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Hobart & mehr

 

Etappe 67 ~ von Mi. 27.05. bis Mi. 17.06.2009

 

Wenn ich an Tasmanien dachte ~ die Insel, die da unterhalb Australiens im Meer dümpelt ~ hatte ich jedes Mal ein bestimmtes Klischee vor Augen, den tasmanischen Teufel und den tasmanischen Tiger. Wobei es letzteren schon lange nicht mehr gibt, da ausgestorben = ausgerottet. Das letzte Exemplar starb Anfang des letzten Jahrhunderts in einem tasmanischen Zoo. Allerdings träumt man heute davon, dieses Tier in den immer noch vorhandenen, weil unzugänglichen wilden Landesteilen wieder zu entdecken, in denen es ~ unerreichbar für die Menschen ~ angeblich überlebt haben soll. Er glich eh mehr einem großen Hund, dem böse Buben Tigerstreifen auf den Rücken gemalt hatten, als einem Tiger, während der Teufel ein niedlich aussehendes kleines Raubtier ist, das hier zu einer Art Ikone wurde und einer Mischung aus Katze und Hund ähnelt und sehr durchdringend schreien kann. Und mit ihren glühend leuchtend abstehenden roten Ohren ~ vor allem, wenn Licht von hinten durch sie scheint ~ sehen sie in Kombination mit ihrem schwarzem Fell, in das elegant ein paar weißen Streifen eingearbeitet sind und ihrem Gebiss schon recht teuflisch aus. Allerdings ist dieser Teufel durch eine neue Krebsart ziemlich gefährdet und wird entsprechend umsorgt, aber auch vermarktet.
Das sind aber noch nicht alle Klischees. Wobei eines besagt, dass das tasmanische Wetter oft nicht die angenehmsten Bedingungen bereithält, und das auch schon im Sommer und natürlich zu der Zeit, die ich mir nun mal ausgesucht hatte, in die auch der Beginn des Winters fiel. Und wie in unserem November, kann es eine Menge Regen geben, aber auch schon kalte Tage mit Frost am Morgen oder gar Schnee in den höheren Lagen. Nun denn, nach sooo langer winterloser Zeit ist es ja vielleicht an der Zeit ~ zwecks Erinnerung an Deutschland und seine Gegebenheiten ~ das einfach mal auszuprobieren und wieder zu erleben.
Leider stellte sich dieses tasmanische Klischee vom Wetter nicht als solches heraus, sondern als nasse und kalte Tatsache, mit der ich ähnlich wie an der West Coast der Südinsel Neuseelands stark vom Wetter abhängig war. Aber anders als dort, dem nicht entfliehen konnte, weil mein Rückflug ja erst am 17-ten Juni sein würde. Außerdem wurde hier der Regen schon kurz nach meiner Ankunft auf der Insel durch die niedrigeren Temperaturen ergänzt. Und so hatte es dann am offiziellen Winteranfang morgens zum ersten Mal wieder minus 1 Grad. Und damit kam bei meiner neu in der Mongolei erworbenen Kälteempfindlichkeit dann die gute alte lange blaue Vaude Unterhose ~ die man mir damals in der Mongolei für den Tripp in die kalte Wüste geschenkt hatte ~ erneut zu Ehren. Und so ließen sich hier meine Zwiebelschalen auch nicht verringern, ich war gezwungen, weitere Schichten hinzuzufügen. Und das nicht nur draußen, sondern auch in den Hostels, da die über keine nennenswerte Heizung verfügten.
Die Tasmanier sind auf dem Gebiet auch in den privaten Domizilen hart im Nehmen, wie man mir sagte, und später auch noch am eigenen Leib erfuhr. Kurzum, Duschen, eine Sitzung auf der Toilette, Zähne putzen usw. musste bei ziemlich kühlen Temperaturen erledigt werden. Wobei das immerhin heiße Wasser beim Duschen zumindest für eine Weile darüber hinweg half.
Das Frühstück und die anderen Mahlzeiten wurden in der gleichen kompletten Montur eingenommen, in der jeder draußen herum lief. Und so hieß es selbstverständlich auch im Haus: Teva Latschen ade, um auch dort zwecks Vermeidung kalter Füße in Socken und die inzwischen mehr oder weniger ungewohnten Meindl Treter zu schlüpfen. Ergänzt wurde das alles durch Überlegungen, ob ich mir nicht doch endlich einen Schirm kaufen sollte und ein weiteres Mal auch Handschuhe plus Schal plus Mütze.
Kurzum, es war ziemlich lausig in Hobart, meinem Anflug-Ort und dem Ort, an dem ich den größten Teil meiner tasmanischen zweieinhalb Wochen verbringen würde. Dabei sollte es noch nicht das Ende der winterlichen Fahnenstange sein, wie ein paar Tassies meinten. Aber dann würde ich mich hoffentlich wieder in trockeneren und wärmeren Gefilden tummeln.
Zuerst einmal hieß es jedoch, das Beste aus all dem zu machen, was mir hier begegnete. Und dazu gehörte wieder einmal die Suche nach einer passenden Bleibe, denn die Adelphi YHA, eine der beiden YHAs, die ich mir ausgesucht hatte, war es nicht, da sie leider so weit von allem entfernt lag, dass jedes Mal entweder eine Art Gewaltmarsch zu erfolgen hatte oder eine Busfahrt fällig war, egal, wohin ich auch wollte. Was allein schon ein Grund zum Wechseln gewesen wäre.
Die andere YHA, obwohl im Centrum gelegen, war es auch nicht, da sie einem Hotel angeschlossen und 'ne ganze Ecke teurer war. Dabei wäre die Adelphi an und für sich ganz okay gewesen, wenn die Entfernung zur City im normalen Bereich gelegen hätte. Aber auch ein mögliches Trostpflaster, der Internetzugang, funktionierte nicht und würde auch in absehbarer Zeit nicht wieder funktionieren, wie man mir sagte. Und das nächste I-Café befand sich halt in der Stadt. Außer mir schien es eh nur drei weitere Gäste zu geben, die sich aber dann ebenfalls am anderen Morgen vom Acker machten. Wenn auch aus anderen Gründen. Sie reisten einfach nur weiter, da sie eine Tasmanien Rundtour gebucht hatten und morgens von ihrem Busfahrer abgeholt wurden. Während ich mich mit dem Stadtbus auf den Weg zum nächsten Hostel machte ~ dem Hobart Hostel ~ das am Rande der Innenstadt lag.

Wie in der YHA gab es auch dort nur wenige Gäste, und eine Mitarbeiterin warnte mich gleich vor dem langsamen und teuren Internet und empfahl mir, es in der Stadt zu probieren. Wobei sie mich gleichzeitig darauf aufmerksam machte, dass es in Hobart und Tasmanien überhaupt nicht besonders gut um die Internet Szene bestellt sei. Was sich leider auch bestätigen sollte. Aber das war ja auch in meinen bisherigen Orten Australiens nur wenig besser. Und wie schon oft, auch hier akzeptierten die wenigen vorhandenen I-Cafes z.T. mein Notebook nicht und schlossen sogar bereits um 18 Uhr ihre Pforten, während ich normalerweise erst gegen 20 Uhr internetbereit war.
Außerdem waren sie mit 5 bis 7 Doller pro Stunde ähnlich teuer, wie zuvor in den abgelegeneren Orten in Neuseeland. Und da dieses Hostel nicht gerade den saubersten Eindruck hinterließ, war ein weiterer Wechsel erforderlich. Wobei ich zwar keine Bleibe mit besseren Internet Möglichkeiten fand, aber eine, die noch etwas zentraler und etwas günstiger lag. Dem Transit Backpackers Hostel.
Für den ersten Durchgang gönnte ich mir ein 12 bed mixed dorm, den ich mir nur 2 Nächte lang mit 4 weiteren Travellern teilen musste. Ansonsten waren wir nur zu zweit oder ich hatte den Raum alleine für mich. Später ~ nach meiner Rückkehr aus Launceston ~ quartierte ich mich sogar im 20 bed mixed dorm ein und auch hier waren wir maximal zu viert, weil einfach touristisch gesehen, tote Hose war.
Dieses Hostel verfügte über zwei Computer mit Münzeinwurf, die allerdings von den wenigen Gästen ausgetrickst wurden, weil irgend jemand mal das Passwort herausgefunden und weiter gegeben hatte. Wenn ich also nicht gerade etwas machen wollte, was ich sicherheitshalber immer nur am eigenen Computer machte ~ Homebanking z.B. ~ nutzte ich wie alle anderen diese
Gelegenheit und rief auch meine Mails immer mal wieder über die ungeliebte GMX Seite ab.

Außer der Hostel- und Internet-Szene gab es natürlich noch einiges andere in Hobart zu erkunden. Zumal sich ansonsten auch hier mit meinem Low-Budget wenig gestalten ließ. Jede popelige Tagestour kostete, je nach Anbieter, von 105 Dollar an aufwärts, wobei der YHA- oder Senioren-Rabatt dabei schon berücksichtigt war. Und bei längeren Touren gab es nach oben eh kaum eine Grenze. Und so beschränkte sich mein Aufenthalt in Tasmanien (bis auf einen Lift nach Port Arthur und meinen Abstecher nach Launceston), hauptsächlich auf Hobart und seine Gegebenheiten. Als da waren: die Innenstadt, der Hafen, Battery Point, der historische Kern Hobarts, mit dem alten Hafenbezirk, Mt. Wellington, die Tasmania Bridge, die sich über den Dervent River spannt und vor ein paar Jahren mal von einem größeren Schiff gerammt und in dem Abschnitt zum Einsturz gebracht wurde, der Botanische Garten, Salamanca Place, und natürlich dem Salamanca Market, der jeden Samstag dort stattfindet und sich zu den interessantesten Märkten zählen kann, auf denen ich je war.
Er findet vor der Kulisse der alten Handels Kontore statt, in denen sich heute Restaurants, Galerien und Geschäfte aller Art tummeln. Sie werden auf einer Seite von nicht ganz so alten runden hässlichen Silotürmen begrenzt, die man in begehrte und teure Lofts mit Blick auf und über den Hafen umgewandelt hat. Ich bin sogar an zwei Samstagen auf diesem Markt gewesen, weil es einfach Spaß macht sich dort zu tummeln. Und weil es neben den vielen interessanten Dingen auch hier recht leckere German Bratwurst mit Sauerkraut gab.

An meinem einzigen wirklichen Sonnentag habe ich mich dann auch schnell entschlossen, mit einem Shuttle Bus auf den immerhin
1270 m hohen Mount Wellington zu fahren, was aber gelinde gesagt, die 25 Dollar nicht wert war, denn wir hatten ganze 30 Minuten, um da oben in luftiger und kalter Höhe die wirklich schöne Aussicht auf Hobart und das Umland zu genießen. Gern hätte ich die doppelte Zeit gehabt, zumal der Preis dann für mich okay gewesen wäre. So kam ich mir schon etwas beschubst vor, zumal zur Verlade hinzu kam, dass der Fahrer uns auf dem Rückweg noch die alte Female Factory“ zeigen wollte. Eine Fabrik, in der in den Anfängen Tasmaniens weibliche Strafgefange arbeiten mussten. Im ersten Moment sah ich das als kleinen Ausgleich für die knapp bemessene Zeit auf dem Berg. Aber er zeigte uns die Fabrik dann dann im wahrsten Sinne des Wortes, denn der Bus blieb oberhalb nur kurz auf einer Straße stehen und der Fahrer meinte ganz trocken: „This creamy building is it.“ Gab Gas und fuhr weiter.

Wahrscheinlich wäre ich auch von einer anderen Tour, nämlich mit einem schnellem Schiff, einem Speedboat um
Bruny Island mit seinen spektakulären Felsen und Tieren zu brausen, ähnlich im negativen Sinne begeistert gewesen. Denn als ich mich für eine Buchung der immerhin 195 Dollar teuren Tour interessierte, erfuhr ich, dass diese schnelle Fahrt in fast offenen Booten stattfindet. Sie haben vorne gerade mal eine etwas größere Windschutzscheibe, das ist alles. Um dem garantierten Wind plus möglichem (Spritz-) Wasser wenigstens etwas trotzen zu können, bekommen die Fahrgäste selbst im tasmanischen Sommer lange gefütterte Regenmäntel gestellt, was eigentlich schon alles sagt. Obwohl, im Sommer kann das ja ganz lustig sein. In dieser Jahreszeit wurde mir jedoch empfohlen, mich zusätzlich noch warm einzupacken. Und damit war klar, dass ich daran nicht teilnehmen können würde, weil meine Garderobe gerade mal ausreichte, mich an Land und im Hostel so halbwegs warm zu halten. Obwohl ich gerne gefahren wäre, da Lorraine und Ray, mein Servas Gast-Ehepaar aus Melbourne, begeistert davon erzählt hatten. Aber die sind halt im Sommer hier gewesen. Und an einem schönen Tag ist das sicher ein ganz anderer Schnack.
Dafür ließ mich nach wie vor ein anderer Wunsch nicht los, nämlich der, ein weiteres Mal etwas zu finden, was bisher noch nicht klappen wollte. Einen Lift zu finden oder selber wieder ein Auto zu mieten und jemanden aufzutreiben, der ebenfalls lieber frei wie der Wind mit einem Auto über die Insel kutschieren wollte, statt mit dem Bus. Ich fand dann zwar zwei Zettel am Pinboard meines Hostels ~ Kristin, eine Dänin und Mel, eine Deutsche ~ die beide zwecks gemeinsamen Automietens jemanden suchten, aber mit beiden klappte es leider nicht. Die Dänin hatte das unverschämte Glück, Jens, einen schnuckeligen Deutschen ca. in ihrem Alter mit gekauftem Campervan zu finden ~ einem sympathischen Vorzeige-Typen für die Beweisfotos für zuhause und außerdem für sie die günstigste und sicher die interessantere Möglichkeit ~ und Mel bekam ihren Arbeitsvertrag verlängert, so dass sie ihre Suche und ihren Trip nach hinten schob, um ein paar weitere Dollar in die Reisekasse zu bekommen. Tja, und so war ich drauf und dran, mir erneut im Alleingang ein Auto zu gönnen, ließ es aber dann doch sein, als ich mir die Zahlen anschaute und sie in Relation zu meinem Konto setzte. Wobei 32 NZ Dollar pro Tag bei 10-tägiger Mietdauer schon ein guter Preis waren. Aber das Benzin musste ja auch noch irgendwo her kommen und alleine konnte ich das einfach nicht durchziehen. Schließlich hatte mein Kassensturz nach 5 Monaten Down Under und New Zealand ergeben, dass ich trotz aller Sparmaßnahmen jeden Monat im Schnitt um die 70 Euro mehr ausgegeben hatte als mein Konto problemlos hergeben konnte. Und das hält kein Konto auf Dauer aus.

Na ja, wenigstens klappte dann doch noch ein Mini-Lift ~ mein erster überhaupt ~ mit Frank, einem anderen Deutschen für einen Tag nach Port Arthur, der alten Strafkolonie, in malerischer Gegend. Aus heutiger Sicht viel zu schade, um dort Gefangene zu malträtieren, die in anderen Straflagern weitere Straftaten verübt hatten und hier her geschafft wurden, weil sich die Halbinsel mit wenig Aufwand gut bewachen ließ. Es wurde das Gerücht verbreitet, dass die Gewässer von reichlich Haien bevölkert seinen, und an der engsten Stelle der Halbinsel wurden Laufleinen mit scharfen Hunden installiert, um den Ausbruchwillen zu schwächen. Es gab sogar Jungengefängnisse, um jugendliche Straftäter zu bessern. Das Strafinstrumentarium, mit denen hier gearbeitet wurde, ist beachtlich. Und es war schon gruselig anzuschauen, was Menschen anderen Menschen im Namen der Gerechtigkeit anzutun vermögen.
Aber auch die Bewacher mit ihren Frauen und Kindern waren wahrscheinlich damals nur wenig besser dran, weil ja auch sie in dieser Abgeschiedenheit leben mussten und genauso dem Unbillen der Natur ausgesetzt waren und oft genauso früh an Infektionen o.ä. starben, wie ihre Gefangenen. Wobei beide Parteien dann ihre letzte Ruhestätte auf der
„Isle of Dead“ fanden, einer kleinen beschaulichen Insel vor Port Arthur. Und so finden sich dort die Gräber von Knastis, Kindern, Lehrern, Soldaten usw. traut nebeneinander. Allerdings entwickelte sich diese Strafkolonie auch zu einer Art Zentrum, mit einer Kirche, der Convict Church und eleganten Gebäuden, sowie einer florierenden Industrie, die sich auf die Arbeit der Gefangenen stützte. Holzverarbeitung, Schiffsbau, Kohleförderung, Herstellung von Schuhen, Ziegeln, Nägeln usw. gehörten dazu. Sogar Australiens erste Eisenbahn gab es hier, wobei die Waggons von Sträflingen geschoben wurden. Heute ist allerdings ~ bis auf wenige Gebäude ~ fast alles nur noch in ruinenhaftem Zustand zu sehen. Wobei in einem der erhaltenen Gebäude bis 1970 eine YHA untergebracht war. Und in einem anderen gibt es heute noch ein Hotel.

Auf der Strecke nach Port Arthur gab es aber auch ein paar andere interessante Dinge, die wir auf dem Rückweg noch mitnehmen wollten. Leider haben wir nicht alles geschafft, da die alte Gefängnisanlage uns zu lange auch ohne Gitter festgehalten hatte. So war Richmond mit seiner von Sträflingen gebauten Brücke nicht mehr drin. Aber
„The Devils Kitchen“, ein riesiges torähnliches Loch im Felsen, durch das das Wasser rauschte und noch ein anders Blow Whole, das allerdings mangels Wind nicht blowte. Und natürlich die Gehege mit den tasmanischen Teufeln, handzahmen Kängurus und Wallabys usw. schafften wir noch. Wobei es leider schon etwas zu dämmerig war, so dass das Licht in dem Sanctuarie kaum noch zum fotografieren ausreichte. Dennoch, mit einem Känguru oder einem Wallaby auf Fellfühlung zu gehen, hat schon was, auch wenn es schon dämmerig war. Und dass ich den kleinen Teufel erneut zu sehen bekam, gefiel mir natürlich gut, obwohl ich ihn ja schon im Zoo in Sydney erlebt hatte. Ich mag diesen kleinen Wildfang. Am liebsten hätte ich ihn natürlich als Baby in einer der Sanctuaries gesehen, in denen sie aufgezogen werden. Denn ab dem Zeitpunkt, als ich eines dieser Fotos sah, auf dem so ein Winzling schlafend in der Hand eines Menschen liegt, wollte ich so einen Baby Teufel ebenfalls sehen. Und falls möglich, ebenfalls in der Hand halten. Zumal es ja eh nicht ganz so einfach sein dürfte, sie in ihrem natürlichen Umfeld zu erleben. Wobei allerdings eine Travellerin erzählte, dass bei einer Fahrt über Land ein Teufel vor ihrem Auto über die Straße gehuscht sei. Das Glück haben wir später auch gehabt, wobei sich dann aber herausstellte, dass es nur eine junge struppige schwarze Katze war. Und kleine Teufel gab es um diese Jahreszeit eh nicht, so dass ich mir diesen Wunsch abschminken konnte.
Leider musste Frank am nächsten Tag schon zurück nach Norden, Richtung Devenport, da seine Zeit in Tasmanien dem Ende zu ging, und die Fähre aufs Festland langsam auf ihn wartete. Also machte ich mich dann ebenfalls auf, um wenigstens noch nach Launceston und damit in die Nähe des Cradle Mountain und dem Overland Track mit seinen ~ wie es heißt ~ überwältigenden Naturschauspielen zu gelangen. Denn auch er gehört zu diesen eingangs benannten Klischees. Ein mehrtägiger Track, der den Wanderern etwas über 80 Kilometer über Stock und Stein abverlangt, auf dem er alles mit schleppen muss, was er unterwegs so braucht, wenn er ihn denn komplett laufen will. Zelt, Schlafsack, Kocher, Essen und Trinken, sowie entsprechende Klamotten für das auch im Sommer oft und schnell wechselnde Wetter, incl. eines Ersatzpaares Schuhe. Selbst Schnee ist in der warmen Jahreszeit drin. Und heftige Regengüsse und kalte Winde allemal.

Hatte ich noch zu Beginn meiner Reise den Wunsch, diesen Track unbedingt laufen zu wollen ~ der heute auf Grund seines Bekanntheitsgrades so überlaufen ist, dass man in der Hochsaison nur noch einer bestimmten Anzahl Wanderern die ganze Strecke erlaubt ~ relativierte sich dieser Wunsch auf Grund meiner Erlebnisse und Eindrücke an den Teststrecken, die ich in Kurzform ja bereits hinter mich gebracht hatte. Zumal auch die momentane nasse und kalte Jahreszeit für mich dagegen sprach, und die Tatsache, dass ich keinerlei Ausrüstung für so ein Unternehmen besaß und mir vom Zelt, über den Schlafsack, bis hin zum Gaskocher alles mögliche hätte kaufen oder für teures Geld leihen müssen. Außerdem fehlte ein passender Partner, da dringend davor gewarnt wird, diesen Track alleine laufen zu wollen, worauf ich ja eh keinen Bock gehabt hätte. Ich würde also allenfalls einen oder auch mehrere der kürzeren Wanderungen auf mich nehmen, sobald ich in Launceston eingetrudelt wäre und eine geeignete Möglichkeit finden würde, um zum Cradle Mountain zu kommen, da es ja schließlich noch 145 Kilometer bis dorthin waren. Wie überall in Down Under und im Kiwi Land, erwies es sich leider immer wieder auch in Tassie als Knackpunkt, ohne Auto irgendwo hin zu gelangen. Und die angebotenen Bus- und sonstigen Touren waren ~ wie schon verkündet ~ von Hobart aus nicht gerade günstig. Alles also wie gehabt. Am preisgünstigsten würde es wohl von Launceston aus sein, war meine Überlegung. Und so war es dann auch, wie ich kurz nach meiner Ankunft im Launceston Backpackers feststellen konnte.

Im Gegensatz zu dem, was man mir zuvor über dieses Hostel erzählt hatte, erwies es sich als recht angenehme Bleibe, die zwar auch kalt war, aber nicht ganz so kalt, wie die in Hobart. Hier gab es immerhin einen Deckenheizkörper im Zimmer und abends wurde der Essbereich und der Aufenthaltsraum mittels Elektro-Heizkörper ein wenig auf Temperatur gebracht. Nur der San-Bereich musste ohne
„Heater“ auskommen. Da er aber innen lag, kam er nicht mit dem kühlen Außen in Berührung und war damit nicht so kalt, wie in Hobart. Wobei es in Launceston eh „etwas“ wärmer war, da die Stadt 200 Kilometer nördlicher liegt, als Hobart. Und es war die ersten beiden Tage sonniger, was ich natürlich sehr begrüßte. Denn unter diesen Bedingungen machte es doch deutlich mehr Spaß die Cataract George, die Stadt und das nähere Umfeld zu erkunden.
Diese Schlucht, die wohl im Laufe der Jahrtausende vom
Tamar River 30 Meter tief in die Felsen gefräst wurde, wurde links und rechts von einem Wanderweg begleitet, wobei der linke ziemliche Kraxelstrecken aufzuweisen hatte, während man den rechten rollstuhlgerecht ausgebildet hatte. Allerdings dürfte ein Rollstuhlfahrer, bzw. derjenige, der ihn schiebt, auf dem Hinweg reichlich zu tun haben, da der Weg permanent leicht bergauf geht. Aber zurück wäre bei Bedarf ein kleines Rennen möglich.
Auf beiden Seiten fanden sich immer wieder Ausblicke auf die steilen Felswände der gegenüber liegenden Seite, die abends ~ wie könnte es auch anders sein ~ angestrahlt wurden. Wenn auch nicht sehr effektiv, wie sich herausstellte, als ich am Abend diese Illuminierung fotografieren wollte.
Auf dem Bergziegenweg der linken Seite gab es aber noch ein besonderes Schmankerl für mich. Dort hatte es doch glatt jemand geschafft, sich ein Haus bauen zu lassen, das in jeder Architektur Zeitschrift einen Bericht verdient hätte. Moderne Architektur in einem Naturschutz Gebiet, australienlike. Dabei sah das Haus aus, als wenn niemand drin wohnte. Vielleicht war es ja
„nur“ das Ferienhaus eines entsprechend Betuchten. Auf jeden Fall ein Haus, das mich mal wieder mehr als alles andere beeindruckte, wie es da so kackfrech auf riesigen Stelzen über den Felsen thronte und einen den schönsten Bereiche der Schlucht überblickte.
Leider war es nach diesen beiden Tagen auch hier mit dem sonnigen Wetter vorbei, so dass meine Bustour zum Cradel Mountain früh morgens bei grauem Himmel startete, der schon um diese Zeit versprach, dass es nicht nur grau bleiben, sondern auch regnen würde. Und genauso war es dann auch. Wobei ich sagen muss, dass sich dieser 99 Dollar Trip trotz des regnerischen Wetters auf ganzer Linie gelohnt hat. Der mehrstündige Spaziergang um den Dove Lake war schon Klasse, auch wenn meine Regenjacke dabei zum ersten Mal richtig gefordert wurde, und wir als einziges unser sonniges Gemüt dem Sauwetter entgegen zu setzen hatten.
In gewisser Weise erinnerte mich dieser See an den Baikal See, damals in Sibirien, wenn auch auch nicht wegen des Wetterss. Und dass, obwohl er natürlich winzig war, im Gegensatz zu ihm. Aber beide hatten eine ähnlich geheimnisvolle Ausstrahlung. Nur schade, dass die Wolken den Blick auf den Cradle Mountain meistens ziemlich einschränkten, wie ich es ja bereits in Neuseeland am Franz Josef und Fox Glacier erlebt hatte. Aber ein wenig besser war es hier schon, immerhin konnte man beide Bergspitzen manchmal aus dem Dunst auftauchen und gleich wieder verschwinden sehen.

Schon auf dem Hinweg bekam ich meinen ersten Wombat in freier Natur zu Gesicht, als er gemütlich vor unserem Kleinbus die Straße überquerte. Jetzt fehlten mir nur noch die Wale, die Pinguine, der Dingo, das Riesenkänguru und der Koala, sowie wild lebende Kamele und Pferde, die Brumbys, und ein paar Schlangen und zünftige Spinnen. Wobei ich die letzten beiden Spezies natürlich nur aus sicherer Entfernung erleben möchte und nicht hautnah, wie Thomas, ein Engländer, dem eine ca. 4 cm große und äußerst giftige Hunter Spinne den Arm hoch krabbelte, als er auf einer Farm arbeitete. Er hörte nur das knappe Kommando des Farmers:
„Don't move!!!“ und den Hinweis auf die Spinne, bevor ihm sein Boss das Spinnentier mit behandschuhter Hand und einer blitzschnellen Bewegung vom Arm schnippte und zertrat.
Später, im Cradel Valley, in der Nähe des Waldheims ~ einem Holzhaus, das von dem Österreicher
Gustav Weindörfer gebaut worden war, als er hier lebte und dafür sorgte, dass dieser Teil als National Park erhalten blieb ~ sahen wir weitere Wombats, die uns sogar bis auf 2, 3 Meter an sich heran kommen ließen. Na ja, näher ging eh nicht, da uns ein Wassergraben trennte. Auf dem Rückweg fuhren wir dann auf allgemeinen Wunsch noch zu einer Käserei, wo ich mich am liebsten an den köstlichen Käse-probier-Happen satt gegessen hätte. Eine Käsesorte schmeckte besser als die andere. Diese Käse brauchen sich wirklich nicht hinter französischem, schweizer, holländischem oder sonstigem Käse zu verstecken. Nur schade, dass man so etwas nicht bei Cooles oder Woolworth, den beiden Hauptsupermärkten Australiens bekommt.

Tja, und nach diesem Cradle-Mountain-Käse-Höhepunkt ging es dann am nächsten Morgen auch schon wieder mit dem Redline Bus zurück nach Hobart, um noch eine Nacht in meinem Hostel zu verbringen und für meine letzten beiden Tage die Einladung einer weiteren Servas Familie mit 2 Kindern und Hund zu folgen. Und wie bisher noch immer, erwiesen sich auch Kate, Andrew, Jamie, Alexie und Ellie (Eltern, Kinder, Hund) als sehr angenehme Servas Gastgeber mit einem Haus, das nur durch die Straße und die Häuser auf der anderen Straßenseite vom Strand und der Bucht getrennt war. Durch die Hanglage hatte man einen phantastischen Ausblick, insbes. dann, wenn morgens die Sonne im Westen über dem Meer aufging. Und wie man mir erzählte, lassen sich zur passenden Jahreszeit dort sogar Wale sehen. Leider war ich auch hier zur unpassenden Zeit, so dass ich diese Tiere immer noch nicht zu Gesicht bekam. Aber so ist das halt. Dafür ging es nun erst einmal zurück auf das hoffentlich wärmere Festland, sprich Melbourne, wo ich mich um mein weiteres Fortkommen via Great Ocean Road nach Adelaide kümmern wollte.

 

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