Mit Bahn, Bus & Schiff nach Australien usw!

STORY OF Oz ~ oder wie ich dem Zauber von Oz unterlag

Wie war das doch gleich mit dem Zauber und dem Ver-Zaubern?

Haben diese Vorgänge nur in einem jungen Alter ihre ganz spezielle Wirkung, und ist sie dann später Einstellungs- oder Überzeugungssache nur beim einen oder auch beim anderen Geschlecht? Trifft es jeden, oder sind es besondere Menschen, die sich verzaubern lassen oder einem Zauber unterliegen? Braucht es dazu einen Zauberer? Und was läuft da ab, wenn es geschieht ~ ist es einfach nur die Chemie unseres Körpers, mit der uns die Wissenschaftler schon die Liebe ent-romantisieren wollten?


Ich denke, dass zu all dem aber auch unbedingt unsere
FANTASIE gehört.

Und mit eben dieser möchte ich euch an dieser Stelle dann auch kein
X für ein U,

sondern ein
U für ein A vormachen und das Ganze in FUNTASIE verwandeln.


Vielleicht bekommt so der
„Spaß an der Freude“ im und am Leben ja wieder seinen angestammten Platz. Auch bei den Menschen, denen die Freude und der Spaß irgendwo zwischen vorgestern und heute abhanden gekommen ist.

In dem Moment, in dem ich diese Zeilen 2006 schrieb, befande ich mich im dreiundsechzigsten Lebensjahr ~ ich bin Baujahr 43 ~ und musste gestehen, dass ich auf die o.a. Fragen nicht wirklich eine Antwort und auch kein Patentrezept hatte und habe, mit dem eventuell verlorengegangene Fantasie und Funtasie wieder Einzug ins Leben halten können. Ich habe nur festgestellt, dass diese Bereiche bei viel zu vielen verschüttet sind und aufs
„Ausbuddeln“ warten. Entweder passiert es dann oder auch nicht. Wie seinerzeit bei mir, denn ich spürte und erlebte gerade mal wieder genau dieses Staunen, diese Neugier, ja, die Magie des Augenblicks und des Werdens intensivst mit jeder einzelnen meiner ca. achtzig Billionen Zellen.

Und genau wie eine Frau nicht nur ein bisschen schwanger sein kann, kann meiner Meinung nach niemand nur ein bisschen verzaubert sein oder nur ein bisschen dem Zauber von Irgendwas unterliegen. Im Fall des Falles erleben wir ihn in Reinstform und unterliegen ihm. Dabei setzt ein Verwandlungsprozess ein, denn Magie oder ein Magier, ein Zauber, bzw. ein Zauberer, zieht uns in seinen Bann und nichts ist mehr so, wie es gerade eben noch war. Und da muss nicht zwangsläufig ein erwachsener Mensch Auslöser sein. Das weiß jeder, der sich schon mal von einem Kind verzaubern ließ, oder von einem Sonnenuntergang, einem jungen Hund, der Schönheit einer besonderen Muschel, eines Blattes ~ oder was auch immer. Und das ist dann genau die Magie, die letztlich alles belebt, es sind die Momente, die das Leben ausmachen!?!

Ich war noch ein kleiner Dotz der Nachkriegsära, in der Sanella, Kaisers Kaffee und andere, die Auslagen der eher noch kleinen Geschäfte regierten. Es war die Zeit der Rabattmarken und der Sammelbildchen mit den entsprechenden Alben, in die sie mit selbstangerührtem Mehlkleister oder kalten, gekochten Kartoffeln geklebt werden konnten. UHU, der Wunderkleber par exellence, lag zwar im aufwärtsstrebenden Trend der Zeit bereits in manchen Regalen, war aber für mich noch unerschwinglich. In meinem Falle klebte es also wirklich noch nicht alles.

Es erscheint mir in meiner kleinen Retro-Schau, als wäre es gestern erst passiert, dass Sanella als weiteren Kaufreiz für die Margarine die neue Sammelbild Serie
Australien in die Läden brachte, und ich vom ersten Moment an wie geprickt durch alle einschlägigen Lebensmittelgeschäfte unserer Stadt turnte, die Verkäuferinnen nervte und um diese postkartengroßen Bildchen bettelte. Und zwar so intensiv und so lange, bis ich durch nerven und kungeln mit anderen „Australien-Besessenen“, die Serie komplett hatte und nur noch meine Mutter von der dringlichen Anschaffung des dazugehörigen Sammelalbums überzeugen musste. Welches allerdings den für mich damals immensen und niemals aus eigener Kraft aufzubringenden Geldwert von 2,50 DM hatte.
Diese Hindernis zu überwinden, war etwas, was sich in der damaligen Zeit als weitaus schwieriger, als das Sammeln und Tauschen der Bilder erweisen konnte ~ jedenfalls für einen Jungen wie mich. Denn Geld, geschweige denn so etwas wie Taschengeld, gab es noch nicht in den heute üblichen Mengen. Ja, dieses, seit langem den gesamten Markt um die Kidys beflügelnde Wort, kannte ich noch nicht einmal. Ich lernte es erst sehr viel später kennen und schätzen, auch wenn ich nie damit auskam.
Eine Kugel Eis ~ besser eine nicht normierte Menge mit einen normalen Esslöffel aus der Eismasse in ein Hörnchen gekratzt ~ kostete 5 Pfennige. Den typischen Kugel erzeugenden Eisformer gab es ja auch noch nicht. Und das Hörnchen verdiente diesen Namen weder, noch entsprach es ihm. Es schien eher der Form eines Fingerhutes nachempfunden zu sein und nur wenig größer. Aber auch solch ein eisig-köstlicher Fingerhut musste den Eltern jedes Mal erneut aus den Rippen gequengelt werden, wenn einem danach gelüstete.

Was also dieses Sammelalbum betraf, wird vor diesem Hintergrund wohl klar, dass jede Menge Quengeln erforderlich war, wenn ich es in meinen Besitz bringen wollte. Tja, und dazu gab es die Möglichkeit, das Objekt meiner Begierde entweder gegen den genannten Betrag zu erwerben oder es alternativ über entsprechend viele Sammelpunkte einzutauschen, die jeder käuflich erworbenen Packung der guten Sanella beilagen.
Und irgendwie habe ich ebenfalls noch in Erinnerung, dass es als dritte Möglichkeit auch die Kombination aus beidem gab ~ eine bestimmte Menge Sammelpunkte anzuhäufen und den fehlenden Restbetrag cash zu ergänzen. Was wahrscheinlich auch die Variante war, zu der sich meine Mutter ~ die nun mal das Familienbudget verwaltete ~ dank meiner zähen, entschlossenen, nie ermüdenden Quengel-Ausdauer schließlich und endlich entschließen konnte.

Das lief so ähnlich ab, wie ihr es immer wieder an allen Kassen der Supermärkte der Welt beobachten könnt ~ oder auch als Eltern selbst erleben durftet ~ wo ein Kind seine Begleitperson so lange nervt, bis genau das, was geschickte Marketing Strategen dort zwecks Bedarfs- und Umsatzoptimierung auf Kinderaugen- und Greifhöhe platziert haben, in die kleinen Patschhändchen, bzw. den Einkaufswagen gewandert ist.
Frust pur, in höchster Potenz, dem jeder Erziehungsberechtigte nur zu gerne ausweicht ~ und dabei ist es völlig egal, ob es sich um ein heutiges oder ein Nachkriegskind und seine Nachkriegsmutter oder eine heutige Mama (respektive Vater) handelt. Seit damals hat sich, zumindest auf diesem Gebiet, nichts verändert. Die
„überzeugenden“ Argumente der einen, sowie die Resignation der anderen Seite, sind die gleichen geblieben.
Und meine, vom täglichen Nachkriegsalltagseinerlei eh schon überstrapazierte, genervte und resignierende Mutter wird dann wohl irgendwann nach dem Motto:
„Margarine brauchen wir ja sowieso / und dann will ich mal schau’n, was übrigbleibt / und irgendwie kriege ich das schon hin, ohne dass die Familie am Hungertuch nagt“, das Album in den damals noch nicht existierenden Einkaufswagen gelegt haben. Allerdings habe ich dieses unwichtige Detail wohl irgendwie aus meinem Bewusstsein verdrängt.

Woran ich mich dahingegen aber noch ganz genau erinnere, ist, wie es war, als ich dieses wunder-, wunderschöne Machwerk dann endlich zum ersten Mal in meinen Händen hielt. Dieser Genuss-Faktor baute sich allein schon durch das Erreichen und überschreiten der Ziellinie auf und wurde ergänzt durch die Tatsache, dass es eine etwas andere Optik als seine Vorgänger über Afrika und Amerika hatte, die ich natürlich auch besaß. Dieses hier war insgesamt etwas dünner, hatte dabei aber das gleiche Riesenformat von ca. 45 cm im Quadrat behalten. Denn auch damals wusste man anscheinend wohl schon, dass die Gleichung:
„praktisch, quadratisch, gut“ aufzugehen pflegt.
Aber im Gegensatz zu seinen älteren Brüdern und Schwestern (die ich als latenter
„Fernweh-Freak“ genauso ersammelt und erquengelt hatte) ~ deren Einbanddeckel irgendwie matt / stumpf, ja, etwas billig aussahen ~ war hier die Pappe des Einbandes fester und fein glänzend. Seidenmatt würde man es heute nennen. Und ich fand, dass dieser samtige Glanz dem Ganzen, insbesondere Australien, durchaus würdig war. Es bekam dadurch einen geheimnisvollen Touch, der sich mir dann jedes Mal und erneut nach dem Auf- und Weiterblättern Seite für Seite zwar zeigte, aber nie seinen Reiz verlor.
Ich
MUSSTE es immer wieder anfassen, mit meinen Händen den taktilen Reiz erspüren, darin blättern und lesen. Ein Buch mit solch edler Optik gab es bis zu dem Zeitpunkt, zu dem ich Dank meines Vaters bereits zum Büchernarr avanciert war, (noch) nicht in meiner Sammlung.

Zuerst aber klebte ich dort meine zusammengetragenen Schätze ein. Seite für Seite, mit aller Sorgfalt und Inbrunst ~ um nicht zu sagen Penibilität. Bis sich schließlich jedes einzelne gesammelte Bild exakt und akkurat an seinem vorgesehenen Platz befand, weder schief, noch verschoben. Einfach perfekt. Ausgeführt im Zustand des eingangs beschriebenen Zaubers, des Verzaubertseins. Na ja, ein gutes Augenmaß und Gespür für gestalterische Dinge hatte ich wohl schon immer, wie meine spätere Berufswahl bestätigen sollte.

Ich könnte aber auch noch eine weitere Metapher benutzen, nämlich die, dass der Zauber von Oz schon damals ganze Arbeit geleistet hatte. Denn seine Magie war so mächtig, dass sich in einem kleinen Jungen die Idee einnisten konnte, dieses geheimnisvolle Land am anderen Ende der Welt ~ das Land der Regenbogenschlange ~ mit seinen Menschen, Tieren, Pflanzen und Landschaften in Natura erleben, ja, sogar dorthin auswandern zu wollen. Ich wollte ~ auch wenn es diesen geflügelten Satz in Form eines Buchtitels von Bill Bryson für Jahrzehnte noch nicht geben sollte ~ mit Kängurus frühstücken. Und nicht nur mit ihnen, sondern auch mit Dingos, Koalas, Schnabeltieren, Kamelen und den Aussies selber ~ wenn eben möglich, auch mit den Ur-Aussies, den Traumzeit-Menschen, dem
„Alten Volk“  wie David Lindner sie in seinem Buch „Traumzeit“ nennt.

Bis zum damaligen Zeitpunkt hatte dieses Frühstück jedoch noch nicht statt
gefunden. Die Einladung wurde ~ obwohl so deutlich ausgesprochen ~ nie angenommen und mittels verschiedenster Ausreden sogar abgelehnt. Es gibt schon unhöfliche Zeitgenossen, gelle?

Das aber war dabei sich zu ändern, wie sich zum Jahreswechsel 2005 / 2006 herausgestellte ~ schließlich braucht eine soooo großartige Einladung ja doch etwas mehr Zeit. Und seitdem lief der Countdown meiner eigenen Traumzeit mit der ihr innewohnenden Energie, auch wenn ich jetzt in dem Augenblick weder einen genauen Tag, noch eine genaue Stunde zu benennen vermochte. Allerdings gab es (m)einen „Magischen Zeitrahmen“ bis zum 16. Mai 2007 (meinem Geburtstag), in dem die Abreise erfolgen soll, die dieses Zusammen-Treffen, oder auch Zusammen-Prallen (wer weiß das schon ~ hihi), ermöglichen würde.

 

Beschlossen und verkündet im Jahre des Herrn Anno 2006.

 

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