Brisbane ~ Queensland
Etappe 59 ~ von Di. 23.12.2008 bis So. 04.01.2009
Unser roter Bus aus der ursprünglichen Rasse der Grauen Hunde (die Greyhound Busse in Darwin waren alle rot, während es in
Brisbane daneben auch die typisch silbergrauen und auch welche in beige mit weiß gab) beendete seine Fahrt dann am frühen Vormittag mitten in Brisbane am Busbahnhof ~ endlich mal wieder ein
Busbahnhof, der nicht irgendwo draußen am Arsch der Welt lag ~ nicht ohne zuvor noch ein paar Stunden durch eine Landschaft gefahren zu sein, die sich noch einmal von dem unterschied, was ich bis
dahin in Australien zu Gesicht bekommen hatte. Sie schien noch deutlicher an Landschaften in Europa adaptiert zu sein und hätte auch gut irgendein Stück aus deutschen Landen sein können.
Allerdings aufs Beste von der Sonne verwöhnt, dabei trotzdem saftig grün und keine Spur vertrocknet. Ordentlich ausstaffiert mit Häusern, Zäunen, Kirchen, Hügeln, Teichen, Bäumen, Büschen, Autos,
Menschen und allem, was eine westlich orientierte und zivilisierte Gegend halt auszeichnet. Nichts schien dem Zufall überlassen zu sein, alles war wie eine Parklandschaft durchgestylt, bzw.
wirkte wie aus dem Modelleisenbahn Katalog.
Nach all den herrlich chaotischen Eindrücken, die Asien hinterlassen hatte, musste ich mich daran erst einmal wieder gewöhnen. In Brisbane kamen dann nur noch die Hochhäuser dazu und natürlich
der Brisbane River. Und so sah auch diese Stadt so absolut westlich aus, wie nur irgendeine Stadt bei uns. Wenn auch immer wieder mit kleineren und größeren Häuschen mit Zuckerbäcker Fassaden
gemixt, die noch aus der Frühzeit Brisbanes stammten Und das oft auch durch eine Jahreszahl 18-hundert und ... kundtaten. Allerliebst, jedes Touristenherz konnte nur höher schlagen. Na ja, ich
will mal nicht lästern, gefallen hat es mir ja auch. Insbes. diese Kontraste zwischen ihnen und den modernsten Gebäuden, die sie meistens um ein X-faches überragten, manchmal fast erschlugen. Es
ist schon ein Bild für die Götter ~ oder auch einen einzigen ~ wenn eine normal große Kirche im neogotischen Stil von Hochhäusern umzingelt da steht und nun wie ein Modellkirchlein wirkt.
Aborigines schien es hier nicht zu geben ~ obwohl es ein paar Läden gab, die ihre Kunst anboten ~ jedenfalls bekam ich keine zu Gesicht, auch abends nicht, wie zuvor in Darwin. Vielleicht gibt es
sie hier ja nur weiter im Hinterland.
Aber gut anzuschauen war die Stadt auf jeden Fall, und sie machte einen lebendigen Eindruck, auch wenn ihr das richtige Großstadtflair fehlte. Sie hatte etwas Gemütliches, und der Fluss mit
seinen Windungen und den an ihm entlang führenden Fuß-, Radwegen und Straßen, riss es raus, denn diese Szenerie hatte eine ganz spezielle Wirkung. Vielleicht auf Grund der Mäander, die man dem
Fluss nicht aberzogen hatte und die man immer wahrnahm. Und dazu gehörten auch die Parkanlagen und Museen, die ihn säumten, und die vielen Brücken und Brückchen, die ihn überspannten ~ eine
weitere war gerade im Bau ~ und die Boote und Bötchen auf ihm, das alles komplettierte das Bild fast zu einer Postkarten Idylle. Es gab sogar eines ganzes Areal am Fluss ~ South Park ~ das der
Freizeit Gestaltung gewidmet war, mit Schwimmbädern, die nicht wie typische Schwimmbäder aussahen und vor allem, nicht eingezäunt oder sonst wie abgegrenzt waren. Man hatte sie so angelegt, dass
sie aussahen, als wären es Teiche, die sich über Bachläufe miteinander verbunden, zu einer großen Teichlandschaft aneinander reihten. Es gab flache und tiefere Stellen für die unterschiedlichen
Ansprüche, für Kinder, Nichtschwimmer und Schwimmer. Selbst Wasservögel durften sich hier tummeln. Außerdem gab es überall Grillplätze ~ etwas, was in Australien zum öffentlichen Standard gehört
~ an denen auf Gasgrills jeder brutzeln konnte, was er wollte und bis auf die eingestreuten Lokale war der ganze Spaß kostenlos für die BBs (Brisbaner Bürger und Zugereiste) zu haben.
Entsprechend gut wurde das Ganze auch genutzt, ohne überlaufen zu wirken. Und da wir ja bereits mächtig auf Weihnachten zusteuerten, fanden hier abends bereits die ersten Barbeque-Weihnachtsfeten
statt und die Menschen an den Grills liefen mit den typischen roten Zipfelmützen durch die Gegend. Ähnliches geschah in den Einkaufsstraßen der Stadt, da auch hier alles längst auf Weihnachten
getrimmt war. Man ist halt nirgendwo mehr vor diesem Rummel sicher. Aber wenigsten dudelten hier keine der gängigen Weihnachtslieder mit chinesischen Texten, wie bei meinem ersten Reise
Weihnachtsfest in China.
Wir hatten unser Gepäck am Busbahnhof in einem Schließfach deponiert, um erst einmal die Lage zu peilen und ein halbwegs preiswertes Hostel zu finden. Leider gab sie hier zu Darwin eine weitere
Preissteigerung, so dass meine Panik wieder auffrischte, die sich auf der Fahrt bis zu unserer Panne nahezu aufgelöst hatte. Sie begann sich sogar noch zu verstärken und es baute sich ein Gefühl
auf, das mir einzureden versuchte, dass ich es bei diesen Preisen nie schaffen würde, mit meinen Talern über die langen Runden meines australischen Wunschjahres zu kommen. Wie auf großen
Transparenten mit eindringlichen Leuchtlettern schien diese Botschaft drohend über Brisbane und gesamt Australien zu hängen. Verdammte Falle aber auch. Und um das Ganze noch etwas komplizierter
zu gestalten, lief zum Jahresende meine DJH Karte und meine Eurocard aus. Und parallel dazu hatte mir meine VOBA mitgeteilt, dass ich auch ein neues TAN Erzeugungsgerät brauchte, weil sie mal
wieder an den Sicherheitsbestimmungen herum gefeilt hatten. Alles neu machte nun nicht der Mai, sondern der Januar. Und so stand mir der ganze Aufwand bevor, den es nun mal bedarf, um diese Dinge
schnellst möglich und vor allem unbürokratisch von D nach A zu bekommen. Denn ohne diese wichtigen, vor allem aber gültigen Hilfsmittel, würde mein Konto ab dem 01.01-en streiken. Wie ich auch
ohne die DJH Karte erst einmal auch auf etliche Vergünstigen verzichten müsste. Gott sei Dank hatte ich die glorreiche Idee, noch schnell am letzten Tag des Jahres die Taler von meinem normalen
Giro Konto auf mein Kreditkarten Konto bei der DKB zu schubsen, so dass ich wenigstens an meine Talerchen heran konnte und etwas mehr Zeit für den Versand gewonnen hatte. Und das Risiko des
unbürokratischen Weges war ich bereit zu tragen. Und so war für mich klar, dass die Dinge sicherheitshalber auf zwei wattierte Kuverts verteilt werden sollten, um dann ~ für 2,20 Euro per
Luftpost ~ da sie wahrscheinlich nicht schwerer als 50 Gramm sein würden ~ auf die lange Reise gebracht zu werden. Bürokratisch hätte das Ganze bei der DHL und artverwandten Firmen 50 Euro pro
Brief kosten sollen, und für dererlei Geldschöpfungsklimmzüge habe ich nun mal absolut nichts übrig. Aber das wird eine Aktion, die erst im Neuen Jahr starten und in Sydney über die Bühne gehen
kann, da ich dazu mal wieder eine etwas längere Zeit an einem Ort verweilen muss, und Sydney bietet sich nun mal dazu an.
Mehr Zeit würde ich auch benötigen, um endlich so etwas wie
einen funktionierenden Schlachtplan auf die Reihe zu bekommen, wie ich hier mit meinen Penunzen klar kommen könnte. Die zündende Idee gab es noch nicht, denn alles, was ich bisher probiert hatte,
war (noch) nicht wirklich von einem Erfolg gekrönt, der mich rosiger in die Stadtlandschaft Brisbanes, bzw. in die Zukunft schauen ließ. Ich hatte mich sogar schon auf zwei Job Angebote im
Internet beworben ~ obwohl ich eigentlich nicht vorgehabt hatte zu arbeiten ~ die aussahen, als wenn es BAT Jobs ~ Bar auf die Tatze ~ sein könnten. Aber ein Angebot antwortete nicht einmal und
das andere sagte ab, weil ich nicht lange genug zur Verfügung stehen würde. Auch das mit den „lifts“, den Mitfahrgelegenheiten, gestaltete sich nicht. Bei
den wenigen Angeboten Richtung Sydney ~ gerade mal 2 Stück an der Zahl ~ kam ich zu spät. Sie waren entweder bereits unterwegs oder hatten schon jemanden gefunden. Aber auch in andere
Fahrtrichtungen tat sich nichts, so dass ich mich fragte, wer das Märchen von der guten Gelegenheit eines lifts verbreitet hatte, denn auch in Darwin sah es damit ja schon genauso mager aus. Und
das, obwohl ich auch hier in die anderen Hostels gelatscht bin. Vielleicht war ich aber auch nur zum falschen Zeitpunkt am falschen Platz. Ähnlich sah es auch bei den
„relocation cars“ aus. Um die Dinger muss man sich anscheinend mindestens 14 Tage vorher bemühen, denn als ich mich 6 Tage vor den angegebenen Abfahrtstagen bei den Firmen meldete, waren die 3
Camper Vans, die nach Sydney sollten, bereits vergeben. Und damit stand ich vor dem nächsten Punkt, der mir nicht gefallen wollte. Nämlich dem, dass ich, wenn ich diese Möglichkeit nutzen möchte,
schon zwei oder gar drei Wochen früher in die Hufe kommen und mich festlegen muss, wann und wohin ich weiter ziehen möchte. Mein In-den-Tag-hinein-leben würde damit bis zu einem gewissen Grad
torpediert und versenkt. Denn damit war es nicht mehr möglich, spontan am nächsten Morgen weiter zu ziehen oder mich für ein anderes Ziel zu entscheiden. The western way of life ~ vor dem ich so
lange mit Erfolg ausgebüxt war ~ holte mich auf allen Ebenen voll wieder ein. Vor allem aber musste ich es schaffen, wieder zu meiner inneren Ruhe zurück zu finden, was mir bisher jedenfalls noch
nicht so richtig gelungen war. Meine diesbezüglichen Erfahrungen mit zu wenig Knete ~ als damals in meinem Leben alles den Bach herunter gegangen war ~ hatten sich wohl tiefer in meine Matrix
eingebrannt, als ich vermutet hatte. Jedenfalls war es mir erst einmal unmöglich geworden, in der gleichen unbeschwerten Weise mit meinen Talern umzugehen, wie zuvor in Asien. Es lähmte mich
sogar in einer bisher nicht bekannten Art und Weise, so dass ich alles von der Tagesordnung strich, was auch nur annähernd nach einer etwas größeren Ausgabe aussah. Schließlich wollte / musste
ich ja herausfinden, mit welchem Sockel Betrag ich hinkommen würde und was dann noch für irgendwelche Extras übrig blieb. Das Ergebnis, von Brisbane und Umgebung habe ich nicht viel gesehen, mir
stand der Sinn nicht danach und so konnte ich mich auch zu nichts aufraffen. Selbst zu den preiswerteren Dingen nicht, wie einer simplen Bootsfahrt mit der City Cat ~ einer Doppelrumpffähre ~
rauf und runter auf dem Brisbane River reichte meine Energie nicht. Und als ich es an meinem letzten Tag dann doch noch tun wollte, nieselte es prompt so unangenehm und permanent, dass die Fahrt
buchstäblich ins Wasser fiel, und ich mich stattdessen meiner Lieblingsbeschäftigung hingab und mich wieder in die Library hockte, um mich im Internet zu tummeln. Auch das ist
etwas ~ wie man mir sagte ~ was es in jedem Ort gibt. Suche die Bücherei, denn dort kannst Du kostenlos ins Internet. Und bei den Preisen hier, von 4 oder gar 6 Dollar pro Stunde, lässt sich bei
meinen Internet Gewohnheiten schon einiges einsparen.
Von meiner allgemeinen Stimmung waren auch das Weihnachtsfest und Sylvester betroffen. Ich konnte noch weniger damit anfangen, als sonst. Bis auf die leidigen
„Merry Christmas“ Sprüche, hatte ich mit Merry nix am Hut. Sylvester allerdings, ließ ich mich dann doch von Kim, einem jungen Kanadier mit deutschem Vater und grönländischer Mutter überreden,
zusammen mit ihm und den anderen auf der Dachterrasse bei Wein, Weib und Gesang auf den Jahreswechsel zu zu steuern und gegen 23 Uhr 30 dann zur Victoria Bridge zu wandern, um das
mitternächtliche Feuerwerk zu bewundern. In meinem Depri-Zustand hat mich das allerdings alles nicht vom Hocker reißen können, aber immerhin war ich nun zum zweiten Mal früher im Neuen Jahr, als
meine Leute in Deutschland, und zwar ganze 9 Stunden. Als es für mich so weit war, wurden in Deutschland noch die letzten Knaller gekauft, ein spätes Mittagsschläfchen gehalten oder was weiß ich.
Hier wurde zwar schon in unserem Sinne in ähnlicherer Form Sylvester gefeiert, als seinerzeit in Hanoi, aber dennoch war es kein Vergleich zu dem bei uns üblichen Geknalle, Gemache und Getue. Es
gab nur dieses Feuerwerk und mehr nicht. Ich sah und hörte nicht einen einzigen Feuerwerkskörper, der irgendwo neben diesem offiziellen Spektakel das Neue Jahr begrüßt hätte. Nothing, de nada,
nichts, über Brisbane gab es nur den dunklen Himmel und das wars. Kein großes Geschrei, ein bisschen Geknutsche bei den Pärchen, alles nicht gerade beeindruckend. Vielleicht auch deshalb, weil
das Thema Alkohol völlig anders gehandhabt wurde. Während man bei uns ja durchaus während der Knallerei eine oder mehrere Pullen Sekt mit nach draußen schleppt und vielleicht sogar schon einen im
Timpen hat, war hier nichts davon zu spüren oder zu sehen, denn es ist verboten ~ soweit ich das spitz gekriegt habe ~ im öffentlichen Raum Alkohol zu trinken oder angetrunken herum zu torkeln.
Ein paar Leutchen aus unserem Hostel erzählten später dann auch, dass sie zwar ein paar Flaschen in Tüten dabei gehabt hätten, aber von der Polizei ~ die wissen wollte, was in den Tüten sei ~ mit
Nachdruck aufgefordert wurden, das gute Zeug dem Rinnstein zu überlassen. Da flossen sie hin, die Prozente, die sie sich an und für sich hinter die Binde gießen wollten. Alkohol kann man eh nicht
überall kaufen wie bei uns. Es gibt spezielle Bottle Shops, in denen man sich eindecken kann, wenn man denn will und nicht in ein entsprechend lizensiertes Lokal gehen möchte. Und lizensiert muss
es sein, sonst muss man seinen eigenen Stoff mitbringen, wenn man z.B. zum Essen etwas anderes als Wasser oder andere Soft-Getränke trinken will. BYO, steht dann draußen
dran, „Bring Your
Own“. Auch im Supermarkt oder am Kiosk fragt man vergebens
nach Alkoholischem, wie ich bemerkte, als ich mir für den Sylvester Abend ein Fläschchen vom guten australischen Roten holen wollte. Ich taperte zweimal durch alle Gänge im Supermarkt, und
glaubte schon, dass ich Tomaten auf den Augen hätte, bis ich dann von einer Verkäuferin erfuhr, dass ich hier am falschen Ort suchte. Mir fielen sogar Straßen auf, an deren Anfang ein Schild
stand ~ wie bei uns vor einer Spielstraße o.ä. ~ mit dem darauf hingewiesen wurde, dass hier das Alkoholtrinken verboten sei. Auf der Straße, nehme ich mal an, nicht in den Häusern. Keine Ahnung
warum es in der einen Straße verboten war, und in der nächsten Straße anscheinend erlaubt, denn dort gab es ja kein Schild. Seltsam, seltsam. Da ich selber ja aber eher weniger zum Allohohl
neige, war mir das ganze Theater darum ziemlich egal. Und die Schnappsdrosseln ~ Backpacker, wie Einheimische ~ wussten eh, wie sie es anzufangen hatten und deckten sich entsprechend an den
entsprechenden Stellen mit dem Zeug ein, um es dann an entsprechender Stelle zu trinken. Auch in vielen Hostels herrscht komplettes Alkoholverbot, einschließlich auf dem Zimmer. Erwischt werden
bedeutet den sofortigen Rausschmiss. In anderen wiederum, kann man Bier oder auch die guten Wein Tetrapacks mit 2 oder 3 Litern kaufen. Manchmal stehen letztere sogar abends in beschränkter Menge
zur freien Verfügung im Küchenbereich, ähnlich wie Toastbrot und Marmelade zum Frühstück. Betrunkene Backpacker habe ich dennoch auch in diesen Hostels nicht gesehen. Irgendwie scheinen die
Kampftrinker anders unterwegs zu sein. Und das finde ich gut.
Da für mich klar war, dass mich das Neue Jahr nicht mehr allzu lange in Brisbane sehen würde, überlegte ich, wie und wohin ich als nächstes wollte. Die Ostküste weiter hoch nach Norden,
Great Barrier Reef, Frazer Island, Cairns usw. wollte ich nicht, obwohl
sicher reizvoll, da z.Z. nicht überlaufen. Aber das hätte bedeutet, mich wieder in die schwülen 35 Grad des tropischen Bereichs Australiens begeben zu müssen. Das würde ich lieber ein anderes Mal
machen wollen. Im Moment war mir mehr nach den um einiges gemäßigteren Temperaturen. Also kam nur Richtung Süden, und damit Sydney in Frage. Denn auch die Überlegungen, ob ich unterwegs den einen
oder anderen Zwischenstop in Surfers Paradies, Byron Bay o.ä. machen sollte, hatte ich schnell abgehackt, nachdem ich erfahren hatte, dass das ganze Küstenstück runter bis Sydney mehr oder
weniger in Surferhand und eine Big Party Aerea ist. Und nach derartigem Rummel stand mir der Sinn nun weiß Gott nicht die Bohne. Mir reichte es schon, dass sich an der Ostküste scheinbar mehr
westliche Touristen als Australier befanden. Und wie ich dann später vom Busfenster aus während der Fahrt sehen konnte, war das eine gute Entscheidung. Diesen flippigen Trubel musste ich nicht
haben. Aber dennoch wollte ich natürlich nach Sydney, in dem mich kaum etwas anderes erwarten würde.
Da aber weder meine Bemühungen um einen lift oder ein relocation
car erfolgreich waren, blieb nur der Bus. Zuvor hatte ich von Lars und Maria erfahren, dass sie mit einer anderen, preiswerteren Gesellschaft gefahren waren. Und so klopfte ich die Möglichkeiten
ab, um festzustellen, dass es auch Greyhound preiswerter konnte, denn für meinen geplanten Abfahrtssonntag hatten sie einen „special price“ im
Angebot, der immerhin um die 50 Dollar unter dem normalen lag. 88 Dollar sollte das Ticket dennoch kosten, während es bei der anderen Gesellschaft, der Premier Motor Service ~ was ich gleich zu
PMS abkürzte und damit zum Prämenstruellen Syndrom umbaute. Kein feiner Zug, klar, und deshalb habe ich es dann ja auch für mich behalten ~ 93 Dollar kosten sollte. Allerdings fragten sie
mich „Do you have a seniors
card?“ und akzeptierten auf mein Ja dann sogar meine deutsche,
was hier in DU bisher noch nie funktioniert hatte, womit sich der PMS Preis dann auf traumhafte 83 Dollar reduzierte. Dafür waren dann die Sitze zum Schlafen zwar weniger bequem, als die
Greyhound Sitze und es gab in der Bustoilette kein Toilettenpapier, was im Greyhound Bus nach Brisbane reichlich zur Verfügung gestanden hatte. Aber man kann halt nicht alles auf einmal haben und
was ein anständiger Backpacker ist, der hat zwar keinen Sitz, aber etwas Papier für den Fall des Falles im Gepäck. Ähnlich bestimmter Autofahrer, die ihre Rolle schön behäkelt auf der
rückwärtigen Ablage spazierenfahren. Na ja, meine steckte nicht ganz so stilvoll nur in einer vornehm schwarzen Plastiktüte.
Auch auf dieser Fahrt fuhren wir durch Landschaften, die an alles erinnerten, nur nicht an Australien. Eine wunderschöne Hügellandschaft mit alm-ähnlichen Wiesen, auf denen Bilderbuchkühe grasten
und dichte Wälder mit hohen, ausladenden Bäumen, die, wenn man den Wald vor lauter Bäumen nicht näher sah, aussahen wie bei uns. Nur dass es eben bei näherem Hinschauen andere Bäume waren. Alles
in allem eine geleckte Landschaft, wie ich sie lange nicht mehr gesehen hatte. Irgendwie verstärkte sich mein Empfinden, dass die Ostküste nicht wirklich mein Ding werden würde. Und vielleicht
ist es gut so, dass ich sie nun am Anfang sehe und nicht zum Schluss, wie an und für sich geplant. Hier war mir alles viel zu perfekt und nicht das Australien, das ich im Sinn hatte. Und perfekt
war dann auch das Timing unserer Ankunft in Sydney, morgens um 4 Uhr 30 Brisbane Zeit, während Sydney schon eine Stunde weiter war, was ich aber zu dem Zeitpunkt noch nicht wusste. Die Sonne ging
auf und tauchte alles in ein warmes orangerotes Licht, dass die Straßenschluchten geheimnisvoll ausleuchtete oder in Schatten hüllte, je nachdem, in welcher Himmelsrichtung sie verliefen. Und
dann fuhren wir über die Harbour Bridge und das Opernhaus wurde von dieser Morgensonne illuminiert. Wow, diesen Anblick werde ich wohl nicht vergessen, auch wenn es unmöglich war, dieses Bild mit
der Kamera festzuhalten, weil es bedingt durch die Fahrt nur kurz aufleuchtete, wie in einem Zeitraffer. Das nenne ich eine Begrüßung. Welcome Sydney.
Brisbane Fotos