Mit Bahn, Bus & Schiff nach Australien usw!

Vilnius

 

Etappe 7 ~ von Do. 30.08.2007 bis Di. 04.09.2007

 

Da kauf einer mal ~ zum allerersten Mal auf seiner Reise ~ in einer relativ unbekannten Stadt in einem ebenso unbekannten Land, mit einer Sprache, die außer den Einheimischen kaum jemand spricht, 'ne Bahnfahrkarte in eine ebenfalls noch unbekannte Stadt. Und das bei einer Fahrkartenverkäuferin, die eben nur die Sprache der Einheimischen spricht. Das war schon etwas mehr als ein kleiner Akt.

 

Na ja, dass Amedeo und ich in Vilnius angekommen sind, zeigte, dass wir diese Hürde meisterten. Oder sollte ich besser sagen er, denn seine Unermüdlichkeit, stoisch unseren Wunsch immer wieder zu wiederholen, haben wir es schließlich zu verdanken gehabt, dass wir das begehrte Stück Papier dann schließlich in Händen hielten und den Zug entern konnten.

Jaaa, entern. Denn anders kann ich die Kletterpartie nicht nennen. Im Gegensatz zu jedem anderen heutigen Zug, der als Einstieg über eine recht bequeme Stufe ~ oder auch zwei ~ verfügt, gab es bei diesen Wagons nur 4 senkrecht angeordnete Tritte, wie bei einer Leiter. Wobei schon der erste Tritt ungewöhnlich hoch über dem Plafond, sprich Bahnsteig ansetzte. Es war so ähnlich, als ob ich mit meinen einssiebzig auf ein Pferd mit einsachtzig Stockmaß klettern wollte. Und das auch noch mit einem Rucksack auf dem Rücken und dem Daypack vorne dran. Ohne Steigeisen oder sonstige Hilfsmittel. Auch ein Louis Trenker hätte seine Freude an dieser Steilwand gehabt. Selbst Amedeo, mit seinen mindestens einsachtzig, war da leicht gefordert.

Aber irgendwie ging es doch. Genauso, wie es auch irgendwie durch die Gänge und Türen zu den Sitzplätzen ging. Wobei die Türen mir enger als bei unseren Zügen erschienen, weil ich immer wieder hängenblieb.

Wir suchten uns, da der Zug noch recht leer war, einen Platz mit Tisch aus, um uns so richtig schön ausbreiten zu können. Wie wir später bemerkten, waren das aber nicht unsere Plätze, sondern die irgendwelcher anderer, später zusteigender Fahrgäste. Doch niemand sagte etwas, wir wurden nur ein paar mal komisch angeschaut.

Was uns nämlich nicht aufgefallen war, auf sämtlichen Fahrkarten standen Sitznummern, die anscheinend peinlich genau eingehalten werden. Sorry, beim nächsten Mal klappt es. Versprochen.

 

Als wir dann mit etwas Verspätung in Vilnius ankamen, bekam ich von Amedeo meine erste Gratis-Traveller-Lektion, die besagte, dass wir at first“ die Tourismus Information ansteuern würden, um einen Stadtplan und erste Informationen zu bekommen. Und vor allem ~ was noch wichtiger ist ~ sich auf der Karte zeigen zu lassen, wo sich eine mögliche oder die eventuell vorgebuchte Unterkunft befindet und wie man hinkommt. Weiterhin, ob und wo es in der Nähe der Unterkunft Einkaufsmöglichkeiten zwecks Selbstversorgung gibt. Als nächstes sei dann der Ticketkauf für die lokalen Verkehrsmittel angesagt. Die werden hier nämlich im Bus oder an Kiosks verkauft, wobei sie dort preiswerter zu haben sind, als im Bus.

Und dann hatten wir nur noch die jeweils richtige Bushaltestelle zum Ein- und Aussteigen zu finden, mussten noch etliche Meter laufen und waren am Ziel meines nächsten und unseres gemeinsamen Reiseabschnitts, dem Filaretai Youth Hostel. Einem Hostel, das im Gegensatz zum vorherigen in Klaipeda vor räumlicher Größe nur so strotzte. 89 Betten, überall mit reichlich Platz. Und auch dieses machte einen absolut sauberen und gepflegten Eindruck. Nicht dass das Youth Hostel in Klaipeda unsauber gewesen wäre, die dortigen Sauberkeitsrituale habe ich ja bereits beschrieben.

 

Als ich zum zweiten oder dritten Mal die Sanitärräume unseres Hostels betrat, stutzte ich und glaubte, bei den Mädchen gelandet zu sein. Stand dort vorm Spiegel doch eine junge Frau, die sich die Zähne putzte.

 

Oh sorry, I'm wrong", stotterte ich und wollte schnellstens kehrt machen.

No, no, its okay, they don't have different bathrooms," lachte sie mit Zahnbürste im Mund.

 

Und schon stand ich neben ihr an einem der anderern Waschbecken. Eine Australierin, wie sich herausstellte, und damit nun schon meine zweite nach Claudine mit ihrem Ian in Leipzig.

Na ja, das Ganze war zwar leicht gewöhnungsbedürftig, zumal diese Räumlichkeiten auch für alles andere gemeinsam von Männlein und Weiblein benutzt wurden, aber es hatte was geheimnisvolles, wenn neben einem, jemand die Dusche benutzte oder gar auf der Toilette hockte, man sich dann möglicherweise wieder vorm Waschbecken oder Spiegel traf und feststellte, dass es erneut ein fremdes weibliches Wesen war. Aber niemand schien sich dran zu stören, und nach meinem ersten Mal hatte sich auch meine Hemmschwelle gegen Null abgesenkt.

 

Das Filaretai war dem Anschein nach ein älteres Gemäuer, das gut in Schuss nicht direkt an der Straße, sondern in der zweiten Reihe erbaut worden war. Wir waren zuerst daran vorbei gelaufen, weil es mit der Beschilderung haperte. 70 cm dicke, zum Teil mit Efeu bewachsene Außenwände und ein Blumengarten mit Bäumen, Büschen und Sitzgelegenheiten machten den heimeligen Eindruck eines Sommersitzes. Und da die Ferien sich dem Ende neigten, war es ziemlich schwach belegt, so dass wir teilweise ein 6-Bettzimmer für uns allein hatten und erst zum Schluss noch einen 19-jährigen Japaner ins Zimmer bekamen.

Ein lustiges Kerlchen aus Osaka, der sich fast nur mittels Translator mit uns unterhalten konnte. Aber das tat er gerne. Und so erfuhren wir von ihm, dass er zu Hause ins Reisebüro gegangen sei, um eine 14-tägige Reise nach Europa zu buchen. Und weil man ihm als erstes Land Litauen und Vilnius empfohlen hätte, genauer gesagt, Trakai mit seinen Seen und den schönsten Sonnenaufgängen, hätte er diese Reise gebucht.

Sinnigerweise hatte er nur eine Nacht in Trakai, mit dem Risiko, dass der einzig mögliche Sonnenaufgang eventuell wegen Frühnebel ausfiel. Er war sich dieses Risikos wohl bewusst, denn er lachte sich schlapp, als er davon erzählte. Leider haben wir nicht mehr erfahren, wie es ihm sonnenaufgangsmäßig ergangen ist, denn er war ja nur einen Tag und eine Nacht in Vilnius und die nächste Nacht dann in Trakai. Aber in diesem Tempo zog er weiter durch europäische Lande.

Außer uns wohnten auch noch ein paar Russen in unserem Hostel, auch wenn sie keine Backpacker waren, sondern sich auf Arbeitssuche befanden. Sie sahen aus, und benahmen sich, als seien sie recht wilde Gesellen, denen man lieber aus dem Weg geht. Bedienten sie doch das typische Russen-Klischee, nachdem sie laut sind, wie die Schlote qualmen, und wie die Löcher saufen. Außerdem heißt es, dass man sich vor ihnen in Acht nehmen müsse, weil ihre Fäuste locker sitzen und weil sie bei jeder Gelegenheit bescheißen.

Es sollte nicht mehr allzu lange dauern, bis sich meine Berührungsängste verloren.

 

Auch Vilnius hatte wieder ein ganz eigenes Flair, das ich mir dieses Mal zum größten Teil zusammen mit Amedeo erlaufen habe. Eine Stadt mit vielen, vielen Kirchen und Kathedralen. Wahrscheinlich bringt es nur noch eine italienische oder südamerikanische Stadt auf mehr. Wobei sich hier allerdings die Glaubensrichtungen tüchtig mischten. Interessant war auch, dass viele Kirchen nach den langen Jahren des Verfalls unter sowjetischer Herrschaft und mangels Geld noch nicht renoviert sind und trotzdem den Gläubigen zur Verfügung standen, soweit eben möglich.

Ein solches Gotteshaus zu betreten, hatte etwas archaisches ~ anders vermag ich es nicht zu beschreiben ~ das mich anrührte, wie es kaum eine Kirche je zuvor geschafft hat. Zumal ich ja eh nicht der Kirchenfan und Kirchgänger bin. Der Putz, der teilweise von den Wänden gefallen war und das ursprüngliche Mauerwerk zutage treten ließ, die Wandbilder und Fresken, die arg mitgenommen auf den intakten Wandflächen manchmal nur noch so gerade erkennbar waren, die Altäre ~ oft aus Holz ~ die als einziges unversehrt schienen, das war schon beachtlich. Der Rest der Kirchen war (noch) nicht wieder betretbar.

Aber diese Stadt hatte natürlich nicht nur ihre Kirchen zu bieten, sondern jede Menge renovierte und unrenovierte wunderschöne Häuser durch die unterschiedlichsten Epochen. Von ganz schlicht, bis überladen war alles dabei, mit einer Eigenheit, die ich noch nicht kannte. An einigen Stellen hatte man sorgfältigst den Putz abgetragen, um das ursprüngliche Gemäuer zu zeigen, das oft an diesen Stellen ehemals Fenster oder sonstige Besonderheiten aufwies. Eine Wandgrafik, die besonders abends ~ weil dann angestrahlt ~ sehr gut zur Geltung kam.

Außerdem startete die Hauptstadt mit unserem Eintreffen zugleich ihre Capital Days“ ~ das Hauptstadt-Festival mit entsprechendem Remidemmi, sprich Angebot an allen möglichen Aktivitäten, Künstlern, Shows, Handwerken, Behinderten-Theater, Bands, Kinderzelten, in denen gemalt, gebastelt oder sonst was gemacht wurde, Glasbäser, Menschenmassen und was alles noch so dazu gehörte.

 

Ich war begeistert, was nicht bereits der Anfang meiner Reise alles hergab!

 

Wobei Anfang ja bereits gar nicht mehr so richtig stimmte. Immerhin war ich am So. den 02.09.2007 bereits 32 Tage unterwegs. Aber so richtig glauben konnte ich es manchmal immer noch nicht. Dabei ist es genauso so wahr, wie ich die Tatsache, dass ich hier in meinem Hostel in Vilnius saß und schrieb.

Auf jeden Fall konnte ich davon, durch diese neue Stadt zu streifen, kaum genug bekommen. Vor allem allein, da Amedeos und meine Interessen sich oft nicht deckten.

Wenn ich in die Innenstadt wollte, kam ich jedes Mal durch einen recht alten und teilweise herunter gekommen Teil von Vilinius. Hier gab es eine Art autonome Republik, mit eigenen Gesetzen in teilweise bunt bemalten Häusern, und allerlei Aktivitäten in der Kinder- und Jugendarbeit.

Im Fluss, der Vilnia, die diesen Teil der Stadt von der Innenstadt trennte, hatten die Republikaner diverse kleine Bauten aus Flusskieseln errichtet und am Flussrand Bäume geschmückt. Dieser reizvolle Bereich war mir immer wieder bei meinem Gang in die Innenstadt einen Abstecher wert. Leider konnte ich nichts Näheres darüber erfahren. Nur dass es hier viele, mit Schlösseren aneinander gekettete Paare geben musste. Zu sehen am Brückengeländer der Brücke über die Vilnia.

Zu hunderten hatten sie hier die Schlösser mit ihren Namen & Treueschwüren ans Geländer geschlossen und die Schlüssel in den Fluss geworfen. Ich habe mich jedes Mal gefragt, wie viele der Paare wohl noch zusammen waren. Aber so etwas gilt ja als gutes Omen, was vielleicht von einem anderen nicht gesagt werden kann. Denn nicht weit von dieser Brücke sah ich eine dieser weißen Hochzeitslimousinen in der gestrechten Form stehen, mit geöffneter Motorhaube und einem Chauffeur, der sich bemühte, die Karre wieder ans Laufen zu kriegen, während das Brautpaar im Auto saß und sich wahrscheinlich fragte, was davon zu halten sei.

 

Ein halber Tag gehörte Kaverne, einem interessanten Fleckchen Erde, dass uns eine Busfahrt von etwas mehr als einer Stunde abverlangte, die aber jede Minute wert war, zumal dieses Eckchen touristisch kaum bekannt und daher auch in den üblichen Reiseführern nicht aufgeführt ist. Ohne Amedeo wäre ich nie dort hingefahren, hatte ich doch von seiner Existenz nichts geahnt.

Es handelte sich hier um eine alte, von Menschen angelegte Hügelformation aus 5 Hügeln in der Nähe des Flusses Neris. Ich hatte das Gefühl, als ich zeitweilig mit geschlossenen Augen zwischen ihnen herumlief, die damaligen Menschen um mich herum zu sehen, wie sie ihrem Tagwerk nachgingen, Frauen, Kinder, Hunde, Haustiere, alles was zu einer alten Siedlung gehörte, war vertreten. Und alles zusammen strahlte eine so friedliche Energie aus, so dass wir diesen Ort kaum wieder verlassen mochten.

Dazu gehörte auch ein kleines Museum, in das wir nur hineinkamen, weil Amedeo in seinem Sprachkauderwelsch plus Charme mit einer fürs Museum zuständigen Frau so zu kommunizieren verstand, dass wir schließlich eine Führung nur für uns bekamen. Denn außerhalb der Touristen Zeit ist es geschlossen.

Sie zeigte uns alles mögliche, alte Ausweise, von Menschen mit typisch deutschen Namen, Bilder von ihnen, Gerätschaften, Möbel und was sonst so alles aus früheren Zeiten hier zusammen getragen worden war. Sogar ich, als Museumsmuffel, war recht angetan.

 

Ganz anders hingegen kam ein anderer Ort daher. Ich hätte ihn am liebsten fluchtartig wieder verlassen. Das Genozid- oder auch KGB-Museum genannte Gebäude, das ich Amedeo zuliebe am nächsten Tag mit aufsuchte. Hier wurde ich mit den Gräueltaten der sowjetischen Besatzungszeit konfrontiert die hier, an diesem Ort einerseits gezeigt ~ Deportation, Widerstand der Bevölkerung, den Partisanenkrieg mit allen Facetten ~ und andererseits verübt wurden, da dieses Gebäude als Gefängnis, Folter- und Hinrichtungsstätte diente.

Freiwillig werde ich mir so etwas nicht wieder ansehen, denn es dauerte mehr als drei Tage, bis mir das Gesehene nicht mehr im Nacken saß. Und ich wusste ~ bald, nachdem ich dieses Gebäude betreten hatte ~ warum ich es bisher vermieden hatte, mir Anlagen in dieser Form anzuschauen, die es ja auch bei uns in Deutschland gibt.

Der heftigste Eindruck, der, der mich am meisten gebeutelt hatte, war das Bild einer hübschen jungen Frau, unter dem zu lesen war killed 15. mai 1943“, einem Tag vor meinem Geburtstag. Und auch in dem Moment, in dem ich diese Zeilen schrieb ~ selbst noch später, wenn ich davon erzählte ~ haute es mich wieder aus den Puschen, was Menschen Menschen auf der ganzen Welt antun konnten und auch heute noch antun können und es auch tun. Mit gleichen, ähnlichen oder anderen verschrobenen oder fanatischen Anschauungen. Nichts dazu gelernt, Klassenziel immer noch nicht erreicht.

 

Fast einen ganzen Tag verbrachten wir in Trakai, wo zuvor schon unser japanischer Freund seinen Sonnenuntergang gesehen hatte, oder auch nicht. Ein Ort, der in einer Art Seenplatte mit vielen Inseln eingebunden ist, die teilweise über kleine Brücken miteinander verbunden sind. Alles ebenfalls äußerst geschichtsträchtig ~ wenn es mich denn ansprechen würde, mehr darüber zu erfahren ~ mit einer alten Burg, die in jahrelanger Arbeit von den Bewohnern Trakais wieder aufgebaut wurde. Von einer Ruine zum Schmuckstück, das wir uns stundenrund zu Gemüte führten, weil mich das nun wieder interessieren konnte. Da ich es ja leider ansonsten mit dem Geschichtlichen nicht so habe, belasse ich es mal dabei. Wobei diese Wasserlandschaft es auf jeden Fall wert wäre, ihr mehr Zeit zu widmen, Geschichte hin und her. Es müsste bezaubernd sein, mit einem Boot von einem See zum anderen zu schippern.

Geschichtliches hat mich hier in Vilnius dennoch weit mehr tangiert, als es das normalerweise getan hätte, wenn ich allein hier eingetrudelt wäre. Amedeo entpuppte sich nämlich als der wissensdurstigste Mensch auf diesem Gebiet, dem ich je begegnet bin. Und so habe ich mich mitschleifen lassen zu allen möglichen Sehenswürdigkeiten, um die ich sonst vielleicht einen Bogen gemacht oder gar nicht wahrgenommen hätte. Abends qualmten mir immer regelmäßig die Füße und der Kopf vor lauter neuen Eindrücken. Ich hatte sogar auf meinen Streifzügen etwas gefunden, nach dem Amedeo vergeblich gesucht hatte, das Frank Zappa Denkmal. Es war recht klein, so dass ich es wegen eines gut gemachten Wand Grafittis fast übersehen hätte. Er soll ein besonderes Verhältnis zu Vilnius in Verbindung mit verschiedenen Auftritten gehabt haben. Dieser Fund war dann so etwas wie ein kleiner innerer Reichsparteitag.

Dennoch wusste ich, dass ich die von Amedeo bevorzugte wissensdurstige Form nicht andauernd haben muss. Mein kulturbanauslicher Schlendrian gefiel mir doch irgendwie besser, und ich nahm mir vor, ihn wieder einreißen zu lassen, sobald sich unsere Wege getrennt hatten. Wobei meiner erst einmal nach Siauliai und dann weiter nach Riga führen würde, während Amedeo direkt nach Riga fuhr, um dort den Flieger nach Hause zu erwischen.

Auf jeden Fall war unsere Begegnung eine, die zu den bisher interessantesten gehörte. Traf ich doch hier einen Menschen, der mich immer wieder mit allem Möglichen verblüffen konnte. U.a. mit Eigenheiten, die mir schon seit langem abgehen oder die ich nie entwickelt habe.

So konnte er sich jedes mal wieder herrlich darüber aufregen, wenn es auf unseren Busfahrten nach Kaverne oder Trakai im trubeligen Stadtverkehr zu Stauungen kam. Er meinte dann immer mit ärgerlicher Miene grummelnd: It's our time“ und schaffte es nicht, trotz meines Zuredens, das Ganze etwas relaxter zu sehen.

Auch der Lärm eines Motorrads in der Stadt oder der eines Skateboardfahrers in seiner unmittelbaren Nähe machte ihn jedes Mal vogelig. Und was es da sonst noch so für Möglichkeiten gab, über die er sich aufregen konnte. Ich hätte mich manchmal so wegschmeißen können. Dabei ist dieser Mensch Prof. an der Uni in Bukarest und zum Zeitpunkt unserer Begegnung gerade mal 41 Lenze alt. Was macht er nur, wenn er mal 50 oder sechzig ist? Wird er dann ein alter Kauz sein, der seine Scheuklappen keinen Deut weit mehr zu öffnen vermag? Es wäre schade. 

 

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Vilnius Fotos

 

Kaverne Fotos

 

Trakai Fotos