Mit Bahn, Bus & Schiff nach Australien usw!

 

Xian & mehr

 

Etappe 21 ~ v. Mi. 12.12. bis 29.12.2007

 

Teil 3

Die ganze Yangtze-Tour ~ incl. aller Tickets und Übernachtungsbuchungen ~ war im Hintergrund wirklich generalstabsmäßig geplant. Das kann ich im Nachhinein und bei aller Skepsis, die ich anfangs hatte, nur so sagen. Denn schließlich hatte ich außer einem Stück Papier im C6 Langformat ~ dem sogen. recipt“ ~ nichts in der Hand. Darauf war zwar aufgeführt (nicht besonders leserlich geschrieben) was ich alles gebucht und bezahlt hatte, aber ich hatte weder ein Ticket, noch sonst etwas vorzuweisen. Und meine Skepsis verschärfte sich noch leicht, als die chinesische Australierin mir kurz vor Verlassen des Schiffes meinte noch mit auf den Weg geben zu müssen: John is far away and he know's that you never come back to Chongquing.“ Das war ja nun mal sehr beruhigend.

Aber es gab nichts zu befürchten und das merkte ich bereits, als ich nach dem local bus“ suchte, der mich vom Anleger zum nächsten Ort bringen sollte. Unsere kleine Chinesin, die als Guide auf dem Schiff und an Land irgendwie immer schlecht drauf und kaum ansprechbar war, brach meine Suche kurzerhand ab und verfrachtete mich in einen richtig knuffigen Überlandbus, der nicht so klapperig daher kam, wie die meisten örtlichen Busse und stieg selber mit ein. Sie fuhr wohl in Richtung ihres Zuhauses. An der Endstation machte sie einem Taxifahrer klar, dass er mich ohne erneut Bares zu verlangen, zu einem anderen Busbahnhof zu fahren hätte und gab ihm auch gleich alle weiteren Informationen an die Hand, die er dann der nächsten Schaffnerin und dem Busfahrer zu erzählen hatte. Und auch hier lief dann nach eindringlicher Überprüfung alles reibungslos und kostenfrei.

Am Zielort angelangt, stellte sich heraus, dass der Bus nur bis zum Stadtrand fuhr. Und nun übernahm auf Geheiß des Fahrers ein Fahrgast mit Englischkenntnissen meinen Weitertransport. Er brachte mich umgehend zu einem Bus, der in die Stadt fuhr, machte wiederum dessen Fahrer klar, wo er mich rauszuschmeißen hätte, und dann war ich am späten Abend endlich an meinem neuen Zielort Wuhan und meinem vorgebuchten und im voraus bezahlten Hostel angelangt, in dem meine Fahrkarte nach Guilin für den nächsten Tag schon auf mich wartete. Und jetzt war dann nur noch essen, Beißerchen putzen, schlafen, wieder aufstehen, duschen und ein wenig umschauen angesagt, um dann mittags zum Bahnhof zu fahren. Wenn das bis hierher nicht super gelaufen und organisiert war, dann weiß ich es nicht. Hut ab.

Als ich dann in der riesigen Bahnhofshalle stand und überlegte, durch welchen Ausgang ich wohl nachher zu gehen hätte, und wie ich es hinbekommen könnte, den richtigen Zeitpunkt zur Erstürmung meines Abteils und meines Hard Sleeper Betts zu erfahren, kam wieder so ein Engel in Form eines Chinesen vorbeigeflogen, der wissen wollte:
You have problems? Can I help you?“

Ich machte ihm klar, dass ich zwar keine hätte, sondern gerade rüber mein weiteres Vorgehen sinnierte. Worauf er eine der Bahnhofsbeamtinnen herbei zitierte, ihr einiges erzählte und mich dann in ihrer Begleitung zur VIP Wartehalle brachte. Hier gab es im Gegenteil zur normalen“ Wartezone Platz im Überfluss. Und das Schärfste, ich wurde vor der Zeit und vor dem Fußvolk der Reisenden zum Zug geleitet, um als Erster vor der noch verschlossenen Wagontür zu stehen. Wenn das kein Service ist?!
Aber das Beste kommt noch. Während ich da stehe und warte, höre ich plötzlich eine bekannte Stimme hinter mir, Pia, die Französin vom Yangtze Dampfer. Sie hatte ebenfalls ein Bett im gleichen Zug und Wagen und so fuhren wir denn erst einmal gemeinsam gen Guilin, wo sich unsere Wege dann erneut trennten, weil sie gleich weiter nach Yangshuo fahren, und ich erst einmal Guilin unsicher machen wollte.

Leider pladderte es in dieser Stadt, als wir früh morgens dort eintrudelten, was sich auch die ganzen nächsten Tage nicht großartig ändern sollte. Es war so richtig ungemütlich und nass, und Pia suchte sich ihren Bus, während ich mich auf den kurzen Weg zum Hostel machte und dabei plötzlich wie ein gefällter Baum auf die Schnauze fiel. Na ja, nicht ganz, denn mein vor die Brust geschnalltes Daypack verhinderte das. Aber wenn das Teil nicht an seinem Platz gewesen wäre, hätte mir mein Rucksack ~ der mit Macht nach vorne drängte ~ das Gesicht in die Pfütze gedrückt.
Wie konnte das nun wieder passieren, wo ich außer beim Skilaufen oder anderen fallträchtigen Sportarten das letzte Mal in meiner Kindheit in ähnlicher Weise hingefallen war? Nun, dazu muss man wissen, dass Chinas Bürgersteigpflaster durchgängig nicht rutschsicher ist. Teilweise ist es sogar hochglanzpoliert und gleicht bei Regen einer Eisbahn. Dann sieht man bei nassem Wetter, wie sich die Chinesen halt genauso vorsichtig, eben wie auf einer Eisfläche, durch ihre Stadt bewegen und überall stehen dann kleine Nässe-Glätte-Warnschilder wegen des Aquaplanings für Fußgänger. Und wenn möglich, benutzen sie dann die Spur für Blinde, die es überall in den Städten gibt. Das sind Bürgersteigplatten, die so stark geriffelt sind, dass ein Blinder mit Stock und Füßen spüren kann, wo's langgeht. Und die sind rutschsicher Und zwar so sehr, dass sich auf diesen Streifen ~ da es in China dann doch nicht soooo viel Blinde zu geben scheint, jedenfalls habe ich nie einen auf diesem Streifen gesehen ~ nicht nur Fußgänger, sondern auch die Mopeds bewegen, die hier ja grundsätzlich auch den Bürgersteig benutzen. Bei Nässe ist das ein Bild für die Götter, stark loriotverdächtig.

Bei mir kam hinzu, dass ich im Dunkeln auf die Kante eines Bordsteins getreten war, und die sind hier im Normalfall stark abgerundet und bei Regenwetter ebenfalls sauglatt. Ersteres ist natürlich sehr reifenschonend, was zur Folge hat, dass die Chinesen ihre Autos mit einer Affengeschwindigkeit über diese Kanten fahren. Und hier erkennt man dann wieder eine völlig andere Sicht-, bzw. Denkweise, es muss reifenschonend sein, nicht fußgängerfreundlich.

Na ja, Gott sei Dank hatte das Ganze außer einer nassen Hose im Kniebereich und einem etwas aufgeschürften Knie keine ernsteren Folgen. Und da es dunkel und noch sehr früh war, hatte auch niemand meinen Fall mitbekommen. Den Spaß, mich bei meinem Salto zu beobachten, hätte ich selbst dem nettesten Chinesen nicht gegönnt.

Guilin ist eine Reise wert, heißt es. Zum einen, weil es selber die eine oder andere Sehenswürdigkeit besitzt und am Li River liegt, aber auch, weil von hier aus Touren unternommen werden können. Z.B. zum bereits genannten Städtchen Yangshuo mit seinen karstigen Felsen, die da einfach so frei in der Gegend rumstehen und den besagten Li River, wie auch den Hulong River säumen.
Auch wenn ich noch nicht genau wusste wie, aber diese landschaftlich reizvollen Steinchen ~ um nicht zu sagen Klunker ~ wollte ich mir anschauen. Zumal eine bestimmte Formation ~ die ich auch in natura gesehen habe ~ sogar auf dem 20 Yüan Schein abgebildet ist. Wobei sich das
„Wie“ mal wieder wie von selbst und allein gestaltete. Denn in meinem Zimmer quartierte sich ein Chinese ein. Kevin, wie er sich mit westlichem Namen nannte.

Unsere Chemie stimmte vom ersten Augenblick an, so dass wir bereits wenige Minuten später beschlossen, diese Touren gemeinsam zu machen. Etwas Besseres konnte mir gar nicht passieren, ziehe ich doch jede selbst gestaltete Tour einer gebuchten und geführten vor. Und so hatte ich sogar einen Guide, der zweisprachig und so umfassend informiert war, dass es kaum besser hätte kommen können.
Also marschierten wir dann am Heiligen Abend zum Busbahnhof, um unsere Tickets zu lösen ~ problemlos für einen Chinesen ~ nachdem ich zuvor noch alles für mein Vietnam Visum in die Wege geleitet hatte, was u.a. auch bedeutete, dass ich trotz meiner vielen mitgenommenen Passfotos neue machen lassen musste, da sie nicht anerkannt wurden. Und das nur, weil der Hintergrund in einem freundlichen, bei uns gefordeten deutschen Hellblau war und nicht in dem Weiß, auf das die Vietnamesen stehen. Und diese Fotos wurden dann ruckzuck mit einer digitalen Knipskamera erstellt, auf denen ich auch nicht so grimmig in die Welt schauen musste, wie auf unseren. Hier hieß es, du darfst ruhig ein bisschen freundlicher sein. Tja, die Ansprüche und Anforderungen sind halt unterschiedlich. Was soll's, jedenfalls konnte es anschließend losgehen und nach etwas mehr als einer Stunde waren wir am Ziel, checkten mit unserem kleinem Marschgepäck in einem Youth Hostel ein und machten uns ~ da es für die Bootsfahrt auf dem Li River zu spät geworden war ~ auf den Weg zur Silver Cave, einer der großen Höhlen in China, die sich in diesen Karstbergen gebildet hatte.

Na ja, einerseits war es interessant, mal wieder Stalagmiten und Stalagtiten in großer Zahl und unterschiedlichster Form zu sehen ~ ich weiß fast nicht mehr, wann ich das letzte Mal einen Schritt in eine Höhle getan habe ~ aber ich fragte mich schon, warum die Dinger fast ausnahmslos mit farbiger Beleuchtung hervorgehoben werden müssen. Diese Art Beleuchtung macht auf mich einfach einen, gelinde gesagt, kitschigen Eindruck, und die Gebilde, die neutral beleuchtet waren, gefielen mir weit aus besser. Aber es kam wohl gut an, und die Geschmäcker sind nun mal verschieden, wie ich an den vielen Ahs und Ohs hören konnte. Aber interessant war's trotzdem.

Und dann lief mir bei unserer Rückkehr ~ wir hatten uns getrennt, weil Kevin sich noch etwas anschauen wollte, was mich weniger interessierte ~ die Französin wieder über den Weg. Pia hatte sich in einem anderen Hotel einquartiert, freute sich wie ich, dass eine weitere Begegnung stattfand und entschloss sich aus dem Stand, den Heiligen Abend mit mir und Kevin zu verbringen, wie auch den ersten Weihnachtstag, um an unserer geplanten Bambusbootfahrt auf dem Li River teilzunehmen. Evtl. zusammen mit ihrer Zimmergenossin, der Italienerin Rrrroberrrta. Sie war, bzw. ist eine der verrückten Nudeln, wie ich sie mag und sprach ein herrliches Englisch mit italienischem Akzent, in dem sie das R so stark rollte, dass jeder Russe sein Freude daran gehabt hätte. Und sie ergänzte die Wortendungen jeweils durch ein angehängtes E, typisch italienisch halt.
Es wurde einerseits ein sehr angenehmer, anderseits der verrückteste Heilige Abend, den ich bis dato erlebt hatte. Denn die Chinesen hatten eine Art Karnevalsfest daraus gemacht, mit Menschenmassen auf den Straßen, die permanent und lautstark
Merry Christmas“ Rufe in unsere Richtung schrien. Maskiert, mit lauter Fröhlichkeit, zu der sie auch ohne Alkohol fähig waren. Im Gegensatz zu etlichen Ausländern, die wohl so ihren Frust meinten bekämpfen zu können, mehr oder weniger allein in der Fremde Weihnachten verbringen zu müssen.

Tja, für mich war es eher ein Geschenk, fast völlig losgelöst von heimatlichen Einflüssen diesen Abend und auch die Weihnachtstage verbringen zu dürfen. Und das, obwohl es nahezu überall ~ auch in unserem Hostel ~ Weihnachtsbäume plus Dekoration gab. Sogar geselliges Beisammensein, mit gemeinsamem Essen und Kochen wurde angeboten.
Um es vorweg zu nehmen, ich habe hier mein wohl seit langem schönstes Weihnachtsfest in Yangshuo und auf dem Li, wie auch auf dem Hulong River und in Guilin verbracht, zusammen mit einem Chinesen, einer Französin und einer Italienerin. Wenn das nichts ist? Und das ist dann auch gleich eine meiner Vorstellungen von Globalisierung ~
come together now“.

Für unsere Bootstour hatte Kevin Kontakt mit einer Landsleute-Familie aufgenommen, die irgendwo am Fluss mitten in der Pampa ihr Domizil, sprich, ihre Hütte hatte, dort als Flussfischer und Bauern ihr Dasein fristete und zwei, drei Bambusboote ihr Eigen nannte, um Touristen wie uns über den Fluss zu den schönsten Stellen zu bringen. Zu Plätzen, an die die normalen Touristenboote wegen ihres Tiefgangs nicht gelangen konnten. Als Krönung hatte er mit der Familie ausgemacht, dass wir unseren Lunch bei ihnen einnehmen würden, mit einem Essen, wie es landestypischer nicht sein konnte. Wir hatten eine Suppe, Fisch, getrocknete und irgendwie behandelte Schweinszunge mit dicken Bohnen, eine riesige
chinesische Kartoffel, die nichts mit unseren gemein hat. Es dürfte eher eine Yams Wurzel gewesen sein, zu der es außer den Bohnen weiteres Gemüse gab und Obst als Nachtisch (Pamelo und Golden Mandarins, die nebenbei eine köstliche Hustenmedizin sind), sowie einem Hahn, der erst einmal für uns aus der Hühnerschar herausgefangen werden und sich opfern musste. Ein leckeres und gelungenes Mittagessen. Und das alles in und vor einer traumhaften und ursprünglichen Kulisse, die aus einer anderen Zeit hätte stammen können. Wie Kevin uns erzählte, dürfen die beiden alten Hütten, in denen gewohnt und gekocht wird, bei Strafe nicht durch neue ersetzt werden, um eben diese Ursprünglichkeit zu bewahren. Und dennoch gab es hier das Handy und auch die Sat-Schüssel. Telefon und Fernsehen selbst hier am entferntesten Fleck.

Ein Bambusboot ist eigentlich mehr ein Floß, das von einem Floßbauer hergestellt wird. Dabei werden mehrere dicke Bambusstangen vorne und hinten über Feuer gebogen und zu einem etwas mehr als einen Meter breiten Floß zusammengefügt. Darauf kommt dann für die Touris ein kleines Podest, auf dem eine Bank für zwei Personen steht und einem Geländer, das unfeiwilliges Baden verhindern soll, aber so wackelig ist, dass man sich besser nicht auf seine stützende Wirkung verläßt. Hinten ist ein Außenbordmotor mit einem längeren beweglichen Ausleger für die Antriebsschraube montiert, ähnlich der Boote in Thailand. Bambusboote dieser Art sind nur für zwei Personen plus Skipper gedacht, nur die teureren, aber hässlichen und klobigen, aus Kunststoffrohren nachempfundenen Boote können vier Personen tragen. Also waren wir mit zwei Booten unterwegs.

Kevin erzählte: Jedes Bambusrohr kostet je nach Verarbeitung, zwischen 80 und 120 Euro, so dass ein Boot ohne Motor und Aufbau um die 1000 Euro kostet. Viel Geld für die Menschen dieser im Grunde armen Region, aber eine der wenigen Möglichkeiten, zusätzlich Geld zu verdienen.

Bevor es aber aufs Boot gehen konnte, mussten wir erst einmal mit dem Minibus zum Anleger fahren, an dem ich mein erstes chinesisches Eigentor schoss. Mein Gegen- oder Mitspieler war ein Kormoran, bzw. sein Besitzer. Dieser Vogel hockte angebunden auf einer Holzstange und wartete nur darauf, von mir fotografiert zu werden. Kaum hatte ich ihn im Kasten, meldete sich sein Besitzer und wollte Kohle sehen, was ich nicht einzusehen vermochte und nur mit Kevins Hilfe und einem Teil der Forderung dann geregelt bekam. Manoman, hat der einen Zirkus veranstaltet, als hätte ich seinen Vogel geschlachtet. Die Lehre daraus ~ die sich auch immer wieder bestätigte ~ einfach mal etwas zu fotografieren, ist nicht immer möglich. Oft steht regelrecht jemand auf der Lauer, der dann kassieren will. Auch wenn es geizig erscheinen mag, aber wenn es mir trotz aller Aufmerksamkeit wieder passierte, habe ich halt vor den verdutzten Augen des- oder derjenigen das Bild wieder gelöscht, denn zahlen wollte und will ich nicht für so ein käufliches Motiv. Wie schön, dass wenigstens unsere Bootseigentümer und Gastgeber sich nicht jedes einzelne Foto zusätzlich bezahlen ließen, sondern geruhsam und gemütlich mit uns auf ihrem Fluss dahintuckerten.

Die Landschaft und das sanfte Dahingleiten auf dem Fluss war einfach spektakulär. Ich sagte es bereits bei der Yangzi River Tour, dass es mir hier besser gefiel, als auf dem riesigen Fluss. Wir waren einfach hautnaher dran am Geschehen, denn nur ein paar Zentimeter trennten uns vom nassen Element. Und wenn uns ein größeres Schiff entgegenkam oder überholte, mussten wir wegen der überschwappenden Wellen die Füße heben, damit sie trocken blieben. Es war schon urig, wenn das Wasser mal eben so über das Floß schwappte und nur noch das hochgebogene Vorder- und Hinterstück aus dem Wasser herausschaute. Dann war U 472 auf Tauchfahrt. Nicht umsonst hatte der Skipper Gummistiefel an. Auf diese Weise müsste man mit (s)einer Liebsten den ganzen Fluss befahren, abends am Ufer sein Zelt aufbauen, den Pyromanen rauslassen und ein Feuerchen entfachen, einen Wasserbüffel fürs Abendbrot erlegen und einfach nur durch die Gegend schippern. Das wär's doch.

Auf dem Hulong River am nächsten Tag ~ dem wir per Fahrrad unsere Aufwartung machten ~ war es ähnlich, nur dass hier jegliche Art von Motor verboten war, und die Boote gestakt wurden und dass es immer wieder kleine Staustufen gab, die das Boot mit uns oder auch ohne uns zu bewältigen hatte.
„Bamboo Boat Rafting“ nannten sie das. Wir standen dann mehr oder weniger wackelig auf dem Damm und warteten, bis unser Skipper das Boot darüber hinweg bugsiert hatte oder mussten sogar mit anfassen, was nicht immer ohne nasse Füße abging. Allerdings waren Kevin und ich bei dieser Fahrt allein, da Pia und Roberta eine andere Tour gebucht hatten.

Tja, was soll ich sagen, an Ende dieses Weihnachtsfestes war ich fast ein wenig traurig, dass es zu Ende war, zu schön waren die gemeinsamen Erlebnisse und die miteinander verbrachte Zeit. Und Dank Kevin war ich / waren wir an Orten, an denen normale ausländische Touristen (zu denen ich mich ebenfalls zähle) einfach nicht zu finden sind, da sie diese Stellen nicht finden. Es war China in Reinstform.
Wenn ich nur daran denke, wie wir mit dem Fahrrad weiter fahren mussten, als es mit dem Bambusboot nicht mehr weiter ging. Wir waren ~ nachdem wir in einem Jahrhunderte alten Gasthaus auf dem Land vorzüglich zu Mittag gespiesen hatten ~ an einem Punkt (einer Baustelle) angelangt, an dem jeder Einheimische Kevin etwas anderes auf seine Frage, wie wir weiterfahren sollten, erzählte. Also fuhren wir nach einigem Hin- und Hergegurke auf Grund der unterschiedlichen Aussagen einfach weiter auf einer sich im Bau befindenden schmalen Straße, um schließlich wieder am Fluss zu landen. Nur das es hier keine Brücke gab. Kevins Vesuche, uns von jemandem auf der anderen Seite mit einem Bambusboot rüberzuholen zu lassen, scheiterten, vielleicht, weil gerade Siesta war oder aus anderen Gründen niemand Lust hatte, hin und her zu rudern.
Aber es gab in einiger Entfernung einen Damm, auf dem eine Überquerung möglich erschien, wir mussten nur den Weg dorthin durch die Plantagen und Felder finden. Ein Unterfangen, das nur gelingen konnte, weil Kevin jeden sichtbar auf den Feldern arbeitenden Landsmann laut schreiend nach dem Weg fragen konnte. Der führte dann im Zickzack und holperig und matschig kreuz und quer durch die gesamte Wallachei, bis wir schließlich mit verdreckten Rädern und Schuhen den Damm erreichten und tatsächlich den Fluss überqueren konnten. Ohne Kevin hätte ich keine Chance gehabt, diese Wege zu finden. Ja, ich war sogar eine ganze Weile der Meinung, dass uns da jemand gewaltig verarschen und in die Irre schicken wollte.

Und dann war auch schon wieder Weiterreise nach Nanning, in Richtung vietnamesischer Grenze angesagt, wobei ich auf den letzten Drücker erfuhr, dass mein Visum noch nicht fertig war, und ich ohne meinen Pass und das Visum fahren sollte. Ich würde in Nanning am Bahnhof abgeholt, ins Hotel gebracht, hieß es. Wohin mir dann mein dunkelweinrotes Büchlein nachgeschickt werden sollte ~ ich bin noch mit dem alten Pass unterwegs, da mir die neue Schikane stinkt, die die Amis initiert haben,und die unsere Regierung freudestrahlend aufgegriffen hat. Aber alter oder neuer Pass, ob da wohl in mir nicht gerade kleine Bedenken auftauchten, bei dem Gedanken daran, mein wichtigstes Reisedokument dergestalt im luftleeren chinesischen Raum hängen zu sehen?

 

Und so diskutierte ich mit Alice, der Sachbearbeiterin der Travel Agencie aufs heftigste und drohte ihr sämtliche Höllenqualen an, wenn da etwas schief gehen sollte. Aber es nützte alles nichts, Pass und Visum blieben erst einmal unerreichbar. Und darum beschloss ich, das Thema loszulassen und auf meine Erfahrungen mit der Yangtze Tour und Johns Planung und Abwicklung zu bauen und bestieg am anderen Morgen ruhig und gelassen meinen Zug, um dann in Nanning festzustellen, dass mal wieder kein Schwein Englisch sprach, und ich somit auch nichts in Erfahrung bringen vermochte, was mich meinem Pass näher gebracht hätte.

Bis jemand an der Rezeption auf den Gedanken kam, jemanden anzurufen, der Englisch sprach. Und so redeten wir dann über drei Ecken miteinander und bekamen Stück für Stück geklärt, dass mir mein Pass mitsamt Visum abends gegen 21 Uhr ins Hotel gebracht werden würde. Tatsächlich kam er dann bereits um 18 Uhr, worüber ich natürlich alles andere als böse war, denn so wusste ich, dass ich am anderen Tag früh morgens gelassen den Bus besteigen konnte, der mich zur chinesisch / vietnamesischen Grenze bringen sollte. Und zwar auf einer autobahnähnlichen Straße, die genauso leer war, wie seinerzeit die Autobahnen in den baltischen Ländern. Und das, obwohl hier ansonsten alle Straßen überquollen. Unser Bus war nahezu das einzige Fahrzeug, das zur Grenze wollte. Weiter als zur Grenze ging es eh nicht, weil der Bus nicht rüber durfte. Und so war dann hier nach 58 Tagen die Endstation auf chinesischem Boden erreicht und es hieß nun endgültig:

 

Zaizijen (Auf Wiedersehen) China

 

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