Mit Bus, Bahn & Schiff nach Australien usw!

 

Relocation Cars ...

 

... können normale Autos, Fahrzeuge mit 4-Rad Antrieb oder Wohnmobile mit oder ohne Allrad Antrieb sein, die im Auftrag von Auto-Vermietungsfirmen von A nach B gebracht werden müssen. Es ist ~ wenn man das Glück hat, so ein Gefährt buchen zu können ~ eine etwas andere, aber preiswerte Art der Weiterreise. Insbesondere wenn es ein Wohnmobil ist, mit dem man zu mehreren unterwegs sein kann.

 

Etappe 58 ~ von Fr. 19.12. bis (ursprünglich geplant) Fr. 26.12.2008

 

Wie schon gesagt, konnte ich dem Kribbeln, das das Angebot von Lars auslöste, mit einem großen Wohnmobil von Darwin nach Sydney zu fahren, nicht widerstehen. Innerhalb von Sekunden warf ich mein Vorhaben über den Haufen, zuerst Richtung Broome und dann weiter nach Perth zu ziehen und sagte JA zu dieser neuen Erfahrung. Allerdings wusste ich da noch nicht, auf was für eine Art Erfahrung ich mich da eingelassen hatte. Genauso wenig, wie ich wusste, wo ich denn am 26-sten, dem zweiten Weihnachtstag, und die weiteren Tage bis über den Jahreswechsel mein müdes Haupt in Sydney betten sollte. Waren doch auf Grund der bevorstehenden Feiertage und New Years Eve” alle halbwegs preiswerten Hostels bereits ausgebucht ~ teilweise bereits seit Monaten ~ und nur noch Betten jenseits der 80 Dollar Marke verfügbar. Aber darüber würde ich mir Gedanken machen, wenn es soweit war, bzw. von unterwegs aus Kontakt zu den Klöstern in und um Sydney aufnehmen, deren Adressen mir meine Schwester ~ eine Benediktiner Nonne ~ einschließlich Empfehlungsschreiben mit auf Reise gegeben hatte. Mein Vertrauen war wieder einmal grenzenlos, auch wenn die Fahrt von Anfang an unter keinem guten Stern zu stehen schien.

Lars sollte das Auto um 8 Uhr übernehmen und rechnete damit, das er spätestens gegen 9 Uhr mit dem Wohnmobil wieder zurück sein würde. Das war er auch, nur ohne das Gefährt. Es hatte Probleme mit der Klimaanlage und dem Kühlschrank gegeben, die erst behoben werden sollten. Aber gegen 14 Uhr sollte es dann soweit sein. Es wurde 14, 15, 16 und 18 Uhr, bis wir es dann in unseren Händen, bzw. unterm Hintern hatten. Dieses Mal war ich mit zum Apollo Büro gefahren, weil ich als zweiter Fahrer mit eingetragen werden musste. Mein rosa Führerschein wurde problemlos akzeptiert, schließlich stand ja in diversen Sprachen drauf, dass es eine internationale
Driving Licence” war. Allerdings funktionierte die Fahrzeug Klimaanlage während der Fahrt immer noch nicht, und auch das Radio gab keinen Ton von sich, da die Batterie abgeklemmt worden war und man den Code zur Aktivierung nicht parat hatte. Na ja, dass wir keine Musik hatten, war nicht weiter tragisch und offene Fenster würden die Temperaturen schon erträglich machen. Zumal zumindestens nachts, wenn wir einen Stellplatz mit Strom haben würden, das separate Klimagerät mit 240 Volt betrieben werden konnte. Wenigstens funktionierte der Kühlschrank auch mit 24 Volt, so dass unser Lebensmittelvorrat gekühlt erden konnte. Also juckelten wir kurz nach 18 Uhr los, nicht ohne noch festzustellen, dass der Tank nahezu leer war und erst einmal die nächste Zapfsäule angesteuert werden musste. Irgendwie waren wir schon etwas stinkig, dass man das Fahrzeug nicht am Tag zuvor bereits überprüft und fertig gemacht hatte. Aber an einem Freitag war es hier wie bei uns, Mittags ist Feierabend und keiner hat mehr richtig Lust. Wir fuhren aber auch mit dem Wissen los, dass wir an dem Tag nicht mehr weit kommen würden, da das Auto lt. Firmen Bestimmungen im Dunklen nicht gefahren werden durfte, weil die Gefahr eines Zusammenstoßes mit einem Känguru, einer Kuh, einem Wildschwein oder auch einem Pferd ~ oder je nach Gegend im Outback auch mit einem Kamel ~ zu groß ist. Und wie zur Bestätigung sahen wir im Laufe unserer Fahrt jede Menge Kadaver links und rechts und auf der Straße liegen. Der größte war eine Kuh. Muuuh.

Wir fuhren bei Regen los, weil es in Darwin auch an diesem Tag ~ wie schon die letzten drei Tage zuvor ~ ununterbrochen gepladdert hatte, um dann festzustellen, als wir einen Stellplatz ansteuern mussten, weil es inzwischen stockdunkel war, dass es im hinteren Bereich, genau dort, wo ich mein Bett aufbauen wollte, rein geregnet hatte. Gott sei Dank in Maßen, so dass zumindest eine Hälfte der Liegefläche ~ die, wie in Wohnmobilen oder Wohnwagen üblich, aus der Sitzbank und der Tischplatte gebaut werden musste ~ trocken blieb. Was sich aber im Laufe der Nacht noch leicht ändern sollte. Und zwar durch das Klimagerät, das das Kondenswasser nicht nach Außen abgab, sondern nach innen auf die linke Seite meines Schlafplatzes. Das lag daran, dass wir im Dunkeln nur einen leicht schrägen Platz mit dem Gefälle in die falsche Richtung gefunden hatten, weil die eigentlichen Stellplätze unter Wasser standen. Ich wurde nachts dann wach, weil ich immer wieder kleine Wassertröpfchen zu spüren glaubte und der Sache auf den Grund gehen wollte. Ich hatte mich leider nicht getäuscht, denn von dem Gerät platschte es auf den Alcantara Bezug des Polsters, das einen Teil der Matratze bildete, und der Tropfen zerteilte sich in viele kleine Tröpfchen, die dann auf mir landeten. Tja, ab diesem Moment musste ich natürlich auf das Kühle spendende Gerät verzichten, was uns für den Rest der Nacht saunaähnliche Bedingungen bescherte. Entzückend. Und das entwickelte sich am Morgen noch entzückender weiter. Aber jetzt in die richtige Richtung. Denn hörte es auf zu regnen, und da wir uns auf dem Stuart Highway Kilometer um Kilometer von Darwin in Richtung Mitte / Alice Springs ~ dem heißen Herzens Australiens ~ entfernten, blieb das auch so. Allerdings mit der Zugabe eines weiteren Temperaturanstiegs, der dafür sorgte, dass unsere natürlich Klimaanlage, die offenen Fenster, nur noch warme ~ was rede ich da? ~ trockene heiße Luft spendierte. Es war das erste Mal auf meiner Reise, dass ich auch dieses Phänomen der trockenen Hitze kennen lernte, bisher war es
immer nur schwül heiß gewesen. Wir vermuteten mangels Thermometer, dass es im Schatten 40 Grad haben dürfte und in der Sonne mindestens noch 10 Grad mehr. Stellenweise kam ich mir wie unter einem Brennglas vor. Und hier wurde mir auch zum ersten Mal so richtig klar, warum man bei solchen Überlandfahrten genügend Wasser dabei haben sollte, denn ich, der normalerweise immer zu wenig trinkt, habe gesoffen wie ein Pferd. Wobei das Wasser in unseren Flaschen langsam aber sicher mindestens Badewassertemperatur annahm. Ich musste bei jedem Schluck an die Trinkempfehlung des Ayurveda denken, bei der warmes oder gar heißes Wasser getrunken wird. Trotz der Hitze und des warmen Wassers kamen wir aber gut voran auf der leeren und einzigen Straße gen Süden, die sich oft kilometerlang schnurgerade durch die Landschaft zog. Nur hin und wieder mal ein Road Train ~ einer dieser bis zu 50 Meter langen LKW's mit drei oder gar 4 Anhängern, die mit 120 Kmh durch die Gegend rauschen dürfen und es auch tun ~ oder ein anders Auto, das war's. Echsen und kleinere Warane kreuzten immer mal wieder die Straße, ein paar Emus rannten neben uns her und einmal sah ich gar ein Kasuar Pärchen, klar erkennbar am blau-roten Kamm des Männchens. Da musste wohl Paarungszeit sein, denn die Vögel sind ~ soweit ich weiß ~ außerhalb dieser Zeit Einzelgänger. Wobei Vatern nach vollbrachter Tat dann auch den Nachwuchs alleine großzieht. Dieser große Emu ähnliche Vogel ist saugefährlich, weil er Menschen angreift, wenn sie ihm zu nahe kommen und unsereins mit seinen scharfen und riesigen Krallen sogar tödliche Verletzungen zu fügen kann. Aber es gab auch Greifvögel jede Menge, die sich an dem Frischfleisch links und rechts der Straße gütlich taten. Es war die Ausbeute der letzten Nacht, die von den Road Trains erlegt worden war, die gnadenlos mit ihren mächtigen Kuhfängern alles von der Straße holen, was nicht mehr ausweichen kann. Der bei uns so beliebte Autoaufkleber „Ich bremse auch für Tiere“, ist bei den Truckies völlig unbekannt und wäre bei diesen Geschossen mit Sicherheit noch lebensgefährlicher, als bei uns. Ich möchte nicht in unmittelbarer Nähe sein, wenn so ein Kracher außer Kontrolle gerät. Diverse Fotos in einem Gasthaus zeigten das sehr eindrucksvoll für diejenigen, denen es an der erforderlichen Fantasie fehlt.

Ein gutes hatte die Hitze aber auch, denn alles was der Regen und das Klimagerät in der vergangenen Nacht durchnässt hatte, trocknete vorzüglich und schnell. Allerdings sorgte sie auch dafür, dass die australischen Fliegen sich wie geprickt auf uns stürzten. Für meinen Geschmack gab es jetzt schon viel zu viele von ihnen, obwohl sie noch nicht in der Menge auftraten, mit denen sie im richtigen Outback um einen herumschwirren. Diese Biester sind ungefähr nur halb so groß, wie unsere normalen Fliegen, aber fünfmal lästiger. Sie kriechen dir hemmungslos in die Augen, die Nase, die Ohren und den Mund, wenn sie auch nur die kleinste Chance sehen. Ich möchte nicht wissen, wie viele von ihnen auf diese Weise bei dem einen oder anderen für zusätzliche Proteine gesorgt haben. Was sie aber in meinen Augen besonders lästig werden lässt, ist, dass sie in aller Regel den gleichen Landepunkt erneut anfliegen, von dem man sie gerade vertrieben hat. Das übte immer wieder einen derartigen Störreiz auf mich aus, der mich zum erfolgreichen und vielfachen Fliegenmörder werden ließ. Denn auch bei ihnen funktionierte der alte Fliegenfangtrick, von vorne zu kommen, weil der Quälgeist nach vorne startet und einem so leichter in die Hände fällt. Und dann, ja dann wurde halt aus der Eintagsfliege ~ oder wie immer sie hier auch heißen mag ~ ein Halbtags- oder gar nur Vierteltagsfliege. Da gab es kein Pardon, wie du mich, so ich dich. Wie ich mal in einem Film übers Outback gehört habe, ist auch die Fliegenplage von Menschen, bzw. Ihren Kühen gemacht, die es vor den Weißen hier ja nicht gab. Und die Kühe produzieren nun mal Kuhfladen und davon einfach zu viele, die nicht ~ im Gegensatz zu uns ~ von Mist- und anderen Käfern schnellst möglich verwertet und zu Humus verarbeitet werden, sondern den Fliegen auf Grund ihrer feuchten und anfänglich herrlich matschigen Konsistenz bei ihrer ungezügelten Vermehrung helfen. Aber Australien hat ja reichlich unter diesen und ähnlichen Fehlern zu leiden. Ob es das Kaninchen ist, das Kamel (hier gibt es inzwischen den größten wild lebenden Kamelbestand der Welt), die Brumbis (Wildpferde), die Agar Kröte aus den USA, Hirsche, Katzen, Füchse und was es sonst noch ist. Sie alle hatten und haben eine äußerst ungute, oft tödliche Auswirkung auf die heimische Fauna und Flora, so dass viele Arten bereits komplett verschwunden sind. Wobei Kühe und Schafe durchaus dazu gezählt werden können, denn auch wenn sie einen beträchtlichen Wirtschaftszweig darstellen, schädigen sie das Land auf die eine oder andere Weise unentwegt.

Wir kamen wirklich gut voran, zumal wir morgens früh um 5 Uhr 30 die Nacht beendeten, uns kurz frisch machten und losjuckelten. Gefrühstückt wurde dann später unterwegs an einem Rastplatz. Unter anderem im angeblich ältesten Pup in Queensland, dem Dally Waters. Wobei wir Queenslands Grenze schon seit einiger Zeit überschritten hatten und Deutschland sich für mich damit erneut eine weitere halbe Stunde in der Zeit von mir entfernte. Statt 8 ½ Stunden, wie in Darwin, waren es nun 9 Stunden. Ganz schön viel schon, da galt es das ein oder andere Mal auf zu passen, wann ich einen Skype Versuch starten oder eine SMS verschicken wollte.

Als wir am dritten Abend unseren Stellplatz ausgekuckt hatten ~ wie am Abend zuvor auf einem der kostenlosen
„rest areas” ~ hatten wir bereits ungefähr die Hälfte der fast 4000 Kilometer bis Sydney geschafft. Allerdings mit einem unwohlen Gefühl, da das Getriebe unseres Wohnmobils auf den letzten Kilometern begonnen hatte, seltsame Geräusche von sich zu geben, und wir den 6-ten Gang nicht mehr nutzen konnten. Wir hatten da wohl so etwas wie ein Montagsauto erwischt, auch wenn es schon mehr als 120.000 Kilometer auf dem Buckel hatte. Aber in dem Moment glaubten, besser hofften wir noch, dass unser Auto nach seiner nächtlichen Pause am anderen Morgen wieder voll da sein würde. Schließlich hatte es uns ja schon 'ne ganze Ecke weit gebracht. Wobei wir schon eine ganze Weile zuvor nach links Richtung Mt. Isa, einer Minenstadt abgebogen waren, ohne über Alice Springs zu fahren. Das hätte mich zwar gereizt, wäre aber kilometer- und zeitmäßig ein ca. 900 Kilometer langer Umweg gewesen, der den Rahmen von Lars und Maria gesprengt hätte. Und sie hatten die Musik ~ unser Auto ~ nun mal bestellt. Wenn es nicht gerade dieses Riesen-Schiff geworden wäre, hätten sie die Fahrt eh alleine gemacht, was ich gut nachvollziehen kann. My home, my sweet rolling home mit einem dritten zu teilen, ist nun mal für ein Pärchen nicht ideal. Und so nahmen wir die Abkürzung, die halt diagonal auf unser Ziel zuführte und damit noch nicht so richtig durchs wirkliche Outback verlief. Dennoch wurde auch auf dieser Strecke die Vegetation karger und karger. Sie erinnerte mich stellenweise an meinen Gobi Trip in der Mongolei, nur dass es hier mindestens dreimal so heiß war, und ich nicht frieren musste.

Leider hatte die nächtliche Ruhepause nicht viel bewirkt, wie die Geräusche dann beim Anfahren klar machten. Also hieß es, in der Apollo Zentrale anzurufen, und zu erfragen, wie es denn nun weitergehen sollte. Da es in dem kleinen Kaff keine Werkstatt gab, musste das Getriebe weitere 250 Kilometer bis nach Winton, dem nächsten Ort mit Werkstatt durchhalten. Was es Gott sei Dank auch tat. Aber dort kam dann vom Werkstattmeister das Aus. Wenn uns das Getriebe und mehr unterwegs nicht um die Ohren fliegen sollte, müsste es repariert werden, was mindestens zwei Tage dauern sollte. So eine SCHEISSE. Der nächste Anruf bei Apollo machte den Kohl dann so richtig fett, denn dort hieß es:
Sorry, tut uns leid, aber ihr müsst entweder warten oder zusehen, wie ihr weiter kommt.”

Na prima. In dem Nest zu bleiben, reizte keinen von uns, zumal es affenheiß war und es nichts gab, außer der Hauptstraße, ein paar Geschäften und Häusern, einem Hotel und Aussies, die noch schwerer zu verstehen waren, auf Grund ihrer Nuschelei. Also folgten wir der Empfehlung des KFZ Meisters, mit dem Bus weiter zu fahren, der uns für 170 Dollar allerdings nicht nach Sydney, sondern nach Brisbane fahren würde. Er brachte uns sogar mit seinem Pickup zum Ticket Shop. Dafür, dass wir ihm einen zusätzlichen Auftrag vermittelt hatten, war das nur gerecht. Nach Sydney zu kommen, gab es von hier leider gar keine Möglichkeit. Tja, und so saß ich dann doch schneller in einem Greyhound Bus, als gedacht, war erneut um etliche kostbare Dollars leichter und hatte damit auch gleich mal wieder eine Nachtfahrt vor mir ~ meine erste in DU ~ weil die 1358 Kilometer nun mal nicht so schnell abzuspulen waren. Außerdem würden wir uns am Ende der Fahrt viel weiter nördlich an der Ostküste befinden, als wir es vorgehabt hatten und was uns überhaupt nicht passte. Ob wir wohl alle drei ein bisschen mit diesem beschissenen Situation haderten? Nicht nur ein bisschen, wie man sich denken kann, denn auf diese Weise endete unserer Trip bereits am Mo. dem 22. Dezember zum ersten Mal bereits hier in Winton und zum zweiten Mal dann am Di. dem 23. Dezember mit unserer Ankunft in Brisbane, statt wie geplant, am zweiten Weihnachtstag in Sydney. Damit hatte sich auch meine Übernachtung im Kloster erübrigt, denn ich hatte doch tatsächlich ein JA auf meine Anfrage per Mail bekommen. Ich hätte dort vom 26-sten bis zum 28-sten Dezember bleiben können. Aber aufgehoben ist ja nicht aufgeschoben. Oder ist es umgekehrt?

 

So viel zum Reisen mit Relocation Cars. Vielleicht hätte ich doch meinem ursprünglichen Gedanken, zuerst an die Westküste zu gehen, folgen sollen. Trotzdem werde ich versuchen, diesen Versuch alleine oder mit anderen zu wiederholen, denn Spaß hatte mir das Ganze bis zur Panne schon gemacht.

Anfang

 

Fotos Fahrt