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Der Startschuss ...

 

Leipzig  ~ Teil 1

 

Etappe 1 / Leipzig v. Mi. 01. bis Di. 07.08.2007

 

... ist erfolgt. Allerdings nicht, wie ursprünglich geplant. Denn danach wollte ich ja am Di. 31.07.2007, um 10 Uhr 20 am Bahnhof Hameln den Zug besteigen. Der aber fuhr ohne mich ab, weil ich nicht fertig war. Ich kam zwar noch am Dienstag nach Hannover, konnte dann aber erst etwas mehr als 24 Stunden später, am ersten Augusttag um 11 Uhr 36 vom Bahnhof Hannover aus weiterfahren. Natürlich hatte das:

 

a) eine Vorgeschichte

 

und

 

b) Nachwirkungen.

 

Eine davon war, dass ich diesen Text genauso verspätet einstellen konnte, auch wenn er schon vorbereitet war.

 

In dem Moment, am 02. August 2007, ging es mir wie jemandem, der sich nicht mehr im Klaren ist, ob er Männchen oder Weibchen sein will. MANNOMANN, das waren aber auch Tage, etwa vom 23. bis zum 31. Juli. Einer heftiger als der andere. Gott sei's getrommelt und gepfiffen, aber nun lagen sie endlich hinter mir. Die drei Kreuzzeichen schwebten noch vor meiner Brust ~ oder wo auch immer.

 

Tja, einen kompletten 70 m² Haushalt aufzulösen, zwischendurch noch mein herrlich-klitzekleines Subnotebook auf Vordermann zu bringen ~ was mir ohne Hilfe dann doch nicht so gelingen wollte, wie ich es mir vorgestellt hatte ~ viele, viele lästige, aber wichtige, im letzten Moment noch auf- und anfallende Kleinigkeiten zu erledigen, schließlich noch irgendwie meinen Rucksack voll zu stopfen und am 31. Juli pünktlich vom Bahnhof Hameln aus los zu fahren, hatte ich mir weniger stressig und vor allem aber komplikationsfreier vorgestellt und gewünscht.

Hatte ich Globetrotter-Baby doch tatsächlich geglaubt ~ gemeinsam mit meinen sieben Helferlein ~ alle anfallenden Arbeiten, Gegebenheiten usw. rechtzeitig bis zum 30. Juni zu erledigen, um ganz in Ruhe meine leergeräumte Wohnung am 31. morgens um 9 Uhr übergeben zu können. Mir dann meinen, im Vorfeld mal mit maximal 12 Kilo angedachten schweren / leichten Rucksack zu schnappen und ihn draußen, lässig an die Eiche vor meiner Hütte gelehnt, quasi als Startfoto abzulichten, um mich dann anschließend völlig relaxt von meinem Bruderherz zum Bahnhof fahren zu lassen. So der Plan.

Sämtliche Götter des Missgeschicks müssen sich den Bauch vor Lachen gehalten haben über das Chaos, das ich mir da kreiert hatte. Aber wie war das doch noch gleich mit dem Chaos und seiner Theorie? Erst daraus entsteht alles was ist, bzw. sein wird ~ etwas frei interpretiert, zugegeben. Und so kann ich nur hoffen, dass etwas dran ist, an meiner Interpretation, gelle.

Nicht dass mir nur ein Strich durch die Rechnung gemacht wurde, nein, ich versaute auch noch meinem Bruder und seiner Lebensgefährtin diesen Tag, den sie sich ganz anders, denn als Hilfsprogramm für einen fast verzweifelnden Backpacker in spe vorgestellt hatten. Das habe ich aber erst fast zum Schluss erfahren, was mein schlechtes Gewissen den beiden gegenüber aber kaum zu mildern vermochte.

Auf jeden Fall möchte ich an dieser Stelle noch einmal all denjenigen von ganzem Herzen danken, die mir so unermüdlich bei der gesamten Riesenplackerei geholfen haben. Ohne sie säße ich wahrscheinlich heute noch auf meinen Kisten. Seufz.

Und so stellte ich mir folglich in diesem Zustand, der sich noch eine ganze Weile nicht abschwächen sollte (auch noch nicht während meiner Leipziger six-days) die Frage aller momentanen Fragen: „And now I am on the way ~ but is it realy my way or is it only a dream?“ so eindringlich, wie ich sie bisher noch nie durch meine kleinen grauen Zellen bewegt hatte.

 

Dennoch war ich nun nach all den Widrigkeiten um die Mittagszeit in dieser an und für sich bezaubernden Stadt gelandet, stand mit leicht zitternden Knien völlig überladen ~ jede Waage hätte mir das bescheinigt ~ vor dem Bahnhof, Ausgang West und fragte etwas verschämt wegen meines Aufzuges die dort wartenden Taxifahrer nach dem Hotel Vier Jahreszeiten, das mir lt. Internet als Wegweiser zum Central Globetrotter Hostel dienen sollte. (Noch) Nicht ahnend, dass es im Gegensatz zum gleichnamigen Etablissement in Hamburg, „nur“ eine etwas bessere Absteige war.

Taper, taper, brachten mich dann meine dicken Treter in einem schwankenden Seemannsgang, auf Grund meines Doppelwoppers an Gepäck ~ Daypack vorne, Rucksack hinten ~ meinem Ziel Schritt für Schritt näher. Zuerst vorbei an ein paar Plattenbauten, dann den genannten Vier Jahreszeiten, diversen Döner-, Wett- und sonstigen Stübchen, sowie einem Kiff-Kiff Laden, der u.a. mit seiner bunten Fassade und dem sinnigen Spruch „Besser bekifft 'ne Frau ficken, als besoffen Auto fahren“ für sich und sein Angebot warb. Naja?

Aber nach diesem letzten wichtigen Meilenstein war ich halt am Ziel meiner ersten Etappe angelangt. Und obwohl es wirklich nicht weit war, tat ich das auf Grund der herrschenden Außentemperaturen völlig schweißgebadet. Was auch erst einmal noch eine Weile so bleiben sollte. Denn ich musste mich ja jetzt noch in voller Montur zum allerersten Mal der mir bis dato unbekannten Hostel-Eincheck-Prozedur unterziehen. Sie wurde in knapper aber deutlicher Weise auf einem Schild kundgetan: „NO PAY; NO STAY“. Allerdings habe ich sie wegen des in die Augen laufenden Schweißes schlichtweg übersehen und hätte sie wohl (bedingt durch mein Debüt) auch sonst ignoriert, weil ich überall, wo ich jemals eingecheckt habe, gerne erst einmal den angenehmeren Teil des Ankommens, wie Zimmer anschauen, dabei das Gepäck in irgendeine Ecke pfeffern, Willkommenstrunk usw. absolviert hätte.

Und wenn ich sie noch so sehr übersehen hätte, diese Aufforderung, ich wäre nicht drumherum gekommen, zuerst die gewünschten Taler abzuliefern, das nervige Meldeformular auszufüllen, ein Pfand (meinen Führerschein) abzuliefern, um den Schlüssel mit der Nr. 2 zu bekommen. Immerhin mit dem tröstlichen Hinweis, dass ich nur eine Treppe mit meinen zusätzlichen Kilos hoch zu steigen hatte.

 

Was galt es aus all dem gleich für den Anfang zu lernen? In Hostels tickt (fast) alles ~ einschließlich der Leute, und das ist jetzt nicht negativ gemeint ~ etwas anders. Was das aber alles sein sollte, würde ich noch herausfinden müssen.

Erst einmal gab es hier gleich noch beim Einchecken, und auch später, die Sie- oder Du-Schwelle ~ die mich auch weiterhin verfolgen sollte. Ich hatte ja keine Ahnung, wie sehr diese „Deutsche Höflichkeit“ bei uns grassiert. Meine momentane Gegenüberin (so wie auch weitere) konnte ich jedenfalls nicht dazu bewegen ~ selbst nach der Empfehlung, ein Bußgeld festzulegen sowie der Androhung, dass ich sie dann ebenfalls siezen würde ~ mich mit dem angenehmeren Du zu erfreuen. Irgendwie schien ich als Backpacker-Oldie nicht so ganz ins Konzept zu passen. Ich sollte mich noch oft darüber wundern.

Und dann stand ich zum ersten Mal vor meiner Zimmertür, links und rechts eingerahmt von Metallspinden, wie von ehernen Wächtern, die den Eingang in eine geheimnisvolle Welt bewachen.

Vielleicht war dem ja so, denn mein Schritt über diese Schwelle würde mich nun mal in eine Situation bringen, die ich so noch nicht kannte. Zumal diese Wächter auch als Wertfachschrank ausgewiesen worden waren, dessen ich mich wenig später bedienen würde, damit er meine wichtigen Dinge, wie Notebook usw. ebenfalls bewachte. Zugleich wurde er so zu einer Art Dependance oder Exklave ~ die mein doch recht kleines Reich um wichtige Kubikdezimeter erweiterte ~ das sich ab jetzt nur auf mein Bett und einige Zentimeter drumherum beschränken würde. Etwas, an das ich mich verdammtjuche ~ sehr gewöhnen musste.

Im Vorfeld, noch von zuhause aus, hatte ich ein 4-Bett-Zimmer gebucht, um schon gleich mit der Eingewöhnung anzufangen. Ich war der erste, wobei ich noch nicht wusste, ob ich das Zimmer mit jemandem teilen müsste. Das aber änderte sich bald, als zu meinem Erstauen eine etwas dunkelhäutigere Frau auftauchte und das Bett über mir in Beschlag nahm. Hatte es doch bisher in meinen Informationen geheißen, dass es erst im Ausland passieren würde, dass Männlein und Weiblein, auch wenn sie sich fremd sind, in einem Raum nächtigen würden. Und mir passierte das gleich im ersten Hostel. Why not? Ich wertete es als gutes Omen. Zumal es eine junge Inderin war ~ wie ich bald erfuhr ~ die sich zu mir gesellt hatte. Sie drehte vor Beginn ihres Studiums noch eine Runde durch Europa und freute sich, dass ich mir ihr Land auf meiner Rückreise anschauen wollte. Und wenig später tauchte dann noch ein Pärchen ~ Claudine & Ian Walker ~ aus Down Under, genauer gesagt aus Sydney auf, die die beiden restlichen Betten belegten. Womit wir komplett waren und es gleich noch ein gutes Omen gab. Was wollte ich mehr.

Allerdings hatte Claudine mit der Wahl ihres Bettes Pech, denn am anderen Morgen klagte sie über heftigen Juckreiz, wohl durch Bed Bugs (Wanzen) verursacht. Flöhe konnten es nicht sein, da die Bisse anders aussahen. Man, was hatte ich ein Glück, liebäugelte ich doch zuerst mit ihrem Bett, bevor ich mich dann für meins entschied.

 

Was mir bereits in den ersten Sekunden und Minuten auffiel, war der enorme Sparwille des Hostelbetreibers (im Leipziger und fast allen weiteren Hostels). So gab es z.B. überall ~ in meinem Zimmer, im Flur, im Bad und WC ~ nur Energiesparlampen in der geringsten Watt-Stufe, was natürlich für eine höhlenartig-gemütlich-gruftige Atmosphäre sorgte, aber weder zum Lesen noch sonst etwas taugte, bei dem etwas mehr Licht, als Kerzenlicht nötig war. Ja, manche dieser Lichtquellen, so sie doppelt vorhanden waren, wie im Bad und WC, befanden sich „out of order“. Wobei sich nicht feststellen ließ, ob gewollt oder per Defekt.

Auch auf irgendwelche Ablagemöglichkeiten im Bett- und Duschbereich für die Dinge des täglichen Lebens wurde meistens aus mir unbekannten Gründen verzichtet, so dass es manchmal nicht einfach war, mich zumindest ein wenig zu organisieren. Und organisiert werden musste selbst das Frühstück, dass ich mir nach meiner ersten Nacht gerne gegönnt hätte. Leider gab es nur ein einziges, das jemand cleverer bestellt hatte. Aber der Bahnhof war ja nahe und somit gab's dann auch gleich den kleinen Morgenspaziergang.

Verwundert stellte ich jedoch am folgenden Morgen fest, dass die Tafel nun reichlich gedeckt war. Vorbestellt, wie ich erfuhr. Allerdings brachte mich das Nicht-Wissen und meine eigenen, inzwischen getätigten Frühstücks-Einkäufe erst einmal ein weiteres Mal vom Hostel-Frühstück ab. Nun denn, es würden noch viele Kennenlern-Frühstücks-Tage folgen, an denen ich mir so oder so mein Frühstück kreieren würde. Und für die weiteren Unterschiede, die es ebenfalls noch herauszufinden galt. Nun, auch dazu würde es Zeit in diesem und allen weiteren Hostels und Juhes genug geben. We will see.

 

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