Alice Springs
Etappe ~ vom Mi. 01.07. bis So. 05.07.2009
Alice ~ die Stadt am meistens trockenen Todd River, hier kommen im Jahr normalerweise gerade mal 290 Millimeter Niederschlag runter ~ ist von Anfang an eine weit vom
Geschehen entfernte Außenstation gewesen und ist es irgendwie auch heute noch. Wobei die alte Telegrafenstation und das Wasserloch, das Alice Springs nach der Frau des ersten Telegraphisten
getauft wurde, ein paar Kilometer außerhalb der heutigen Stadt liegen. Aber auf den alten Fotos ist zu sehen, dass es damals immerhin dort soviel Wasser gab, dass die Menschen dort baden und von
den Felsen kopfüber ins kühle Nass springen konnten. Heute starten von Alice viele Outback Trips und die Fahrten zum Uluru (Ayers Rock), den Olgas (Kata Tjuta) und zum Kings Canyon. Und wenn es
hier richtig regnet, bleibt kein Auge trocken, und es kommen Kubikmeter pro Sekunde herunter und es kann passieren, wie zum letzten Mal in den späten Achtzigern, dass alles meterhoch unter Wasser
steht und / oder auch komplett weg gespült wird.
Von der YHA aus waren es nur ein paar Meter bis zum River und es war schon ein seltsames Gefühl, durch das Flussbett zu laufen und statt Wasser, Sand zwischen den Zehen zu spüren. An meinem
vorletzten Tag in Alice habe ich sogar 3 oder 4 Regentropfen pro Quadratmeter zählen können, ansonsten war der Winter hier schöner als bei uns im allgemeinen der Sommer. Abends, nachts und
morgens war es kalt, so dass meine Fleecejacke + Socken + angezipte Hosenbeine durchaus als Kleidungstücke in die enge Wahl kamen. Aber ca. ab 10 Uhr war das alles überflüssig, denn dann stieg
die Tagestemperatur langsam aber sicher auf 26 oder 28 Grad. Für mich bereits ausreichend, um Sonnenschutzcreme + Schlapphut wieder zum Einsatz kommen zu lassen.
Zuerst sah es auch in Alice so aus, als wenn meine Lift Suche zum Uluru usw. erfolglos bleiben würde. Aber dann meldeten sich auf einen Schlag drei Leutchen auf meinen Zettel. PJ = Pieter-Jan,
ein junger Holländer (21), und Amelia (26) und Margret (29) aus Hongkong. Die drei waren schon ein Stück zusammen gereist und stellten es sich auch vor, dass es besser und interessanter sei, mit
einem Auto durch die Gegend zu fahren, statt mit dem Bus. Und da die Chemie stimmte, suchten wir nach einem geeigneten Auto, bzw. einer geeigneten Vermietungsfirma. Leider war mal wieder
irgendein „public holiday“ + Wochenende, so dass jede Agentur müde lächelnd abwinkte und uns auf Tage später vertröstete. Auch die Preise hatten es in
sich. Und beinahe wäre unsere gute Idee an diesen Hürden schon wieder gestorben, als Amelia auf den Gedanken kam, dass wir doch mal bei der Touristen Information nachfragen sollten. Tja, was soll
ich sagen? Es war kaum zu glauben, aber dort fand man bei Hertz für uns ein Auto für den nächsten Tag, wo wir doch nur wenige Minuten zuvor vertröstet wurden und das auch noch zu entschieden
besseren Konditionen. Als hätte diese Institution ein besonderes oder eigenes Kontingent. Waren wir zuvor bei unseren Anfragen von einem Wagen in der Größe eines Toyota Starlets o.ä. ausgegangen
~ weil so ein kleiner Wagen halt der günstigste in den Flotte war ~ bekamen wir jetzt einen großen Toyota Camry angeboten und das sogar noch etwas unter dem Preis, den wir ursprünglich für den
Kleinwagen zahlen sollten. Außerdem gab es nun „unlimited kilometres“ , während wir bei Hertz selber und allen anderen Firmen jeden Tag nur 100 Kilometer frei hatten. Wir haben dann gaaaanz schnell zugeschlagen, verzichteten nach (m)einer kleinen, aber
feinen Versicherungsberatung auf den Abschluss einer Zusatzversicherung, die jeder Autovermieter seinen Kunden gerne aufschwatzt und bezahlten für unsere Reiselimousine für 6 Tage auf diese Weise
gerade mal 464 Dollar, zusätzlich der Spritkosten. Und so waren es dann zum Schluss für jeden von uns etwas um die 160 Dollar. Für diesen Betrag waren wir frei, konnten hinfahren, wohin wir
wollten und wann. Ein kleines Beispiel aus der näheren Zukunft soll das zeigen. Um das „Valley of the Winds“ und den Sonnenaufgang bei den Olgas (Kata
Tjuta) zu erleben, sind wir reichlich früh los gegurkt und haben dann nur andächtig den spektakulärsten Sonnenaufgang bestaunen können, den es für jeden von uns bis zu dem Zeitpunkt zu bestaunen
gab. Erst eine halbe Stunde später kam dann der erste Tour Bus, genau passend, um nichts mehr davon mit zu kriegen. Alles klar? Okay, die Teilnehmer hatten wahrscheinlich keine Ahnung, was ihnen
trotz der vielen Dollar, die sie bezahlt hatten, entgangen war. Aber genau das ist es, was auf jeder gebuchten Tour zwangsweise immer wieder passieren wird / muss. Du bist einfach unbeweglich in
das Korsett der Busgesellschaft gezwängt. Und dieses Korsett ist dann im günstigsten Fall hier in Alice für knapp 300 Dollar zu haben.
Für mich hatte Australien jedenfalls kaum etwas Besseres zu bieten, als mit dem eigenen Auto unterwegs zu sein. Das wäre allenfalls noch durch einen Campervan ~ und den am besten mit 4WD ~ zu
toppen, um so richtig ins Outback fahren zu können.
Fast hätte ich kurz zuvor sogar ein solches Angebot von einem anderen Australier angenommen. Er wollte mit seinem Geländewagen plus entsprechender Ausrüstung die ca. 4600 Kilometer von Alice nach
Perth quer durchs Outback fahren und suchte dafür einen Mitfahrer mit „driving
license“.
Ein reizvolles Unterfangen, das mich mächtig lockte, aber der Bursche hatte den Ehrgeiz, diese Riesenstrecke über die endlosen Holperpisten in 5 Tagen zu erledigen. Als ich das erfuhr,
entwickelte sich der Trip zu einem Ding, das mich nicht mehr reizte.
Nur gut, dass ich diese Rallye Alice / Perth abgesagt hatte, mir wären sonst die 6 Tage mit Amelia, Margret und PJ entgangen. Und diese Zeit ist nun die Zeit, die ich am wenigsten missen möchte,
von meiner gesamten Australien-Zeit. Es war einfach wunder-, wunderschön, interessant und lustig und hatte alle Qualitäten, die ich mir für meine gesamte Australien-Zeit gewünscht, aber nicht
bekommen habe. Ich hätte etwas darum gegeben, wenn wir in dieser Besatzung hätten weiterreisen können. Gab es doch von Anfang an das Empfinden, als würden wir uns schon lange kennen. Wir konnten
entsprechend rumblödeln ~ ein ganz wichtiger Faktor ~ miteinander lachen oder ernst sein, um die Dinge zu entscheiden, die es nun mal auch in einer Vierer-Gruppe zu entscheiden
gibt.
Alles so, wie es gebraucht wurde, auf unserem Round-Trip von Alice to Alice.