Adelaide
Etappe 70 ~ von Mo. 22.06. bis Di. 30.06.2009
Aber
auch die YHA in Adelaide brauchte sich nicht zu verstecken. Sie ist ebenfalls großzügig gestaltet und bot ~
als „winter special“
~ jeden Morgen Pfannkuchen auf Kosten des Hauses an, freien Reis und Tee + Kaffee. Den einzigen Haken, den sie hatte, war
die Tatsache, dass der preisgünstigste „eight bed mixed
dorm“ nur den jüngeren Reisenden überlassen wurde. Als
inzwischen 66-jähriger hatte ich keine Chance, dort ein Bett zu bekommen. Aber letztendlich war das auch egal, die Hauptsache war, dass alles andere stimmte, und dass es ein großes Message-Board
gab, an dem ich mich verewigen konnte und an dem reichlich Angebote angepinnt waren. Denn leider hatte Gareth ~ aus welchen Gründen auch immer ~ seinen ursprünglichen Gedanken, weiter nach Perth
zu fahren, geändert, so dass ich mich neben den anderen Dingen, wie die Stadt und ihre Umgebung kennen zu lernen, erneut um eine Weiterreise entweder nach Perth oder Alice Springs kümmern musste.
Außerdem hatte ich auch für Adelaide die Adresse einer Deutschen im Gepäck und außerdem die E-Mail Adresse von Russel, dem interessanten Burschen aus Adelaide, den ich in Hobart im Hostel
getroffen hatte. Und beide, die ausgewanderte Deutsche, sowie den Einheimischen, wollte ich doch gerne treffen. Was aber beides leider nicht klappte. Russels E-Mail Adresse stimmte nicht, da
hatte ich beim Abschreiben wohl einen Fehler eingebaut und Edith, die Schwester der Lebensgefährtin meines Bruders, hatte sich gut versteckt. Sie war unter der angegebenen Adresse nicht
auffindbar. Und eine Telefon Nummer gab es anscheinend auch nicht, jedenfalls stand die Guteste nicht im Telefonbuch. Es lief also ähnlich, wie seinerzeit in Sydney, wo meine Suche ja ebenfalls
erfolglos blieb.
Mehr oder weniger erfolglos blieb aber auch hier meine Suche nach einem Lift. Es gab zwar einige überaltete Angebote und etliche Leutchen die ebenfalls suchten, aber kaum Angebote. Andere
Suchende waren ja eher Mitbewerber auf diesem engen Markt. Und so überlegte ich, ob ich nicht mal ein Stück mit einem der berühmten australischen Züge, z.B. den Gahn, nach Alice fahren sollte.
Aber dann ergab sich plötzlich eine Mitfahrgelegenheit mit einem Australier aus Darwin, der nach Adelaide gekommen war, um sich hier ein Auto zu kaufen, weil sie dort ~ wie er mir erzählte ~
billiger als in Darwin zu haben seien. Wie ich später noch erfahren sollte ~ und eigentlich schon ganz zu Anfang bei meiner Ankunft erfahren hatte ~ zählt Darwin ganz allgemein auf allen Gebieten
zu den teuersten Städten Australiens. Und da er mir versicherte, dass er in Coober Pedy halten würde, um mich in der Opal Minen Stadt ein wenig um zu schauen ~ auch wenn ich nicht im
unterirdischen Backpacker Hostel nächtigen könnte ~ ließ ich mich auf den 1530 Kilometer Trip mit ihm ein. Und wie beim ersten Mal, damals mit dem Wohnmobil, das uns ja leider nur bis ins 2000
Kilometer entfernte Winton brachte, war es für mich faszinierend, erneut durch diese schier endlose Einöde zu fahren, die das Land an dieser Stelle nun mal darstellt.
Aber zuvor wollte ich mir doch noch in der Nähe von Adelaide die älteste deutsche Siedlung in Australien anschauen, Hahndorf, das mit dem öffentlichen Bus eine Stunde Fahrzeit entfernt lag.
Ursprünglich wollte ich ja einen Bogen drum herum machen, weil ich mir eine noch deutschere Stadt als zuhause nicht antun wollte. Mich gruselte es mehrmals vor den Wimpeln, Sprüchen und was es
sonst alles noch geben könnte. Bayrische Gemütlichkeit und was weiß ich. Die Filmberichte, die ich damals vor meiner Abreise gesehen hatte, waren für mich ziemlich abschreckend gewesen. Aber die
Neugier siegte dann doch, und ich muss gestehen, dass es dann so interessant war, dass ich es fast den ganzen Sonntag dort aushielt. Es lohnte sich also tatsächlich ~ selbst für mich, der diesen
bayrischen / deutschtümlichen Tugenden abhold ist ~ dort hin zu fahren. Und das ist ausnahmsweise sogar ohne gebuchte Tour für nur 7 Dollar als Return Ticket mit dem normalen Bus möglich, wobei
eine Tour natürlich ebenfalls zu haben ist. Halt nur zu einem Vielfachen und von einem Tourguide geführt. Aber das ist nun mal nicht meins, obwohl ich schon bereit war, mir auf diese Weise
das Barossa Valley ~ die berühmte Weinecke ~ anzuschauen, denn obwohl
das Valley ebenfalls mit dem Bus erreichbar war, machte das wenig Sinn, da man vom Endhaltepunkt nicht weiter kam. Also wieder einmal ein Auto benötigte oder die gebuchte Tour. Es sei denn, man
gehörte zu denjenigen, die es lieben, so etwas mit dem Fahrrad zu erfahren. Aber auch das war nicht meins, vor allem nicht in weinberghügeligem Gelände.
Und so hieß es tschüss Barossa Valley, tschüss Adelaide, denn mir war einfach nicht nach
weiteren Frustrationen, und ich war nach wie vor und immer noch auf dem Trip, dass es doch nur besser werden könnte, dass es mir irgendwie und endlich möglich sein müsste, Australien zumindest in
ähnliche Form zu genießen, wie es zuvor in allen anderen Ländern möglich war. Okay, es gab auch so immer wieder die kleinen, feinen Dinge, die mich weitermachen ließen. Ob es nun die Begegnungen
mit diversen Leuten an vorherigen Orten oder hier mit Juen, einem Belgier war, oder die Begegnung mit Leuten aus der adelaider Ökoszene, die ähnlich wie in Deutschland in Hannover, Bremen oder wo
auch immer, ihre kleine Siedlung mitten in der Stadt gebaut hatten, umgeben von allen möglichen und unmöglichen Beispielen heutiger Bauweise, die oft am Menschen und seinen Bedürfnissen
vorbeibaut, es waren die Schmankerln, die mir halfen und mit denen ich über meinen Frust reden konnte. Zumal sie oft ähnliches erlebt hatten.
Juen war z.B. auch wieder einer dieser „ver-rückten“
Vögel, wie ich sie mag, und von deren Leichtigkeit ich selber gerne noch etwas mehr hätte. Er hatte sich auf meine Message
am Pinboard gemeldet, ein magerer Typ mit Ziegenbärtchen auf, der mit dem Fahrrad aufkreuzte. Vom ersten Moment an Sympathie auf beiden Seiten. Wir hatten vor, das nächste Wegstück nach Alice und
Darwin möglichst zusammen mit einem oder zwei weiteren Travellern zu machen und dafür entweder einen Lift oder ein relocation car zu finden, zu trampen oder gar ein Auto zu mieten. Da sich aber
keine weiteren Interessenten finden ließen ~ und auch kein wirklich preislich interessantes Auto ~ entschloss er sich kurzerhand nach Känguru Island zu gehen und dort als Volunteer Bäume zu
pflanzen. Auch gut. Leider galt das Angebot nur für einen, sonst hätte ich glatt mitgemacht, da es eine gute Möglichkeit gewesen wäre, auch diese Insel kennen zu lernen.
So war auch das ein Ding mit X, nämlich nix. Und ich war heilfroh, dass dieses Liftangebot von Anthony, dem Australier, mir weitere mehr oder weniger krampfhafte Bemühungen ersparte. Auman, was
hatte ich die Faxen langsam dicke. Also Anthony anrufen und Tschüss Adelaide.