Mit Bahn, Bus & Schiff nach Australien usw!

 

Campervan II ~ Nordinsel

 

Etappe 64a ~ von Do. 12.03. bis Fr. 03.04. / Karfreitag, 10.04.2009

 

What a difference ~ not a day ~ but some kilometres made. Da befand ich mich nun nur, oder gerade mal etwas um die 2500 Kilometer von meinem eigentlichen ursprünglichen Ziel entfernt, und alles war irgendwie im positivsten Sinn anders. Ich fragte mich immer wieder, warum ich mich hier so gerne hier aufhalte und zuvor in Australien nicht. Sogar so gerne, dass ich allen Ernstes ins Grübeln geriet, bei der Frage, ob NZ das Land sein könnte / sein würde, in dem ich hängenbliebe.
Und so erkundigte ich mich bei Li, Monika und Gerhard nach den Gegebenheiten und wollte nach Beendigung meines 23 Tage Trips auch noch eine offizielle Stelle ansteuern, um Genaueres zu erfahren. Das Thema beschäftigte mich jedenfalls mächtig. So mächtig, dass ich lange nicht bemerkte, dass neben all den schönen, technischen, kalten und sonstigen Dingen auf dieser Fahrt im Hintergrund ein ganz anderer Film synchron synchron auf einer Nachbarspur lief und dort halt das ein oder andere geschehen ließ, was mir in dieser Form noch nie passiert war. Jedenfalls kann ich mich an nichts dergleichen erinnern.
So
„vergaß“ ich doch glatt meine Fressalien im Kühlschrank meines ersten Campingplatzes, genauso mein Duschgel auf einem anderen Platz und ein Buch auf einem dritten. Dabei hätte ich nur noch die letzten 100 Seiten zu lesen gehabt, um zu erfahren, wie die Geschichte ausging. Fressalien und Duschgel waren schnell wieder beschafft, aber bei dem Buch war das nicht möglich. Ein Jammer, aber all das passierte aus meiner Zerstreutheit heraus, in der ich an einem Punkt angelangt war, an dem ich mir nicht mehr sicher war, was ich weiterhin wirklich tun wollte. Und das beschäftigte mich ohne Unterlass. Anscheinend selbst dann, wenn ich mir dessen nicht bewusst war.
Wollte ich hier in NZ bleiben? Sollte ich den Rückwärtsgang nach Deutschland einlegen? Oder weiter durch die Welt gondeln, die Option
„open end“ auskosten und weiter suchen? Seit meinen ersten Turbulenzen in Australien beschäftigte mich dieses Thema ja nun schon mehr oder weniger, auch wenn ich es bislang noch nicht wirklich und richtig wahrnehmen, bzw. wahrhaben wollte. Aber irgendetwas an meiner Antriebsfeder hatte sich verbogen, und zwar gewaltig. Mein Wunsch, weitere Länder zu sehen, nachdem ich nun Australien erreicht hatte, existierte in seiner ursprünglichen Form einfach nicht mehr. Wollte ich wirklich noch auf die Philippinen, nach Korea, Japan, Taiwan, Indien und weiß der Kuckuck wohin?
Etwas in mir sagte
„Nein“, während eine andere Fraktion meinte: du kannst doch nicht jetzt schon einfach aufhören, das gibt’s doch nicht. Was mich natürlich ziemlich verwirrte. So verwirrte, dass mir jede Ablenkung durch meinen Trip nur gelegen kam. Es erinnerte mich ein wenig an die Zeit nach meinem ersten Beziehungscrash ~ wie mir seltsamerweise bewusst wurde ~ als ich wie ein kopfloses Huhn mit meinem kleinen Opel GT durch Frankreich krajohlte, 1400 Kilometer an einem Stück abriss und nirgendwo bleiben konnte.
Wie sich anscheinend manches (wenn auch mit anderem Vorzeichen) doch Jahrzehnte später scheinbar wiederholt. Und Ablenkung vom eigentlichen Thema gab es damals, wie auch auf dieser Fahrt genug, und sei es nur das Fahren selber, das sich natürlich prächtig mit allem anderen verband und mich davon abhielt, mich den Dingen wirklich zu stellen. Das sollte hier erst zu einem späteren Zeitpunkt, nämlich am 1. April passieren ~ und zwar nicht als Aprilscherz ~ an dem mir klar wie Kloßbrühe wurde, dass ich nach Neuseeland und meinem zweiten Australien Versuch zurück nach Deutschland wollte. Auch wenn ich noch keine genaue Vorstellung über das Wann und Wie hatte. Aber bis zu diesem Tag hatte der Kopf ja schon eine Weile wieder im Sand gesteckt. Egal, wie der auch aussah. Ob es die Panne war, die mich zwangsweise an-halten ließ, die Lavaformen am Strand von Sandspit oder wenig später mein erster riesiger Kauri Baum ~
„The Mc Kinney Kauri“ ~ und was noch alles so dazu kam. Für diesen Baum und manches andere habe ich sogar extra Schlenker eingelegt und so alles Grübeln erst mal ausgeknipst.
Wie auf einem Schild zu lesen war, wurde dieser Baum auf 800 Jahre datiert, ist aber damit nicht der älteste noch lebende. Später stand ich im Bereich der Kauri Küste ähnlich ehrfurchtsvoll vor einem weiteren mächtigen Kolloss, dem hatten sie sogar 1200 Jahre auf die Plakette geschrieben. Und es war schon beeindruckend, durch einen Wald zu laufen, in dem junge, ältere und ganz alte Kauris neben abgestorbenen munter mit allen anderen Bäumen und Pflanzen urwaldähnlich durcheinander wachsen. Im Kauri Museum in Matakohe in der Nähe von Dargaville, habe ich auch Stämme noch höheren Alters zu sehen bekommen, die man allerdings aus der Erde gebuddelt hatte.
Dem ältesten dort gezeigten Fund wurde mittels Radio-Carbon Methode 43.900 Jahre bescheinigt, wobei es sogar 30 Millionen Jahre altes Kauri Holz gibt. Ähnlich wie bei uns die Mooreiche, die ja im Sumpf gefunden und verarbeitet wird, nutzt man diese Stämme auch hier im Möbelbau, wenn sie nicht gerade besonders alt sind. Aber alt sind sie so oder so, denn die Kauris gehören zu den ältesten Bäumen der Welt. Seine Vorfahren gab es schon in der Jurazeit. Der 1200 Jahre alte Baum ist zugleich der größte noch existierende Kauri. Er hat einen Durchmesser von 4,40 Metern und hört auf den hübschen Namen
„Tane Mahuta“ (Maori für „Herr des Waldes“). Und vor dem großen Kahlschlag gab es noch größere und ältere. Das muss man sich mal vorstellen. Dabei haben sie ein Wurzelwerk, dass so flach ist, dass man ihm auf gar keinen Fall eine Standfestigkeit zutrauen würde, die diese Bäume nun mal an den Tag legen. Und jeder etwas ältere Baum ist mittels Zaun vor dem direkten Zugang durch Besucher geschützt, weil allein durch das drumherum Trampeln der Menschen dicht um den Baum die Wurzeln und damit auch der Baum absterben würde.

Heute sind diese Bäume ~ wie der flugunfähige Kiwi, das Wahrzeichen Neuseelands ~ zu einer weiteren Ikone geworden. Beide werden mächtig beworben und geschützt. Schließlich wurden diese Piepmätze, von denen es mal Millionen gab, auf einige 10.000 dezimiert. Woran Katzen, Hunde, sowie Frettchen & Co maßgeblich beteiligt waren und sind. Und wie überall, hat man auch hier in NZ mit aller Macht Raubbau betrieben, weil die Riesenbäume jede Menge Holz von ausgezeichneter Qualität am Stück lieferten. Möbel, Segelboote, Häuser, Brücken, Dämme, Formen zum Gießen von Metall, Fässer, Bottiche, Eisenbahnschwellen, Badewannen und sonstigen Gebrauchsgegenstände, alles wurde daraus gefertigt. Besonders der Kopf und der Stumpf lieferte Holz mit außerordentlich schöner Maserung für Wandverkleidungen, Möbel usw.
Wenn man auf den alten Fotos sieht, dass der Durchmesser so eines Stammes größer ist, als ein mit erhobenem Arm davor stehenden nicht gerade kleiner Mann, plus seiner Axt, die er in der ausgestreckten Hand hält, kann man schon genauso ins Staunen geraten, wie in dem Moment, wo man vor so einem Riesen steht. Genauso bei den Vehikeln, mit denen diese Stämme von der Stelle bewegt wurden. Wobei sie nur abschnittsweise transportiert werden konnten. Davor gespannt waren ~ je nach Größe des Stammabschnittes ~ 30, 40, 50 Ochsen oder Pferde, solange es noch keine anderen Zugmöglichkeiten gab.
Außerdem war das Harz der Bäume begehrt, und zwar als frisch geerntetes, aber bereits ausgehärtetem Harz, das vom Baum gepickt oder auf und im Boden gefunden, und für die Herstellung von Lacken, Linoleumböden, Klebern im Schiffsbau, Kerzen, Zahnprothesen usw. verwendet wurde. Und in Form von besonders schönen und hochwertigeren Stücken, die als das Bernstein Neuseelands gelten. Sie haben ebenfalls teilweise Einschlüsse von Insekten usw. wie sie auch bei uns in dem Harz enthalten sein können. Und es gibt, genau wie bei uns, alle möglichen und unmöglichen geschnitzten Sammlerstücke. Dieses Kauri Museum in Matakohe besitzt, wie es heißt, die größte Bernstein Sammlung der Welt. Die Maoris verwendeten das Harz zum Feueranmachen, für Fackeln, als Kaugummi und als Pigment in ihren Tätowierungen.
Diese Bäume fand ich hauptsächlich im oberen Bereich der Nordinsel entlängs des sogen.
„Ninety Miles Beach“, ein goldgelber Sandstrand, der sich den schmalen Teil der Insel bis ganz nach oben zum Cape Reinga hochzieht. Es war immer wieder spannend, von der Hauptstraße aus einen Abstecher zur Westküste zu machen, um nachzuschauen, wie sich das Bild verändert hatte. Die schönsten Buchten und Traumstrände galt es zu entdecken und immer wieder reizte es mich, allen Warnschildern zum Trotz, mit meinem Campervan wenigstens einen Teil der 90 Meilen direkt am Strand gen Norden zu fahren, statt meine Reise auf der nahezu leeren A1 fortzusetzen.
Kilometer um Kilometer kam mir dort weder ein Fahrzeug entgegen und noch seltener wurde ich überholt. Es sah ähnlich aus, wie bei uns in der Zeit, als die Autobahnen wegen der Ölkrise ebenfalls leer waren. Aber ich war halt in der Nachsaison unterwegs, denn es soll hier in der üblichen Ferienzeit auch anders zu gehen. Mir konnte es nur Recht sein, zumal die Campingplätze und Strände ebenfalls leer waren, ein weiterer Grund, die Fahrt an dem einsamen Strand entlang im Alleingang erst gar nicht zu versuchen. Außerdem schreckten mich die an jeder Strand-Zufahrt stehenden Schilder ab, die darauf hinwiesen, dass schon so manches Auto ~ weil sein Fahrer den Gezeiten nicht genügend Beachtung geschenkt hatte ~ Poseidon oder welchem Gott der
„Tasman Sea“ auch immer, zum willkommenen Opfer wurde. Und ich hatte ja schließlich dafür unterschrieben, mein Auto zumindest in etwa so wieder abzuliefern, wie ich es in Empfang genommen hatte, auch wenn da nur vom Überschlag und sonstigen Rundumverbeulungen die Rede war und nicht von eventuellen Wasserschäden am „Ninety Miles Beach“.
Hier oben lernte ich dann auch meine ersten
„gravel = Schotterpisten und narrow roads = enge Straße“ entweder einzeln oder im Doppelpack „= enge Schotterpiste“ kennen. Wie auch die „One Lane Bridges = einspurige Brücken“ und die sogen. „Washouts“, Straßenabschnitte, die seitlich den Berg hinunter gerutscht waren. Auch Steinschlag ~ manchmal recht frisch aussehend ~ der von der Hangseite auf die Straße geprasselt war, erforderte immer wieder meine Aufmerksamkeit. All das sollte mir, manchmal völlig unverhofft von jetzt auf gleich unter, bzw. vor die Räder kommen. Wobei die „Washouts“ wenigstens immer rechtzeitig angekündigt wurden und entsprechend abgesperrt waren.

Fast die gesamten letzten 50 Kilometer der A1 zum Cape Reinga, einschließlich der seitlichen Abstecher, bestand aus solchen Schotterpisten, wobei dieser Abschnitt der einzigen nach Norden führenden Straße zugleich eine große Baustelle war. Das nördliche Kap incl. der links und rechts liegenden Ausflugsziele sollte wohl besser erreichbar werden.
Und ein paar Kilometer vorm Ziel sah ich dann vor mir sogar einen Radfahrer, der sich den perfekten Endausbau dieser Straße mit Sicherheit schon jetzt gewünscht hätte. Denn er quälte sich ziemlich mit seinem Mountainbike plus Gepäck über diese Piste. Und als ob diese Schotterbrocken nicht schon ausreichend genug gewesen wären, dem guten Mann das Bikerleben schwer zu machen, wies die Straße gerade mal wieder eine satte Steigung auf, die ihn dann doch zum Absteigen und Schieben gezwungen hatte. An einem
„Lookout“ wartete ich dann auf ihn, um ihm bei einem kleinen Schwätzchen ein Päuschen zu gönnen. Denn obwohl ich ja nun mal überhaupt nicht neugierig bin, wollte ich ein wenig mehr von ihm und über ihn wissen.
Nun denn, wie ich dann erfuhr, kam er aus England und hatte sich den Wunsch erfüllt, mit einem Mountainbike die Nordinsel zu erkunden, bzw. zu umfahren. Er befand sich nun nach knapp 4000 Kilometern kurz vor seinem letzten Ziel, dem Kap. Und viel mehr wäre mit diesem Fahrrad auch kaum noch möglich gewesen, zumindest nicht mit den Reifen, die nur noch aus einzelnen Fetzen bestanden, die sich irgendwie bemühten, den Zusammenhalt nicht ganz aufzugeben.
Dass dieses Rad tatsächlich am Ende war, sah ich dann einige Stunden später auf
Tapotupoto, dem nördlichsten Campingplatz der Insel, auf dem er in seinem kleinen Zelt ebenfalls nächtigte. Der gesamte Teil der Schaltung am Hinterrad ~ an dem sich die Übersetzungszahnräder befinden ~ war abgebrochen. Reparatur unmöglich. Für ihn kam es jetzt nur noch darauf an, den Schrott auf halbwegs vertretbare Weise zu entsorgen und den Rückweg nach Auckland anzutreten. Er wollte ihn zum Teil zu Fuß innerhalb von 3 bis 4 Tagen entlang des „Ninety Miles Beach“ machen und lehnte daher mein Angebot, ihn zumindest ein Stück mitzunehmen, ab. Tja, gutes Wetter vorausgesetzt ~ und das gab es die nächsten Tage ~ dürfte das noch 'ne Idee besser gewesen sein, als mit dem Auto.

Diese
„gravel und narrow roads“ lernte ich dann auf dem Coromandel ~ einer anderen Halbinsel im breiteren Teil der Insel auf der Ostseite unterhalb Aucklands ~ aber erst in ihrer wahren Bedeutung kennen. Allerdings kam hier verschärft das Attribut „steep = steil“ hinzu, wobei auf dem Ankündigungsschild, als der Asphalt plötzlich aufhörte, und der Schotter begann, auf alle drei Eigenheiten gleichermaßen mit Nachdruck hingewiesen wurde. Immerhin war die Straße als offen ausgewiesen, auch wenn der Hinweis fehlte, dass diese Straße, die auf meiner Karte um die Halbinsel herum zu führen schien, genau das eben nicht tat. An dem Punkt, an dem sie mich im Bogen auf der anderen Seite der Halbinsel wieder zurückführen sollte, war ~ wie konnte es anders sein ~ an einem landschaftlich sehr schön und einsam gelegenen Campingplatz zwar nicht die Welt, aber die Schotterpiste zu Ende, bzw. ab hier war nur noch Schusters Rappe angesagt, bzw. die Rückfahrt auf der gleichen Strecke möglich. Und die hatte es ja ziemlich in sich. Steil, sich am Abhang entlang schlängelnd, mit jeder Menge Haarnadelkurven, mit „washouts“ oder Steinschlag, manchmal gerade an diesen Stellen dann auch noch mit Gegenverkehr und komplett ohne Leitplanken ~ die es sowieso in ganz NZ nur selten gibt und dann oft genug nur aus Holz ~ war insbes. auf dem Hinweg schon recht gewöhnungsbedürftig für mich, als ich den steilen und vor allem hohen Abhang auf der linken Seite hatte. Irgendwie entwickelte dieser Blick nach unten eine Art Sog, unter dem ich die Aussicht, die nun mal auch dieser Küstenabschnitt bot, so gar nicht recht genießen konnte. Insofern war der Rückweg dann schon angenehmer zu fahren, weil ich nun die Bergseite links von mir hatte.
Auf jeden Fall wurde es immer wieder interessant, wenn irgendwo und irgendwann oder wenn ich mal wieder der Meinung war, mir eine andere, als die Mainstream Straße aussuchen zu müssen, sich dann plötzlich der normale Straßenbelag in feineren oder gröberen Schotter auflöste. Das längste Stück dürfte so um die 100 Kilometer gehabt haben, als ich über die A 38 von der linken Seite der Insel auf die rechte nach Napier hinüber wollte und das eben nicht auf der viel befahrenen A1 und A5. Sie war auf der Karte nicht in Rot ~ wie die A1, A5 usw. ~ sondern in Ocker dargestellt, und auch nicht, wie die bisherigen
„gravel roads“ in Gelb. Und so ging ich davon aus, dass es eine etwas schmalere, aber geteerte Straße sein würde, wie zuvor die ockerfarbigen Straßen, die ich schon unter die Räder genommen hatte. Allerdings wunderte ich mich mal wieder über das äußerst geringe Verkehrsaufkommen in beiden Richtungen, das hier fast ausschließlich aus den wenigen Pickups der Farmer bestand. Bis ich dann den Grund erkannte. Nur dass es mir zu diesem Zeitpunkt zu spät zur Umkehr erschien. Bald gab es nicht einmal mehr Hinweise, die mir zeigen konnten, ob ich überhaupt noch auf dem richtigen Schotterpfad fuhr, denn an keiner Gabelung und an keinem Abzweig befand sich ein Schild. Also hieß es, mich auf mein Gefühl zu verlassen und meiner Nase zu folgen. Immerhin hatte ich vorher getankt, so dass ich mir um Spritmangel zumindest keine Gedanken machen musste.
Auf jeden Fall wäre es schade gewesen, wenn ich umgekehrt wäre, denn ich kam auf diese Weise durch einen Landstrich, wie ich ursprünglicher, wilder und in seiner Art schöner kaum je einen gesehen hatte. Und das, obwohl es auch hier mehr oder weniger versteckt liegende Farmen gab, denn es tauchten immer mal wieder Pferde oder Kühe auf der Straße auf, die einfach so durch die Gegend spazierten. Ich meine, dass ich auf der ganzen Strecke nur um die 20 Autos gesehen hätte und 2 muntere Wandervögel, die auf dieser einsamen Route mit ihren Rucksäcken wohl mangels genügend Mitfahrgelegenheiten zu Fuß von B nach A unterwegs waren ~ mitnehmen war also nicht drin ~ da ich ja von A nach B = Napier, der Art Deco Stadt an der Ostküste wollte.
Napier wurde irgendwann in den 30ern des letzten Jahrhunderts durch eine Naturkatastrophe ~ Erbeben, Vulkanausbruch ~ böse zerstört und dann weitgehend wieder in der gehabten Form aufgebaut. Und damit wurde sie zu einer Art Musterstadt am anderen Ende der Welt im Baustil des Art Deco, in der es dazugehört, eine Bank oder auch ein Backpacker Hostel, Kirchen und haufenweise Wohnhäuser, Geschäfte, Kneipen, Restaurants und was weiß ich, mit ihren reizvollen und gepflegten Fassaden bewundern zu können. Und das alles liegt ~ wie viele Orte in NZ ~ an einem endlos langen Strand, für jeden frei und ohne Kurtaxe zugänglich.
Vor meinem Trip durch diesen einsamen Landstrich in Richtung Napier hattte ich das in der Mitte der Insel liegende und nach faulen Eiern riechende Roturua mitsamt dazugehörigem See und den weiter südlich liegenden Lake Taupo mit der ebenso dazugehörenden Stadt hinter mir gelassen.
Die ganze Gegend dort ist übersät mit vulkanischen Aktivitäten, wie heißen Geysieren, blubbernden Schlammlöchern und dampfenden Auslässen der Unterwelt. An manchen Stellen wird dieser Dampf genutzt, um Häuser damit zu heizen oder ein Kraftwerk zu betreiben. In den Maori Siedlungen wird zur Gaudi der Touristen in den heißen Quellen auch noch gekocht, in dem das Kochgut in Netzen in die heißen Quellen gehängt wird. Am eindringlichsten habe ich diese Naturschauspiele im Te Piu Park demonstriert bekommen, danach waren andere Parks ~ selbst wenn man ihnen so werbeträchtige Namen, wie
„Craters of the Moon“ gegeben hatte ~ weniger aufregend.
Allenfalls der Kuirau Park direkt in der Nähe meines Campingplatzes in Roturua konnte noch ein wenig mithalten. Dafür hat mich bei den Mondkratern eine Spinne in den Fußrücken gebissen, u
nd zwar wie damals auf Penang im Bereich des Querriegels meiner Tevaschlappe dicht vor den Zehen. Und das durch den Socken hindurch, denn dieses Kleidungsstück war wegen der Kälte morgens wieder angesagt. Wobei ich allerdings erst erfahren habe, dass es eine Spinne war, als ich am übernächsten Tag einen Arzt aufsuchte. Gesehen hatte ich das Untier nämlich nicht, wie ich auch nicht bemerkt hatte, dass mich etwas gebissen oder gestochen hatte.
Erst später im Auto begann es dann zu jucken. Im Laufe des nächsten Vormittags schwoll der Fuß bis über den Knöchel an, als hätte ihn jemand aufgepumpt, so dass ich den Riemen der Sandale weiter stellen musste. Und jetzt wurde auch erkennbar, wo mich das Viech erwischt hatte, incl. einer starken Verfärbung drumherum.
Als ich mich dann später nur noch humpelnd durch die Gegend bewegen konnte, traute ich dem Braten nicht mehr und ging zum Arzt, besser einer Ärztin.
Von der erfuhr ich dann, dass es in NZ über 1200 Spinnenarten gäbe, von denen etliche auch ganz ordentlich zubeißen können und dabei ein für Menschen leichtes Gift in der Wunde hinterlassen, die ~ wenn unbehandelt ~ auch weitere Probleme / Entzündungen usw. verursachen können. Sie verschrieb mir dann ein Antihystaminikum plus Antidot für das Gift und empfahl mir, den Fuß hoch zu legen und unterstützend mit 'ner eiskalten Flache Bier zu kühlen. Erst mit der Flasche kühlen, und dann das Bier trinken, war ihre grienende Empfehlung. Und dann die nächste, und die nächste, bis ich nichts mehr merkte.
Mit oder ohne Allohohl, da befand ich mich zuvor 3 Monate in Down Under, von dem es heißt, dass es die giftigsten Schlangen, Spinnen usw. aufzuweisen hat, und nix passiert ~ Gott sei Dank ~ und in Neuseeland, von dem ich gehört hatte, dass es keine giftigen Tiere gibt, erwischt mich dann eins. Nun denn, nach 3 Tagen war ich dann damit durch. Und in diesen 3 Tagen neigte sich dann auch meine Campervan Fahrt dem Ende zu. Das Auto waschen und sauber machen konnte ich vor Li's Garage und dann hieß es ein letztes Mal den Spiegel in Position zu bringen und den Wicked Hof anzusteuern.

Hier noch ein paar Maori Worte, die ich unterwegs aufgepickt hatte:

Haere mai – Willkommen
Haere ra – Aufwiedersehen, Lebewohl
Morena – Guten Morgen
Kia ora – Hallo, Danke
Kei te pehea koe? – Wie geht’s?
Kei te pai ahau – Mir geht’s gut
Ka pai – Okay

 

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