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Great Ocean Road

 

Etappe 69 ~ von Sa. 20.06. bis Mo. 22.06.2009

 

Gareth hatte es, genau wie ich, nicht eilig und wollte den Trip in genüsslich langsamen 5 bis 6 Tagen machen. Damit kam seine Planung meiner eigenen sehr nahe. Er hatte ebenfalls vor, von Adelaide weiter nach Perth zu fahren. Was bei mir natürlich sofort entsprechende Gedanken erzeugte, die ich ihm auch mitteilte. Aber erst einmal wollten wir am Samstag, den 20.06. um 8 Uhr los und dann schauen, wohin und wie weit es uns führte.
Leider kippte er dann am Vorabend mit seinem Kumpel einige Bierchen zu viel, und ich bekam dann gegen 23 Uhr noch eine typische Trunkenheitsmail mit vertauschten Buchstaben usw. Recht lustig zu lesen, auch wenn der Inhalt nicht ganz so lustig war. Denn nun sollte es nicht mehr um 8, sondern um 10 Uhr los gehen. Tatsächlich kam er aber dann erst gegen 11, und wir waren plötzlich auch nicht mehr zu zweit, sondern zu dritt, da sich Mike, sein Kumpel, während des Gelages entschlossen hatte, mit nach Adelaide zu kommen.
Dagegen wäre auch nichts einzuwenden gewesen, denn auf diese Weise würden die Kosten halt gedrittelt, was ja durchaus in meinem Sinn war. Der Haken dabei war, dass Mike seinen Rückflug bereits für en kommenden Montag gebucht hatte, so dass unser gemütlicher 5 oder 6-Tagestrip damit ganz plötzlich auf 3 Tage schrumpfte, und es jeden Tag im Schnitt rund 400 Kilometer zu fahren galt. Wobei wir die ersten beiden Tage allerdings weniger auf dem Tacho hatten und dafür dann am letzten Tag fast 700 Kilometer knattern mussten, die wir zum Schluss nur noch mit deutlicher Geschwindigkeitsüberschreitung ~ 130, statt der erlaubten 100 ~ schafften, um so halbwegs zeitgerecht die YHA in Robe zu erreichen, in der wir Gott sei Dank unsere Betten per Handy vor gebucht hatten. Ohne hätten wir alt ausgesehen, weil die komplette Herberge bei unserer späten Ankunft in seligem Schlummer gelegen hätte.
Hinzu kam, dass sich auch diese Situation zusammen mit nur 2 Engländern, ähnlich gestaltete, wie damals mit den 4 Engländern in der Gobi. Diese beiden schafften es ebenfalls nicht, auf jemanden wie mich sprachlich Rücksicht zu nehmen, so dass ich meistens in meinem eigenen Film war. Mit Gareth allein hätte das sicher anders ausgesehen und hatte es ja auch, als wir uns über unsere Fahrt unterhielten. Da konnte er langsam und so reden, dass ich ihn trotz seines Akzents verstand. Nun denn, es ließ sich nun mal nicht mehr ändern.
Genauso, wie es sich auch nicht ändern ließ, dass ich bei diesem Schnelldurchgang der Great Ocean Road einfach nicht das abgewinnen konnte, was überall so großartig und spektakulär beschrieben wird. Abgesehen von den
Twelve Apostels, die wirklich beeindruckend waren. Zumal wir bei super Wetter dort waren und nicht ~ wie am Tag zuvor ~ bei grauem Himmel und Regen.

Wie schon an anderer Stelle gesagt, habe ich an anderen Orten ebenfalls schöne Strände gesehen. Oft genug sogar schöner und aufregender. Kein Grund also, in die allgemeine Begeisterung lautstark einzustimmen. Die Strände der Great Ocean Road waren schön, keine Frage, besonders für Surfer, wenn denn genügend Wind entsprechende Wellen produzierte, aber das war's dann auch. Und da wir aus Zeitmangel, bedingt durch die Reduzierung auf 3 Tage nicht all die Dinge ansteuern konnten, die wir bei 5 oder 6 Tagen hätten sehen können, mag mir / uns das eine oder andere durchaus entgangen sein. C'est la vie, or thats Australian life.
Immerhin haben wir aber in zwei YHA's genächtigt, die im positivsten Sinne aus dem Rahmen fielen. Und zwar in Apollo Bay und in Robe, die in meinem Plan gar nicht auftauchte. Die erstere war ein neues, modernes, heutiges und großzügiges Gebäude, bei dessen Erbauung sehr darauf geachtet wurde, dass es den Gästen gefällt ~ zumindest solchen wie mir ~ und dass es ihnen dort gut geht. Die andere war in einem riesigen alten Gemäuer aus Natursteinblöcken im Landhausstil untergebracht, in dem man jeden Moment meinte, dass einem der Butler gleich den Tee oder den Kaffee servieren würde. Beide Juhes waren große Klasse. In Robe existierten sogar noch die alten Klingelvorrichtungen für das frühere Dienstpersonal und in der riesigen Küche gab es noch den ebenfalls riesigen Herd, der allerdings nur noch der Zierde diente.
Dazu passte der australische
„Herbergsvater“ ~ selbst ein viel gereister Mann ~ der reichlich zu erzählen hatte und jeden Gast mit dessen Erlaubnis auf seine Memory Card bannte, das Bild später aus druckte und mit diesen Fotos die reichlich vorhandenen Wände tapezierte.
Ein schönes Fleckchen Erde, wie sich anderntags zeigte, das näher zu erkunden aus besagtem Grund leider nicht möglich war. Hieß es doch am nächsten Morgen, getrieben von der knappen Zeit, weiter und weiter. Nur noch ein Halt kurz vor Adelaide sollte auf speziellen Wunsch von Mike den schnellen Trip unterbrechen. Wieder irgendein ein Surfstrand, den er kannte und seinem Kumpel unbedingt zeigen musste.
Warum kann ich bloß diesen Fan-Wünschen sooo wenig abgewinnen? Zumal auch hier nichts weiter los war, kein Wind, keine Surfer, kein Gar-nichts, da die Saison vorbei war. Und dafür musste ein Umweg gefahren werden. Immerhin brachte er uns dann letztendlich doch ans Ziel, auch wenn wir in Adelaide erst noch ein wenig suchen mussten und Garreth Parkplatz Probleme bekam, als das ausgeklügelte Parksystem parken in direkter Nähe der YHA nicht zuließ.


Na ja, irgendwie war ich froh, dass der Höllentrip zu Ende war, und wir einchecken konnten ~ sinnigerweise bei Miriam, einem Mädchen aus Deutschland, das gerade an der Rezeption Dienst schob.