auch noch ein
Tag. Nachmittags fing es nämlich kurz aber heftigst an zu regnen, mit Donner und Hagelkörnern, so groß wie Murmeln, die ganz schön prasselten. Und das Ganze wiederholte sich abends noch einmal,
nach dem ich gerade vom Essen zurück in mein Guesthouse gekommen war. Aber beide Male blieb ich trocken und das ist doch auch schon mal was.
Da ich aber nicht noch einen weiteren Tag in dieser Stadt / an diesem Ort verbringen wollte ~ die und deren Menschen sich kaum angenehmer als die anderen darstellte ~ verzichtete ich auf eine
weitere Mopedfahrt und machte am nächsten Tag 'ne Fliege . Wollte ich doch immer noch irgendwo einen Fluss finden, auf dem ich zumindest ein Stück in Richtung Süden schippern konnte. Und wenn ich
nicht wieder zurück an den touristisch ausgelatschten Mekong wollte ~ so schön dieser Fluss auch ist ~ musste ich laut Karte zuerst einmal Richtung Osten nach Oudomxai oder Muang Xai, wie es auch
heißt und weiter so richtig in die Karpaten nach Nong Kwai, das am Nam Ou River liegt, der wiederum etwa 10 Kilometer vor Luang Prabang ~ meinem ersten südlicheren Zielort ~ in den Mekong fließt.
Denn wie man mir recht glaubhaft versichert hatte, sei es ab diesem Ort wieder möglich, ein Schiff flussabwärts zu finden. Und mehr wollte ich doch schon die ganze Zeit nicht. Allerdings bewegte
sich in meinem Hinterkopf bereits der Gedanke ~ wenn mein Laos-feeling sich nicht noch mächtig ändern würde ~ dieses Land früher wieder zu verlassen, als geplant und nach Thailand, in das Land
des Lächelns zurückzukehren.
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