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Campervan I ~ Nordinsel

 

Etappe 64 ~ von Do. 12.03. bis Fr. 03.04.2009

 

Als nun endlich klar war, wo ich diese abgefahrene / coole / geile oder sonst wie geartete Firma finden würde, rollte ich also die letzten Meter mit meinen Trolley weiter durch die Gegend und war zufrieden damit, dass ich es nicht meinen Rucksack auf dem Buckel tun musste. Denn wie gesagt, ca. 30 Minuten brauchte ich, bis ich schließlich bei Herrn Wicked auf dem Hof stand. „Haere mai“ = Willkommen bei den Campervans.
Mein Auto stand schon wartend dort, auch wenn es weder betankt, noch sonst wie schon komplett und wirklich abfahrbereit gewesen wäre. Außer dem Sprit fehlte auch die gesamte Bettwäsche, die ich mir erst noch aus einem riesigen Stapel heraussuchen musste, und die allgemeinen Formalitäten wollten natürlich auch noch erledigt sein. Der Führerschein musste auf den Tisch ~ wobei es mit meinem alten deutschen rosa Lappen auch hier keine Probleme gab ~ ein paar Unterschriften waren zu leisten, die Taler wechselten den Besitzer, eine Einweisung hatte zu erfolgen, bei der ich u.a. auch erfuhr, dass ich das Auto, bzw. den Tank, genauso leer gefahren wieder abgeben könne, wie es vor der Tür stand, da jeder Mieter selber für seine Tankfüllungen zuständig sei. Und der letzte war mit hell leuchtender Reserveanzeige auf den Hof gefahren, so dass ich erst einmal nach der nächsten Tanke fragte.
Man machte mir außerdem klar, dass ich bei jedem Tanken das Öl und den Wasserstand kontrollieren müsste, was ich dann auch jedes zweite Mal schaffte. Und man teilte mir mit, dass das Auto im gewaschenen und gestaubsaugten Zustand zurück zu bringen sei. Und falls nicht, dass ich dann mit 100 Dollar dabei wäre.
Über kleinere Kratzer, die ich mit zurück brächte, würde man sich nicht aufregen, solange ich so wichtige und gravierende Schäden, wie sie durch Überschläge und andere Unfälle zu entstehen pflegten, vermeiden könnte und das Auto ansonsten heile wieder ablieferte, und dass ich bei einer nächsten Buchung eines Wicked Campervans weltweit 10% Nachlass bekäme.
Außerdem erfuhr ich, dass mein Campervan einen technischen Tick habe, dass nämlich der rechte Außenspiegel bei jeder Betätigung des Zündschlüssels verschämt ganz an die Seite klappt und jedes Mal von Hand in die richtige Position zurück gebracht werden muss. Na ja, wenn's weiter nichts ist, ein Auto plus Fahrer mit einem (oder mehreren) Tick(s), das sollte doch wohl zusammen gehen. Oder? Aber ein bisschen lästig war es unterwegs auf Dauer schon, weil es bedeutete, dass ich jedes Mal, wenn ich den Schlüssel im Zündschloss auch nur betätigte, zugleich das Fenster öffnen musste, um den blöden Spiegel an Ort und Stelle zu bringen. Handtäschchen auf, Handtäschchen zu.

Und dann hieß es, zum ersten Mal die Automatik dazu zu bewegen, auf dass wir heile rückwärts von dem engen und zu geparkten Hof herunter in Richtung Tankstelle und Supermarkt kamen. Wobei ich natürlich bei meinen ersten Metern andauernd die Kupplung treten wollte und auf diese Weise jedes Mal fast eine Vollbremsung hinlegte. Schließlich war es schon ein paar Jährchen her, dass ich ein Automatikauto gefahren hatte.
Außerdem betätigte ich beim Abbiegen zuerst einmal den Scheibenwischer, statt den Blinkerhebel. Und auch beim Anschnallen suchte ich den Gurt auf der falschen Seite, genauso, wie ich immer wieder auf der falschen Seite einsteigen wollte. Dafür kam ich aber mit Li's Regel, dass die Straßenmitte immer rechts sein müsste, hervorragend klar. Nicht einmal andeutungsweise näherte ich mich so der falschen Seite.
Die Aussage, dass Touristen, die an Rechtsverkehr gewöhnt waren, schon böse Unfälle verursacht hatten, wollte ich doch auf gar keinen Fall untermauern. Auch im Stadtverkehr von Auckland und anderen Städten mit zu schwimmen, wovor ich doch ein wenig Schiss gehabt hatte, klappte prima.
Nur die Abbiege- und Vorfahrtsregeln blieben mir suspekt, so dass ich lieber etwas wartete und auch schon mal eine Vorfahrt verschenkte. Schließlich war es mein Bestreben, das Auto so zurückzubringen, wie ich es übernommen hatte. Aber es ging wie geschmiert, zumal viele Autofahrer mir an den brenzeligen Stellen ein Handzeichen gaben, ein freundliches. Aber zweimal zeigte man mir auch den Stinkefinger, weil ich jemandem zu langsam fuhr bei meiner Suche nach der richtigen Straße oder gar die auf den Schildern angezeigte Geschwindigkeit einhielt. In Deutschland riskiere ich ja immer einen kleinen ICE Zuschlag, aber hier hatte ich keine Lust, die teuren Bußgelder zu zahlen.

Wie geschmiert lief es auch an der Tankstelle. Zumal in Neuseeland noch ganz häufig mit Bedienung gearbeitet wird, wobei das Gegenstück, die moderne Tankstelle über gar kein Personal mehr verfügt und nur noch die Kreditkarte akzeptiert. Ruckzuck war der Tank voll, und ich bekam meinen ersten Schreck. Mit über 80 Dollar war ich dabei und schielte sehnsüchtig zur Dieselsäule, an der ich ein Drittel weniger zu löhnen gehabt hätte. Aber an diese Preise würde ich mich wohl oder übel gewöhnen müssen, auch wenn ich mir im Vorfeld dazu noch keine Gedanken hatte machen wollen. Wie hoch würde wohl dieser Posten in meiner Abschlussbilanz aussehen, fragte ich mich, ohne jetzt schon zu wissen, ob mein Auto halbwegs sparsam mit dem teuren Saft umgehen, oder ihn in vollen Zügen durch den Vergaser jagten würde.
Aber, wenn es darum ging, mir selbst etwas vor zu machen, war ich halt immer schon und wohl manchmal auch heute noch einsame Klasse. Und ich wollte mir etwas vormachen, weil ich diese Fahrt wollte. Aber so schnell, wie der Sprit durch den Vergaser meines Campervans lief, konnte ich bei dem kleinen Tank kaum nach tanken. Und obwohl ich mich bemühte ~ so gut es eben ging ~ im verbrauchsfreundlichen Drehzahlbereich zu bleiben, nahm sich der Benziner gerne zwischen 10,50 bis etwas über 16 Liter zur Brust, wenn es über die kurvenreichen, steilen und engen Schotterpisten oben im Norden ging. Bin mal gespannt, wie zum Schluss der Gesamtdurchschnitt aussieht.
Um es vorweg zu sagen, auf den insges. 3162 zurückgelegten Kilometern war der Durchschnittsverbrauch 11,19 Liter auf 100 Kilometer. Bei Spritpreisen zwischen 1,589 und 1,639 Dollar kam da schon was zusammen. Vor allem, weil ich das noch nicht ins Kalkül gezogen hatte. Wobei zumindest hier auf der Nordinsel der Sprit überall 1,589 kostete, außer an abgelegeneren Tankstellen, an denen es dann 5 Cent mehr sein durften. Aber auch das war einheitlich, während bei uns die Preise ja gerne regionsbedingt und überhaupt überall schwanken.
Sollte es ein nächstes Mal mit einem Campervan geben, würde ich ein Dieselfahrzeug haben wollen, da der Dieselpreis etwas unter einem Dollar liegt und ich damit um ein Drittel ~ bei meinem Trip gut 200 Dollar ~ sparsamer unterwegs (gewesen) wäre. Aber auch so haben sie sich hier eine hübsche kleine Sparmöglichkeit einfallen lassen, die ich schon in Australien mit dem Wohnmobil erlebt hatte. Sie sorgt zugleich für Kundenbindung an die Tankstellen, die da mitmachen. Denn wenn man beim Einkaufen im Supermarkt mindestens 40 Dollar ausgibt ~ bei manchen Ketten war es auch weniger ~ werden beim Tanken 4 Ct pro Liter abgezogen. Kann sein, dass es das bei uns in Deutschland auch gibt, in größeren Städten vielleicht, ist mir aber nie aufgefallen.
Das ist zwar nicht wirklich viel und erinnerte mich an das frühere Rabattmarken Heftchen, aber selbst Kleinvieh macht Mist, auch wenn das mein Reisebudget nicht häufig und sonderlich beeinträchtigt hat, da ich nur zweimal für mehr als 40 Dollar einkaufte. Neben den Mietkosten waren das halt die Benzinkosten, die mit insges. 574,86 Dollar zu Buche schlugen, wie auch die Stellplatz Gebühren, die ich verschwitzt hatte.
Wobei Letztere ganz einfach zusätzlich erforderlich wurden, weil ich mich nicht traute, verbotenermaßen frei zu campen. Und das aus zweierlei Gründen. Zum einen habe ich mit anderen Campern gesprochen, die es gewagt hatten und dann nachts unsanft geweckt wurden und unter Androhung entsprechender Repressalien aufgefordert wurden, sofort zu verschwinden. Der andere Grund war der, dass ich nicht irgendwo an einem wunderschönen Arsch der Welt mutterseelenallein mit meinem Campervan stehen wollte. Denn zum einen wurde ich immer wieder davor gewarnt, Situationen zu vermeiden, in denen es brenzelig werden könnte und auch mein Auto nicht irgendwo allein in der Pampa stehen zu lassen, da es immer wieder vorkäme, dass sie aufgebrochen würden. Es ist in Fachkreisen halt bekannt, dass Camper ihren ganzen momentanen Besitz im Auto dabei haben und wie viele von ihnen schleppen ihre gesamten Wertsachen schon jedes Mal mit sich, wenn sie das Auto verlassen? Ich auch nicht. Und zum anderen hatte ich auf einigen einsam gelegenen Campingplätzen ~ auf denen es weder Strom, noch warmes Wasser, manchmal nicht mal Trinkwasser gab, und auf denen außer mir nur einige wenige andere Camper standen ~ beobachtet, dass zur Dämmerungszeit nicht nur die nachtaktiven Tiere aus ihren Schlupflöchern kamen, sondern auch das eine oder andere Auto langsam über den Platz schlich und sich ihre Insassen interessiert das Treiben auf dem Platz anschauten.
Das erzeugte schon ein putziges Gefühl, auch wenn ich nachts nie jemand aufkreuzen hörte oder sah, um den selig Schlummernden Betäubungsgas ins Auto zu blasen und mir
„eigentlich“ klar war, dass nur Neugier dahinter steckte. Dennoch, all das fand ich nicht gerade ermutigend, um alleine irgendwo zum Nulltarif meine Nächte zu verbringen. Zu dritt, seinerzeit in dem Wohnmobil in DU, hätten wir am besagten Arsch der Welt stehen können, und ich hätte nicht einen Gedanken in dieser Richtung verschwendet. Nun denn, es ist, wie es ist, bzw. war.

Den zweiten Schreck bekam ich 68 Kilometer später, als ich mir an einer Maut Station mein 2 Dollar Ticket auf die Zulassungsnummer des Autos geben ließ und gleich meine erste kleine vergnügliche Pause mit einem Käffchen und einem 50 Cent McDonnalds' Eis einlegte. Das Auto sprang nicht mehr an und gab nur noch ein schnarrendes Geräusch von sich, dass mich an einen kaputten Anlasser erinnerte. Und da stand ich nun zum zweiten Mal vor der Situation, eine Panne mit dem Wohnmobil zu haben.
Sollten sich Neuseelands Wohnmobile ebenfalls gegen mich verschworen haben? Als ich bei Wicked anrief, bekam ich die Nummer des Pannendienstes, der dann auch wenig später auftauchte und das Problem mit einem Starthilfekabel behob. Der Mechaniker meinte, dass es irgendwo eine Unterbrechung o.ä. gäbe, die den Strom nicht von der Batterie zum Anlasser durch ließe, und dass das immer mal wieder auftauchen könnte. Und da ich ja so ein Kabel im Auto hätte, könnte mir jeder Autofahrer im Fall des Falles helfen. Na, hoffentlich brauche ich ihn nicht.
Sehr viel weiter fuhr ich an dem Tag dann auch nicht mehr. Ich beendete meine erste Tagesetappe nach weiteren 29 Kilometern auf dem Campingplatz Sandspit unweit von Warkworth und war damit gerade mal 97 Kilometer von Auckland entfernt. Der Platz lag so richtig schnuckelig an einer Bucht am
Pazifischen Ozean. Wobei ich es klasse fand ~ besonders als ich noch höher nach Norden kam, und die lange Halbinsel immer schmaler wurde, dass auf der anderen, der linken Seite der Insel, die Tasmanische See rauschte. Mein Stellplatz lag zwar nicht genau am Strand, befand sich aber nur ca. 30 Meter davon entfernt. Und natürlich musste ich als allererstes dorthin, nachdem das Auto an seinem Platz stand, obwohl Ebbe war. Was den Vorteil hatte, dass ich trockenen Fußes ziemlich weit am Ufer entlang laufen konnte.
Auch hier waren, wie meistens, deutliche Zeichen des vulkanischen Erbes der Insel zu sehen, denn überall lagen die natürlichen Plastiken herum, die vor Tausenden von Jahren mal als flüssige Lava nicht ins Meer geflossen, sondern allem Anschein nach geschleudert worden waren. Die Lava Brocken lagen wie kleinere und größere Fladen einer Riesenkuh ~ die Durchfall gehabt hatte ~ am Strand und hatten sich beim Aufprall unterschiedlich ver- und geformt. Vor allem waren sie im Sand und nicht im Wasser gelandet und wurden so nicht plötzlich abgeschreckt und konnten langsam auskühlen. Ich fand es äußerst interessant, was bei diesem Lava-Kuhfladen-Spiel entstanden war. Zumal der Durchfall dieser vulkanischen Kuh mit seinen Gasen dafür gesorgt hatte, dass ihre Fladen so luftig, leicht und locker, ähnlich Blätterteig aussahen und in Schichten aufgebaut waren, dabei auf Grund ihrer eigentlichen Konsistenz aber nicht so bröckelig waren. Schichten, die sich durch die Schwere des flüssigen Gesteins, wie ein großer Tropfen halbkugelförmig in den sandigen Untergrund gedrückt hatten. Und aus manchen dieser Fladen hatte sich im Laufe der Zeit die oberste Schicht gelöst ~ bei anderen war dieser Prozess noch in Gang oder lag teilweise bei größeren Brocken sogar noch daneben ~ und hatte gleichmäßige Vertiefungen in Schalenform hinterlassen, in denen das Wasser stehen blieb, wie in kleinen Kraterseen. Außerdem war die Lava nicht antrazithfarbig, sondern sandfarben und je nach Schicht, heller oder dunkler gefärbt. So etwas hatte ich zuvor noch bei keinem meiner bisherigen Vulkane gesehen. Aber ich hatte eh die gesamte Fahrt über das Empfinden, mich noch nie in und durch so schöne Landschaften bewegt zu haben. Dabei erzählte mir jeder, dass die Südinsel noch schöner sei. Mano, das wäre ja kaum auszuhalten.
Aber auch der Campingplatz selber fiel aus dem Rahmen, denn sein Besitzer hatte ihn z.T. in eine Art privates Museum verwandelt, in dem er einige Schuppen wie die alten Häuser, Läden und Werkstätten der frühen Siedler gestaltet und als kleines Dorf angeordnet hatte. An den Giebeln der Vorderfronten wiesen große Schilder darauf hin, was angeboten wurde. Und die Gebäude enthielten alles, was früher erforderlich gewesen war, um das Leben zu meistern. Die alten Werkzeuge, Maschinen und Gebrauchsgegenstände. Auch die Rezeption und der dazu gehörige kleine Shop war in so einem Gebäude untergebracht, und man hatte, wenn man zur Anmeldung fuhr, kaum noch den Eindruck, auf einem Campingplatz gelandet zu sein, sondern tatsächlich in einem kleinen Dorf. Hinzu kam erfreulicher Weise, dass die Library in Warkworth den kostenlosen Zugang zum Internet mit meinem Notebook gestattete, was in NZ durchaus nicht in allen Büchereien der Fall war. Immer wieder hörte ich später ein Nein, oder nur für Mitglieder. Wobei der Internet Zugang außerhalb Aucklands nicht sonderlich preiswert war. Zahlte ich dort im Internet Café 2,50 Dollar, waren es unterwegs zwischen 5 und 12 Dollar die Stunde, wobei 5 oder 6 Dollar eher die Ausnahme war, meistens wurden 7 oder 8 Dollar verlangt. Ein Internet Café in Taupo hatte sich sinnigerweise eine Happy Hour ausgedacht, in der eine Stunde Internet nach 17 Uhr nur noch die Hälfte, nämlich 2,50 Dollar kostete. Und oh Wunder, der Laden war um die Zeit bis auf den letzten Platz besetzt.

Den dritten Schreck ~ oder sollte ich besser sagen Schock ~ bekam ich dann später, als es darum ging, den Nutzen meines Campervans unter Beweis zu stellen und das Auto für die Nacht herzurichten, mein Gepäck sinnvoll zu verstauen und mit der kleinen Miniküche für meinen hungrigen Magen zu sorgen. Als ich ihn übernommen hatte, sah alles sehr perfekt aus, denn der Innenraum war als Sitznische mit 2 Sitzbänken und Tisch dazwischen gestaltet und ließ sich mit wenigen Handgriffen zum Bett umbauen. Wie es halt in Wohnwagen und Wohnmobilen üblich ist. Wobei die Kästen, auf denen die Sitzpolster, bzw. Matratzen lagen, als Stauraum dienen.
Der hintere Bereich, der durch die Heckklappe zugänglich war, enthielt ein kleines Schrankelement, in das eine Spüle eingebaut war, in die man mit einer Handpumpe Wasser aus einem Kanister füllen konnte. Darunter war der sogen. Eski unter gebracht, eine simple Kühlbox ohne Stromanschluss, für die, je nach Wetter, alle 2 bis 3 Tage Eis gekauft werden musste, sowie ein kleiner Gaskocher, den ich genau ein einziges Mal benutzen konnte (weil ich ihn danach nicht mehr zum Brennen bekam), 2 klappbare und sogar bequeme Campingstühle plus Klapptisch, Teller, Tassen, Besteck für 2 Personen und Topf. Auch das u.U. noch einmal erforderliche Starthilfekabel war vorhanden und 1 Handfeger plus Schüppe. Alles halt auf kleinstem Raum.
Als ich mich nun ans Werk machen wollte, stellte ich als erstes fest, dass sich mein Trolley in keinem der Staukästen unterbringen ließ, da er ein wenig zu breit war. Aber er passte dann Gott sei Dank in die Lücke zwischen den beiden Kästen, die nachts mit der Tischplatte abgedeckt wurde, um eine durchgängige Auflagefläche für die Sitzpolster zu bekommen.
Das wiederum bedeutete, dass mein Bett zum Dauerzustand werden musste, weil ich für den Koffer sonst einen anderen Platz hätte finden müssen, aber den gab es nicht wirklich. Es sei denn, ich hätte ihn jedes Mal beim Umgestalten meines Einzimmer Appartements solange auf den Fahrer- oder Beifahrersitz gepackt. Ein lästiges Unterfangen, das wie ein Ritual jeden meiner Campervan Tag begleitet hätte. Nix für mich. Desweiteren stellte sich heraus, dass die Matratzen etwas zu lang waren, wenn ich nicht beide Sitze ganz nach vorne schob. Und so bogen sie sich an den Rückenlehnen hoch. Was zur Folge hatte, dass die Liegefläche auch für einen nur 172 cm großen Menschen wie mich etwas zu kurz war. Nach einigem Hin und Her hatte ich die zündende Idee, doch wenigstens die Lehne des Beifahrersitzes senkrecht zu stellen, damit die Matratze an dieser Stelle flach liegen konnte. Ich schlief dann in der Diagonalen, da ich ja das ganze Auto für mich hatte. Wer sagt schon, dass nur die Art, wie die Menschen normalerweise in ihren Betten zu schlafen pflegen ~ parallel zu den Außenkanten ~ die einzig richtige ist. Aber gefragt habe ich mich schon, wie es denn wohl sein würde, wenn sich tatsächlich 2 Personen hier tummeln würden, denn dafür ist dieses Auto ja gedacht. Und ich habe auch genug gesehen, die auf diese Weise genutzt wurden.
Der nächste Knackpunkt waren die Vorhänge, die ich natürlich des nachts zu ziehen wollte, um so mein bisschen Privatsphäre zu schützen. Sie wurden recht simpel auf Spanndrähten mit Ösen an den Enden geführt, wie sie auch bei diesen einfachen Glasbilderrahmen zum Einsatz kommen. Und um das Ganze zum Halten zu bekommen, hatte man Schrauben in die Verkleidung geschraubt, hinter die die Ösen geklemmt waren. Das hätte sicher auch funktioniert, wenn nicht einige dieser Ösen leicht aufgebogen gewesen wären, so dass ich die Spanndrähte andauernd in der Hand hielt, wenn ich die Vorhänge auf- oder zuziehen wollte. Schwubs hielt ich sie in der Hand und es war jedes Mal ein Gefummel, sie wieder zu befestigen. Aber nach ein paar Tagen hatte ich den Bogen raus und mir blieb die Fummelei erspart.
Was mir aber nicht erspart blieb, war das An- und Ausziehen im Liegen, da das Auto ja nur die normale Höhe wie ein VW Bulli hatte. Es war wie früher in einem kleinen Zwei-Mann Zelt und funktionierte genauso. Beine in die Hose, Hintern hoch, fertig. Und nachdem ich mich am zweiten oder dritten Tag mit meinem kleinen Wicked Camper auf der ganzen Ebene arrangiert hatte, fluppte es, als hätte ich nie anders gehaust.
Als störend empfand ich anfangs allerdings manchmal, dass das Auto kein Kabel an Bord, und auch keine Anschlussmöglichkeit dafür hatte, um auf den Stellplätzen 240 Volt nutzen zu können, wenn sie denn Stromanschluss hatten. Ich mag es nun mal auf dem Bett zu sitzen und mein Notebook zu benutzen. Auf einigen Plätzen konnte ich mir zwar so ein Kabel leihen und es irgendwie ins Auto quetschen, musste dafür aber fast immer extra löhnen und manchmal auch eine saftige Kaution hinterlegen, denn diese Spezialkabel sind recht teuer, so dass sich u.U. (mit Verlaub) wohl ein Klau, aber nicht der Kauf für einen eventuellen Wiederholungsfall lohnen würde.
Nachdem ich aber den Bogen raushatte, genauso gut in der jeweiligen Lounge des jeweiligen Platzes sitzen und dort eine Steckdose benutzen zu können, war auch das kein Thema mehr. Zumal ich mir damit das Leih-Theater und das Gewurschtel mit dem Kabel ersparte. Ja, und so wurde ich Tag für Tag ein perfekterer Camper.
Der einzige Knackpunkt, der bis zum letzten Tag blieb, war der, dass ich diesen wunderschönen Trip alleine machte und es niemanden gab, all das und die Begeisterung zu teilen, darüber zu reden. In dieser Form hatte ich das auf meiner gesamten Reise noch nicht empfunden, denn die Kontakte und Begegnungen in einem Hostel sind anders, als die auf einem Campingplatz. Außer mir habe ich nur ein einziges Mal einen anderen Alleinreisenden getroffen ~ alles andere waren mehr oder weniger abgeklärte Paare ~ aber wir konnten beide nichts miteinander anfangen, obwohl wir Nachbarn auf dem Platz waren. Ähnlich, wie ich halt auch mit den
„normalen“ Campern wenig bis gar nichts anzufangen wusste. Damit meine ich die, die auf ihre Satellitenschüssel nicht verzichten können, und die, die ihren Stellplatz mit kleinen, in Verkehrsorange gehaltenen Kegeln markieren, wie Rüden, die ihr Territorium durch Pinkeln abstecken, und ähnlichen, für mich gruseligen Auswüchsen. Und das ist nun mal nach meiner Erfahrung das Gros der Camper. Die wenigen anderen Begegnungen, die es ja auch gab, konnten das Defizit des mangelnden Austausches halt nicht ganz ausgleichen.

Aber eine ist es insbesondere, die mir z-ewig im Gedächtnis haften bleiben wird. Die abendliche Begegnung mit einem deutschen Pärchen auf dem wohl traumhaftetsten Campingplatz in Matauray Bay meines Trips am Sonntag, den 15. März 2009.
Ich entdeckte ihren Campingbus ~ ähnlich bunt angemalt wie meiner, wenn auch von einer anderen Firma ~ ein Stück weit entfernt auf dem fast leeren Platz. Und da sich ja Gleich & Gleich nun mal gern gesellt, marschierte ich rüber, um zu sehen, welch seltsame Vögel außer mir noch unterwegs waren.
Am typisch deutschen Akzent erkannten wir uns gleichzeitig und sabbelten dann erst einmal drauf los. Woher, wohin, wie lange schon unterwegs und wie lange noch? Die klassischen Fragen halt, bei deren Antworten sich etliche Gemeinsamkeiten herausstellten. Unter anderem auch die, dass wir drei von Deutschland die Nase voll hatten und am liebsten nicht mehr dorthin zurück wollten. Natürlich wurde dieser Part entsprechend ausgeschmückt, bzw. erläutert. Und dabei passierte mit mir etwas völlig und absolut Sonderbares.
Ich spürte plötzlich, dass ich nicht mehr ~ wie bisher ~ voller Groll über unser Land herziehen konnte und der Gedanke: „Jetzt könntest du auch genauso gut wieder zurück fahren“ schoss mir, kurz nur, wie ein Lichtblitz, durch den Kopf. Ihn wahrzunehmen und wegzuschubsen, war eins. Dennoch wurde ich ihn auch später nicht los. „Manoman, du hast deinen Frieden mit Deutschland gemacht“ war eines der seltsamsten und denkwürdigsten Erkenntnisse meiner Reise. Und das auf diesem wunderschönen Campingplatz mit seinen majestätischen Bäumen, dem Meer genau vor der Autotür und einem Sonnenuntergang, wie ich ihn noch nicht oft gesehen hatte.
Alles in mir sträubte sich, diesen Impuls anzuerkennen, geschweige denn, ihm zu folgen. War ich doch zu sehr auf meinen Open-end-Trip versessen. Dabei hatte ich anfänglich doch festgelegt, dass ich nur so lange unterwegs sein wollte, bis sich dieser Impuls meldete.
Erst einmal verwässerte ich also diesen Gedanken, so gut ich es vermochte. „Dreh erst noch ein paar Runden“ redete ich mir ein. Schließlich wartete noch mein zweiter Australien-Versuch auf mich und mindestens die Philippinen, Korea, Japan, Taiwan, Hongkong und Indien. Zumal ich ja meine arg gebeutelte Reisekasse in Asien wieder auszugleichen gedachte.

Langsam, ganz laaangsam verblasste dieser Satz, dass ich doch jetzt schon zurück könnte. Wenn auch nie so weit, dass er sich nicht immer mal wieder meldete.

Wie dem auch sei, könnte ich mir vorstellen, erneut so eine Fahrt mit einem Campervan zu unternehmen. Zu schön war dieses Herumzigeunern für mich. Vor allem, wenn das Wetter bis auf eine einzige Ausnahme ~ bei der es mal etwas länger am Stück regnete ~ so sagenhaft mitspielt, obwohl Neuseeland ja in den Winter marschierte. Der Reise-Engel ist halt immer noch unterwegs. Wobei das Wetter ein wenig an unseren April erinnerte, nur deutlich angenehmer und schöner. Sonne satt und hin und wieder mal wieder nur kurzes Pieseln.

 

Die meisten Wiesen sahen leuchtend grün aus, wie bei uns im Frühling, und was ich an blühenden Pflanzen gesehen habe, geht auf keine Kuhhaut. Allenfalls die europäischen und sonst wie importierten westlichen Bäume verbreiteten so etwas wie Herbststimmung, weil sie sich auch nach 200 Jahren noch nicht daran gewöhnt haben, ihre Blätter komplett zu behalten. Sie arbeiten anscheinend noch daran, denn ganz kahl habe ich keinen gesehen.
Die Sonne lachte vom Himmel und erzeugte auch jetzt noch Temperaturen um die 25 bis 28 Grad, von denen unsereins in unserem Ländle ja gerade zur Herbst- oder Winterzeit nur träumen kann, während es abends langsam anfing mächtig abzukühlen, was sich insbes. gegen Morgen noch verstärkte.
Es begann in der Nacht vom 23sten auf den 24sten so kühl zu werden, dass meine lange Unterhose plus Socken und Fleecejacke ~ ähnlich wie in der Gobi ~ auch nachts wieder gute Dienste leisteten, denn die Zudecke wurde dünn und dünner. Eine kalte Nase hatte ich trotzdem. Und wenn ich dann losfuhr, ließ ich mich erst einmal von der Heizung des Autos wieder auf Temperatur bringen.
Zuvor hieß es jedoch morgens, sich in dieser Kälte in den neuen, noch jungen Tag zu wagen, durch das taunasse Gras zum Sanitärbereich zu schlappen, sich kalte Füße zu holen und in den ungeheizten WC's und Duschen warm zu schnattern, wenn mir das warme Wasser nicht gerade über den Body floss.
Gott sei Dank gab es auf den meisten Plätzen warmes Wasser und hin und wieder auch einen Föhn, denn die feuchten Haare waren um die Zeit auch nicht gerade förderlich fürs allgemeine Wohlgefühl. Hier war es genau umgekehrt zu Asien. Dort waren die Sanitärräume brüllend heiß, weil sie nicht klimatisiert waren und hier hätte ich mir 'ne Heizung gewünscht. Aber es gab nur das eigene innere Kraftwerk, Socken und meine Fleecejacke, um mich halbwegs warm zu halten. Und unter diesen Voraussetzungen galt es das Frühstück zuzubereiten und sich den frühen Sonnenstrahlen auszusetzen, um wie die kaltblütigen Reptilien Wärme zu tanken. Ein Übriges tat die heiße Tasse Kaffee, die ich nicht am Henkel fasste, sondern mit beiden Händen umschloss.
„Morena“ ~ Guten Morgen. Irgendwie scheint sich damals in Mongolia ein innerer Schalter umgelegt zu haben, denn diese Kältefühligkeit kannte ich ja vorher nicht. Eventuell ist aber auch der lange Aufenthalt unter tropischer Sonne mit ein Grund.

An diesem 24sten spielte dann auch die Batterie meines Campervans zum zweiten Mal verrückt, als ich los wollte. Da ich aber ja nun wusste, was Sache ist, fand sich schnell ein anderes Auto, das willig war, sich über das Starthilfekabel mit meinem zu verbinden. Es geht doch nichts über eine gute Connection, gelle? Aber bei diesem zweiten Mal blieb es dann auch. Obwohl ich auf einer einsamen und kilometermäßig ziemlich langen Schotterpiste, auf der kaum ein anderes Auto unterwegs war, schon ein komisches Gefühl hatte, wenn ich den Motor bei einer Pause mal abzustellen wagte.
Aber das einzige technisch aufregende war, dass beim Starten nun auf einmal auch der linke Außenspiegel wegklappte. Erst der eine, dann der andere. Was aber danach dann erfreulicherweise nicht wieder passierte, denn sonst hätte ich jedes Mal aussteigen, und ums Auto laufen müssen. Scheiß Technik, scheiß Kälte, womit ich mich nun mal arrangieren musste, wie halt mit allem anderen auch, was mir durch die vielen schönen Dinge ziemlich leicht fiel, zumal die Zeit ja absehbar war, in der es sich halt kühler anfühlte, danach wurde es ja wieder lecker warm in diesem wunderschönen Land am anderen Ende der Welt, ca. 20.000 Kilometer von Deutschland entfernt.
Und wenn ich dann auch noch daran denke, dass ich nicht nur diese Kilometer auf meinem persönlichen Reise-Kilometerzähler stehen habe, sondern dass es auf die Art und Weise, wie ich von Land zu Land und in den Ländern gereist bin, in diesem Moment bereits über 55.000 Kilometer geworden sind, dann kann ich nur staunen. Und das, obwohl es beruflich durchaus Zeiten gab, in denen ich über 60.000 in einem Jahr mit dem Auto gefahren war. Über die habe ich zwar auch gestaunt, aber was für ein Unterschied liegt doch zwischen beidem?

 

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Campervan I Fotos