Mit Bahn, Bus & Schiff nach Australien usw!

 

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Etappe 70 ~ von Sa. 25. bis Fr. 31.07.2009

 

Tja, und dann tauchte Singapur weit unter mir im Dunst auf und machte mich darauf aufmerksam, dass ich auch hier mit hoher Luftfeuchtigkeit und der dazugehörigen Hitze rechnen müsste. Und wie noch zuvor in Darwin, hatte ich auch hier mit diesen etwas anderen Wärmegraden zu kämpfen. War ich doch zu dem Zeitpunkt ~ bedingt durch die Zeit in den kühleren Gefilden in NZ, Tasmanien usw. ~ alles andere als zumindest halbwegs angepasst.
Aber auch so war hier es komplett anders, vertraut asiatisch halt, trotz des nicht zu übersehenden westlichen Einflusses. Und zum ersten Mal seit Monaten fühlte es sich wieder stimmig an. Ich stieg aus dem Flieger, passierte die Kontrollen und wurde von dem Kontrollierenden auf meine indonesischen Ein- und Ausreise-Stempel angesprochen. Grund: Er kam aus Indonesien. Worauf ich ein paar Brocken
„Bahasa Indonesia“ vorlegte, was er begeistert zur Kenntnis nahm und gleich einen Kollegen dazu holte, um zu testen, wie sattelfest ich denn wohl sei. Natürlich saß ich ruckzuck daneben, aber wir hatten den gleichen Spaß wie zuvor, wenn Einheimische heraus fanden, dass es da einen Europäer gab, der sich die Mühe machte, wenigstens einige Worte ihrer Sprache von sich zu geben. Die 19 Stunden Indonesisch bei Ragna in Yogyakarta hatten sich doch gelohnt.
Wie hatte ich diese fast kindliche Freude an solch einfachen Dingen vermisst. Sie wünschten mir dann noch einen schönen Aufenthalt in Singapur und damit war ich dann wirklich angekommen und stand in der großen Ankunftshalle, um herauszufinden, wie es denn jetzt weiter gehen sollte. Schließlich galt es, den Weg per Stadtbahn zu Ginny, bzw. zur Bahnstation City Hall zu finden, wo sie mich aufgabeln würde.

Ein Anrufversuch mit meinem Handy und der ausgetauschten SIM Card von damals scheiterte, weil damals bereits ein paar Tage länger als ein Jahr zurücklag, und somit nicht mehr funktionierte. Der öffentliche Fernsprecher akzeptierte meine Kreditkarte nicht und noch hatte ich außer ein paar Scheinen keine Singapur Cent in der Tasche, um ihn zu füttern.
Hilfe erhielt von der entzückenden Asiatin am Info Schalter, die sich Ginnies Telefonnummer geben ließ, wählte und mir dann den Hörer in die Hand drückte. Damit war dann alles paletti, und ich konnte in die nächste typische Situation stolpern, wie ich sie in dieser Art und Weise lange nicht mehr erlebt hatte und ebenfalls entsprechend genoss.
Als ich noch anderen im Weg stehend überlegte, was am besten wie zu tun sei, sprach mich ein Mönch an und wollte wissen, wo ich denn hin wolle. Und schon nahm er mich ins Schlepptau und brachte mich zu dem Zubringer, von dem aus ich dann weiter Richtung City Hall, also ins Zentrum fahren konnte. Auf dem kurzen Stück, dass wir gemeinsam zurück legten, stellte er mir natürlich all die für Asien obligatorischen Fragen, und ich gab ~ wie eh und je ~ brav Antwort und freute mir ein kleines Loch in den Bauch. Aber das Sahnehäubchen kam erst noch, als mich Ginny mit genau der gleichen Herzensumarmung begrüßte, die ich ihr und den anderen damals, vor einem Jahr gezeigt hatte, um den wenig sagenden Küsschen links und rechts zu entgehen. Sie hatte es nicht verlernt, und ich hatte den Eindruck, als wenn sie diese Art von Umarmung in ihr Dasein eingebaut hatte.
Leider hatten Christiane, Arjen und ihre 4 Kinder und auch Dominik Singapur schon längst verlassen, so dass ich nur Ginny und ihren Sohn Kieran wieder sah. Aber diese Lücke wurde bald aufgefüllt durch ihre Mutter und zwei ihrer Tanten, sowie ihrer neuen Haushaltshilfe, die ich ebenfalls mit einem
„selamat siang“ (Guten Tag) und „apa kabar“ (Wie geht’s?) begrüßen konnte, da auch sie aus Indonesien stammt. Und so sammelte ich einen Pluspunkt nach dem anderen.

Bei meinem zweiten Singapur Aufenthalt hatte ich nicht vor, mich wieder ins sightseeing zu stürzen, zumal mir das schwüle Klima mehr zu schaffen machte als damals. Trotzdem gab es ein paar Dinge, die ich machen wollte. Z.B. ein paar neue Klamotten kaufen und die alten, inzwischen teilweise doch recht verschlissen, endgültig entsorgen. Oder den
„foodstall“ in der Nähe der City Hall wiederfinden, den Dominik mir gezeigt hatte, um mir dort auch dieses Mal gelegentlich den Bauch zu füllen. Das Essen war köstlich, wie damals, und äußerst günstig und auch mit den Preisen beim Klamottenkauf konnte ich zufrieden sein. In Australien hätte ich für die Hemden plus Hose deutlich mehr bezahlt. Vergleichbare Preise wären nur beim Einkauf in einem OP- oder Salvation Army Shop möglich gewesen. Und daran sah ich, dass es nicht nur ein schöner Traum gewesen war, den ich von einem preisgünstigen Asien geträumt hatte. Wobei Singapur in Asien ja durchaus schon als teurere Stadt anzusehen ist.
Noch einmal nach Singapur zurückzukommen und Ginny, Ihren Sohn und ihre Familie wieder zu sehen ~ auch wenn ich diese Multikulti-Stadt jetzt nicht, wie mal geplant, als Drehkreuz und Ausgangspunkt für weitere Reisen nutzen würde ~ war schon ein guter Abschluss meiner Reise. Es war eine gute Idee, hier quasi ganz relaxt dem kleinen Hüpfer nach Kuala Lumpur und dem gleich folgenden größeren, 14-stündigen Sprung nach London einen 5-tägigen Stopover vorzuschalten. Diese Zeit überlagerte heilsam die vielen Querelen, denen ich mich in meinem Traumland zu stellen hatte und weichte insbes. das Trauma der letzten, für meine schnelle Rückreise ausschlaggebenden Ereignisse in Darwin auf. Sie wollten mir zwar immer noch nicht gefallen, aber ich konnte besser damit umgehen. Und das tat meinem Seelenfrieden doch recht gut.

Als es dann am Do. den 30-sten Juli soweit war, bestieg ich in umgekehrter Reihenfolge die Metro und fuhr in Richtung Airport. Dieses Mal allerdings ohne die Unterstützung eines Mönches. Beim Einchecken stellte sich heraus, dass mir mit meinem Gepäck ein Fehler unterlaufen war, da ich mal wieder die englischen Texte nicht richtig interpretiert hatte und nur 15, statt 20 Kilo gebucht hatte. Und nun musste ich für ein paar Kilo Übergewicht 58 Singapur Dollar löhnen (zu dem Zeitpunkt knapp 30 Euro), die aber in den Komplettpreis meiner Tickets bereits eingerechnet sind. Und dann hieß es warten, da der Flieger erst später starten würde, als vorgesehen. Etwas, was mich schon beunruhigte, da ich nicht wusste, ob es eine und welche Zeitverschiebung es zwischen Singapur und KL gab. Meine innere Lage entspannte sich in dem Moment, als ich heraus fand, dass beide Städte in der gleichen Zeitzone liegen. Allerdings stieg der Adrenalin Spiegel wieder, als ich dann im Airport von KL die Schlange sah, die sich vor den Abfertigungsschaltern in einer schier endlosen Reihe gebildet hatte. Ich befand mich gerade einmal irgendwo in der Mitte, es waren nur noch 45 Minuten bis zum Abflug und eine Info lautete, dass mein Abfertigungsschalter 30 Minuten vor Abflug geschlossen würde. Und wie die meisten Leute in so einer Situation, verlor auch ich das Gefühl für die Zeit.

Da es einfach nicht voran zu gehen schien ~ die Zeit aber raste ~ quatschte ich eine Gruppe von Engländern an, die in der Schleife vor mir schon ein ganzes Stück näher an der Passkontrolle waren und bat darum, mich aus wichtigem Grund in ihre Gruppe aufzunehmen, was auch funktionierte. Und dann stand ich tatsächlich und Gott sei Dank fünf Minuten vor Toresschluss vor dem Air Asia Schalter und checkte problemlos ein.
Ob sie wirklich in den nächsten Minuten ihre Pforten geschlossen hätten, weiß ich nicht, es hat mich auch nicht mehr interessiert, ich war ja drin. Nur das zählte in dem Moment. Von JetStar heißt es nämlich, dass sie gnadenlos dichtmachen. Dabei hatte ich bei meiner Flug-Ablauf-Planung in Darwin gedacht, dass ich mit einem Zeitpuffer von 3 Stunden für den Anschlussflug Zeit genug haben würde. Na ja, hatte ich ja auch, auch wenn es etwas knapp war.
Immerhin hatte ich für den großen Hüpfer die richtigen Buttons für mein Gepäck und meine Verpflegung an Bord gedrückt, so dass ich hier nicht nachlöhnen musste und es mir relaxt auf meinen Platz gemütlich machen konnte. Relaxt deshalb, weil der Sitzabstand zum Vordermann der größte war, den ich je in einem Flieger hatte. Ich konnte ohne mich, bzw. meine Beine zu verbiegen, dieselben übereinander schlagen und auch wieder entwirren. Was ich bei 10700 Kilometern und knapp 14 Stunden Flugdauer schon als recht angenehm empfand. Da war so manche Busfahrt in Asien und Australien nicht nur länger, sondern auch deutlich unbequemer gewesen.

 

Tja, und genau eine Minute vor der Geisterstunde landete ich dann superpünktlich in London auf dem Flughafen Stenton. Pünktlich wie angekündigt um 23:59 Uhr. Dabei hätte mir hier eine Verspätung gut gefallen, da mein Flieger nach Düsseldorf erst um 7 Uhr dreißig in der Früh starten würde, und ich mich so nicht stundenlang in der Halle herumdrücken gemusst hätte. Aber dank der Euros, die mich die ganze Reise begleitet hatten, die hier im Landes des Pfundes immerhin akzeptiert wurden, konnte ich das wenigstens lesend und am Notebook sitzend bei einem Kaffee und später noch mit einer „potato with cream“ tun, auch wenn ich auf diese Weise dann doch noch in den Besitz einiger englischer Münzen kam, da man mir nicht in Euro Cent herausgab. Na ja, komm ich nicht über'n Hund, komm ich über'n Schwanz. Außerdem, wozu gibt es Mars, Snickers und Co. Die ich dann gegen die letzten „coins“ eintauschte Jedenfalls hob die Propeller Maschine dann pünktlich ab und landete genauso pünktlich um 9 Uhr 50 bei schönem Wetter in Düsseldorf, wo ich dann mit der bereits beschriebenen Empfindung konfrontiert wurde, gar nicht weg gewesen zu sein, und mich meine gute Freundin SheeWay und mein alter Kumpel Volker aus meiner Sturm & Drangzeit in Empfang nahmen. Ein gutes Vierergespann, wenn ich das Wetter und meine Empfindungen mit einbeziehe.

Und so war ich nun nach über 91.000 Kilometern, von denen ich incl. Heimweg nur knapp 19.000 in der Luft zurücklegte und 2 x 365 Tagen, von denen 2 Geburtstage waren, wieder mehr oder weniger am Ausgangspunkt meiner Reise angelangt. Nicht mehr vom Fernweh getrieben, aber um viele Erlebnisse und Erfahrungen reicher. Und glücklich darüber, losgezogen zu sein. Aber auch gespannt, wie es werden würde, in einem neuen Ort, mit anderen, ebenfalls neuen Menschen.
Diese 2 Jahre gehören mit zu den besten Dingen, die ich bis heute in meinem Leben gemacht habe. Und das trotz eines Australiens, das nicht dem entsprach, was ich mir davon versprochen hatte. Der Zauber-er-von-Oz müsste ~ wenn es nur danach ginge ~ an und für sich einen anderen Namen bekommen.